kurze Kontrolle ergab, dass Fallenday tatsächlich nicht in seiner Unterkunft war und auch sonst unauffindbar blieb. Nur er konnte der Täter sein.
Die systematische Suche begann, und es dauerte nicht lange, bis man Fallenday entdeckte und nach kurzer Gegenwehr festnahm.
Das Verhör blieb ohne Resultat. Fallenday beteuerte immer wieder seine Unschuld und behauptete, »irgend etwas« habe ihn dazu getrieben, den Roboter zu vernichten und Ramsodes zu erschlagen.
Noch während Fallenday von den Psychiatern untersucht wurde und Rhodan sich den Vorfall in allen Einzelheiten schildern ließ, trafen neue Meldungen aus allen Sektionen der SOL ein, die darauf schließen ließen, dass gewisse Veränderungen in der Mentalstruktur einiger Besatzungsmitglieder stattfanden. Fallenday schien demnach kein Einzelfall zu sein, wenn auch kein weiterer Mord mehr registriert wurde.
Rhodan wusste sofort, dass es sich nicht um einen Zufall handeln konnte. Der Gedanke, dass ein Zusammenhang mit dem Einbau des Beraghskolths bestand, erschien ihm absurd, aber tief im Unterbewusstsein blieb doch der Verdacht. Er würde mit Dobrak darüber diskutieren müssen, doch im Augenblick hatte er genug damit zu tun, das Geschehen an Bord der SOL wieder unter Kontrolle zu bekommen.
In den Lagerräumen hatte es eine Explosion gegeben, ohne dass eine Ursache dafür gefunden werden konnte. Ein junger Offizier, der zum Hangarpersonal gehörte, schleuste sich mit einem der Beiboote aus und raste in den Trümmergürtel der energetischen Blase hinein, als lege er es darauf an, gegen eines der herumtreibenden Wracks zu prallen und vernichtet zu werden. Nur der blitzschnell eingeschaltete Traktorstrahl der SOL konnte das Beiboot im letzten Augenblick erfassen und es in den Hangar zurückbringen.
In einer der Schulen setzten die Jungen ihre Lehrer fest und schlossen sie ein. Dann schlugen sie das Mobiliar des Unterrichtsraums kurz und klein, ehe sie vom Aufsichtspersonal überwältigt werden konnten. Sie waren übrigens später wochenlang damit beschäftigt, den Schaden wieder gutzumachen.
Kurzum, es geschahen Dinge, die noch vor Stunden als unmöglich gegolten hätten, und noch während Rhodan die Berichte studierte, versammelten sich einige ältere Offiziere in der Messe, um die Lage zu beraten. Rhodan hatte sein Kommen zugesagt.
»Das hat alles mit dem Ding zu tun, das sie aus der anderen Galaxis holten, mit diesem überdimensionalen Rechner«, sagte ein ergrauter Major, der die Sonne und die Milchstraße noch gekannt hatte. »Die Leute spielen erst seit dem Augenblick verrückt, in dem es an Bord gebracht wurde. Wir sollten das Rhodan klipp und klar sagen und ihn zu einer Entscheidung zwingen.«
»Zu was für einer Entscheidung?«, fragte ein Techniker von hohem Rang.
»Wir müssen auf den Einbau verzichten und nach anderen Mitteln suchen, die uns das Durchqueren eines Dimensionstunnels erlauben. Vielleicht hilft auch eine Abschirmung – nur: welcher Art muss sie sein?«
»Sechsdimensional und hochenergetisch«, vermutete jemand, der in der Physikalischen Abteilung eine Menge zu sagen hatte. »Wir hatten bisher noch keine Zeit, die Arbeitsweise des Beraghskolths zu studieren und zu analysieren, aber eine Gegenreaktion müsste auf dieser Arbeitsweise basieren. Doch, um ehrlich zu sein, ich glaube nicht so recht an einen Zusammenhang des jetzt stattfindenden Zusammenbaus und der Veränderung unserer Psyche. Haben denn auch wir, die wir hier versammelt sind, uns verändert?«
»Vielleicht werden nur labile Charaktere angegriffen«, vermutete der Major. »Dagegen ließe sich etwas unternehmen.«
»Das Übel muss an der Wurzel beseitigt werden!«, ließ sich der Techniker vernehmen. »Das Beraghskolth muss raus aus der SOL!«
Rhodan, der den Raum betreten hatte, sagte noch von der Tür her: »Keine übereilten Entscheidungen, wenn ich bitten darf!« Er kam zum Tisch und setzte sich. »Ich habe Dobrak gebeten, an der Beratung teilzunehmen. Er wird bald hier sein. Bis dahin können Sie die Gelegenheit nutzen, mir Ihre Meinung darzulegen.«
Rhodan hätte sich nicht über eine mangelnde Beteiligung an der Aussprache beschweren können. Jeder wollte zu Wort kommen und keiner sparte mit guten Ratschlägen. Alle waren sich darin einig, dass nur das Beraghskolth die Ursache des Übels sein konnte.
Dann erschien der Kelosker.
Man hatte sich schon lange an seinen Anblick gewöhnt, und es gab in der SOL wohl niemand mehr, der den Fehler begangen hätte, fremde Lebewesen nach ihrem Aussehen zu beurteilen. Dobrak stellte seinen kleinen Translator auf den Tisch, rückte zwei Stühle zurecht, und setzte sich, obwohl er sicherlich bequemer gestanden hätte. Aber wenn er stand, überragte er die sitzenden Terraner um fast anderthalb Meter. Und wenn möglich, dann versuchten die Kelosker höflich zu sein.
Rhodan fasste die Bedenken seiner Ratgeber zusammen und bat den Rechenmeister um seine Meinung. Dobrak sagte: »Auch die Spezialisten der Nacht, Olw und Py, haben gewarnt. Allerdings sehen sie die Hauptgefahr nicht in sechsdimensionaler Energieabstrahlung, die lebende Gehirne beeinflussen kann, sondern mehr in der Tatsache, dass den Zgmahkonen die Erbeutung des Beraghskolths nicht verborgen geblieben sein kann. Sie werden die technische Möglichkeit besitzen, es zu orten. Damit besteht die Gefahr, dass sie auch die SOL finden und angreifen.«
»Was sollen wir tun? Gibt es keinen anderen Weg, mit unserem Schiff den richtigen Tunnel zu durchqueren und in unsere eigene Galaxis zu gelangen?«
Dobraks Gesicht blieb scheinbar ausdruckslos.
»Die SOL ist zu groß, einen anderen Weg zu versuchen. Nur das Beraghskolth garantiert die ungefährliche Passage. Es absorbiert die schädlichen Energien überdimensionaler Ausbrüche – einfach gesagt. Wir müssen es einbauen!«
Ein allgemeines Gemurmel der Anwesenden legte Zeugnis von der aufgestauten Erregung ab, die sich Luft zu machen versuchte. Zu der allgemeinen Gefahr kam nun auch noch die Aussicht, von den Zgmahkonen geortet und angegriffen zu werden. Sie waren eins der sieben Konzilsvölker, von denen bisher allerdings nur sechs bekannt waren. Sie beherrschten die Dimensionstunnels und die Ausgänge zu den anderen Galaxien – und sie waren nicht gerade zimperlich, wenn es darum ging, ihr Ziel zu erreichen.
»Ich bin ebenfalls davon überzeugt!«, rief Rhodan und beendete damit die allgemeine Aussprache, indem er auf den Kelosker deutete. »Dobrak hat recht! Das Beraghskolth muss in der SOL untergebracht werden, oder wir sind dazu verurteilt, für alle Zeiten in der Rute zu bleiben, möglicherweise in diesem Dakkardim-Ballon, der nur einen sehr unsicheren Schutz bietet. Nach genauem Studium der einlaufenden Berichte ist festzustellen, wer von der Mannschaft gefährdet ist. Er muss isoliert werden. Die von der Energieabstrahlung verursachten Detonationen in der SOL ...«
Das laute Summen des Interkoms unterbrach ihn. Die Computerzentrale meldete sich.
»Der Rechenverbund aus SENECA und Shetanmargt zeigt erhebliche Störungen. Die Resultate sind ungenau. Wir haben mechanische Computer eingesetzt. Wir erbitten weitere Anweisungen.«
Rhodan warf Dobrak einen fragenden Blick zu, versprach in wenigen Minuten zurückzurufen und sagte: »Was bedeutet das, Dobrak? Welchen Einfluss kann das Beraghskolth auf SENECA nehmen? Kann es unser Bordgehirn zerstören?«
»Es wäre möglich, aber ich glaube es nicht. Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine vorübergehende Störung durch Lahmlegung einiger Leiter. Sobald der Einbau beendet ist, hören die Nebenwirkungen auf. Wir dürfen nur nicht zuviel Zeit verlieren.«
»Hoffen wir alle, dass es nicht mehr ist. Ich persönlich bin in jedem Fall für die Fortsetzung der Arbeiten am Beraghskolth, nur müssen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Darum kümmere ich mich, während Dobrak, Olw und Py mit unseren Technikern den Zusammenbau beschleunigen. Gibt es noch Einwände oder Vorschläge, meine Herren?«
»Wir warten auf die Anweisungen«, sagte der Major.
*
Törn, der sich ebenfalls an der Revolte gegen die Lehrer beteiligt hatte, war von Bilda in seinem Zimmer eingesperrt worden, nachdem er keine Reue gezeigt hatte. Inzwischen waren weitere Informationen über Interkom durchgegeben worden. Sicherheitskommandos durchkämmten das Schiff und isolierten