Annegret Heinold

Fettnäpfchenführer Portugal


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hat fünf Regionen auf dem Festland: Região Norte (»Region Nord«), Região Centro (»Region Mitte«), Região de Lisboa (»Region Lissabon«), Região do Alentejo (den Alentejo), Região do Algarve (der oder die Algarve) und dazu die beiden autonomen Regionen Azoren (Região Autónoma dos Açores) und Madeira (Região Autónoma da Madeira).

      Portugal hat über 900 Kilometer Küste, mit Sandstränden und Felsen. Für ein so kleines Land hat Portugal eine abwechslungsreiche Landschaft zu bieten: Sand- und Felsstrände an der Algarve, weite Ebenen im Alentejo, Gebirge und Naturparks im Norden. Im Süden findet man weiße ebenerdige Häuser, im Norden Bauten aus Granit und historische Dörfer aus schwarzem Schiefer. Hier stehen jahrhundertealte Klöster und Paläste neben modernen Bauten.

      Die beiden größten Metropolen sind Lissabon mit Umland sowie Porto mit Vila Nova da Gaia und dem Umland. In diesen Gebieten wohnen fast 46 Prozent der Einwohner Portugals, während große Gebiete im Inland des Alentejo und im Norden nur noch spärlich besiedelt sind.

       Anreise

      Auf dem portugiesischen Festland gibt es drei internationale Flughäfen, Lissabon (Aeroporto da Portela), Porto (Aeroporto Francisco Sá Carneiro) und Faro (Aeroporto Internacional de Faro). 2022 soll der Flughafen in Montijo fertig sein und den Flughafen Lissabon entlasten. Lissabon, Porto und Faro werden jetzt auch aus vielen deutschen Städten von den »Billig-Airlines« angeflogen.

      In Lissabon und Porto fährt die Metro von der Innenstadt bis zum Flughafen. In Porto gibt es außerdem einen Shuttle-Service zwischen Busbahnhof und Flughafen. Auch Faro hat einen Shuttle-Service vom Flughafen in die Stadt.

      Natürlich kann man auch per Bahn, Bus oder mit dem Auto von Deutschland aus nach Portugal reisen.

      Sowohl Madeira als auch die Azoren erreicht man per Flugzeug.

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       COM PACIÊNCIA TUDO SE ARRANJA

      Jetzt macht schon, denkt Stephanie und guckt ungeduldig auf die Uhr. Sie steht in einer Pastelaria in der Schlange. Alle warten geduldig. Überhaupt scheinen die Leute hier viel Zeit zu haben. Und von »Rechts stehen, links gehen« auf der Rolltreppe hat man hier anscheinend auch noch nichts gehört, konnte sie gestern auf der Fahrt vom Flughafen in ihre Wohnung in der Avenida da Roma feststellen. Damals im Urlaub an der Algarve fand Stephanie die relaxte Atmosphäre toll, aber jetzt gerade nervt es ganz schön. Sie muss um zehn in der Sprachenschule sein, um sich dort vorzustellen, und wollte vorher noch Brötchen holen und richtig frühstücken. Aber es geht einfach nicht voran.

      Noch vier Leute vor ihr. Soll sie einfach wieder gehen? Das ist schwierig. Sie hat zwar gestern im Supermarkt ein paar Lebensmittel eingekauft, aber kein Brot. Sie wollte gerne frische Brötchen zum Frühstück. Wer kann denn auch ahnen, dass es hier beim Bäcker ewig dauert.

      Die Auslagen sind verlockend: Brot und Brötchen in Körben, und eine große Auswahl an Kuchenstückchen in der Glasvitrine. Viele Gäste trinken einen Milchkaffee und essen ein Stück Kuchen. Die Kuchen sehen verlockend aus: Törtchen mit Blätterteig, schokoladenüberzogene Kekse, Blätterteig mit einer gelben Füllung. Das ist verführerisch, aber ... Kuchen zum Frühstück?. Manche trinken ihren Kaffee auch einfach am Tresen. Im Café es ist laut und unordentlich.

      Jetzt ist sie fast dran, endlich. Noch eine Frau vor ihr. Und natürlich die Frau, die gerade bedient wird. Eine ältere Frau, die sich so richtig Zeit lässt. Stephanie guckt auf die Uhr. Halb zehn. Wie soll sie es so schaffen, die Brötchen zu holen, zurück nach Hause zu gehen, zu frühstücken und rechtzeitig in der Sprachenschule anzukommen? Stephanie seufzt.

      Die Frau vor ihr dreht sich kurz um. Lächelt ein bisschen. Denkt wahrscheinlich: Aha, eine Ausländerin. Alle anderen in der Schlange nehmen das Warten geduldig in Kauf. Die einzige, die Anzeichen von Ungeduld zeigt, ist Stephanie. Das Gespräch am Tresen zieht sich weiter in die Länge. Und so viel Portugiesisch versteht Stephanie schon: Hier geht es um nichts Wichtiges. Im Gegenteil, alles belangloser Small Talk, und alles wird dreimal gesagt. Da, jetzt endlich, die Verabschiedung. Und dann doch noch ein Nachschlag.

      »Grüßen Sie Ihre Frau«, sagt die ältere Dame zum Bäcker.

      »Und grüßen Sie Ihren Sohn in Luanda«, antwortet der Bäcker. »Wann kommt er denn nach Hause?«

      »Er wollte eigentlich Ostern kommen«, sagt die Frau.

      »Grüßen Sie ihn«, sagt der Bäcker.

      »Vielen Dank«, sagt die ältere Frau. »Bom dia.«

      »Bom dia«, sagt der Bäcker. »Und gute Besserung.«

      »Danke«, erwiedert die ältere Frau. »Und sagen Sie ...«

      Da rutscht Stephanie ein tiefer, lauter Seufzer raus.

      Der Bäcker sieht zu ihr. Die beiden Frauen vor ihr drehen sich um. Der Mann mit dem Kaffee am Tresen sieht hoch. Selbst von den Tischen sehen einige kurz zu ihr und dann wieder weg. Für einen kurzen Moment herrscht betretenes Schweigen in der Pastelaria.

       Was ist hier schiefgelaufen?

      Das Tempo ist insgesamt langsamer als in Deutschland, der Rhythmus entspannter, selbst in einer Großstadt wie Lissabon. Und das Tempo in Läden, Werkstätten und auf Behörden ist oft sehr langsam.

      Zeit hat in der portugiesischen Kultur eine andere Bedeutung als in der deutschen Kultur. Der Unterschied besteht darin, dass Deutschland eine sogenannte »monochrome« Kultur hat, in der die Zeit linear gelebt wird. Und Portugal eine »polychrone« Kultur, in der Dinge nicht nacheinander, sondern gleichzeitig erledigt werden. Zeit und die Einhaltung von Zeit, also Pünktlichkeit, sind in Deutschland enorm wichtig, was sich in Sprichwörtern wie: »Zeit ist Geld« und »Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige« spiegelt. Pünktlichkeit ist in Deutschland eine Primärtugend, auf die extrem viel Wert gelegt wird. Punkte auf Tagesordnungen werden der Reihenfolge nach abgearbeitet, und Verabredungen auf die Minute genau eingehalten.

      Das ist in Portugal anders. Hier steht Pünktlichkeit nicht an erster Stelle. Zuspätkommen gehört dazu, eine Viertelstunde ist eigentlich immer drin. Außerdem werden Dinge oft parallel erledigt. Dabei hat die soziale Komponente im Miteinander eine größere Bedeutung als Pünktlichkeit. Es ist wichtiger, mit seinem Gegenüber einen guten Kontakt zu haben, als zur nächsten Verabredung pünktlich zu erscheinen. Genauso wie es wichtiger ist, in einem Meeting eine Vertrauensbasis mit dem Geschäftspartner zu schaffen als Tagesordnungspunkte abzuarbeiten.

      Stephanie fühlt sich genervt, weil sie warten muss, während in ihren Augen Unwichtiges beredet wird, das für den Brotverkauf nicht nötig ist. Aber für den Bäcker und seine Stammkundin sind Small Talk und das Austauschen von Grüßen wichtige Bestandteile des Miteinanders.

      Ein einfaches kurzes Bedienen und sofort zur zu Sache kommen würde von den Beteiligten als unhöflich und schroff empfunden und ist wohl auch ein Grund dafür, dass Deutsche von Portugiesen oft als »kalt« wahrgenommen werden.

       Was können Sie besser machen?

      Man fällt in Portugal nicht mit der Tür ins Haus, weder buchstäblich noch im übertragenen Sinne. Wenn man Leute besucht, wird man nicht gleich ins Haus gehen, sondern erst mal abwarten. Wenn man eingeladen wird einzutreten, sagt man com licença, was so viel heißt wie »mit (Ihrer) Genehmigung«.

      Im Gespräch von Angesicht zu Angesicht, bei einem Treffen auf der Straße, bei einem Geschäftstermin oder beim Telefonieren – man kommt nicht sofort zur Sache, sondern redet erst einmal darüber, wie es einem geht, macht ein bisschen Small Talk und kommt dann erst nach einer Weile zum eigentlichen Anliegen des Gesprächs.

      Genauso unhöflich