belegt.
Rassen im Portait: 8 Yokohama-Küken, 9 Seidenhuhn-Küken, 10 Ostfriesische Zwerg-Möwe und 11 Steinpiperl
Schwere, träge Hühnerrassen, wie Brahma, Cochin oder auch Mechelner, können hohe Sitzstangen wegen ihres schlechten Flugvermögens und ihres ungünstigen Schwerpunkts häufig nicht erreichen – falls doch, kann es schon mal sein, dass sie sich anschließend nicht mehr hinuntertrauen. Für sie sollte man unbedingt einige bodennahe und zudem etwas breitere Sitzstangen montieren. Nicht selten verbringen solche Rassen die Nacht aber ohnehin lieber an einem geschützten ebenerdigen Plätzchen, wie beispielsweise einem bodennahen Legenest. Wir haben es hier also anscheinend mit den verschiedensten Verhaltensweisen zu tun, aber letztlich sind diese nur rassebedingt und jedes Huhn sucht einfach nur Schutz für die Nacht.
Was für die nächtliche Schlafgelegenheit im Stall gilt, gilt grob auch für die Ruhezonen, die die Hühner tagsüber im Freilauf aufsuchen wollen. Am liebsten suchen Haushühner, wie ihre wilden Vorfahren, für ihre kleine Pause zwischendurch den Schutz von Gehölzen auf. Eine Sitzstange, zwischen zwei Sträuchern montiert, hat daher besonders viel Potenzial, ihr Lieblingsplatz zu werden.
Glückliche Hühner erkennen
Sind die Hühner mit Scharren, Sandbaden und Futtersuche beschäftigt und haben von uns einen „Lebensraum“ bekommen, in dem sie sich sicher fühlen, ist das schon unglaublich viel wert. Damit ein „Happy Huhn“ dauerhaft happy bleibt, spielen noch viele kleinere Faktoren eine Rolle, wie die Gruppenzusammensetzung, Größe und Einrichtung des Stalls, die Qualität des Freigeheges, ein guter Gesundheitszustand und, nicht zuletzt, auch wie der Halter mit seinen Tieren umgeht. Das alles sind Themen, die im Lauf des Buches von mir in anderen Zusammenhängen aufgegriffen werden. Hier soll es jetzt noch darum gehen, wie man glückliche Hühner erkennen kann. Vögel haben nicht die Möglichkeit, wie wir Menschen oder beispielsweise auch Hunde, ihre Stimmung mithilfe facettenreicher Gesichtsausdrücke deutlich zu machen. Ihre Mimik wirkt auf uns eher maskenhaft und es braucht daher anfangs etwas Übung, bis man ihr Befinden einschätzen kann. Am meisten Aufschluss über ihr Wohlbefinden kann uns das Verhalten in Kombination mit Lauten geben.
Die Hühnersprache
Hühner haben, wie die meisten Vögel, ein erstaunlich umfangreiches Repertoire an Lauten für die Kommunikation zur Verfügung. Erfahrene Halter können anhand des Gackerns sofort sagen, in welcher Stimmung sich ihre Tiere gerade befinden. Vom ruhigen, lang gezogenen Gackern, das einem Huhn entfährt, wenn es sich gerade genüsslich im Sandbad ausstreckt, über das minutenlange aufgeregte Gegackere nach der Eiablage bis hin zu den kurz gezogenen schrillen Warnlauten, die ein aufmerksames Huhn ausstößt, wenn sich ein Raubvogel am Himmel zeigt, ist alles Mögliche dabei. Manche Laute bekommt man als Halter nur unter bestimmten Umständen zu hören, so gibt etwa eine Glucke während ihrer Mutterschaft spezielle Töne von sich, die nur dazu dienen, das Verhalten ihrer Kinderschar zu steuern. Es gibt einen Laut, der den Sprösslingen signalisiert, dass sie Futter entdeckt hat, aber auch beispielsweise einen, der Gefahr signalisiert und die Kleinen dazu bringt, sich umgehend unter ihre schützenden Flügel zu begeben. Hühnerhalter, die einen Hahn besitzen, werden eine ungleich höhere Vielfalt an Lautäußerungen bei ihren Tieren bemerken können als solche, die ihre Hennen ohne Hahn halten. Hähne kommunizieren fast ständig mit ihren Damen, warnen sie, rufen sie zum Futter oder schelten sie bei Ungehorsam. Sie erinnern dabei sogar ein bisschen an die Glucke mit ihrer Kükenschar. Umgekehrt konnte ich bei meinen eigenen Hühnern aber auch schon beobachten, dass die ranghöchste Henne den Hahn mit einem speziellen Gackerton herbeirufen kann.
So richtig aufschlussreich würde die Hühnersprache für den Halter erst dann, wenn er all die unterschiedlichen Lautsignale in Kombination mit der Körpersprache des Tiers richtig zuordnen kann.
Ein sonnenbadendes Huhn gackert tief und lang gezogen und streckt sich dabei flach auf dem Boden aus, wie man es sonst nur von Katzen so kennt, die als Meister im „Chillen“ gelten. So ein Sonnenbadehuhn wirkt in dem Moment rundum zufrieden und tiefenentspannt, und wer würde daran zweifeln, dass es glücklich ist? Solche Beispiele könnte ich viele nennen, aber ich denke, Sie haben bereits verstanden, worauf ich hinausmöchte. Hühner können definitiv Freude an ihrem Leben haben oder eben auch nicht. Es liegt in unserer Hand, denn wir Halter tragen die Verantwortung für unsere Tiere.
Die Hühnertherapie
Glückliche Hühner zu halten ist auch für den Halter ein Vergnügen, sofern dieser ein mitfühlender und begeisterungsfähiger Charakter ist und offen für die Bedürfnisse seiner Mitlebewesen. Ich nehme an, dass Sie so jemand sind, denn Sie haben sich von meinem Buch angesprochen gefühlt. Zeit mit Hühnern zu verbringen und sie zu beobachten macht Spaß, erdet nach einem stressigen Tag und kann dabei erstaunlich kurzweilig sein. Man muss aber nicht selbst Hühner halten, um solche Glücksmomente zu erfahren. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Therapiehühner, die an verschiedenen Orten auf der Welt regelmäßig zum Einsatz kommen. Besonders für Furore gesorgt hat ein Video aus Australien, das Hühner zeigt, die in einem Altenheim erfolgreich als gefiederte Therapeuten im Kampf gegen die Auswirkungen der Demenz eingesetzt werden. Demenz lässt sich zwar nicht heilen, aber erste Studien belegen bereits, dass der regelmäßige Besuch von Hühnern sich ebenso positiv auf die Heimbewohner auswirkt, wie es auch von Katzen und Hunden bekannt ist. Unvergessen ist für mich die Szene, in der es sich eine Henne im Ablagekorb eines Rollators gemütlich gemacht hatte und sich ganz relaxt von einem betagten Herrn durch die Flure des Wohnheims schieben ließ. „Sie macht das bei jeder Hühnertherapiestunde so“, weiß der Mann freudig im Interview dazu zu berichten. Wie sagte einst Theodor Fontane: „Uns gehört nur die Stunde. Und eine Stunde ist, wenn sie glücklich ist, viel.“
Die Fotos zeigen Menschen mit den jeweiligen Hühnerrassen die sie mit Begeisterung züchten. Bilder 1 bis 8 zeigen die Rassen: 1 Yokohama, 2 Seidenhühner, 3 Steinpiperl, 4 Appenzeller Barthuhn, 5 Exchequer, 6 Sulmtaler, 7 Sandschak Kräher und 8 Serama
Welches Huhn passt zu mir?
Die Rassevielfalt des Haushuhns ist beeindruckend breit gefächert und sie übertrifft womöglich sogar noch jene des Hundes, der üblicherweise immer als Beispiel für die mannigfaltigen Wege der Tierzucht angeführt wird. Weltweit hat man es, grob geschätzt, mit 2500 verschiedenen Hühnerrassen und Landschlägen zu tun. Viele davon sind nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet von Bedeutung, andere werden in vielen Ländern rund um den Globus gezüchtet. Für Neueinsteiger, auf der Suche nach der idealen Hühnerrasse für den eigenen Stall, ist es erfahrungsgemäß kaum möglich, sich in kurzer Zeit einen Überblick zu verschaffen. Zu vielfältig sind die Möglichkeiten, zu groß die Verlockungen, ein Huhn rein nach seinem Äußeren auszuwählen.
Das Bewusstsein dafür, dass die verschiedenen Rassen jeweils ihre charakterlichen Eigenheiten haben, ist vielleicht die wichtigste Grundvoraussetzung, um mit einer bestimmten Entscheidungen glücklich zu werden.
Wer ein Huhn sucht, das viel legt, nicht fliegt, schnell zahm wird, nicht im Garten scharrt, nie krank ist und dabei auch noch schön aussieht, wird schnell enttäuscht sein, denn eine derart hohe Erwartungshaltung kann von keiner Hühnerrasse der Welt erfüllt werden. Schon allein die beiden Kriterien „viel legen“ und „nie krank“ schließen sich gegenseitig aus, denn je mehr eine Rasse legt, umso eher kommt es zu Beschwerden des Legeapparats und zu Mangelerscheinungen. Gerade in der tiergerechten Hühnerhaltung sollte es sich doch vorwiegend darum drehen, was