fanden, es war, als spräche er gegen eine Wand. In seinem Leben war Redhorse unzähligen Menschen begegnet, und er besaß einen sicheren Instinkt für ihre Gefühle. Bradon, das spürte der Captain, fühlte nichts als verständnislosen Zorn, wie ein Kind, dem man ein Spielzug wegnehmen will, das man ihm kurz zuvor geschenkt hat.
Schließlich sagte Bradon mit verkniffenem Gesicht: »Warum starten wir nicht, wenn Sie diesen Planeten für so gefährlich halten, Sir?«
»Wir sind gelandet, um den Hypersender der Meister der Insel zu finden«, sagte Redhorse. »Die Station befindet sich wahrscheinlich irgendwo im Tri-System. Gleam ist unsere einzige Chance, Anhaltspunkte zu finden.«
»Was wollen Sie jetzt unternehmen, Captain?«
»Ich werde die Mannschaft hier in der Jet zusammenrufen«, kündigte Redhorse entschlossen an. »Ich muss Ihnen allen verbieten, sich noch länger mit den Eingeborenen zu beschäftigen.«
»Wenn die Gleamors der Schlüssel zu diesem Sesam-öffne-dich sind, ist das keine kluge Entscheidung, Sir.«
Das, dachte Redhorse mehr erstaunt als ärgerlich, war eine offene Kritik. Er musste jetzt handeln, bevor es unmöglich wurde, die vier Männer von den Eingeborenen zu trennen.
»Folgen Sie mir!«, befahl er Bradon. »Wir gehen zum Lager hinüber.«
Gemeinsam verließen sie die Space-Jet. Es war später Nachmittag. Am Horizont zogen Regenwolken auf. Drückende Schwüle lag über dem Land. Einige Eingeborene sangen. Inzwischen war auch Surfat ins Lager getragen worden. Der Korporal hockte jetzt neben Gilliam und Doutreval und ließ sich füttern. Redhorse verbot Bradon, sich von den beiden wartenden Gleamors tragen zu lassen.
Bevor Redhorse und Bradon das Lager der Gleamors erreichten, begann das Erdbeben. Redhorse spürte das schwache Vibrieren des Bodens, mit dem sich das Beben ankündigte. Er blieb stehen und legte eine Hand auf Bradons Arm.
Der Boden zitterte wie ein erwachendes Riesentier. Redhorse sah, wie Bradon den Mund öffnete, ohne irgend etwas zu sagen. Die Eingeborenen im Lager sprangen auf. Verständnislos saßen die drei Raumfahrer zwischen den Gleamors.
Für einen Augenblick, vielleicht nur für eine Sekunde, beruhigte sich der Planet. Dann kam die zweite Welle. Der Stoß ließ Redhorse taumeln.
Vor seinen Augen begann alles zu wackeln, als beobachte er seine Umgebung durch zersprungenes Glas. Bradon stieß einen schrillen Warnruf aus. Mit gespreizten Beinen stand Redhorse da, sich seiner Hilflosigkeit gegenüber diesen Naturgewalten bewusst. Die Hälfte der Gleamors fiel zu Boden, als habe sie eine unhörbare Salve niedergestreckt. Noch immer saßen Gilliam, Doutreval und Surfat auf ihren Plätzen. Vor ihnen lagen Stoffbeutel mit essbaren Pilzen.
Plötzlich verschwand ein Teil des Pilzwaldes aus Redhorses Blickfeld. Bei einer Varietévorführung hatte Redhorse einmal gesehen, wie ein Magier seine Partnerin von der Bühne hatte verschwinden lassen. Still und blitzschnell hatte sie sich unter den Händen des Zauberkünstlers aufgelöst. Daran musste der Captain jetzt denken. Auch das Waldstück war mit einer unheimlichen Geschwindigkeit verschwunden.
Nur langsam wurde sich Redhorse der Tatsache bewusst, dass die Pilzbäume in eine klaffende Bodenspalte gestürzt waren. Das Beben wurde heftiger. Redhorse hatte das Gefühl, als stoße ihm jemand eine Faust in die Magengrube. Im Eingeborenenlager herrschte völlige Verwirrung. Die Gleamors fielen zu Boden und versuchten immer wieder aufzustehen. Sie torkelten durcheinander, ohne ein sichtbares Ziel zu haben, nur von ihrer Angst getrieben. Ihr Selbsterhaltungstrieb war also weitaus besser entwickelt, als Redhorse zunächst geglaubt hatte. Der Captain fragte sich, warum er ausgerechnet jetzt solche Überlegungen anstellte.
Hinter sich hörte er einen Entsetzensschrei. Er fuhr herum. Der Boden bäumte sich unter ihm auf und schleuderte ihn einige Meter seitwärts. Im Fallen sah er die Space-Jet. Sie war seitwärts in eine kleinere Spalte abgerutscht. Zwei der Landestützen waren verbogen und ragten wie die Krallen eines toten Riesenvogels gen Himmel. Bis auf die Kanzel war der gesamte Diskus von Schlamm, Erde und zerfetzten Pflanzen bedeckt.
Bradon lag zwischen Redhorse und der SJ-4C. Er hatte den Kopf gehoben und blickte unverwandt zur Jet hinüber, als könnte er jede weitere Gefahr durch seine Blicke bannen. Redhorse kroch über den bebenden Untergrund auf den Offiziersanwärter zu.
Bradon blickte sich zu ihm um. Sein Gesicht sah seltsam alt und zerfallen aus. Das Moos hatte zu schäumen begonnen. Die nach Pfefferminz riechende Substanz klebte an Bradons Uniform. Redhorse wollte Bradon ermutigend zulächeln, doch er brachte nur ein verzerrtes Grinsen zustande. Die Erschütterungen ließen nicht nach. Inmitten des Sumpfes entstanden einige Geysire. Metergroße Blasen stiegen an die Oberfläche und zerplatzten.
Die heftigen Stöße erschütterten Redhorses Körper. Bradon wippte wie eine Stoffpuppe vor ihm auf und nieder, beide Hände in das schäumende Moos gekrallt. Die Space-Jet wackelte, als wäre sie aus Pappe. Bradon schrie: »Die Jet, Sir!«
Redhorse kroch weiter über das klebrige Moos auf den jungen Raumfahrer zu. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass keiner der Gleamors mehr auf den Füßen war. Nur Korporal Brazos Surfat stand inmitten des primitiven Lagers, den massigen Schädel vorgereckt, die Hände zu Fäusten geballt.
Redhorse erreichte Bradon.
»Wir sind verloren!«, rief Bradon verstört. Seine Stimme klang krächzend. Er spuckte den Dreck vor sich auf den Boden, den er fast verschluckt hatte, als ein starker Stoß sein Gesicht in den Pflanzenteppich gedrückt hatte. Schräg vor Bradon lagen die beiden Gleamors, die ihn begleitet hatten. Sie hielten sich umklammert, als könnte ihnen in dieser Haltung nichts passieren.
Die Erdstöße verloren an Heftigkeit. Redhorse richtete sich mühevoll auf. Da spaltete sich hundert Meter vor ihm der Boden. Der Riss breitete sich in Redhorses Richtung aus.
»Aufstehen!«, schrie Redhorse Bradon zu.
Er wartete nicht darauf, was Bradon tun würde, sondern rannte davon. Weit draußen über dem Meer stand eine Feuerlohe. Darüber breitete sich dunkler Rauch aus.
Eine vulkanische Insel, dachte Redhorse. Wahrscheinlich war sie in die Luft geflogen. Während er um sein Leben rannte, dachte er an die Flutwelle, die durch diese Eruption ausgelöst werden musste.
Die Bodenspalte verlief V-förmig bis zum ehemaligen Lager der Eingeborenen.
Zwei Gleamors versanken schreiend von der Oberfläche ihres Planeten. Dann hörten die Erdstöße auf. Redhorse sah sich nach Bradon um. Der Offiziersanwärter lag nur zwanzig Meter von der Erdspalte entfernt.
Tri II, die Sonne, um die Gleam kreiste, leuchtete blutrot zwischen den Rauch- und Regenwolken hindurch. Ascheflocken schwebten vom Himmel herab. Redhorse schrie einige Befehle.
Die fünf Terraner beeilten sich, zum Diskusschiff zu gelangen. Redhorse erreichte es zuerst. Die Schleuse war unbeschädigt geblieben. Eine halbe Tonne Schlamm und Pflanzen lagen in der Schleusenkammer. Redhorse hoffte, dass es ihnen trotzdem gelingen würde, den Diskus zu starten.
Bradon blieb neben ihm stehen. Er keuchte vor Anstrengung, aber auf seinem Gesicht erschien die Andeutung eines Lächelns.
»Hoffentlich hat das Schiff diese Erschütterung überstanden«, sagte er.
Redhorse atmete auf. Das Erdbeben schien das Glücksgefühl Bradons gründlich vertrieben zu haben. Der Captain bezweifelte nicht, dass auch die anderen Mitglieder der Besatzung durch dieses Ereignis aus ihrer Zufriedenheit erwacht waren. Gleam hatte seine Gefährlichkeit erneut gezeigt.
Whip Gilliam kam vor der Space-Jet an. Er umrundete das Diskusschiff, bevor er etwas sagte.
»Was halten Sie davon, Sergeant?«, fragte ihn Redhorse.
»Wir werden starten können, sobald die Schleuse frei ist«, meinte Gilliam zuversichtlich. Er deutete auf die Landestützen. »Nur mit der nächsten Landung werden wir Schwierigkeiten haben.«
»Das befürchte ich auch«, gestand Redhorse. Es war typisch für einen Mann wie Gilliam, in einem solchen Augenblick von der nächsten Landung zu sprechen, obwohl