Tunfisch auf Knäckebrot! Danach geht es noch schnell unter die stinkende Dusche (dazu später mehr) und dann auf zum Tauchladen.
Max stapft durch den tiefen Schnee vor der Haustür hinunter zur großen Straße, die am Meer entlang in Richtung Gewerbegebiet führt. Hier befinden sich einige Supermärkte, Museen, Geschäfte, Restaurants und eben auch der Tauchladen. Es dauert etwa fünf Minuten bis zum Kreisverkehr und dann noch einmal fünf Minuten bis zum Tauchladen. Der eine Weg führt weiter am Meer entlang, ein anderer durch das Gewerbegebiet. Max nimmt immer den Weg am Meer.
Hier im Hafen fahren die meisten mit dem Auto, die Gegend liegt etwas abseits des Stadtkerns, und während einige Isländer im Sommer auch mal das Rad benutzen, geht man im Winter besser zu Fuß oder nutzt das Auto. Viele fahren Jeeps und Geländewagen, doch die meisten kommen auch mit einem VW Polo oder Toyota Yaris gut durch den Winter. Die Gegend ist geprägt von Industrie, vor allem von großen Lagerhallen und Fischereigebäuden. Der Geruch von Meer liegt in der Luft, und schon am frühen Morgen sind hier viele Autos unterwegs.
Im Tauchladen angekommen, erhält Max eine kurze Einweisung, wie die Autos zu bepacken sind. Wichtig ist, alle Taucheranzüge in der richtigen Größe mitzunehmen. Handschuhe, Hauben und Flossen ebenfalls. Dazu Tauchjackets, Atemregler, Taucherbrillen, Gewichte, eine Flasche mit Sauerstoff für den Notfall und eine Kiste mit Werkzeug, falls etwas kaputtgeht.
Max packt alles ein. Kontrolliert einmal, zweimal, ob er alles hat, und schaut zur Sicherheit noch einmal auf die Holztafel an der Wand, auf der jedes einzelne mitzunehmende Teil aufgelistet ist. Er hat für jede Größe auch einen Ersatz eingepackt, einfach nur um auf Nummer sicher zu gehen. Alles passt wunderbar in den großen Wagen, und ein Blick auf die Uhr verrät: noch zehn Minuten übrig. Stolz marschiert Max in Richtung der anderen Guides und trägt dabei sein breitestes, erhabenstes Grinsen auf den Lippen und auch sonst überall auf seinem Gesicht. »Alles fertig, kann losgehen«, merkt er nonchalant an und lehnt sich mit verschränkten Armen an die Spülmaschine hinter ihm.
»Flossen?« – »Ja.«
»Anzüge?« – »Ja.«
»Gewichte?« – »Ja.«
»Masken, Atemregler, Handschuhe?« – »Ja, ja und ja.«
»Kakao und Kekse?« – »…«
»Das Wichtigste hättest du also beinahe vergessen, ja?«
Mist. Sein Kollege Ásgeir hat Recht: Um die Taucher und Schnorchler nach dem Tauchgang zu wärmen und glücklich zu machen, gehören heiße Schokolade und Kekse zur Grundausstattung jeder Tauchtour. Max hat völlig vergessen, den Kakao zuzubereiten, die Tassen abzuzählen und alles zusammen mit den Keksen in die kleinen grauen Plastikkisten zu packen. »Was für ein Glück, dass du noch unter Welpenschutz stehst, Max!«, sagt Ásgeir und wuschelt Max durch die Haare. »Wir haben das schon mal für dich erledigt. Kann also losgehen!«
Ásgeir ist die Sorte Isländer, die durchaus auch als Jamaikaner durchginge. Von der Tatsache abgesehen, dass er kreidebleich ist und einen unüberhörbaren isländischen Akzent hat. Er ist etwa dreißig Jahre alt und mit seinen guten 1,80 Meter ungefähr so groß wie Max, dabei jedoch schlank bis schlaksig. Er hat lange dunkelblonde Haare und trägt stets ein breites Lächeln auf den Lippen. Neben den Tauchern kümmert sich Ásgeir auch um die Computer im Büro, repariert Kleinigkeiten an den Autos und hilft bei der Renovierung der oberen Etage des Ladens. Als Ureinwohner Islands wird er für Max bald zur ersten Anlaufstelle, wenn es um kulturelle Themen geht. Wie zum Beispiel, wo man den besten Burger in Island bekommt.
Max muss den Wagen steuern und alle Gäste auf der Route in den Nationalpark von ihren jeweiligen Hotels abholen. Ásgeir auf dem Beifahrersitz navigiert ihn durch die Straßen von Reykjavík und spielt dabei am Radio herum. Links, rechts, da vorne und dann dahinter abbiegen und einmal drum herum … Max’ Augen sind weit aufgerissen, die Hände schwitzig, und das ändert sich erst, nachdem der letzte Gast in den Bus eingestiegen ist. Nun geht es schnurstracks der Hauptstraße nach zum þingvellir-Nationalpark. Easy.
Auf der Fahrt unterhalten sich die Gäste angeregt über ihre bisherigen Erlebnisse, den anstehenden Tauchgang, das Wetter und alles Mögliche. Irgendwann muss Max durch einen letzten großen Kreisverkehr, bevor es in Richtung Nationalpark geht. Auf zwei Spuren führt der Kreisel nach rechts zu einer Tankstelle, geradeaus zum Park und links zu einem Supermarkt. Max bleibt auf der äußeren Spur und visiert die zweite Ausfahrt an, als ein riesiger Geländewagen links neben ihm wild hupt und Max, um eine Kollision mit dem fahrenden Mehrfamilienhaus zu vermeiden, mit einem Ruck die erste Ausfahrt nehmen muss, um sich und die ihm anvertrauten Gäste in Sicherheit zu bringen. »Wo hast du denn bitte Auto fahren gelernt?«, fragt Ásgeir leise von rechts und schaut Max verwundert an.
»Ich hab doch nichts falsch gemacht!?«, entgegnet Max leise und ruft den irritierten Gästen hinten im Auto zu: »Tschuldigung, kleiner Umweg. Habe, ähm, vergessen zu tanken!«
»Außer, dass du auf der falschen Spur warst und dem guten Mann die Vorfahrt genommen hast, meinst du?«, erwidert Ásgeir.
Max und Ásgeir steigen aus, tanken für 500 Kronen (knapp vier Euro), und die Fahrt geht weiter in Richtung þingvellir-Nationalpark.
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Wie die meisten Menschen auf der Welt ist auch Max es gewohnt, als Fahrer auf der äußeren Spur im Kreisverkehr Vorfahrt zu haben. Es gibt also keinen Grund, auf die innere Spur zu achten.
Nicht so in Island: Hier hat immer die innere Spur eines mehrspurigen Kreisverkehrs Vorfahrt. Auch wenn die Verkehrsregeln in Island fast identisch sind mit denen im Rest Europas (und vielen anderen Ländern), macht diese kleine Besonderheit vielen Touristen zu schaffen. Der Umstand, dass Mietwagenverleiher meist nicht extra darauf hinweisen, macht es nicht einfacher.
Wer sich einmal daran gewöhnt hat, entdeckt jedoch schnell auch die Vorzüge dieser Regelung: Unsichere Fahrer haben keinen Grund, auf der äußeren Spur zu bleiben, wie es viele in anderen Ländern regelmäßig tun. Wer aus dem Kreisverkehr herausfahren möchte, kann dies einfach tun. Durch die Vorfahrtsregelung wird einem das Leben an dieser Stelle etwas einfacher gemacht.
Was können Sie besser machen?
Da Sie jetzt wissen, dass es diese Regel gibt, sind Sie schon deutlich besser auf das Autofahren in Island vorbereitet als die meisten Touristen. Abgesehen von dieser Regel gibt es nur wenige, die sich von denen unterscheiden, die Sie aus dem deutschen Straßenverkehr kennen.
Hier alle aufzuführen würde den Rahmen sprengen, es gibt jedoch jede Menge Webseiten, die sich mit dem Thema beschäftigen und auf denen Sie im Detail nachlesen können, was es zu beachten gibt. Auf den Seiten www.safetravel.is sowie www.road.is finden Sie nicht nur Hinweise zu den Wetterverhältnissen, sondern auch Informationen rund um die Verkehrsregeln in Island. In meinem Blog gibt es ebenfalls einen ausführlichen Artikel zum Thema Autofahren in Island auf Deutsch.
Generell kann man sagen, dass es in Island besonders ratsam ist, vorausschauend zu fahren. Nicht nur die vom Winter teilweise stark in Mitleidenschaft gezogenen Straßen, sondern auch die vielen frei laufenden Schafe im Land machen es notwendig, immer mit voller Aufmerksamkeit hinter dem Lenkrad zu sitzen.
AUTOFAHREN IN ISLAND
Island ist wohl eines der Länder, in denen Autos am meisten gebraucht werden: Wegen der langen Distanzen und des schlechten Wetters sind Transportmittel wie Fahrräder, Eisenbahnen oder auch Busse keine echten Alternativen. Die meisten Isländer haben also mindestens ein Auto, oft auch mehrere. Während in der Hauptstadt Reykjavík und in der zweiten größeren Stadt Akureyri im Norden auch Kleinwagen häufig zu sehen sind, fahren die meisten Menschen auf dem Land SUVs oder ausgewachsene Geländewagen. Teilweise kommen auch riesige Superjeeps zum Einsatz, die für den Einsatz im Hochland umgebaut und mit mannshohen Reifen ausgestattet