David Livingstone

Reisen und Entdeckungen im südlichen Afrika


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Wasserstrahl weiter werden.

      Obwohl das Wasser hier den Elen vollkommen unzugänglich war, sahen wir doch große Rudel dieser schönen Tiere ringsum weiden, und diejenigen von ihnen, welche wir erlegten, waren nicht allein sehr wohlgenährt, sondern es fand sich auch eine ziemliche Menge Wasser in ihrem Magen.

      Am zweiten Abend unseres Aufenthaltes in Serotli erregte eine Hyäne, welche zwischen dem Gras erschien, plötzlich einen panischen Schrecken unter unserem Vieh. Auf diese tückische Art greift dieses feige Raubtier stets an. Sein Mut gleicht dem eines Truthahns. Die Hyäne beißt nur, wenn ein Tier vor ihr ausreißt; bleibt es stehen, so macht sie ebenfalls halt. Siebzehn unserer Zugochsen entliefen uns und fielen auf ihrer Flucht gerade in die Hände von Sekomi, zu dessen Besuch wir kein sonderliches Verlangen trugen, weil er unserem Erfolg abhold war. Viehdiebstahl, wie er unter solchen Umständen im Kaffernland vorgekommen wäre, ist hier unbekannt, und so sandte uns denn Sekomi unsere Ochsen zurück und ließ uns dringend von jedem Eindringen in die Wüste abraten. – »Wohin geht ihr? Ihr werdet der Sonne und dem Durst erliegen, und die weißen Männer alle werden es mir dann zum Vorwurf machen, dass ich euch nicht gerettet habe.« Hierzu kam noch eine Botschaft von seiner Mutter: »Warum geht ihr an mir vorüber? Ich hatte stets das Volk zusammenrufen lassen, um die Botschaft zu hören, die ihr geschickt habt. Was habe ich verbrochen, dass ihr an mir vorübergeht, ohne mich zu besuchen?« – Wir versicherten den Boten statt aller Antwort, die Weißen würden unseren Tod unserer eigenen Torheit und Hartköpfigkeit (tlogo, e thata) beimessen, da es nicht unsere Absicht sei, unsere Begleiter und Führer eher zurückkehren zu lassen, als bis sie uns ins Grab gelegt hätten. Ferner schickten wir Sekomi ein hübsches Geschenk und ließen ihm versprechen, wenn er den Bakalahari gestattete, die Brunnen für uns offen zu halten, so wollten wir dieses Geschenk bei unserer Rückkehr wiederholen.

      Nachdem der Unterhäuptling, welcher die Boten Sekomis anführte, seine ganze Beredsamkeit in fruchtlosen Versuchen, uns zur Umkehr zu bewegen, erschöpft hatte, fragte er: »Wer führt sie denn an?« Er blickte sich um und rief mit einem Gesicht, das den unverhohlensten Widerwillen ausdrückte: »Es ist Ramotobi!« Unser Führer gehörte nämlich zu Sekomis Stamm, war aber zu Setschele entflohen. Da hierzulande Flüchtlinge immer gut aufgenommen werden und späterhin sogar den Stamm, von welchem sie entlaufen sind, wieder besuchen dürfen, so drohte Ramotobi keinerlei Gefahr, obschon er jetzt etwas tat, was, wie er wohl wusste, den Interessen seines eigenen Häuptlings und Stammes direkt entgegen war.

      Als das Wasser endlich in den von uns gegrabenen Brunnen in genügender Menge sich gesammelt hatte und unser Vieh sich satt trinken konnte, brachen wir am Nachmittag von Serotli auf. Da aber die Sonne selbst im Winter – der Jahreszeit, in welcher wir eben standen – bei Tage immer noch sehr mächtig ist, so bewegten sich die Wagen nur langsam durch den tiefen schwarzen Sand, und wir kamen bis Sonnenuntergang nur sechs Meilen weit. Wir konnten nur am Morgen und Abend reisen, da ein einziger Tag in der heißen Sonne und dem schweren Sand die Ochsen gänzlich erschöpft haben würde.

      Ramotobi war sehr ärgerlich darüber, dass wir so langsam vorwärtskamen; er sagte, das nächste Wasser liege drei Tagereisen weit vor uns, und wenn wir nicht schneller reisten, so würden wir es gar nicht mehr erreichen. Die äußersten Anstrengungen der Diener, Peitschenknall, Geschrei und Schläge brachten die armen Tiere doch nur 19 Meilen weit. Wir hatten auf diese Art nur 44 Meilen von Serotli aus zurückgelegt, die Ochsen waren von der weichen Beschaffenheit des Bodens und vom Durst weit mehr erschöpft, als wenn sie die doppelte Entfernung auf einem harten, die nötigen Wasservorräte darbietenden Weg zurückgelegt hätten; und jetzt lagen nach unserer Berechnung mindestens noch 30 Meilen ebenso trockener und beschwerlicher Weg vor uns. In dieser Jahreszeit wird das Gras so dürr, dass es in der Hand zu Staub zerbröckelt; die armen ermatteten Zugtiere kauten und kauten, ohne nur ein frisches Hälmchen zu finden, und blökten kläglich, als sie das Wasser in unseren Gefäßen auf den Wagen witterten. Wir waren alle fest entschlossen, unser Vorhaben durchzusetzen; wir trachteten daher, die Pferde zu retten, indem wir sie mit dem Führer vorausschickten, um mit ihnen einen verzweifelten Versuch zu machen, falls es uns mit den Ochsen missglücken sollte. Murray ging mit ihnen, während Oswell und ich zurückblieben, um auf ihrer Fährte die Wagen so weit nachzubringen, wie die Ochsen sie ziehen konnten, worauf wir dann dieselben ebenfalls vorausschicken wollten.

      Die Pferde griffen wacker aus, als sie uns verließen; aber am Morgen des dritten Tages, wo sie nach unserer Berechnung in der Nähe des Wassers sein mussten, erblickten wir sie wieder neben unseren Wagen. Der Führer war auf die frischen Fußspuren einiger Buschmänner gestoßen, welche in entgegengesetzter Richtung gegangen waren, und bog vom Weg ab, um ihnen zu folgen. Eine Antilope hatte sich in einer Grube der Buschmänner gefangen. Murray folgte mit blindem Vertrauen Ramotobi auf der Spur der Buschmänner, obschon diese von dem Wasser hinwegführte, welches wir aufsuchten; er war dabei, wie die Antilope geschlachtet, abgestreift und in Stücke zerhackt wurde, und fand sich nach einem mühseligen Tagemarsch wieder bei den Wagen. Dass Ramotobi sich in dieser pfadlosen, mit Buschwerk bedeckten Einöde zurechtfand, schien uns wunderbar.

      Nach dem Frühstück kamen einige Männer, welche auf einem kleinen Fußpfad der Spur mehrerer wasserliebender Tiere nachgegangen waren, mit der fröhlichen Kunde zurück, dass sie »Metse«, Wasser, gefunden hätten, und wiesen zur Bestätigung ihrer Aussage auf den Schlamm an ihren Knien. Es ist ein wahrhaft herzerquickender Anblick, die durstigen Ochsen in einen Tümpel köstlichen Regenwassers, wie wir solches hier fanden, hineinstürzen zu sehen. Sie gehen so weit ins Wasser, bis es ihnen beinahe an die Kehle geht, dann stehen sie still und schlürfen gemächlich in langen erquickenden Zügen, bis ihre zuvor eingefallenen Wammen sich wieder ausdehnen, als ob sie bersten wollten. Sie trinken so viel in sich hinein, dass bei einer plötzlichen Erschütterung, wenn sie wieder auf das Ufer herauskommen, ihnen oft das Wasser wieder aus dem Mund läuft; da sie jedoch auch tagelang ohne Futter gewesen sind, so fangen sie bald an zu grasen, und Gras ist an solchen Stellen allenthalben im Überfluss zu finden. – Dieser Tümpel hieß Mathuluani. Wir waren herzlich froh, einen so willkommenen Vorrat von Wasser gefunden zu haben.

       Hottentotten

      Wir gönnten dem Vieh an diesem Ort Rast und setzten dann unsere Reise durch das trockene Bett des Flusses Mokoko abwärts fort. Als wir den Mokoko verließen, schien Ramotobi zum ersten Mal selbst in Verlegenheit zu sein, welchen Weg er einschlagen sollte. Er war nur ein einziges Mal westwärts über den Mokoko, den Schauplatz seiner Jugend, hinausgekommen. Oswell wurde, während er vor den Wagen herritt, zufällig ein Buschweib gewahr, das zusammengeduckt davonlaufen wollte, um der Beobachtung zu entgehen. Da er einen Löwen vermutete, so galoppierte er drauf los. Das Weib glaubte sich gefangen genommen und begann ihre paar Habseligkeiten auszuliefern, welche in Schlingen aus Seilen bestanden; als ich ihr aber erklärte, wir brauchten nur Wasser und wollten sie bezahlen, wenn sie uns an eine Quelle führe, so war sie gern bereit dazu. Es war zwar schon spät am Nachmittag, allein sie wanderte noch rüstig acht Meilen weit vor unseren Pferden her und zeigte uns das Wasser von Ntschokotsa. Nachdem sie uns bis hierher geführt hatte, wollte sie uns verlassen und nach ihrer Heimat gehen, falls sie überhaupt eine hatte – sie war vor ihren Landsleuten geflohen, und lebte fern von allen anderen mit ihrem Mann. Da es aber finster war, wiesen wir sie an dazubleiben. Weil sie sich noch immer für eine Gefangene hielt, glaubten wir, sie möchte bei Nacht entwischen, und um sie nicht mit dem Eindruck gehen zu lassen, dass wir unehrenhaft seien, schenkten wir ihr ein Stück Fleisch und eine ziemlich große Schnur Glasperlen. Beim Anblick der Letzteren brach sie in ein fröhliches Gelächter aus und blieb ohne Argwohn bei uns.

      Zu Ntschokotsa stießen wir auf die erste von einer großen Menge Salzpfannen, welche mit salpetersaurem Kalk ganz bedeckt war. Ein dichter Gürtel von Mopanebäumen (einer Art Bauhinia) verdeckt diese Salzpfanne, welche ungefähr 20 englische Meilen an Umfang haben mag, vor den Blicken der von Südosten her Kommenden; und zu der Zeit, wo uns die Salzpfanne zu Gesicht kam, warf die untergehende Sonne gerade einen bläulichen Duft über die weißen Inkrustationen, sodass das Ganze einem See täuschend ähnlich sah. Oswell warf bei diesem Anblick seinen Hut in die Luft und stieß ein so lautes Freudengeschrei aus, dass das arme Buschweib und die Bakuena ihn für verrückt hielten. Ich kam etwas später