Jochen Müssig

Roadtrips Deutschland


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Park und in der Orangerie von Schloss Philippsruhe in Hanau, Mai bis August

      Marionettentheater. Das Theater im Marstall in Steinau bietet fast täglich Märchenaufführungen

      Rotkäppchenwoche. Im Juli/August im Schwälmer Land

      Wilhelmshöher Berg- und Lichterfest. Im September in Kassel

      Rattenfänger-Festspiel. Mai bis September jeden Sonntag in Hameln

      Musical Rats. Mai bis September jeden Mittwoch in Hameln

      Stadtmusikanten-Märchenspiel. Mai bis September jeden Sonntag auf dem Domhof in Bremen

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      Historische Bürgerhäuser säumen den großartigen Marktplatz der Hansestadt Bremen.

      Auf den Spuren der Brüder Grimm

      An der Mündung der Kinzig in den Main liegt die einstige Residenzstadt Hanau, in der Jacob Grimm (1785–1863) und sein jüngerer Bruder Wilhelm (1786–1859) zur Welt kamen. Am Marktplatz, direkt vor dem barocken Rathaus, steht das Standbild der berühmten Brüder. Jahre ihrer Kindheit verbrachten sie in Steinau an der Straße im damaligen Amtshaus, einem prachtvollen Fachwerkgebäude, das heute als Gedenkstätte und Museum eingerichtet ist. Hübsch anzusehen ist der Brunnen mit den Märchenfiguren, und auch in der Marionettensammlung von Schloss Steinau findet man Schneewittchen, den Gestiefelten Kater und all die anderen. In Alsfeld, dem mauerumgürteten Fachwerkstädtchen mit dem mittelalterlichen Stadtbild, lädt das Märchenhaus zum Besuch ein. Nicht nur die Kinder dürfen hier der Märchenerzählerin lauschen und die Puppenstubensammlung bestaunen!

      Nächste Station ist die alte Universitätsstadt Marburg, wo die Brüder Grimm Rechtswissenschaft studierten, aber mit bedeutend größerer Leidenschaft Privatstudien zur deutschen Sprache und Literatur betrieben. 1806 begannen sie mit ihrer Sammlung von deutschen Märchen und Sagen, die ihnen Weltruhm einbrachte. Die Grimmschen Handexemplare der beiden Bände Kinder- und Hausmärchen, erschienen 1812 und 1815, hat die UNESCO jüngst zum Weltdokumentenerbe erklärt.

      Verschlungene Wege nach Kassel

      Zwischen Marburg und Fürstenberg teilt sich die Märchenstraße in mehrere Routen. Eine führt nach Schwalmstadt im Schwälmer Land, das sich auch Rotkäppchenland nennt, gehört doch die rot geschmückte Kappe zur hiesigen Frauentracht. Und weiter geht’s von Hessisch Lichtenau hinein in den Naturpark Meißner-Kaufunger Wald, die sagenhafte Heimat von Frau Holle. An einer anderen Route liegt am Rand des Naturparks Kellerwald Bad Wildungen mit seinen Villen aus der Gründerzeit.

      Zum Stadtgebiet gehört das Schneewittchendorf Bergfreiheit mit Besucherbergwerk und Museum; es informiert über die historischen Hintergründe des Märchens und zeigt zur Freude der Kinder das zwergenhaft kleine Schneewittchenhaus. Auf beiden Reisewegen erreicht man Kassel, das drei Jahrzehnte lang der Lebensmittelpunkt der Brüder war. Im barocken Stadtpalais Bellevue, in dessen Nachbarschaft sie einst wohnten, ist das Brüder-Grimm-Museum mit einer Dauerausstellung zu Leben und Werk sowie Archiv und Forschungsinstitut eingerichtet. Eine Hauptquelle für die Grimmsche Märchensammlung war Dorothea Viehmann, deren Wohnhaus in Kassel-Niederzwehren noch steht.

      Persönlicher Tipp

      ZU FRAU HOLLE AUF DEM HOHEN MEISSNER

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      Nebel senkt sich im Reinhardswald, dem Schauplatz vieler Märchen und Sagen.

      Es war einmal ein gutes Mädchen, das von seiner bösen Stiefmutter gezwungen wurde, in einen tiefen Brunnen zu springen. Doch es ertrank nicht etwa, sondern landete in Frau Holles Welt hoch über den Wolken. Das Mädchen diente Frau Holle artig, schüttelte die Betten aus, woraufhin es auf der Erde schneite, und wurde zum Lohn mit Gold überschüttet, sodass es als Goldmarie heimkehrte. Die Stiefmutter schickte nun ihre eigene Tochter zu Frau Holle, doch weil sie unartig und faul war, wurde sie zur Strafe mit Pech übergossen und kehrte als Pechmarie heim … Von Frau Holle erzählte man sich schon vor über 1000 Jahren – einer der ältesten, auch heute noch weithin bekannten Mythen. Der Sage nach wohnt sie auf dem Hohen Meißner (754 m) bei Hessisch Lichtenau im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald. An der Ostflanke liegt mitten im Wald der idyllische Frau-Holle-Teich, der den Zugang zu Frau Holles Reich bilden soll und heute ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel mit Picknickplatz und Frau-Holle-Statue ist.

      An der Weser zu den Bremer Stadtmusikanten

      Wir passieren Hann. Münden, die schönste Fachwerkstadt im Weserbergland, und erreichen die mittelalterliche Sababurg. So märchenhaft erhebt sich das alte Gemäuer mitten im Reinhardswald, dass der Beiname »Dornröschenschloss« absolut passend ist. Ein kurzer Umweg führt von der Weser an die Diemel nach Trendelburg: Motive aus Grimms Märchen schmücken die Laternen des Fachwerkstädtchens, und in luftiger Höhe thront die Burg, von deren Turm einst Rapunzel ihr Haar herunterließ – so wenigstens erzählt man sich. In der Münchhausenstadt Bodenwerder dient das einstige Herrenhaus derer von Münchhausen, in dem der »Lügenbaron« 1720 geboren ist und auch seinen Lebensabend verbrachte, heute als Rathaus und Museum. Auf dem Brunnen davor zeigt eine Skulptur den fantasievollen Geschichtenerzähler, der als Offizier in russischen Diensten auch so manche reale Gefahr überstand, bei seinem Ritt auf einem halben Pferd.

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      Das Schweinedenkmal in der Bremer Sögestraße – Plattdeutsch für Sauenstraße

      Persönlicher Tipp

      ZU HASE UND IGEL NACH BUXTEHUDE

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      Der »Flethenkieker« am historischen Westfleth in der Märchenstadt Buxtehude

      Eine Seitenstrecke der Märchenstraße führt vor die Tore Hamburgs, nach Buxtehude, wo sich einstmals der Wettlauf zwischen dem schnellen, aber dummen Hasen und dem listigen Igel zugetragen haben soll. Aufgeschrieben hat das alte niederdeutsche Märchen zuerst der Heimatdichter Wilhelm Schröder, danach nahmen es die Brüder Grimm in ihren Märchenschatz auf. Mehr darüber erfährt man im Buxtehude-Museum für Regionalgeschichte und Kunst, das seinen Sitz in einem aufwendig gestalteten Fachwerkhaus hat. Einen Ehrenplatz im Stadtzentrum nimmt die liebenswürdige Hase-und-Igel-Skulptur ein. Buxtehude, am Rand des Alten Landes gelegen, erlebte seine Blütezeit im Spätmittelalter als Mitglied der Hanse. Um 1300 entstand die gotische Backsteinkirche St. Petri, um die sich enge Gassen gruppieren. Ein Stadtbrand im Jahr 1911 hat viel wertvolle historische Bausubstanz zerstört, aber am Westfleth beispielsweise kann man noch die traditionelle giebelständige Bauweise der Fachwerk- und Backsteinhäuser sehen.

      Nach einem Stopp bei Schloss Hämelschenburg, einem Glanzstück der Weserrenaissance, ist Hameln erreicht – mit seinen prachtvollen Fachwerk- und Steinbauten der Weserrenaissance und der bekannten Sage vom Rattenfänger ein Höhepunkt an der Märchenstraße. In der Altstadt begegnet man dem Rattenfänger allerorten, am Rathausbrunnen genauso wie im Rattenfängerhaus und beim Rattenfänger-Freilichtspiel. Es wird vor dem Hochzeitshaus aufgeführt, dessen Glockenspiel mehrmals täglich das Rattenfängerlied spielt. Dem Lauf der Weser folgend kommt man nach Bad Oeynhausen, wo in einer stilvollen Villa am Kurpark das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum seine umfangreichen Sammlungen zeigt. Letzte Station an der Märchenstraße ist die alte Hansestadt Bremen, deren tierische Stadtmusikanten als Skulptur vor dem grandiosen Rathaus (UNESCO-Welterbe) verewigt sind.

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