Wim Vandemaan

Perry Rhodan 3058: Für Galaktiker verboten!


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wohl noch Hyperfunk-, aber kein Funktionskontakt.

      Zu den sieben bislang einsatzfähigen Sonnentransmittern zwischen der Milchstraße und Andromeda war jede Verbindung abgebrochen.

      »Das ist der Stand der Dinge«, resümierte der Tamaron. »Die Milchstraße ist transmittertechnisch abgeschnitten.«

      »Ob das nur die Sonnentransmitter in der Milchstraße betrifft oder auch ihre Gegenstücke in Andromeda?«, überlegte Bull laut. »Immerhin wissen wir, dass vor etwa einem Monat das Holoin-Sonnenfünfeck eine Sonde zum Ecloos-Trio in Draco verschickt hat.«

      Der Tamaron nickte. »Ich weiß. Aber diese Sonde hat den Transport nicht überstanden, und seitdem schweigt Holoin, nicht wahr?«

      »Ja.« Bull nippte am Goldfadenwein.

      Der Tamaron beugte sich ein wenig vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Was hieltest du davon, wenn wir einmal in Andromeda nachschauten, Reg?«

      Bull starrte ihn an, mindestens überrascht, wenn nicht sogar fassungslos. »Caer, erstens fehlen uns im Augenblick alle dazu nötigen Kapazitäten. Die RAS TSCHUBAI ist, wie deiner Aufmerksamkeit kaum entgangen sein wird, nicht wieder zurück. Zweitens haben wir in der Milchstraße alle Hände voll zu tun, wenn wir den Laden am Laufen halten wollen.«

      »Es wäre nicht das erste Mal, dass man, eine gegenwärtige Gefahr vor Augen, die weit größere künftige Bedrohung übersieht.«

      »Jedenfalls werde ich mich nicht verzetteln.« Bull spreizte die Finger der linken Hand und zählte daran auf: »Der Verschluss des Solsystems nach dem Raptus; die Reorganisation der Liga; der fortschreitende Autoritätszerfall des Galaktikums, den doch wohl nicht nur ich sehe und den ich gerne aufhalten möchte; das Odium, das unser Denken mehr und mehr vergiftet und Terra zum Tabu erklärt; der mögliche Rückbau zahlloser Unterstädte und die Neubesiedlung Tausender Planetenoberflächen...« Bull atmete heftig aus, fünf Finger ausgestreckt.

      »Brauchst du noch ein paar Finger?«, bot der Tamaron hilfsbereit an.

      »Caer, wenn ich in dieser Situation das Projekt Rettet die Sonnentransmitter! ausrufe und Mittel bereitstelle für eine groß angelegte Expedition nach Andromeda, werde ich des Amtes enthoben. Und zwar völlig zu Recht. Ich kann in dieser Situation kein Schiff bauen lassen, das nach Andromeda fliegt.«

      Der Tamaron setzte ein Lächeln auf, das beinahe lausbubenhaft wirkte. »Da trifft es sich gut, dass wir im Tamanium bereits über ein solches Schiff verfügen.«

      *

      »Warum tut er das?«, fragte Bull, nachdem wir die Space-Jet gestartet und den Hangar der VOHRATA verlassen hatten. »Warum bereitet er eine Expedition nach Andromeda vor, und das offenbar seit Jahren? Oder hat er ein intergalaktisch flugtaugliches Schiff in einer Lotterie gewonnen?«

      »Viele Fragen«, sagte ich. »Das mit der Lotterie schließe ich übrigens aus. Dass die Tefroder Andromeda nie aus den Augen verloren haben, sollte dich nicht wundern.«

      »Ach ja?«, brummte Reginald, während er mit einem Blick den Zugangscode zum Hangar der HEKÉNER SHAROUN überprüfte und dann mit einem Fingertipp bestätigte. »Wieso? Ist diese Sehnsucht nach Andromeda erblich bedingt? Ein tefrodischer Gendefekt? Oder lernen die kleinen Tefroderinnen und Tefroder in der Schule, dass es sich nicht lohnt, ihre Zimmer aufzuräumen, weil es bald zurückgeht nach Karahol?«

      Der Hangar öffnete sich. Die Space-Jet bremste und begab sich in das Traktorfeld, das sie sanft ins Innere des Schiffes zog.

      »Für euch Terraner ist die Milchstraße eine verbindliche Heimat«, sagte ich. »Vielleicht haben Tefroder eine etwas größere Perspektive. Die Lemuroiden reiften auf Lemur, fanden von dort zurück zu den Sternen. Und schließlich erreichten sie Andromeda, eine unermessliche Galaxis mit unermesslichen Möglichkeiten.«

      »Hübsch«, sagte Bull. »Und du hältst es nicht für möglich, dass der gute Caer noch nicht alle Ambitionen aufgegeben hat, seinen ... hm ... Wirkungsbereich ein wenig auszudehnen und seine wohlmanikürten Finger nach dem Virthanium auszustrecken?«

      »Ich halte es nicht für wahrscheinlich«, antwortete ich. Das Virthanium, das Sternenreich der Tefroder in Andromeda, war alt, gewaltig, mächtig. Ein Bissen, an dem sich nicht nur das Tamanium verschlucken würde.

      Die Space-Jet setzte auf. Die Hangartore schlossen sich wieder. Damit erlosch auch das purpurne Licht, mit dem die Rote Riesensonne vom Spektraltyp M2 – die Beta-Sonne von Archi-Trans – den Raum übergossen hatte. Es machte der normalen terranischen Arbeitsbeleuchtung Platz.

      Wie stiegen aus und verabredeten uns mit der Báalol Jophenna und ihrem Team. Reginald ließ sich nicht anmerken, wie schwer ihn dieser weitere Rückschlag getroffen hatte. Ich glaube, er hatte in diesem Moment die Hoffnung aufgegeben, die Sonnentransmitter in absehbarer Zeit wieder in Betrieb zu nehmen.

      »Irgendwann stehen wir ganz allein«, murmelte er auf dem Weg zur Zentrale und dann trotzig; »Wenn schon.«

      »Schreiben wir Andromeda nicht ab«, sagte ich.

      Er lachte bitter. »Wer behauptet denn, dass wir Andromeda abschreiben? Ich glaube eher: Sie schreiben uns ab!«

      »Das ist nur eine Vermutung.«

      Bull grummelte etwas Unverständliches und ging weiter. Kurz bevor wir die Zentrale erreichten, fragte er: »Wie hieß noch einmal das Schiff, mit dem die Tefroder nach Andromeda wollen?«

      »SCIMOR«, antwortete ich. »Benannt nach einem legendären lemurischen Wissenschaftler, der ...«

      »Ja, ja.« Bull machte eine wegwerfende Handbewegung. Das Schott zur Zentrale glitt auf. »Tu mir einen Gefallen«, sagte Bull, als wir hineingingen.

      »Und zwar?«

      »Flieg mit!«

      »Nach Andromeda?«

      Bull nickte grimmig. »Du könntest den Tamaron ein wenig für uns im Auge behalten.«

      »Aye«, sagte ich.

      3.

      Atlan

      27. April 2046 NGZ

      »Und der gute Vetris-Molaud war ganz erpicht darauf, mit seinem alten Spielkameraden eine Sause zu machen?«, fragte Gucky burschikos.

      »Der Resident bat Vetris-Molaud einige Tage später offiziell, mich an der Expedition teilnehmen zu lassen«, bestätigte Ganud. »Das Gesuch wurde umgehend und ohne Kommentar von der Botschaft des Tamaniums im Ephelegonsystem bewilligt.«

      Ich nickte. »Nicht ausgeschlossen, dass Vetris-Molaud nach Archi-Trans geflogen war, um genau dieses Gesuch zu provozieren.«

      »Du hältst ihn für einen Manipulator«, stellte Ganud fest.

      »Nein«, sagte ich. »Ich halte ihn nicht dafür. Ich weiß, dass er es ist.«

      Nur keinen Neid, meldete sich mein Extrasinn. Auf diese Gabe hast du kein Monopol. Und der Tamaron ist wirklich gut darin: Er verschafft sich außenpolitischen Spielraum weit über das Tamanium hinaus, präsentiert sich als Vertreter der Milchstraße und gewinnt dadurch Handlungsoptionen. Bull überlässt er die wenig ruhmreichen Niederungen des galaktopolitischen Alltags. Und bleibt mit dem Residenten doch über Ganud persönlich verbunden. Respekt.

      Was Reginald durchschaut haben dürfte, warf ich ein.

      Bull ja, gab der Logiksektor mir recht. Aber auch die Billionen Zuschauer auf der galaktischen Bühne?

      »Diese SCIMOR«, wandte ich mich wieder an Ganud. »Reginald hat sie erwähnt. Es war ein Spezialraumschiff, nicht wahr? Ein Unikat.«

      »Ja«, sagte Ganud. »Das Schiff bestand aus einer 2400 Meter durchmessenden Kugelzelle, wie sie für den Bau der damals neuen ANNUNA-Klasse verwendet wurde, und einer weiteren, darunter angesetzten Sphäre nach dem Vorbild der 2000 Meter durchmessenden NEBERU-Klasse.

      Diese NEBERU-Zelle