Bamosetla und zwei andere Bakuenastämme seufzten alle unter dem Druck unvergüteter Zwangsarbeit. Dieses Übel hätte sich aber nicht als ein so großes erwiesen, wenn nicht die jungen Männer dieser Stämme – um Vieh zu erhalten, das für sie das einzige Mittel ist, um unter ihrem Volk zu Ansehen und Einfluss zu gelangen – die Gewohnheit gehabt hätten, ihre Heimat zu verlassen, um, wie die Schnitter aus Irland und dem schottischen Hochland, sich Arbeit in der Kapkolonie zu verschaffen. Wenn sie nämlich hier drei bis vier Jahre gearbeitet hatten, wo man sie meist zum Bau von steinernen Deichen und Dämmen für die holländischen Landwirte verwendet, so waren sie herzlich froh, wenn sie nach Ablauf dieser Zeit mit ebenso vielen Kühen in ihre Heimat zurückkehren konnten. Stellten sie sich dann einem ihrer Häuptlinge vor, so galten sie fortan in ihrem Stamm als ganz angesehene Männer. Diese freiwilligen Arbeiter standen bei den Holländern unter dem Namen Mantatees in großem Ansehen. Man bezahlte sie durchschnittlich mit einem Schilling pro Tag und einem großen Laib Brot für je sechs Mann. Eine Menge solcher Arbeiter, die mich früher etwa 1200 Meilen landeinwärts vom Kap gesehen hatten, erkannten mich mit einem lauten Freudengelächter, als ich bei Roggefelt und Bokkefelt, wenige Tagereisen von Kapstadt entfernt, wo sie im Freien arbeiteten, bei ihnen vorüberkam. Ich unterhielt mich mit ihnen und den Ältesten der holländischen Kirche, für welche sie arbeiteten, und fand, dass dieses System für beide Teile vollständig befriedigend war. Ich glaube nicht, dass es in der ganzen Gegend des Caschan- oder Magaliesberges auch nur einen einzigen Boer gibt, welcher in Abrede stellt, dass, weil diese Arbeit der Kolonie zunutze kommt, man sich ein Gesetz daraus machte, diese Arbeiter ihres sauer verdienten Viehs zu berauben, wofür sie den einleuchtenden Grund aufstellen: »Wenn diese Burschen arbeiten wollen, so sollen sie für uns arbeiten«, obschon sie sich prahlend rühmen, dass dieselben in diesem Fall keinen Lohn erhalten würden.
Wo nur immer ein Missionar wohnt, dahin kommen sicherlich auch Händler. Sie hängen gegenseitig voneinander ab, und der eine unterstützt den anderen in seiner Arbeit; allein die Erfahrung zeigt, dass die beiden Beschäftigungen nicht gut in derselben Person vereinigt werden können. Eine derartige Vereinigung würde zwar moralisch kein Unrecht sein, denn nichts wäre billiger und apostolischer zugleich, als dass derjenige Mann, welcher seine Zeit der geistlichen Wohlfahrt eines Volkes widmet, auch einige weltliche Vorteile aus einem redlichen Handelsverkehr ziehen könnte, welchen die ausschließlich auf ihre eigene Bereicherung abzielenden Händler in ihrer Bescheidenheit als nur ihnen allein zukommend betrachten. Allein wenn es auch recht und billig ist, dass Missionare Handel treiben, so macht es doch das gegenwärtige System der Missionen ganz untunlich, dass sie ihre Zeit auf diese Beschäftigung verwenden. Keiner von all den Missionaren, mit welchen ich jemals in Berührung kam, trieb Handel; und während die Händler, die wir in das Land einführten und daselbst in sicheren Schutz nahmen, reich wurden, sind die Missionare ohne Ausnahme arm geblieben und auch arm gestorben. Die Jesuiten – in Afrika wenigstens – waren zu ihrer Zeit klüger als wir; sie bildeten große einflussreiche Gemeinschaften und legten es darauf an, die Fähigkeiten eines jeden Bruders auf diejenige Bahn zu lenken, welche für ihn die passendste zu sein schien. So durfte der eine, der sich mit Vorliebe der Naturgeschichte widmete, dieser Neigung folgen; ein anderer, welcher sich zur Literatur hingezogen fühlte, fand Muße zur Fortsetzung seiner Studien; und wer eine besondere Anlage für den Tauschhandel hatte, den ließ man zur Aufsuchung von Elfenbein und Goldstaub reisen, sodass er zu gleicher Zeit unter fernen Stämmen die Ausübung der religiösen Handlungen seiner Mission besorgte und dennoch die Mittel fand, den Brüdern, welche er in der Zentral-Ansiedlung zurückgelassen hatte, eine wirksame Unterstützung zukommen zu lassen. Wir Protestanten haben in der bequemen Überzeugung von unserer Überlegenheit Missionare ausgesandt, für deren nackten Lebensunterhalt kaum genügend gesorgt ist, und sind nur freigebig mit unseren Lobsprüchen für diejenigen, welche nicht weltlich gesinnt sind, selbst wenn unsere Knauserei sie zwingt, beinahe wie der verlorene Sohn zu leben.
Englische Händler verkauften diejenigen Artikel, welche die Boers am meisten fürchten, nämlich Waffen und Schießbedarf; und wenn die Zahl der Schießgewehre in einem Stamm sich auf fünf belief, so erregte es eine solche Bestürzung unter unseren Nachbarn, dass sogleich in allem Ernst eine Expedition von mehreren Hundert Boers beratschlagt wurde, um die Bakuena ihrer Gewehre zu berauben. Da ich wusste, dass die Letzteren eher in die Wüste Kalahari geflohen wären, als ihre Waffen ausgeliefert hätten und Sklaven geworden wären, so begab ich mich zu dem Kommandanten, Gert Krieger, machte ihm Vorstellungen über das Unrecht und die Nachteile jeder solchen Expedition und verlangte von ihm den Aufschub derselben. Aber als ich meinen Zweck erreicht hatte, verlangte Krieger andererseits von mir, ich solle als Spion unter den Bakuena tätig sein.
Ich erklärte mich außerstande, seinem Wunsch zu willfahren, selbst wenn meine Grundsätze als Engländer sich diesem Anmuten nicht widersetzt hätten, und führte ihm ein Beispiel an, wo Setschele ohne mein Vorwissen mit seiner ganzen Streitmacht ausgezogen war, um einen Unteranführer zu bestrafen. Dieser Mann, Kake mit Namen, rebellierte und wurde hierbei von seinem Schwiegervater unterstützt, welcher schon anlässlich des Todes von Setscheles Vater einer von den Königsmördern gewesen war. Mehrere von denen, welche Setscheles Vater treu geblieben waren, wurden von Kake misshandelt, als sie, um sich in der Wüste Häute zu holen, sein Gebiet passierten. Als dies vorfiel, hatten wir uns kaum erst unter den Bakuena niedergelassen, und Setschele holte sich bei mir Rat. Ich riet ihm zu milden Maßregeln, allein die Boten, welche er an Kake sandte, wurden mit den Worten verhöhnt: »Es ist ein bloßer Vorwand, dass er behauptet, dem Wunsch des Lehrers zu folgen; Setschele ist eine feige Memme; er mag kommen und fechten, wenn er es wagt.« – Als die Kränkung beim nächsten Mal sich wiederholte, sagte mir Setschele, er wolle auf die Elefantenjagd ausziehen; da ich nun das System der Spionage kannte, welches unter allen Stämmen gang und gäbe ist, so enthielt ich mich stets aller Nachfragen, aus welchen man hätte vermuten können, dass ich ihnen misstraue. Ich schenkte also seinem Ausrede Glauben. Er bat mich, ihm einen gusseisernen Topf zum Kochen zu leihen, da ihre irdenen sehr zerbrechlich sind; ich gab ihm einen solchen und eine Handvoll Salz, mit der Bitte, mir die beiden leckersten Bissen am Elefanten, den Rüssel und den Vorderfuß, heimzusenden. Er brach auf, und ich hörte nichts mehr von ihm, bis wir die Bakuena ihre Verwundeten nach Hause bringen sahen und einige der Weiber das laute Jammergeschrei um die Toten anstimmen und andere den gellenden Jubel des Siegesgeschreis ausstoßen hörten. Nun erst wurde uns klar, dass Setschele den Rebellen angegriffen und verjagt hatte.
Manche Boers besuchten uns später zu Kolobeng, die einen, um sich ärztlichen Rat zu holen, die anderen, um gerade mit denjenigen Artikeln Handel zu treiben, welche ihre eigenen Gesetze und ihre Politik ihnen verbieten. Wenn ich zufällig einem von ihnen in der Stadt begegnete, der seine Musketen und Pulver zum Verkauf anbot, so begann er gewöhnlich eine Entschuldigung zu stammeln, er sei ein armer Mann und dergleichen; ich unterbrach ihn aber stets und sagte ohne Umstände, ich hätte mit den Boers und ihren Gesetzen nichts zu schaffen. Bei solchen Besuchen wurde alles aufgeboten, etwas Genaues über die Gewehre und Kanonen zu ermitteln, und die Boers, die keine Ahnung von dem vorherrschenden Spioniersystem haben mochten, richteten immer emsige und angelegentliche Fragen deshalb an diejenigen Betschuanen, welche etwas Holländisch radebrechen konnten. Es ist besonders bemerkenswert, dass das System des Aushorchens und Spionierens unter diesen wilden Stämmen ebenso gut entwickelt ist wie in Österreich und Russland. Es ist ein Beweis von Barbarei. Jeder Angehörige eines Stammes glaubt sich verpflichtet, dem Häuptling alles zu berichten, was zu seiner Kenntnis kommt; und wird er von einem Fremden ausgefragt, so gibt er entweder Antworten, in denen sich die äußerste Verstandesbeschränktheit verrät, oder solche, die nach seiner Ansicht seinem Häuptling angenehm sein werden.
Mir scheint, dass daraus die Märchen entstanden sind, als könnten sie nicht über zehn zählen, wie man von den Betschuanen ungefähr um dieselbe Zeit behauptete, wo Setscheles Vater eintausend Stück Hornvieh abzählte, als einen Anfang für den künftigen Viehreichtum seines jungen Sohnes.
Im vorliegenden Fall also erfuhr Setschele alle Fragen, welche an seine Leute gerichtet wurden, und fragte mich, wie man darauf antworten müsse. Mein Bescheid war: »Sprich die Wahrheit.« Jeder erklärte also nunmehr, es sei keine Kanone vorhanden; allein unsere Freunde beurteilten die Antwort nach dem, was sie selber unter solchen Umständen gesagt haben würden, und wurden in der Ansicht bestärkt, dass die Bakuena wirklich großes Geschütz besäßen. Das war in gewisser Hinsicht