David Frogier de Ponlevoy

Fettnäpfchenführer Vietnam


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Ninas Bett einlegt, ihre Hausschuhe benutzt und eigentlich viel lieber im Vorhof, wo die Mopeds geparkt stehen, auf den Baum klettert und Sternfrüchte pflückt, statt zu putzen. Und dass sie alles über Nina weiß.

      Aber Nina mag Bích. Sie ist die freundlichste Person auf Erden. Sie ist klein und zierlich, und trotzdem macht sie irgendwie den Anschein, als würde sie weder Tod noch Teufel fürchten. Wenn Nina irgendetwas sagen will, dann strahlt Bích sie auf diese entwaffnende Weise an, nickt und tätschelt ihr den Arm. Nina kann dann nichts mehr sagen, auch wenn sie sich eigentlich beschweren will.

      Bích spricht kein Englisch und ihre Kollegin auch nicht. Einmal, es war kurz vor Tết, dem Neujahrsfest nach Mondkalender, blieb Bích in der Küche stehen, als sie fertig war mit der Arbeit, und blickte Nina erwartungsvoll an. Nina blickte fragend zurück. Bích sagte einige Worte, immer wieder, und zeigte in die Ferne. Nina war ratlos. Sie eilte die Treppe hoch, um Phương anzurufen und um Übersetzungshilfe zu bitten. Derweil tigerte Bích in Ninas Schlafzimmer auf und ab und blieb suchend vor dem Regal stehen. Dann griff sie kurzerhand nach Ninas Kajal und begann, sich damit etwas auf die Handfläche zu kritzeln. Phương ging nicht ran. Nina nahm Bích sanft den Schminkstift aus der Hand.

      Bích lächelte. Irgendwann nahm sie ihr Fahrrad, zog von dannen und tauchte erst nach drei Wochen wieder auf.

       Warum Haushaltshilfen manchmal spurlos verschwinden

      Nicht nur in Vietnam lebende Ausländer, sondern auch eine Vielzahl der einigermaßen wohlhabenden vietnamesischen Familien in den Städten beschäftigen eine Haushaltshilfe. So gut wie alle Mütter sind Vollzeit berufstätig. Es gibt in Vietnam höchstens sechs Monate gesetzlichen Mutterschaftsurlaub. Je nach Vereinbarung übernehmen die Haushaltshilfen das Putzen, Kochen und Einkaufen und kümmern sich um die Kinder oder die pflegebedürftigen Großeltern. Oft sind es Frauen aus weniger wohlhabenden Verhältnissen, die aus ländlichen Gebieten kommen und deren Kinder aus dem Kindergartenalter heraus sind.

      Dem Job als Putz- oder Haushaltshilfe mag inzwischen weniger ein Stigma anhaften als in der Vergangenheit, als ernsthafter Beruf werde er jedoch noch nicht betrachtet, wie die Viet Nam News schreibt. In einem Artikel wird eine Frau mit einem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften zitiert, die seit 16 Jahren Vollzeit für Ausländerfamilien als Haushaltshilfe arbeitet und damit ein Monatseinkommen von mehr als 300 US-Dollar erzielt – was in Vietnam weit über dem allgemeinen monatlichen Durchschnittseinkommen liegt.

      Mittlerweile gibt es Agenturen, die Haushaltshilfen vermitteln – solche mit Englischkenntnissen, die auch in Erster Hilfe und Hygiene ausgebildet wurden. Insbesondere Ausländerfamilien mit Kindern greifen auf solche Agenturen zurück. Hilfskräfte ohne spezielle Ausbildung, wie in unserem Beispiel Bích, die bei Nina putzt, werden meist durch Freunde, Arbeitskollegen oder Vormieter an Ausländer vermittelt.

      Hier, genauso wie in allen anderen Arbeitsverhältnissen, gilt es, mithilfe eines Übersetzers klare Vereinbarungen zu treffen – bezüglich Zuständigkeiten, Sauberkeit, Privatsphäre und Bezahlung, um spätere Enttäuschungen auf ein Minimum zu reduzieren. Was die Privatsphäre anbelangt: In einem Land, in dem der Einzelne als Rädchen in der Familieneinheit gesehen wird, wo die Gruppe, das Kollektiv, über dem Individuum steht, wird die Abgrenzung zwischen Meins und Deins mitunter sehr dehnbar und verschwommen ausgelegt.

      Als Bích und ihre Kollegin Ninas Müll untersuchten, wurden sie jedoch nicht bei Spionagetätigkeiten erwischt. Sie suchten lediglich nach Metall- und Plastikresten, die sie gegen ein bisschen Geld zur Wiederverwertung an Händler abgeben können. Solche Sammler sieht man in Hanoi oft auf Fahrrädern durch die Wohnstraßen fahren. Wer seine Haushaltshilfe ein bisschen unterstützen möchte, betreibt also auch in Vietnam fleißig Mülltrennung.

      Und worauf wollte Bích hinaus, als sie am Ende abwartend in der Küche stand? Sie wollte Geld. Der sogenannte Tết-Bonus ist üblich, auch in vietnamesischen Unternehmen, und beträgt normalerweise einen Monatslohn zusätzlich. Arbeitgeber in ausländischen Betrieben oder Organisationen, die generell besser bezahlen und solche Urlaubsgelder schon als mit in den Lohn eingerechnet betrachten, sollten dies vorsichtshalber von Anfang an klar kommunizieren und im Vertrag festhalten.

      Angestellte bekommen über Tết mindestens eine Woche frei und die Wochenendtage kompensiert. Bích hatte über Tết, der wichtigsten Feier in Vietnam, ihre Familie in der Provinz weit weg von Hanoi besucht und war deshalb mehrere Wochen abwesend. Das kommt häufig vor. Es kann sogar passieren, dass die Haushaltshilfe gar nicht mehr aus dem Tết-Urlaub zurückkehrt, weil sie in dieser Zeit vielleicht eine andere Arbeit gefunden oder geheiratet hat.

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