hatte den Dienst im Observatorium übernommen und die Verbindung zum Orterzentrum hergestellt. Der große astronomische Bildschirm war in zwei gleiche Teile aufgespalten worden. Auf der einen Hälfte wurde das projiziert, was die weitreichenden Positronenteleskope heranholten, und auf der anderen erschienen die Echos der Orterzentrale.
Beide optischen Eindrücke waren naturgemäß sehr unterschiedlich.
So erschien auf dem astronomischen Schirm der Großteil aller in der rutenförmigen Kleingalaxis vorhandenen Sterne als mehr oder minder hell leuchtende Punkte. Rhodans Wissenschaftler hatten die Zahl aller hier vorhandenen Sterne auf dreitausend geschätzt. Im Vergleich dazu gab es nur wenige Planeten, nämlich dreiundsechzig. Nur mit Hilfe von SENECA hatte man die Anzahl der Planeten so exakt berechnen können, ohne jene der Sterne genau zu kennen. Das Bordgehirn benutzte dazu die unsichtbaren Reflexionen der Massetaster.
Über Interkom sagte der Chef der Orterzentrale: »Leutnant Karwanter, es wäre gut, wenn Sie meine Beobachtungen überprüften und mir das Resultat bestätigten. Wie Sie sehen können, haben wir einige Echos auf dem Schirm. Diese Echos bleiben nicht stationär, sondern verändern ständig ihre Positionen, und wie mir scheint, nach einem ganz bestimmten System. Wenn sich Ihre Vermutungen mit meinen decken, erhalten wir auch ohne das gestörte Robotgehirn ein Resultat.«
»Ich werde mich bemühen«, versprach Karwanter und begann mit den Beobachtungen, obwohl er ständig über seinen Sohn nachdenken musste, und nicht nur über ihn. Das Generationenproblem der SOL beschäftigte ihn mehr, als er zugeben wollte, und das nicht erst seit heute.
Die Echos auf dem Schirm wanderten quer durch die Rute, von einem Rand zum anderen, dann änderten sie die Richtung und wurden kleiner und wieder größer, was nur bedeuten konnte, dass sie sich von der SOL entfernten und sich ihr dann wieder näherten.
Es war, als suchten sie etwas, das sie nicht sehen konnten.
»Sie sollten Rhodan unterrichten«, sagte Karwanter, nachdem er der Orterzentrale seine Vermutung mitgeteilt hatte.
»Ihr Ergebnis deckt sich mit dem meinen«, erhielt er zur Antwort. »Die Zgmahkonen erinnern mich an Jäger, die ihre Beute zwar wittern, sie aber weder sehen noch hören können. Außerdem beweist die Schematik einwandfrei, dass sie sich ihrer Sache durchaus nicht sicher sind. Aber Sie haben recht: ich werde den Chef von unseren Beobachtungen unterrichten. Ich informiere Sie, sobald ich neue Anweisungen erhalte.«
Karwanter nutzte die Ruhepause, sich mehr den astronomischen Beobachtungen zu widmen, obwohl dabei nichts Neues zu erwarten war. Sie interessierten ihn mehr als die Ortungen, die im Endresultat Angelegenheit der Sicherheitsabteilung waren. Seine Aufgabe war es lediglich, die astronautischen Koordinaten zu bestimmen.
Er war allein im Observatorium und erschrak naturgemäß, als dicht bei ihm, nur wenige Meter entfernt, aus dem Nichts heraus plötzlich der Mausbiber Gucky materialisierte und dann zum nächsten Sessel watschelte, um sich dort niederzulassen.
»Hallo, Leutnant«, sagte er piepsig. »Freut mich, Sie persönlich kennenzulernen.«
»Hallo«, erwiderte Karwanter etwas verblüfft. Er wusste, welche Sonderstellung der nur hundert Zentimeter große Außerirdische genoss, abgesehen von der Tatsache, dass er ein hervorragender Mutant war – Teleporter, Telepath und Telekinet. Und schließlich, das wusste Karwanter noch aus der Schule, war der Mausbiber »von Anfang an« dabei gewesen.
Gucky rekelte sich und sah auf den geteilten Bildschirm.
»Rhodan wird gerade von der Orterzentrale informiert, und da ich rein zufällig Ihre Gedanken empfing, dachte ich mir, schau doch mal nach. Ja, und da bin ich! Sie meinen also, die Zgmahkonen können uns orten? Wir strahlen Energie ab, die sie empfangen ...?«
Karwanter begann, sich von seiner Überraschung zu erholen.
»Ja, das nehme ich logischerweise an. Wir können sie ja schließlich ebenfalls orten, wenn auch mit anderen Methoden – aber wissen wir denn, welche sie anwenden?«
»Keine Ahnung«, gab der Mausbiber zu. »Aber ich nehme an, dass in unserem Fall dieses Bera... Beraghs... kolth schuld daran ist.« Er stierte einige Sekunden blicklos vor sich hin, dann nickte er so heftig, dass seine bepelzten Ohren wackelten. »Nun, was habe ich gesagt? Rhodan vermutet es auch gerade und will Dobrak fragen. Gleich wissen wir es.«
Karwanter wusste natürlich, dass es Telepathie und Gedankenübertragung gab, aber das echte Erlebnis war doch überwältigend für ihn. Gucky war in der Lage, die Gedanken eines jeden in der SOL zu empfangen und – wenn er das wollte – im Bruchteil einer Sekunde zu ihm zu teleportieren.
Als der Schirm des Interkoms aufleuchtete, sagte der Mausbiber: »Das ist die Orterzentrale. Sie wird bestätigen, was ich behauptete.«
Und genauso war es dann auch.
Als die Verbindung unterbrochen wurde, fragte Karwanter: »Darf ich mich erkundigen, warum ...?«
»Ich weiß schon, was Sie wissen wollen, Leutnant. Nein, es ist kein Zufall, dass ich hier bin. Aber es war Zufall, dass ich von der Revolte der Schulkinder erfuhr. Ich habe mich darum gekümmert, und es ist tatsächlich so, wie man vermutet: dieses Bera..., also dieses Ding hat Schuld. Vielleicht hören die hyperdimensionalen Einflüsse auf, wenn man es erst einmal richtig installiert hat, aber bis dahin ist mit Überraschungen zu rechnen.«
»Was habe ich mit den Schulkindern zu tun?«
»Törn!« Gucky rutschte aus dem Sessel und spazierte in dem Observatorium hin und her. »Er kennt mich nicht persönlich, aber ich ihn. Es gehört zu meinen Aufgaben, unauffällig über die junge Generation zu wachen. Dabei fiel mir Törn auf, und ich wurde so etwas wie sein Schutzengel. Dann trat die Veränderung ein, obwohl er sich schon immer gefragt hatte, ob die ›Alten‹ auf dem richtigen Kurs waren, wenn sie die Milchstraße suchten. Doch das taten seine Kameraden auch, also keine Besonderheit. Nun aber war er einer der Radikalsten, als es darum ging, sich selbst zu bestätigen. Frei von jeden Hemmungen reagierte er sich gründlich ab. Nun hockt er eingeschlossen in seinem Zimmer und fühlt sich ungerecht behandelt. Und vor der Tür sitzt eine gewisse Bilda Karwanter und macht sich Vorwürfe. Dabei hat sie recht getan, die Gute ...«
»Vielleicht sollte ich mich darum kümmern ...«
Gucky winkte ab.
»Keine Sorge, Leutnant ... ah, Sie heißen also Shake? Gut, das ist einfacher. Sie können mich Gucky nennen. Es ist meine Aufgabe, auf die Kinder zu achten, und das werde ich tun. Bleiben Sie hier, bis Ihr Dienst beendet ist. Ich bin sicher, wir sehen uns wieder. Und noch etwas: Ich mag Törn besonders gern, deshalb war ich bei Ihnen.«
Ehe Karwanter etwas erwidern konnte, entmaterialisierte der Mausbiber und verschwand.
*
Py und Olw, die beiden Spezialisten der Nacht, bestätigten Dobraks Vermutung, dass die Zgmahkonen durch geheimnisvolle Strahlungen des Beraghskolths auf die SOL aufmerksam wurden. Sie rieten übereinstimmend zum Abbruch des Einbaus, fanden jedoch zu ihrer Überraschung in dem Kelosker einen Gegner.
»Das wäre ein Fehler!«, behauptete Dobrak. »Die Hälfte der Arbeit ist beinahe geschafft, abgesehen von der fast unglaublichen Tatsache, dass es überhaupt gelang, das Gerät zu entführen. Wir müssten Narren sein, gäben wir so kurz vor dem Ziel auf.«
Rhodan war ganz seiner Meinung, auch wenn er Komplikationen befürchtete. Er wusste aber, dass er das Risiko eingehen musste. Und so wie die Dinge jetzt aussahen, war die Entdeckung unvermeidlich. Früher oder später musste es zum Zusammenstoß mit den Zgmahkonen kommen.
»Man sucht nicht nur uns, sondern auch dieses Schiff«, erinnerte Olw unbeirrt. »Ich kenne die Zgmahkonen, denn schließlich stamme ich, wie auch Py, von ihnen ab. Sie werden sich eine solche Chance nicht entgehen lassen.«
»Sicher nicht«, gab Dobrak zu. »Aber sollen wir deshalb aufgeben? Die Terraner werden es niemals tun ...«
»Richtig!«, bestätigte Rhodan entschlossen. »Ich bitte euch, jetzt weiterzumachen, meine Techniker helfen euch. Ich kümmere mich