Lucy Guth

Perry Rhodan Neo 226: Erbe des Kristallthrons


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wie ich – einige der Pflichten von Gemlin da Hozarius mit übernehmen.«

      Darum geht es ihm also – er befürchtet, dass ich auf den Posten des Zhadum Thalan aus bin. Ist er das etwa? Reicht ihm der Titel Ka'Mascantis nicht mehr?

      Haushofmeister Gemlin da Hozarius war nach einer missglückten Intrige gegen Mascudar verhaftet und verurteilt worden, und an ihm sollte, genau wie an Theta, direkt nach der Inthronisierung die Infinite Todesstrafe vollstreckt werden. Eine weitere Ergänzung des Rituals, die ich unangebracht finde. Aber immerhin wird er, wie es sich gehört, auf Celkar den Tod finden. Theta hingegen ...

      »Ich werde die Aufgaben des Zhadum Thalan zu aller Zufriedenheit erfüllen«, versicherte Drautherb. »Wenngleich ich froh bin, mich nach dem morgigen Tag wieder auf meine Pflichten als Zeremonienmeister konzentrieren zu können. Ich hoffe, dass sich bald ein angemessener Nachfolger für da Hozarius findet.«

      Er betonte das Wort angemessen, um dem Kristallmarschall zu verdeutlichen, dass er sehr wohl verstand: Drautherb als Nichtadliger wäre für diesen Posten vollkommen ungeeignet. Es war an sich eine Ungeheuerlichkeit, dass ein Essoyafindelkind wie er es zum Rang des Zeremonienmeisters gebracht hatte. Wären die Sternengötter ihm nicht wohlgesinnt gewesen und hätten dafür gesorgt, dass er von den She'Nerkh aufgezogen wurde, hätte Drautherb diese Position sicherlich nie erreicht. Und er war durchaus zufrieden damit.

      »Befindet sich da Hozarius noch auf Arkon?«, fragte Drautherb, um das unangenehme Thema zu wechseln.

      »Er wird in diesem Moment nach Celkar gebracht.«

      »Und Em... ich meine, Theta? Ist sie bereit?«

      »Sie ist nach wie vor in der Medostation des Kristallpalasts untergebracht und wird streng bewacht. Aber sie ist so weit genesen, dass sie ihr Bett verlassen kann. Morgen wird sie das Vergnügen der Infiniten Todesstrafe auf Arkon genießen.«

      Drautherb verzog den Mund, nicht nur, weil er die Kristallwelt als unpassenden Hinrichtungsort erachtete. Dieser fragwürdige »Höhepunkt« sollte, wie die gesamte Dheraam dama Zhdopanthi, obendrein live überall ins Tai Ark'Tussan übertragen werden. Alle Arkoniden im Heimatsystem ebenso wie in den Kolonien sollten zeitnah in den Genuss des Anblicks ihres neuen Herrschers kommen – sowie den Tod ihrer bisherigen Herrscherin bezeugen.

      Infam, dass einer Hinrichtung der gleiche Stellenwert eingeräumt wird wie der ehrenwerten Dheraam dama Zhdopanthi!

      »Wie nimmt Theta es auf, dass sie morgen die Infinite Todesstrafe erwartet?«

      Da Durian hob in einer Geste der Ungewissheit die Handflächen nach oben. »Sie scheint es nicht akzeptieren zu wollen und gibt sich kämpferisch. Sie kennen sie ja.«

      Oh ja. Emthon die Fünfte war nie eine Frau, die einfach so über sich und ihr Schicksal bestimmen ließ. Genau das war ihr Fehler.

      Truk Drautherb wandte sich zur Tür. »Nun, ich muss in den Dol'Khapor und kontrollieren, ob alles ordnungsgemäß vorbereitet ist. Man weiß nicht, ob die Diener wirklich alle Anweisungen sorgsam befolgt haben.« In seinen Ohren klang die Ausrede genauso lahm, wie sie war.

      Erthau da Durian neigte zustimmend den Kopf. »Machen Sie das, mein Freund. Wir alle haben noch letzte Vorkehrungen zu treffen für den großen Tag morgen. Ich muss noch meine Dagorrüstung polieren lassen.« Er lächelte. »Der zehnte Prago des Messon 19053 da Ark wird in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem das alte Reich, das Tai Ark'Tussan, wiedergeboren wird.«

      3.

      Prinzessin

      Als die Tür zuglitt, hatte Mirona Thetin das Gefühl, dass aller Sauerstoff aus dem Raum gesaugt wurde. Sie rang nach Atem und stützte sich auf dem Tischchen ab, auf dem kurz zuvor eine zierliche Vase gestanden hatte. Sie presste eine Hand gegen ihren Bauch, weil sie das Gefühl hatte, dass sich gleich ihr Magen umdrehen würde. Dabei wusste sie sehr wohl, dass sie keine körperlichen Beschwerden hatte. Es waren allein die Enttäuschung, der Frust und die Wut, die ihr die Luft nahmen.

      Atlan da Gonozal war gegangen. Sie hatte mehr als dreißig Jahre an seiner Seite verbracht, und immer war er verständnisvoll, klug und humorvoll, geduldig und weitsichtig gewesen. Tatsächlich hatte seine Liebe für sie den Beweis dargestellt, dass sie nicht das Monster war, für das viele sie hielten. Zumindest hatte sie das geglaubt. Falsch gedacht, Prinzessin.

      Eine dumpfe Bitterkeit erfüllte sie, die ihre Zunge pelzig werden ließ. Dein Kristallprinz hat dich sitzen lassen, um zurück zu Papi zu rennen. Und nun läuft er Gefahr, selbst eine Karriere als Monster einzuschlagen.

      Mirona sah sich selbst nicht als jenes Ungeheuer. Sie hatte sich aufrichtig bemüht, die Taten, die sie unter dem Einfluss von ANDROS begangen hatte, wiedergutzumachen. Nicht weil sie deswegen in Weltschmerz verfallen wäre. Sie ärgerte sich höchstens darüber, dass ANDROS sie so weit gebracht hatte, Entscheidungen zu treffen, die unzählige Wesen das Leben oder die selbstbestimmte Zukunft gekostet hatten.

      »Aber ich habe es nicht aus niederen Beweggründen getan – nicht, um Macht zu erlangen oder Ruhm«, flüsterte Mirona vor sich hin wie ein Mantra.

      Ich wollte größeres Unheil verhindern. Dafür war ich bereit, notwendige Opfer zu bringen – auch auf dem Altar der Moral, der Atlan und seinen Menschen-Freunden stets so heilig war.

      Sie hatte versucht, die furchtbaren Verbrechen, die sie in Andromeda begangen hatte, zumindest teilweise auszugleichen. Und sie hatte gehofft, dass Atlan sie bei diesem Bemühen weiterhin begleiten würde.

      Stattdessen muss ich nun befürchten, dass gerade er mir alles nimmt, was ich in den vergangenen Jahren erreicht habe. Atlan, der große Moralapostel – er will Andromeda skrupellos für den Krieg seines Vaters benutzen, nur weil er diesem Duplikat blind folgt.

      Mirona fuhr herum, riss sich das hübsche Kleid, geschneidert nach der neuesten arkonidischen Mode, vom Leib. Atlan hatte es ihr am Vorabend geschenkt. Sie betrachtete die seidigen, pastellblauen Stoffe des Gewands so angeekelt wie Ungeziefer und warf es aufs Bett.

      Ich lasse mich von ihm nicht zu einem stummen Püppchen degradieren, das an seiner Seite hinter dem Kristallthron steht! Das werde ich zu verhindern wissen.

      Sie ging in den kleinen Raum, in dem sich ihre Garderobe befand – die Kleider stammten größtenteils von Arkon. Mironas Bordmontur, die sie bei ihrer Ankunft getragen hatte, lag ganz hinten auf einem Stuhl. Sie nahm die Kombination an sich, schlüpfte hinein und kontrollierte die Funktionen. Allzu viel Technik war nicht integriert, sie verfügte lediglich über einen leichten Schutzschirm und Temperaturkontrolle. Ihr standen weder ein Deflektorfeld noch Spiegelfelder, Antigravaggregat oder eine Medopositronik zur Verfügung – dies war kein Einsatzanzug.

      Zumindest hatte sie einen Handstrahler dabeigehabt. Es war ein recht schlichtes Modell – ohne Betäubungseinstellung. Sie fand ihn einem Schränkchen neben dem Bett und steckte ihn in ein kleines Holster an ihrer Seite.

      Sie hatte nicht vor, Atlan über ihren bevorstehenden Aufbruch zu informieren. Er ist weggelaufen, nicht ich!, dachte sie mit einem Anflug von Trotz, der ihr selbst nicht behagte. Wenn sie zu lange wartete, würden die Dinge außer Kontrolle geraten. Eins ist klar: Jemand wie Mascudar da Gonozal wird ein »Nein« nicht akzeptieren. Ich bin hier in M 13 zu weit von meiner Machtbasis entfernt, um mich zu wehren. Mit ausreichend Gewalt, Psychologie und Chemie wird Mascudar auch mich brechen – und dann kann ich Andromeda nicht vor einem arkonidischen Zugriff schützen. Ihre Flucht war somit mehr als Selbstschutz oder der Versuch, sich Mascudars Kontrolle zu entziehen. Es war der einzige Weg, ihr Reich zu beschützen. Ich darf keine Zeit mehr verlieren. Der Zugriff auf mich muss früher oder später kommen – ich will nicht mehr hier sein, wenn es so weit ist. Und vielleicht bringt mein Rückzug Atlan zur Besinnung.

      Sie glaubte selbst nicht recht an diese vage Hoffnung. Atlan hatte seine Wahl getroffen. Und ich treffe meine.

      Sie sah sich um, entdeckte aber nichts, was es wert gewesen wäre, sich als Ballast aufzuhalsen und es auf die GARTAVOUR mitzunehmen. Entschlossen ging sie zur Tür. Es hilft nichts, es aufzuschieben.

      Doch