Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)


Скачать книгу

würde es wohl oder übel auf die harte Tour herausfinden müssen.

      11.

      AUCBURN

      Überraschungen

      Ein laues Lüftchen wehte über das Reservat und verstärkte den von Occnar Saddoryc beabsichtigten Eindruck einer pastoralen Idylle. Der Kommandant der AUCBURN schien keine Kosten und Mühen zu scheuen, um den Eindruck einer natürlichen Umgebung inmitten seines Raumvaters zu erzeugen.

      Und er schien sich für unangreifbar zu halten. Das Biotop wurde nicht stärker bewacht als andere Bereiche des Schiffes. Wahrscheinlich vermochte Saddoryc sich nicht vorzustellen, dass sich jemand den Deccars freiwillig näherte.

      Rhodan duckte sich hinter ein Gebüsch, als ihm ein leises Rascheln in seinem Rücken ins Ohr drang. Langsam drehte er sich um, doch es war nur eines der anderen Tiere, die das Reservat bewohnten. Es war ihm völlig fremd, war vielleicht einen halben Meter hoch und bewegte sich auf kräftigen Hinterläufen, während es die Vorderpfoten fast abwehrend ausstreckte. Dunkelbraune Augen musterten den Terraner und seinen bewusstlosen Anhang neugierig aus einem mausähnlichen Gesicht mit spitz zulaufender Schnauze. Es sah fast aus wie der evolutionäre Ahnherr eines Mausbibers, der an der Schwelle zur Intelligenz stand.

      Das Wesen verlor das Interesse an ihm und trollte sich, trippelte mit kleinen Schritten davon. Rhodan sah ihm eine Weile nach, dann widmete er sich wieder seiner Umgebung.

      Ein neuer Tag war angebrochen, und Dunkelheit lag über dem Reservat. Rhodan hatte Tenga in zwei Metern Höhe auf die Astgabel eines Baumes gebettet. Er hoffte, dass es keine Raubtiere gab, die den Siganesen als willkommene Abwechslung ihres Speiseplans sahen.

      Leise schlich er weiter, bis er einen Deccar unmittelbar vor sich sah. Majestätisch und träge zugleich trieb das Geschöpf in der schwachen Brise.

      Rhodan wusste nicht, ob diese Geschöpfe überhaupt schliefen, vermutete es aber. Es schien nicht mitzubekommen, was in seiner Umgebung vorging.

      Rhodan bemerkte neben dem Deccar eine Bewegung. War es möglich, dass er so rasch Glück hatte?

      Tatsächlich: Es war Klingsor Too, der immer wieder stehen blieb, die helle Haut des Tiers in Augenschein nahm und sie gelegentlich tätschelte, in etwa mit der Zurückhaltung und dem Einfühlungsvermögen, mit dem ein Oxtorner einem Haluter einen freundschaftlichen Klaps gegeben hätte.

      Rhodan wartete, bis Too ihm den Rücken zudrehte, sprang dann aus seiner Deckung auf, war bei dem Deccar-Reiter, bevor dieser reagieren konnte, und nahm ihn in den Würgegriff.

      Too reagierte blitzschnell, erschlaffte zum Schein, packte Rhodans Hand und zog daran. Rhodan musste seinen Griff lockern.

      Der Deccar-Reiter holte mit dem Ellbogen aus und versetzte Rhodan einen wuchtigen Hieb in die Rippengegend. Während Rhodan nach Atem rang, befreite Too sich vollends aus dem Griff, wirbelte herum und betrachtete Rhodan erstaunt.

      Er hatte eine Kampfhaltung eingenommen, die Rhodan verblüffend an gewisse Bewegungen der Dagorkunst erinnerte, die er oft genug mit Atlan eingeübt hatte.

      Aber Too griff nicht an. Abwartend stand er da, breitbeinig, die Arme leicht gespreizt, die Finger gekrümmt, sodass er sie sofort zur Faust schließen konnte.

      »Wer bist du?«, fragte er. »Ich habe gehört, dass du geflohen bist. Das halbe Schiff sucht nach dir. Weshalb bist du hierhergekommen?«

      Perry Rhodan atmete tief ein. »Ich bin Perry Rhodan.«

      Too lachte. »Etwas Dümmeres fällt dir nicht ein? Nach fünfhundert Jahren tauchst du einfach so aus dem Nichts auf? Kannst du das beweisen? Zeig mir deinen Zellaktivator!«

      Rhodan lächelte leicht. »Wenn du das eiförmige Gerät meinst, das ich von ES erhalten habe, muss ich dich leider enttäuschen. Es wurde schon vor langer Zeit durch einen Chip ersetzt, der in meine Schulter transplantiert wurde.«

      Too blieb misstrauisch. »Du scheinst deine Hausaufgaben gemacht zu haben.«

      »Wie soll ich beweisen, dass ich der bin, der zu sein ich behaupte?«

      »Kaum einer ist der, der zu sein er vorgibt.«

      Was hatte diese kryptische Aussage zu bedeuten? Wollte Too sich nur interessant machen, oder steckte mehr dahinter? »Was soll das heißen?«

      »Du kannst genauso wenig beweisen, dass du Perry Rhodan bist, wie ich beweisen kann, dass ich kein On-Pirat bin, sondern für den Nachrichtendienst Ephelegon arbeite.«

      Rhodan sah ihn erstaunt an. Too hielt dem kritischen Blick stand und erwiderte ihn geradeheraus.

      Sprach er die Wahrheit? Der NDE war der Nachfolger des TLD, des Terranischen Liga-Diensts, der vor fünfhundert Jahren aktiv gewesen war. Erst jüngst hatte Rhodan zwei Agenten des NDE kennengelernt, Kondayk-A1 und Cyprian Okri. Auf sie setzte er seine gesamte Hoffnung, was ihr weiteres Vorgehen betraf.

      »Ach?«, sagte Rhodan etwas spöttisch. »Dann hast du dich einfach so bei den Onryonen eingeschlichen?«

      »Das war kein großes Problem. Schon vor Jahrhunderten haben sich etliche Terraner diesen On-Piraten angeschlossen, ursprünglich wohl, um dem Weltenbrand zu entkommen und im Linearraum zu leben.«

      Rhodans Gedanken rasten. »Falls das wirklich stimmt, was du natürlich nicht beweisen kannst ... warum erzählst du es mir?«

      »Weil die Cairaner dich haben wollen. Und wenn sie dich haben wollen, bist du auch für den NDE sehr interessant.«

      Dass die Cairaner auf der Suche nach ihm waren, war noch kein Beweis für die Schlüssigkeit von Toos Argumentation. Wahrscheinlich hatte Kommandant Saddoryc es an Bord der AUCBURN hinlänglich bekannt gemacht. Dafür sprach zudem, dass mit Paroshat Klaik ein prominenter Cairaner an Bord des Raumvaters gekommen war.

      Die einzelnen Teile des Puzzles fielen nun zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen. Tenga hatte zwar behauptet, dass dieser Besuch schon länger geplant gewesen war, aber vielleicht hatte Klaik erst vor Kurzem erfahren, dass Saddoryc Rhodan ergriffen hatte, und war mit der Vitalenergie-Transfusion als Belohnung an Bord gekommen, um ihn abzuholen. Als er in der Zelle gesessen hatte, hatten seine Wächter davon gesprochen, dass Saddorycs Beute sehr wertvoll war.

      Und diese Beute war er.

      »Ach?«, sagte Rhodan. »Ist das so? Das könntest du auch von den Onryonen erfahren haben. Wenn ich dir glauben soll, musst du schon mit besseren Informationen herausrücken.«

      »Die Cairaner haben mit ihrem Geheimdienst, dem Cairanischen Panarchiv, die On-Piraten unterwandert. Ihre Leute, die CP-Agenten, sind überall. Soweit ich weiß, sollen über einhundert Schiffe der On-Piraten vom Panarchiv beauftragt worden sein, dich aufzuspüren.«

      »Über einhundert Schiffe? Das kommt mir etwas hoch gegriffen vor.«

      »Bei Weitem nicht alle davon sind große Raumväter ...«

      Rhodan ließ die Information auf sich wirken.

      »Dazu haben die Cairaner den Onryonen spezielle Ortungsgeräte überlassen«, fuhr Klingsor Too fort, »mit deren Hilfe dein Zellaktivator im Linearraum geortet werden kann.«

      Rhodan zog die Brauen hoch. »Dann dürftest du keine Zweifel an meiner Identität mehr haben.«

      »Keine allzu großen«, schränkte der Deccar-Reiter ein.

      Perry Rhodan breitete die Arme aus. »Wie kann ich deine Zweifel ausräumen.«

      Too grinste breit. »Gar nicht. Aber ich habe beschlossen, dir zu vertrauen. Glaubst du, sonst würde ich dir das alles einfach so erzählen?«

      *

      »Also gut«, sagte Rhodan. »Dann nehme ich dir auch ab, dass du ein Agent des Nachrichtendiensts Ephelegon bist. Was kannst du mir über diese Schiffe verraten?«

      »Die meisten von ihnen sind im Bereich des Orionarms und in jenem