Viola Larsen

Fürstenkrone 11 – Adelsroman


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liebe dich und habe nie aufgehört, dich zu lieben! Auch nicht in dem Augenblick, in dem ich durch meine Stiefmutter die Wahrheit erfuhr und dich aus dem Schloss warf. Da war mein enttäuschtes Herz nur verschüttet unter Zorn. Sag mir, was ich tun soll, um deine Vergebung zu erlangen und deine Liebe zurückzuerobern! Bitte!«

      Langsam zog er sie näher an sich, bis er das Pochen ihres Herzens spürte.

      Elga sah ihn an. Langsam schwand der herbe Zug in ihrem Gesicht, und ihre Augen bekamen den alten Glanz und die Wärme, die ihm früher daraus entgegengeleuchtet hatte.

      »Was soll ich tun, wenn du mich so bittest«, flüsterte sie, »mein Herz hat seine Antwort längst bereit. Glaubtest du wirklich, meine Liebe wäre so rasch gestorben? Ich wollte nur fliehen vor dir, vor meinem eigenen Herzen. Ich konnte ja nichts anderes mehr tun, als auf deine Entscheidung zu warten. Du hast es mir schwergemacht, und als du zum Gartenfest mit Fräulein Lindemann erschienst, glaubte ich, es sei alles vorbei.«

      Tränen traten in ihre Augen bei diesen Worten.

      Sandor schloss ihr den Mund mit einem Kuss.

      »Nicht weitersprechen«, bat er dann inbrünstig. »Ich weiß, wie schäbig ich mich benommen habe. Ich schäme mich entsetzlich, auch vor deinem Vater, der mir nur Gutes getan hat. Ich fürchte, er wird mir nicht verzeihen.«

      Elga lächelte. »Das lass meine Sorge sein. Wartest du hier im Salon, bis ich sie alle vorbereitet habe? Vor allem muss ich Wehnert bitten, meine Koffer wieder heraufzutragen!«

      Er nickte selig, riss sie noch einmal in seine Arme und bedeckte ihr Gesicht mit brennenden Küssen.

      »Mir ist, als sei ich neu geboren«, sagte er.

      Elga eilte die Wendeltreppe hinab in die Halle. Dort war alles still, und sie wollte gerade hinaus zu ihrem Wagen gehen, als ihr Bruder, noch im Reitdress, aus einem der angrenzenden Räume kam.

      »Wohin, Schwesterlein?«, fragte er da hintergründig.

      »Ich wollte Wehnert nur bitten, meine Koffer wieder auszuladen. Ich …«

      »Alles schon erledigt, mein Kind«, sagte Albert galant. »Was macht er denn, der Herr Graf? Hast du ihn am Boden zerstört?« Er lachte schelmisch.

      Elga stand einen Moment verdattert da. Dann stürzte sie mit einem Jauchzen auf Albert zu und fiel ihm um den Hals.

      »Du Gauner«, rief sie, »du hast wieder alles spitzbekommen!«

      »Das macht mein sechster Sinn«, sagte Albert scherzend und gab der geliebten Schwester einen zärtlichen Kuss. »Alles in Ordnung?«

      Sie nickte glücklich. »Meinst du, dass Papa ihm auch so rasch verzeiht?«, fragte sie dann besorgt.

      »Das muss dein Sandor selber erledigen. Melde ihn bei Papa an. Er wird dann wohl wissen, was er zu sagen hat. So leicht darfst du es ihm nicht machen. Übrigens bin ich heilfroh, dass ihr euch doch wiedergefunden habt. Dein Sandor wäre fähig gewesen, in einer Art Panikstimmung die kleine reizende Lindemann zu heiraten.«

      »Hätte dir das so leidgetan?«, fragte Elga erstaunt.

      »Und ob! So, nun geh zu Papa! Der wartet doch selber schon ungeduldig auf den Ausgang deiner Unterhaltung mit Graf Tihany. Er ist mit Fräulein Achenbach im Frühstückszimmer. Vor der brauchst du keine Geheimnisse zu haben.«

      »Habe ich auch nicht«, rief Elga und stürmte ins Frühstückszimmer.

      Baron Waldstein brauchte seine kleine Tochter nichts zu fragen. Ihre strahlenden Augen verrieten ihm alles. Sie fiel ihm wortlos um den Hals, und er tat einen tiefen befreiten Atemzug. Fräulein Achenbach hatte vor Rührung Tränen in den Augen.

      »Ich habe doch gewusst, dass alles gut ausgehen wird«, meinte sie, und keiner konnte ihr widersprechen.

      »Sandor wartet im Salon, um mit dir sprechen zu können, Papa. Bitte, lass ihn nicht mehr fühlen, dass er sich nicht gut benommen hat.«

      »Sei unbesorgt, Kleines. Was ich ihm zu sagen hatte, habe ich bereits in Tihany getan. Du siehst, dass es auf sehr fruchtbaren Boden gefallen ist. Jetzt werde ich ihm nur noch warm ans Herz legen, dass er meine kleine Elga niemals mehr traurig machen darf.«

      Und das tat der Baron, nachdem er den Salon betreten hatte und Graf Tihany nach einer reuevollen Bitte um Verzeihung um die Hand seiner Tochter Elga anhielt.

      Graf Tihany war glücklich, dass der Baron so charmant über die alte Geschichte hinwegging und ihn gleich danach fragte, ob er schon gefrühstückt habe, er würde ihn herzlich dazu einladen.

      Graf Sandor sagte nicht nein, dazu war er viel zu selig.

      Fräulein Achenbach hatte in weiser Voraussicht noch ein Gedeck auflegen lassen. Sie begrüßte den Grafen gewinnend wie immer und verhielt sich so diskret, dass er davon überzeugt war, sie wisse von dem Vorangegangenen gar nichts.

      Auch Albert kam hinzu und gratulierte seinem zukünftigen Schwager herzlich, nicht ohne ein paar witzige Bemerkungen zu machen, die auch die letzten Reste heimlichen Grolls hinwegspülten.

      Die Einladungen zur Verlobung des Grafen Sandor von Tihany und der Baronesse Elga von Waldstein ergingen bereits in den nächsten Tagen an Verwandte, Freunde und Bekannte.

      Kaum jemand konnte sich erklären, wie es zu dieser plötzlichen Verlobung gekommen war, nachdem der Graf auf dem Gartenfest sich gar nicht um die Baronesse gekümmert hatte.

      Noch bevor die Einladung zur Verlobung abgeschickt war, hatte Graf Sandor Margret Lindemann alles erzählt. Er hoffte sehnlichst, dass sie sich nicht darüber gräme, und war zutiefst erleichtert, als sie ihm herzlich gratulierte.

      Ihre Eltern erfuhren es eine Stunde später, als Margret zum Mittagessen nach Hause kam.

      »Das war die Baronesse Waldstein?«, staunte ihre Mutter. »Nun ja, sie sah ja nach etwas Besonderem aus.«

      Herr Lindemann seufzte auf.

      »Jetzt ist der Graf aus allen Sorgen heraus. Die Baronesse ist eine glänzende Partie. Ja, so ein mittelloses Mädchen wie dich konnte er ja auch nicht heiraten.«

      »Er liebt die Baronesse, Vater«, verteidigte Margret den Grafen. »Und wenn ihr glaubt, ich sei nun todunglücklich, dann irrt ihr euch. Ich freue mich sogar schon auf die Verlobung, denn wir alle drei sind eingeladen. Das hat mir Sandor schon verraten. Die Einladung wird morgen mit der Post kommen.«

      »Wir alle drei? Du musst dich verhört haben, Kind.«

      »Nein, ich habe richtig gehört. Baron Waldstein freut sich, euch näher kennenzulernen. Und Graf Sandor hätte seine Verlobung sowieso nicht ohne uns gefeiert.«

      Am nächsten Tag kam tatsächlich die schriftliche Einladung, die von den beiden Lindemanns mehrfach gelesen wurde, bis sie begriffen, dass es stimmte. Nun begann eine aufgeregte Debatte, was für ein Geschenk man dem jungen Paar machen solle und was die beiden Damen zur Verlobung anziehen sollten. Dies war das beherrschende Thema der nächsten Tage.

      Der Gräfin Coletta Tihany überbrachte ihr Stiefsohn persönlich die Einladung zu seiner Verlobung.

      Die Gräfin empfing ihn zuerst erstaunt und voller Ungnade. Erst als sie den Grund erfuhr, hellten sich ihre Züge auf, und sie fiel ihrem Stiefsohn mit einem Seufzer der Erleichterung um den Hals.

      Dann redete sie ununterbrochen und machte ihm klar, dass sie der Urheber seines Glückes sei.

      Graf Sandor war viel zu selig, als dass er sich mit ihr in einen Disput da­rüber eingelassen hätte. Sie wollte alles ganz genau wissen, aber er berichtete nur in groben Zügen.

      Sein zukünftiger Schwiegervater hatte ihm geraten, diesen Besuch bei der Stiefmutter zu machen.

      »Mein lieber Sandor«, hatte er gesagt, »nun dringen Sie endlich nachdrücklich drauf, die Wertobjekte von Ihrer mütterlichen Seite her zurückzubekommen. Sonst heiratet Ihre attraktive Stiefmutter eines Tages ganz überraschend, und dann sind Sie diese Dinge für immer los. Oder sie verkauft etliches