hätte an ihrem Horizont ebenso gut aufgenommen werden können als auf dem Meere.
Obschon diese interessanten Punkte vollkommen eben zu sein scheinen, so fallen doch alle in dieser Richtung liegenden sanft nach Nordost ab; und dorthin gravitiert auch allmählich das Regenwasser, welches sie bisweilen bedeckt. Dies ist, wie man sich erinnern wird, die Richtung des Zouga. Das ganze in dem Wasser aufgelöste Salz ist auf diese Weise in eine einzige Pfanne geschafft worden, welche in dieser Richtung liegt und Tschuantsa heißt; daher findet man auf ihr auch eine 1½ Zoll dicke Ablagerung von Salz und Kalk.
Einer der Buschmänner, namens Schobo, ließ sich bereitfinden, uns als Führer bis zu dem Land Sebituanes zu dienen. Er machte uns keine Hoffnung, dass wir innerhalb eines Monats Wasser finden würden. Durch eine Fügung der Vorsehung gelangten wir jedoch früher, als wir erwarteten, zu einigem Vorrat von Regenwasser in einer Reihe von Tümpeln. Es lässt sich unmöglich eine Schilderung der öden trostlosen Szene entwerfen, die wir betraten, nachdem wir diesen Ort verlassen hatten. Der einzige Pflanzenwuchs war niedriges Gestrüpp in tiefem Sand. Kein Vogel und kein Insekt belebten die Landschaft. Es war ohne Ausnahme der ungastlichste Anblick, den ich jemals gehabt habe, und zu allem Unglück kam noch, dass unser Führer Schobo schon am zweiten Tag in der Irre herumlief. Wir redeten ihm in der Nacht freundlich zu, allein er lief nach allen Richtungen des Kompasses auf den Fährten von Elefanten, welche während der Regenzeit hier gewesen waren; hierauf setzte er sich auf dem Weg nieder und sagte in gebrochenem Sitschuana: »Kein Wasser, alles nur Land; – Schobo schläft; er bricht zusammen – nichts als Land«; alsdann warf er sich kaltblütig hin und schlief ein. Die Ochsen waren furchtbar ermüdet und durstig, und am Morgen des vierten Tages machte sich Schobo ganz aus dem Staub, nachdem er seine Unwissenheit in allen Dingen eingestanden hatte. Wir zogen nun in der Richtung weiter, in welcher wir ihn zuletzt gesehen hatten, und ungefähr um elf Uhr sahen wir die ersten Vögel und entdeckten dann die Fährte eines Nashorns. Bei diesem Anblick spannten wir die Ochsen aus, welche, wie es schien, das Zeichen verstanden und sogleich davonliefen, um das Wasser in dem Fluss Mababe aufzusuchen, welcher vom Tamunak’le kommt und von uns aus nach Westen hin lag. Der Wasservorrat in den Wagen war durch einen unserer Dienstleute vergeudet worden, und am Nachmittag blieb uns nur noch ein kleiner Teil für die Kinder. Dies brachte uns eine bitter ängstliche Nacht, und je weniger wir am anderen Morgen Wasser hatten, desto durstiger wurden die Kinder. Der Gedanke, dass sie vor unseren Augen verschmachten könnten, war entsetzlich. Es wäre mir fast ein Trost gewesen, wenn mir jemand den Vorwurf gemacht hätte, dass ich die alleinige Ursache dieser Katastrophe sei; allein die Mutter der Kleinen äußerte auch nicht ein Wort des Tadels, obschon ihr tränenvolles Auge hinlänglich den Schmerz in ihrem Inneren bekundete. Am Nachmittag des fünften Tages endlich kehrten zu unserem unaussprechlichen Trost einige unserer Leute mit einem Vorrat von Wasser zurück, dessen wirklichen Wert wir nie zuvor gefühlt hatten.
Das Vieh war auf dem Weg zum Wasser des Mahabe wahrscheinlich durch ein kleines Gehölz von Bäumen gekommen, wo es Tsetse-Fliegen gab – ein Insekt, welches binnen Kurzem für uns eine wahre Pest werden sollte. Schobo hatte den Weg zu den Bayeiye gefunden und erschien, als wir nach dem Fluss hinaufkamen, an der Spitze einer Anzahl Leute. Um sich nun vor seinen Bekannten ein Ansehen zu geben, schritt er kühn auf uns zu, hieß unseren ganzen Zug haltmachen und sofort Feuer und Tabak herbeischaffen, worauf er kaltblütig sich niederhockte und seine Pfeife rauchte. Es war eine solch unnachahmlich natürliche Art zu prahlen, dass wir alle stehen blieben, um sein Betragen zu bewundern; und obschon er uns zuvor im Stich gelassen hatte, so waren wir doch alle dem Schobo gewogen, als einem prächtigen Repräsentanten jenes wundersamen Volksstammes der Buschmänner.
Die Makololo, welche wir am Tschobe trafen, waren sehr erfreut, uns zu sehen; und da sich ihr Häuptling Sebituane ungefähr 20 englische Meilen weiter stromabwärts aufhielt, so fuhren Oswell und ich nach seiner zeitweiligen Residenz. Er war aus der Barotse-Stadt Naliele nach Sescheke herabgekommen, sobald er die Ankunft von Weißen, die ihn besuchen wollten, vernommen hatte, und war uns nun noch 100 Meilen weiter entgegengereist, um uns in seinem Land willkommen zu heißen. Er befand sich gerade auf einer Insel, die Vornehmsten seiner Leute um ihn her, sämtlich singend. Ihr Gesang klang mehr wie Kirchenmusik als der Singsang e, e, e, ä, ä, ä der Betschuanen im Süden; sie sangen noch einige Sekunden fort, nachdem wir schon zu ihnen getreten waren. Wir schilderten Sebituane die Schwierigkeiten, welche wir gehabt hatten, und wie froh wir wären, dass diese nun überstanden seien, nachdem wir endlich bei ihm angelangt seien. Er beteuerte uns seine eigene Freude und setzte hinzu: »Euer Vieh ist sämtlich von der Tsetse gebissen worden und wird gewiss sterben; doch gleichviel! Ich habe Ochsen und will Euch geben, so viel ihr bedürft.« In unserer Unwissenheit wähnten wir damals, da nur so wenige Tsetse unser Vieh gestochen hätten, werde kein so großer Verlust folgen. Er beschenkte uns sodann mit einem Ochsen und einem Krug Honig zu unserer Nahrung und übergab uns der Fürsorge von Mahale, welcher die Gesandtschaft nach Kolobeng angeführt hatte und sich jetzt gern das alleinige Verdienst unseres Kommens beigemessen haben würde. Man gab uns als Decken für die Nacht zubereitete Ochsenhäute, die so weich waren wie Tuch; und da man diesem Häuptling nichts wieder zurückgeben darf, so fielen sie dem Mahale als Eigentum zu. Noch lange vor Tagesanbruch kam Sebituane selber zu uns, setzte sich bei dem Feuer nieder, welches für uns hinter der Hecke, wo wir lagen, angemacht worden war, und erzählte uns die Schwierigkeiten, mit welchen er einst selber hatte kämpfen müssen, da er als ein junger Mann dieselbe Wüste durchreiste. Da sein Leben höchst merkwürdig gewesen und er ohne Frage der bedeutendste Mann in diesem ganzen Land war, so wird ein kurzer Abriss seiner Lebensgeschichte dem Leser einiges Interesse darbieten.
Sebituane war ungefähr fünfundvierzig Jahre alt, hoch von Wuchs, von straffer Gestalt; seine Hautfarbe war olivgelb oder hellbraun wie Milchkaffee, sein Kopf etwas kahl; in seinem Gebaren kaltblütig und gesetzt, war er in seinen Antworten offenherziger als irgendein anderer Häuptling, den ich je getroffen hatte. Er war der größte Krieger, dessen Ruf jemals über die Kolonie hinausgedrungen war, denn im Gegensatze zu Mosilikatze, Dingaan und anderen führte er seine Leute stets persönlich ins Gefecht. Sooft er des Feindes ansichtig wurde, befühlte er die Schneide seiner Streitaxt und sagte: »Nun, sie ist scharf, und jeder, der den Feinden den Rücken zukehrt, der soll ihre Schneide fühlen.« Er war ein so behänder Läufer, dass alle seine Leute wussten, ein Feigling könne ihm nicht entrinnen, da jeder ohne Erbarmen niedergehauen werden würde. Wenn ein Krieger sich versteckte, um sich dem Kampf zu entziehen, ließ er ihn nach Hause zurückkehren; später rief er ihn zu sich und sagte: »Also du willst lieber zu Hause sterben als im Feld, nicht wahr? Du sollst deinen Willen haben.« Dies war das Signal zu seiner unverzüglichen Hinrichtung.
Sebituane kam aus dem Land in der Nähe der Quellen der Flüsse Likwa und Namagari im Süden, und wir trafen ihn also in einer Entfernung von 800–900 Meilen von seinem Geburtsort. Er war kein Häuptlingssohn, obschon mit der Familie der Herrscher der Basutu nahe verwandt, und als bei einem Angriff Sikonyeles der Stamm aus einem Landesteil vertrieben wurde, gehörte auch Sebituane zu jener ungeheuren Horde von Wilden, welche im Jahr 1824 durch die Griquas von Kuruman fortgejagt wurden. Er flüchtete damals nach Norden mit einer unbedeutenden Anzahl Leute und Vieh. Zu Melita riefen die Bangwaketse die Bakuena, Bakatla und Bahurutse zusammen, um »sie aufzufressen«. Er stellte seine Leute vorne ins Treffen und die Weiber hinter das Vieh und schlug die ganze Schar seiner Feinde mit einem einzigen Streich. Nachdem er auf diese Weise Makabe, den Häuptling der Bangwaketse, besiegt hatte, nahm er sogleich von seiner Stadt und seiner ganzen Habe Besitz.
Sebituane ließ sich nachher in Litubaruba nieder, wo Setschele noch wohnt, und seine Leute erlitten schwere Verluste in einem jener, nicht durch die Geschichte verewigten Überfälle der Weißen, in welchen Metzeleien begangen werden und das Gewissen durch Frevel aller Art für den Tag künftiger Rechenschaft belastet wird.
Schicksale der verschiedensten Art stießen ihm im nördlichen Teil des Betschuanenlandes zu; zweimal büßte er all sein Vieh durch die Überfälle der Matebele ein, allein stets gelang es ihm, seine Leute beisammen zu behalten, und er holte sich mehr wieder, als er verloren hatte. Er durchreiste damals die Wüste beinahe auf demselben Weg, welchen wir zurückgelegt hatten. Er hatte einen Führer gepresst, und da man bei Nacht reisen musste, um Wasser zu erreichen, so machte der Führer sich dieses zunutze und entwischte ihm. Nachdem sie bis zum Morgen marschiert und vermeintlich der rechten Richtung gefolgt waren,