Kurt Mahr

Atlan 74: Das Imperium der Gauner


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ihm der Boden der restlichen Galaxis tatsächlich unter den Füßen brannte, entrichtete er eine »Einbürgerungsgebühr« von zehntausend Solar. Diese Zahlung berechtigte ihn, sich einen Monat lang als Staatsangehöriger des Freistaats Satisfy zu bezeichnen. Nach Ablauf des Monats musste er Satisfy entweder verlassen oder die Zahlung wiederholen.

      Sonnef hatte damit gerechnet. Sein gesamtes Barvermögen bestand zwar nur aus vierzehntausend Solar, aber er war so überzeugt, auf Satisfy eine Anstellung zu finden, die seinen »Fähigkeiten« entsprach und auch genügend Geld abwarf, dass er sich vom Großteil seiner Barschaft trennte, ohne darüber sonderlich traurig zu sein.

      Als nächstes brauchte er eine Unterkunft. Er fand sie in der Kuppel zwei, in einem obskuren, am Kuppelrand gelegenen Hotel, in dem die Übernachtung vierundzwanzig Solar kostete.

      Über diesen Verrichtungen waren mehrere Stunden vergangen, so dass es bereits gegen 15 Uhr war, als Harpy Sonnef, das Wiesel, sich dem imposanten Verwaltungsturm der Bank für Galaktische Freundschaftsgewinnung näherte, um Phoras von Chatron seine Aufwartung zu machen.

      Im Foyer des Bankgebäudes, in dem ein ausgesprochen dünner Kundenverkehr herrschte, wurde Sonnef von einem Uniformierten angehalten, der ihn nach seinem Anliegen fragte.

      »Ich suche Phoras von Chatron. Er erwartet mich«, log Sonnef frech.

      Der Wächter verzog das Gesicht zu einem gehässigen Grinsen.

      »Gut. Ich erkundige mich. Aber bei uns kommt man nicht so leicht damit durch, wenn man dumme Tricks versucht. Sie verstehen, was ich meine?«

      Sonnef verstand. Er zog die Hand aus der Tasche, und zwar so auffällig langsam, dass der Wärter unwillkürlich hinsehen musste. Zwischen zwei Fingern erschien das leuchtende Blau einer Fünfzig-Solar-Note.

      »Vielleicht ließe sich die Sache etwas gütlicher regeln?«, meinte das Wiesel.

      Das bullige Gesicht des Wächters blieb ungerührt. Lediglich die Augen leuchteten ein wenig.

      »Legen Sie noch einen zu, und ich habe Sie nicht gesehen«, erklärte er.

      Seufzend ließ Sonnef die blaue Note verschwinden und brachte einen roten Hunderter zum Vorschein. Der Wächter schmunzelte.

      »Sie haben das so im Griff, wie?«

      Das Wiesel nickte ernst.

      »Gehört zu meinen beruflichen Fähigkeiten«, gestand er.

      Der Wächter schien beeindruckt. Als er den Geldschein zwischen den Fingern fühlte, meinte er:

      »Mein Name ist Karrel Mottang. Wenn Sie hier was brauchen, wenden Sie sich nur immer an mich.«

      Sonnef lächelte.

      »Danke, Karrel. Ich werde mir das merken.«

      Mottang wies ihn ein. Das Wiesel fuhr zur vierundsechzigsten Etage hinauf, auf der Phoras von Chatrons Privatgemächer lagen. Auch hier standen uniformierte Wächter. Ein zweites Mal wechselte ein Geldschein den Besitzer. Diesmal war es ein Fünfziger. Schließlich jedoch befand sich Sonnef in einem der Vorzimmer, die das Allerheiligste des Akonen wie ein Wallgraben umgaben. Anscheinend entsprach es nicht Phoras' Geschmack, sich mit seelenlosen Robotern zu umgeben. Das Vorzimmer wurde beherrscht von einer sanftäugigen, samthäutigen Akonin, deren Anblick dem Wiesel einen langgezogenen, allerdings verhaltenen Pfiff entlockte. Sie dankte ihm dafür mit einem koketten Augenaufschlag und erkundigte sich sodann nach seinem Begehr.

      »Ich möchte den Herrn und Meister sprechen«, erklärte er.

      »In welcher Angelegenheit?«

      »Ich suche eine Anstellung. Nach allem, was ich von ihm gehört habe, kann er mich brauchen.«

      »Kennt er Sie?«

      »Nein. Und hat wohl auch noch nie von mir gehört.«

      »Das wird schwierig werden«, flötete die Akonin. »Besonders heute. Soweit ich es beurteilen kann, befindet er sich in miserabler Stimmung.«

      Sonnef zuckte mit den Schultern.

      »Was gilt's? Probieren wir es trotzdem.«

      Sie aktivierte den Interkom. Der kleine Bildschirm war ihr zugewandt, so dass Sonnef das Bild nicht sehen konnte. Er hörte jedoch die dröhnende, unwillige Stimme des Antwortenden:

      »Was gibt's schon wieder?«

      »Ein Herr, der Sie sprechen möchte.«

      »Was will er?«

      »Er sucht eine Anstellung und glaubt, dass Sie ihn brauchen könnten.«

      »So, glaubt er! Dieser lächerliche Zwerg?«

      Sonnef zuckte zusammen. Anscheinend stand er so, dass sein Bild auf Phoras' Empfänger zu sehen war.

      »Harpy Sonnef«, stellte er sich vor, obwohl ihm der Grimm fast den Mund verschloss.

      »Kann ich nicht brauchen.«

      Sonnef nahm allen Mut zusammen.

      »Doch, Sie können!«, behauptete er. »Probieren Sie's nur mal aus.«

      Eine Sekunde lang herrschte Schweigen. Dann kam von neuem Phoras' Stimme, gefährlich ruhig:

      »Wollen Sie mir Vorschriften machen?«

      Sonnef entschloss sich, seinen einzigen Trumpf auszuspielen. Bevor er sich auf die Reise nach Satisfy machte, hatte er sich über Phoras von Chatron und seinen Hintergrund eingehend erkundigt. Dabei hatte er ein paar Gerüchte gehört, die auf Wahrheit beruhen mochten oder nicht – jedenfalls befand sich dabei eine Episode, in der Phoras erheblich belastet wurde. Er hatte einen Geschäftspartner, Salisak Throon, betrogen und dann ausgebootet. Throon war seitdem verschwunden, und man munkelte, dass Phoras vor dem Augenblick zitterte, in dem er wieder auftauchte und mit dem auspackte, was er über den Akonen wusste.

      »Ich will Ihnen keine Vorschriften machen«, antwortete Sonnef mit fester Stimme. »Ebenso wenig wie ich Ihnen vorschreiben will, wie Sie die Affäre Salisak Throon handhaben sollen.«

      Abermals trat eine kurze Stille ein. Dann kam Phoras' Befehl:

      »Kommen Sie rein!«

      Das Wiesel lächelte der hübschen Akonin triumphierend zu, dann trat er durch eine Tür, die sich unversehens zu seiner Rechten geöffnet hatte. Er kam in einen verschwenderisch ausgestatteten, großen Raum, der von einem riesigen Tisch beherrscht wurde, der in der Mitte des Zimmers auf sechs kunstvoll geschnitzten, säulenartigen Beinen ruhte und von zwölf leger arrangierten Sesseln umgeben war. In einem der Sessel ruhte Phoras von Chatron, eine imposante Gestalt mit der Figur eines olympischen Ringers und einem scharf und kühn geschnittenen Gesicht, das Härte ausdrückte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Sonnef, dass sich noch ein zweiter Mann im Raum befand. Er saß im Hintergrund, und Sonnef erinnerte sich später an nicht mehr, als dass er klein und unscheinbar gewesen sei und langes, strähniges graues Haar bis auf die Schultern hinab trug.

      Die Tür schloss sich hinter Sonnef.

      »So!«, sagte Phoras von Chatron, und die Art, wie er es sagte, erweckte in Sonnef den Verdacht, dass es nicht klug gewesen sei, seinen vermeintlichen Trumpf auszuspielen.

      »So!«, wiederholte der Akone. »Sie haben also Ideen, wie ich den Fall Salisak Throon besser hätte handhaben können.«

      »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Sonnef. »Im Gegenteil: Ich betonte ...«

      Er unterbrach sich, als der Akone aufstand und ihm näher kam. Phoras von Chatron war an die zwei Meter groß und damit äußerst muskulös. Gegen ihn war Sonnef ein hilfloser Zwerg.

      »Ich will Ihnen was sagen«, grinste der Akone gehässig. »Damit erfahren Sie was, was außer mir und ein paar Vertrauten noch niemand weiß. Ich habe die Affäre Throon mit allerhöchstem Wirkungsgrad gehandhabt. Salisak Throon ist tot!«

      Sonnef schluckte.

      »Und jetzt kommen wir zu Ihnen«, dröhnte Phoras von Chatron, »einem kleinen