hat mich gefragt, warum wir nicht verheiratet sind«, sagte er so plötzlich, daß Mona ihn fassungslos ansah. Sie rang nach Worten, und Philipp lachte.
»Jetzt bist du sprachlos. Ja, darüber macht sie sich Gedanken, weil wir uns doch eigentlich lange genug kennen würden. Und wie denkst du darüber?«
Mona hatte sich gefaßt. »Soll ich dir etwa einen Heiratsantrag machen und mir einen Korb holen?« fragte sie ironisch.
»Woher willst du wissen, daß du einen Korb bekommst?«
»Na, du hast doch noch keine Anstalten gemacht, dieses Thema auch nur anzudeuten.«
»Du hast ja auch kein Signal dazu gegeben.«
Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Du bist ein seltsamer Mann, Philipp. Wenn du im Geschäft auch so abwartend wärest, hättest du schon längst Konkurs anmelden müssen.«
»Da habe ich es mit Waren zu tun.«
»Aber doch auch mit Menschen, nämlich mit deinen Mitmenschen.«
»Ich weiß ja, was ich von denen zu halten habe. Bei dir weiß ich nie, woran ich bin. Würdest du denn auf deinen Beruf verzichten?«
»Warum denn?«
»Nehmen wir mal an, wir würden heiraten, würdest du dann auch weiterhin beruflich so engagiert sein?«
»Wie ist es denn mit dir? Ich würde mich jedenfalls sträflich langweilen, wenn du die meiste Zeit im Büro verbringst.«
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. »Vielleicht tue ich das, weil niemand zu Hause auf mich wartet, hast du daran noch nicht gedacht?«
»Warum hast du dann nicht mal ein Signal gesetzt? Von Liebe war doch zwischen uns nie die Rede.«
»Muß man denn darüber reden? Mich interessiert jedenfalls keine andere Frau, und man muß ja nicht unbedingt heiraten, um dennoch zueinander zu gehören. Ja, wenn wir Kinder haben wollen, ist es selbstverständlich.«
»Eine Ehe ohne Kinder kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Mona.
»Fein, daß du dich diesbezüglich mal äußerst. Ich dachte, der Beruf wäre dir wichtiger!«
»Du machst mich langsam wütend«, sagte sie mit blitzenden Augen.
»Es steht dir gut, wenn du wütend bist«, scherzte er. »Jetzt mach kein Gesicht, Mona, es ist doch wirklich an der Zeit, daß wir mal ernsthaft über die Zukunft reden.«
»Nur, weil Michelle Anstoß daran nimmt, daß wir nicht verheiratet sind?«
»Nein, weil sie findet, wie gut wir zueinander passen. Und ich finde das schon lange. Du etwa nicht?«
Sie konnte ihm nicht böse sein. Sie liebte ihn, und das nicht erst jetzt, da er von Heirat sprach. Es hatte ihr auch nichts ausgemacht, so mit ihm zusammenzusein, wenn nicht doch manchmal die Angst gewesen wäre, daß er sich einer anderen zuwenden könnte. Aber Philipp Laurentis war nicht so wie Carlos Dorant.
Er griff nach ihrer Hand. »Werden wir heiraten, und wirst du dann auch Zeit für mich haben, Mona?« fragte er.
»Wirst du dir auch Zeit für Privatleben nehmen?« fragte sie.
»Wir werden uns bestimmt einig werden. Du weißt hoffentlich, was du mir bedeutest.«
»Ich liebe dich«, sagte sie leise.
»Du machst mich glücklich. Aber eigentlich war ich immer glücklich, wenn ich mit dir zusammensein konnte.«
So konnte sich Liebe auch beweisen.
Ihre Blicke versanken ineinander, und er küßte ihre Fingerspitzen.
»Eigentlich müßte ich dir jetzt einen Ring an den Finger stecken, aber ich habe keinen.«
»Es geht auch ohne Ring.« Sie drückte seine Hand an ihre Wange. »Und welchen Eindruck hattest du von Michelle?«
»Sie wirkte erschöpft und alles andere als glücklich.«
»Und das sagst du mir erst jetzt?«
»Mir war es wichtiger, mit dir klarzukommen. Sie hat uns nicht mal von ihrer Heirat informiert, also muß sie auch die Suppe allein auslöffeln, die sie sich eingebrockt hat.«
»Nein, Phil, wir können sie nicht im Stich lassen, wenn sie Hilfe braucht. Ich mag Michelle viel zu sehr.«
»Wir werden sehen, ob sie Hilfe braucht. Natürlich werden wir sie dann nicht im Stich lassen. Aber sie soll auch erst einmal einsehen, daß nicht alles so läuft, wie sie es sich vorstellt.«
Ȇber ihre Heirat wird jetzt
jedenfalls geredet werden«, meinte Mona. »Es war eine Notiz
in der Zeitung, und die anderen werden wahrscheinlich nachziehen.«
Philipp zuckte die Schultern. »Wir werden es schon verkraften, Mona.«
*
Als Michelle am nächsten Morgen aufstand, war Philipp schon wieder aus dem Haus. Ihr war das ganz recht. So brauchte sie keine Fragen zu beantworten, und als sie sich im Spiegel betrachtete, wußte sie, daß er ihr Fragen stellen würde.
Philipp hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Er war sehr ehrlich und sehr direkt, wie ihr Vater gewesen war. Der Gedanke an ihren Vater verursachte ihr wieder körperlichen wie auch seelischen Schmerz. Sie beschloß, zum Friedhof zu fahren. Aber dann war ihr wieder so übel, daß sie Dr. Norden anrief.
»Ich möchte Ihren Rat befolgen und einen Gynäkologen aufsuchen«, sagte sie. »Wen können Sie mir empfehlen?«
»Dr. Leitner. Er hat auch eine sehr angesehene Privatklinik. Sie können ihn auch schnell erreichen, die Klinik befindet sich im Wiesengrund. Rufen Sie ihn an und sagen Sie, daß ich Sie zu ihm schicke, dann bekommen Sie gleich einen Termin.«
»Aber wenn mir sonst etwas fehlt, kann ich doch zu Ihnen kommen?«
»Jederzeit, Michelle, ich freue mich, Sie zu sehen.«
Unwillkürlich hatte er das Gefühl, ihr zu verstehen zu geben, daß sie Freunde hatte.
Er rief schnell bei Schorsch Leitner an und bereitete ihn auf Michelle vor. »Sei besonders nett zu ihr, Schorsch, ich habe das Gefühl, daß sie Hilfe braucht, es aber nicht zugeben will.«
Gleich danach bekam er Michelles Anruf. Er sagte ihr, daß sie um elf Uhr kommen könne.
Sie trank Kaffee mit viel Milch, was Marie verwunderte, denn früher hatte ihr der Kaffee nicht stark und schwarz genug sein können. Und gerade einen Toast würgte sie hinunter, um Marie nicht nachdenklich zu machen, aber die war schon nachdenklich genug.
Am Steuer fühlte sie sich besser, vielleicht deshalb, weil sie sich konzentrierte und nicht quälenden Gedanken nachhing.
Sie kannte sich in der Gegend gut aus und war nach knappen zehn Minuten schon bei der Klinik.
Sie stellte sich als Michelle Dorant-Laurentis vor. Schwester Inge führte sie zu Dr. Leitner.
»Dr. Norden hat Sie empfohlen«, sagte Michelle ungewohnt beklommen, obwohl Schorsch Leitner wahrlich nicht respekteinflößend war, sondern einfach nur sehr sympathisch und sogar väterlich wirkte.
Er verstand es auch meisterhaft, ohne viel zu reden, die Untersuchung durchzuführen. Bei der Blutabnahme wurde es Michelle allerdings wieder schwindelig, und bei der Ultraschalluntersuchung zeigte sie sich wenig interessiert.
Er war nicht optimistisch, aber er zeigte es ihr nicht. Sehr gewissenhaft führte er die Untersuchung durch, eingehender als bei anderen Schwangeren.
»Sie sollten in den nächsten Wochen sehr vorsichtig sein«, sagte er eindringlich. »Bitte, nicht rauchen. Ein Gläschen Sekt kann nicht schaden, nur sollten Sie auch jeden Streß vermeiden. Haben Sie größere Reisen vor?«
»Nein, ich