Uwe Anton

Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband)


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überzeugt, dass Kiriaade mich kennt. Mich und diesen Wesenszug. Vielleicht will sie ihn ganz gezielt ausnutzen. Aber das ändert nichts daran, dass ihre Sache richtig und gerecht ist.«

      Benjameen nippte an dem Getränk. Es war in der Tat fast schon unangenehm süß.

      »Samos«, sagte Rhodan. »Likörwein. Gekeltert aus original griechischen Trauben. Ich würde dir nicht empfehlen, mehr als ein Glas davon zu trinken.«

      »Das habe ich auch nicht vor.«

      »Begleitest du mich?«

      Der Arkonide zuckte zusammen. Die Frage schien für ihn nicht unerwartet zu kommen, ihn aber trotzdem zu überraschen. Rhodan vermutete, dass er am liebsten spontan bejaht hätte, doch an Tess dachte, und daran, was sie dazu sagen würde.

      Manchmal warf seine Lebensgefährtin ihm vor, träumerisch veranlagt zu sein, ein im Grunde viel zu vertrauensvoller Charakter, während sie sich gern als knallharte Realistin sah ... die sie wohl auch war. In dieser Hinsicht ergänzen die beiden sich perfekt, dachte Rhodan.

      »Tess hätte ich selbstverständlich auch gern dabei«, fuhr er fort. »Und wir nehmen die JOURNEE.«

      »Die JOURNEE?«, echote Benjameen. »Wir fliegen nicht mit der LEIF ERIKSSON?« Der Arkonide biss sich auf die Lippe, als würde ihm klar, dass er soeben seine Zustimmung erteilt hatte.

      »Das sollten wir in einer etwas größeren Runde besprechen«, sagte Rhodan. »Syntron, wecke Tess Qumisha, Zim November und Coa Sebastian und bitte sie, so schnell wie möglich in meine Kabine zu kommen.«

      Mittlerweile waren schon zwei Stunden des 6. März 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung verstrichen, es herrschte also tiefste Bordnacht. Zumindest Tess Qumisha erweckte nicht den Eindruck, bereits geschlafen zu haben.

      Rhodan musterte die Hyperphysikerin unauffällig. Er hatte in seinem langen Leben schon viele Frauen gesehen, doch Tess Qumisha hatte etwas. Sie stand in der Blüte ihrer Jugend, war gerade mal 39 Jahre alt, vielleicht einen Meter und achtzig groß, hochgewachsen, schlank, wies so gut wie keine Oberweite auf. Ihre schwarzen Haare waren etwa fingerlang geschnitten, wirr und struppig. Rhodan hatte sie eigentlich noch nie ohne ihr eigentümliches Augen-Make-up gesehen, dessen dunkle Umrandung ihr einen übernächtigt wirkenden, zugleich geheimnisvollen Ausdruck verlieh, auch wenn man sie nicht gerade mitten in der Nacht aus der Kabine geholt hatte.

      Er konnte sich gut vorstellen, dass Benjameen da Jacinta von dieser Frau fasziniert war.

      In ihren dunkelbraunen Augen schienen goldene Fünkchen zu tanzen. An ihrem rechten Ohr baumelte ein verschlungener Anhänger mit einem dunkelgrünen Kristall in der Mitte; im linken hing am oberen, ein wenig spitz zulaufenden Rand ein schmaler Goldring.

      Sie kam Rhodan trotz ihres Alters mädchenhaft vor.

      Wie fast immer trug sie auch jetzt schwarze Kleidung: ein Trägershirt, eine enge Hose, die ihre Figur betonte, zusammengehalten von einem breiten Gürtel, darunter Stiefeletten, darüber ein dünner, langer, ebenfalls schwarzer Mantel, der wohl eher modische Akzente setzen als wärmen sollte.

      »... ich bitte euch also, mich auf diese Hilfsmission zu begleiten. Zugegeben, Kiriaades Botschaft war sehr vage. Doch wo auch immer Kiriaade sich befindet, die Sache dürfte in überschaubarer Zeit erledigt sein.«

      Der Blick des Residenten glitt weiter zu Zim November, den er als Ersten Pilot vorgesehen hatte. Bei Zim stand außer Frage, dass er den Flug mitmachen würde; der junge Mann schien schon jetzt vor Ungeduld zu platzen. Und Rhodan brauchte ihn, trotz seiner Unerfahrenheit.

      »Die Lage am Sternenfenster ist angespannt«, fuhr er fort. »Die LEIF ERIKSSON stellt eine beträchtliche militärische Macht dar, die ich nicht vom Fenster abziehen möchte. Wir werden Kiriaade also mit einem Beiboot zu Hilfe kommen, und zwar mit der JOURNEE.«

      Rhodan stellte leicht amüsiert fest, dass Zim November aufhorchte. Der junge Mann war Emotionaut, konnte ein Raumschiff dank einer so genannten SERT-Haube allein mit der Kraft seiner Gedanken steuern, was die Reaktionsschnelligkeit beträchtlich erhöhte. Genauer gesagt, er war Emotionauten-Praktikant. Der Terraner war erst 19 Jahre alt, jedoch in bester körperlicher Verfassung, trotz seiner Jugend sogar in Dagor-Kampftechniken hinreichend ausgebildet.

      Rhodan wusste, dass Zim das Ausnahmetalent der Emotionautenakademie von Terrania war. Er hatte an Bord der LEIF ERIKSSON keinen offiziellen Rang, sollte nach Absolvierung des Praxisjahrs wieder auf die Akademie zurückkehren. Doch Zim brachte bereits in jungen Jahren alles mit, was ihn einmal befähigen würde, ein eigenes Kommando zu führen. Er war zwar introvertiert und wortkarg, aber mit einem ausgeprägten Charisma ausgestattet. Man nahm Zim Novembers Gegenwart einfach wahr.

      »Und du wirst sie fliegen, Zim«, sagte Rhodan.

      Die JOURNEE war ein soeben von den Werften des Solsystems eingetroffenes, neu konstruiertes Spezialschiff, eins der wenigen Beiboote der LEIF, die man per SERT-Haube steuern konnte.

      »Ich bin bereit«, sagte der junge Mann. Diese Chance würde er sich natürlich nicht entgehen lassen.

      »Habe ich dich richtig verstanden?«, warf Tess Qumisha ein. »Ich soll die wissenschaftliche Leitung übernehmen?«

      »Ja.«

      Hinzu kam ein weiterer Grund, der aber unausgesprochen blieb. Tess und Benjameen waren innig miteinander verbunden. Sie kannte ihn so gut wie niemand sonst; sollte der Arkonide tatsächlich seine Fähigkeit des Zeroträumens einsetzen müssen, würde Tess ihm am ehesten die eventuell nötige Unterstützung geben können.

      »Ich fühle mich geehrt und werde deinem Wunsch selbstverständlich nachkommen«, sagte die ehemalige Mutantin. »Allerdings hätte ich noch eine Bitte ...«

      Rhodan sah sie fragend an, begriff aber, bevor sie fortfahren konnte. »Norman?«

      »Norman«, bestätigte sie.

      »Ist es wirklich sinnvoll, ihn in einen Kampfeinsatz mitzunehmen?«

      »Wer spricht denn von einem Kampfeinsatz, Perry? Wir fliegen mit einem kleinen Beiboot. Würdest du einen Risikoeinsatz befürchten, würdest du doch bestimmt schwerere Geschütze auffahren. Außerdem ...« Tess zögerte kurz und lächelte dann entwaffnend. »Außerdem hat sich mittlerweile mehrmals erwiesen, dass wir uns selbst in hochtechnisierten Umgebungen auf seinen Spürsinn und Instinkt verlassen können. Er war uns schon oft eine große Hilfe.«

      Rhodan seufzte. Sowohl Benjameen als auch Tess hatten bei ihren Einsätzen immer wieder auf Normans Teilnahme bestanden. Deshalb verfügte er sogar über einen Schutzanzug.

      Norman war ihr Haustier, ein nur fünfzig Zentimeter großer indischer Klonelefant. Rhodan mochte den gutmütigen Burschen mit den kleinen Ohren und der hellgrauen Haut gut leiden, bezweifelte aber, dass es vernünftig war, ihn auf diesen Einsatz mitzunehmen. Auch wenn man Normans Intelligenz mit der eines sehr fähigen Hundes vergleichen konnte, war er immer noch ein Tier.

      Andererseits ... er hatte Tess diesen Einsatz nicht befohlen, er hatte sie um ihre Hilfe gebeten. »Einverstanden«, gab er sich geschlagen. »Selbstverständlich könnt ihr Norman mitnehmen.«

      »Danke.«

      Rhodan wandte sich der letzten Person in der Runde zu, Coa Sebastian, der Kommandantin der JOURNEE. »Und was hältst du von dieser Mission?«

      Die Frau zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Du bist der Terranische Resident. Der Oberbefehlshaber der Flotte und damit auch mein Oberbefehlshaber.« Ihre Stimme klang ein wenig schleppend, als hätte sie die Müdigkeit noch nicht aus den Knochen geschüttelt.

      Kein Wunder, dachte Perry Rhodan. Sie hat Freischicht, und mein Befehl hat sie vor nicht ganz zwanzig Minuten aus dem Bett geholt. Dafür hält sie sich sehr gut ...

      »Versteh mich nicht falsch. Ich möchte dir diesen Flug nicht befehlen. Ich bitte dich um einen Gefallen.«

      »Du bist der Resident. Selbstverständlich steht dir die JOURNEE zur Verfügung.«

      »Und