zwei sogenannte Biskaya-Schaluppen, einen großen Mast, ein Ersatzsteuerruder und ein Schiffsspill; die Fregatte war total überladen. Mein zweiter Offizier, Herr de Clonard, hatte alle diese Gegenstände mit dem Diensteifer und Scharfsinn, die ihm schon so oft meine Anerkennung eingetragen hatten, verstaut und vertäut.
Am 11. Juli waren die beiden Schiffe zur Ausfahrt bereit, am 12. Juli hielten wir Musterung. An diesem Tag kamen auch die astronomischen Uhren an Bord, mit denen wir bei Landgängen den Gang unserer Schiffsuhren überprüfen wollten. Die Herren Dagelet und Monge sowie die anderen Wissenschaftler und Künstler waren schon vor mir in Brest eingetroffen.
Ein Westwind hielt uns bis zum 1. August im Hafen zurück. Während dieser Zeit hatten wir häufig Nebel und Regen. Ich befürchtete negative Auswirkungen der anhaltenden Feuchtigkeit auf die Besatzung, doch ging in diesen neunzehn Tagen nur ein einziger Mann mit Fieber von Bord. Dafür stellte sich heraus, dass sechs Matrosen und ein Marinesoldat an Geschlechtskrankheiten litten. Sie hatten Mittel und Wege gefunden, sich der ärztlichen Kontrolle zu entziehen.
Am 1. August gingen wir von Brest aus unter Segel. Auf der Fahrt nach Madeira fiel nichts Besonderes vor. Am 13. warfen wir dort Anker. Die ganze Zeit über hatten wir günstigen Wind, ein Umstand, der uns sehr zustattenkam, da die beiden Fregatten vorn zu stark beladen und daher schwer zu steuern waren. Wir genossen die klaren Nächte. Sie boten Herrn de Lamanon Gelegenheit, die leuchtenden Punkte im Meer zu studieren, die meiner Meinung nach daher rühren, dass sich im Wasser bestimmte Substanzen auflösen. Wären diese leuchtenden Punkte, wie einige Naturforscher behaupten, das Werk von Insekten, dann würde man sie wohl nicht überall zwischen Pol und Äquator gleich häufig antreffen, sondern nur in einigen von ihnen bevorzugten Klimazonen.
Unsere Fahrt von Madeira nach Teneriffa dauerte nur drei Tage; wir warfen dort am 19. August nachmittags um drei Uhr Anker. Sofort nach unserer Ankunft machte ich einen Platz für ein Observatorium ausfindig. Am 22. August ließ ich dort unsere Instrumente aufstellen und den Gang unserer astronomischen Uhren nach dem Stand der Sonne und der Gestirne bestimmen. Danach korrigierten wir den Gang der auf den beiden Fregatten befindlichen Schiffsuhren.
Am 30. August verließen wir den Hafen von Santa Cruz. Wir hatten für beide Schiffe jeweils sechzig Pipen Wein eingekauft; um die leeren Fässer an Deck hieven zu können, war es nötig, die halbe Ladung im Schiffsraum umzuräumen. Mit dieser Arbeit brachten wir volle zehn Tage zu. Um die Wahrheit zu sagen: Schuld an dieser Verzögerung war vor allem die Saumseligkeit unserer Lieferanten. Der Wein wurde von Orotava herbeigeschafft, einem Städtchen auf der anderen Seite der Insel. Erst am 30. August nachmittags um drei Uhr konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Wir waren jetzt noch stärker beladen als bei der Abfahrt in Brest, jedoch beruhigte uns der Gedanke, dass das Gewicht unserer beiden Schiffe von nun an täglich abnehmen würde, hatten wir doch bis zu unserer Ankunft in der Südsee nur noch Wasser und Holz an Bord zu nehmen. Mit beidem wollte ich mich erst auf Trinidad versorgen. Ich hatte mir vorgenommen, nicht an den Kapverdischen Inseln anzulegen, deren Klima im Sommer äußerst ungesund ist, weil ich vor allen Dingen darauf achten musste, die Mannschaft vor Krankheiten zu bewahren. In der Absicht, sie bei guter Gesundheit zu halten, ließ ich die Verdecke häufig räuchern, auch gab ich Weisung, die Hängematten täglich von acht Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang zu lüften. Damit jedermann hinlänglich Schlaf fand, teilte ich das gesamte Schiffsvolk in drei Schichten ein, dergestalt, dass alle nach vier Stunden Dienst Anspruch auf acht Stunden Erholung hatten. Da ich nur die strikt notwendige Zahl von Matrosen an Bord hatte, konnte ich diese Einteilung nur so lange aufrechterhalten, als wir ruhige Gewässer durchschifften; sobald wir in stürmischere Zonen kamen, griffen wir auf die herkömmliche Regelung zurück.
Am 29. September schnitten wir den Äquator bei 18 Grad westlicher Länge. Meiner Instruktion zufolge hätte ich ihn sehr viel weiter westlich passieren müssen, aber glücklicherweise trieb uns der Wind stets gegen Osten. Wäre dies nicht so gewesen, so hätte ich die Insel Trinidad wohl kaum zu Gesicht bekommen. Ich behielt immer dieselbe Richtung bei und kam so zu der Untiefe, auf die das Schiff Le Prince im Jahr 1747 beinahe aufgelaufen wäre. Noch immer bemerkten wir kein Anzeichen von Land, nur einige Fregattvögel, die uns vom 8. Grad nördlicher bis zum 3. Grad südlicher Breite begleiteten. Während dieser ganzen Zeit kreiste eine Menge Thunfische um die Schiffe. Wir konnten nur wenige von ihnen fangen, weil sie so schwer waren, dass sie unsere Angelschnüre zerrissen. Keinen zogen wir an Bord, der nicht wenigstens volle sechzig Pfund wog.
Wenige Tage nach unserer Abfahrt von Teneriffa verlor der Himmel jenes herrliche Aussehen, das man nur in subtropischen Breiten findet. Stattdessen war er beständig mit einer matten Blässe überzogen, die weder ganz Nebel noch Gewölk war. Die Sichtweite betrug keine drei Meilen. Gleich nach Sonnenuntergang lösten sich die Dünste auf, und die Nächte waren durchweg heiter und freundlich.
Am 11. Oktober stellten wir eine große Zahl von Beobachtungen über den Abstand des Mondes von der Sonne an, um danach die Länge zu bestimmen und unsere Schiffsuhren zu richten. Nachdem wir mithilfe von Zirkel und Sextant zehn verschiedene Beobachtungen gemacht und die Mittelwerte errechnet hatten, stellten wir fest, dass wir uns unter 25 Grad 15 Minuten westlicher Länge befanden. Am 16. Oktober sah ich bei Sonnenuntergang die Insel Trinidad3, die im Westen 8 Grad nördlich vor uns lag. Um zehn Uhr vormittags waren wir von ihrer Südostspitze noch zweieinhalb Meilen entfernt. Im Hintergrund der von dieser Spitze gebildeten Bucht nahm ich die portugiesische Flagge wahr. Sie flatterte auf einem kleinen Fort, das fünf oder sechs Holzhütten umgaben. Der Anblick der Flagge machte mich neugierig; ich schickte ein Boot an Land, um herauszubringen, ob die Engländer das Eiland verlassen oder aufgegeben hatten. Mir schwante bereits, dass ich auf Trinidad weder das Wasser noch das Holz finden würde, das ich benötigte; nur auf den Gipfeln der Hügel waren einige Bäume sichtbar. Die See schlug überall mit solchem Ungestüm an, dass es nicht ratsam war, unsere Schaluppe auszusetzen. Ich entschied mich dafür, den ganzen Tag in Küstennähe zu lavieren, um am nächsten Morgen in aller Frühe entweder vor Anker zu gehen oder wenigstens ein Boot an Land zu schicken. Gegen Abend rief ich dies der Astrolabe durchs Sprachrohr zu. Als die Astrolabe am nächsten Morgen, am 18. Oktober, nur noch eine halbe Meile vom Land war, schickte Herr de Langle sein Langboot ab, das Herr de Vaujuas befehligte. Herr de La Martinière und Pater Receveur, ein unermüdlicher Naturforscher, begleiteten ihn. Sie fuhren zwischen zwei Felsen auf die Bucht zu. Die Brandung war so heftig, dass das Fahrzeug mit seiner Besatzung unweigerlich gekentert wäre, wären ihm die Portugiesen nicht eiligst zu Hilfe gekommen. Sie zogen das Boot an den Strand, um es vor der Wut der Wogen in Sicherheit zu bringen, und retteten alles, was sich auf ihm befand, mit Ausnahme des Bootsankers, der verlorenging. Nach Schätzung von Herrn de Vaujuas war der portugiesische Posten mit etwa zweihundert Mann besetzt, wovon aber nur fünfzehn Uniform trugen. Die anderen gingen im bloßen Hemd einher. Der Kommandant der Niederlassung, der man den Namen Kolonie nicht geben kann, da kein Feldbau betrieben wird, erzählte, der Gouverneur von Rio de Janeiro habe die Insel vor ungefähr einem Jahr in Besitz genommen. Entweder wusste er nicht, dass sie ehedem den Engländern gehörte, oder er stellte sich so, als sei ihm dies unbekannt. Der Kommandant fühlte sich verpflichtet, uns allerlei Märchen zu erzählen. Er behauptete, sein Fort sei mit vierhundert Mann und zwanzig Kanonen bestückt, während doch rings um die Niederlassung nicht eine einzige Batterie zu sehen war. Seine Furcht vor der Wahrheit war so groß, dass er Herrn de La Martinière und Pater Receveur nicht einmal gestattete, das Ufer zu verlassen, um Pflanzen zu sammeln. Nachdem er Herrn de Vaujuas allerlei Beweise seiner anständigen Gesinnung und seines Wohlwollens gegeben hatte, zumindest dem Anschein nach, zwang er ihn, sich wieder einzuschiffen, mit dem Bemerken, er sei leider nicht imstande, uns Wasser oder Proviant abzugeben.
Gleichfalls am frühen Morgen hatte ich ein zweites Boot unter dem Befehl von Schiffsleutnant Boutin an Land geschickt, mit der Weisung, den Strand nicht zu betreten, wenn das Langboot der Astrolabe schon vor ihm angekommen sei; in diesem Fall solle er es dabei bewenden lassen, vor der Reede Sondierungen vorzunehmen und sie in aller Eile abzuzeichnen. Herr Boutin näherte sich infolgedessen der Insel nur bis auf einen Büchsenschuss. Die Prüfung des Ankergrundes ergab, dass er aus mit einigem Sand vermischten Felsen bestand. Herr de Monneron zeichnete das Fort so gut, als habe er sich an Land befunden, und Herr de Lamanon stellte fest, dass die Felsen aus Basalt und geschmolzenem Gestein bestanden, das wohl von einigen ausgebrannten Vulkanen