Aly Martinez

Truth about Lies


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Er war jedermanns Trumpf. Die Mädchen benutzten seinen Namen, um die Freier in Schach zu halten, Marcos benutzte seinen Namen, um mich in diesem Gefängnis zu halten, und ich benutzte seinen Namen, um Marcos auf Kurs zu halten.

      Wir alle fürchteten Dante auf die eine oder andere Weise. Einschließlich Savannah, die auf der Couch saß und die Beine an die Brust gedrückt hatte. Make-up lief ihr über die Wangen. Ihr Körper versteifte sich schon bei der bloßen Erwähnung seines Namens.

      Dante war besonders ihr Problem, seit sie auf seinem Radar aufgetaucht war. Er liebte schöne rothaarige Frauen, unabhängig von ihrem Alter.

      Glücklicherweise hatte er genug Frauen und Drogen, um sich für den Rest seines natürlichen Lebens abzulenken. Und solange ich Savannah aus seinem Blickfeld halten konnte, standen die Chancen gut, dass er sie vergessen würde.

      Genauso gut könnte es aber auch sein, dass er mitten in der Nacht betrunken oder high auftauchte und sie fand, wenn ich allein und hilflos war und nichts anderes tun konnte, als zuzusehen, wie er sie mitnahm.

      Ich hatte zwei Jahre Zeit, sie außerhalb seiner Reichweite zu halten. Zwei Jahre, bis sie in den Augen des Gesetzes erwachsen war. Zwei Jahre, in denen ich sie prägen und formen konnte, so dass sie daran glauben konnte, dass sie ein besseres Leben als dieses führen kann. Zwei Jahre, in denen sie vermeiden konnte, zu ihren noch schlimmeren Eltern zurückgeschickt zu werden. Zwei Jahre, bis sie sich endlich davon befreien konnte - so wie ich es nie konnte.

      Marcos blickte mich an. Und trotz des Schmerzes, der durch meinen Körper strahlte, blickte ich furchtlos zurück.

      Er wusste, dass ich nicht unbedacht genug war, Dante anzurufen. Aber er wusste auch, wie verzweifelt ich sein musste, um die Drohung überhaupt auszusprechen.

      "Fuck!", donnerte er und gab mir einen harten Schubser, der mich quer durch den Raum stolpern ließ.

      Savannah sprang auf, um mich abzufangen, bevor ich an die Wand knallte. "Cora", flüsterte sie schluchzend.

      Ich hielt mich an ihr fest, um mein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Der Versuch eines Lächelns ließ meine kaputte Lippe vor Schmerz schreien. "Es ist okay. Es geht mir gut. Entspann dich."

      Sie nickte, ihr unordentliches, rotbraunes Haar streifte ihre Schultern. Mit 1,68 Meter überragte sie mich um mindestens 10 Zentimeter, aber als wir uns beide Marcos zuwandten, verschränkte sie wie ein kleines Mädchen ihre Finger mit meinen, was mir noch mehr das Herz brach.

      Unerschütterlich beharrte ich auf meinem Standpunkt. "Sie muss weg, Marcos. Nicht für mich. Nicht für Savannah. Aber für die Sicherheit jedes Mädchens in diesem Gebäude.”

      Seufzend streifte er sich über den Nasenrücken. "Um Himmels willen, Cora. Ich habe keine Zeit, mich mit deinem belanglosen Schwachsinn zu befassen."

      "Glaub mir, wenn das etwas wäre, was ich selbst regeln könnte, hätte ich niemals deine Nummer gewählt. Aber sie fährt schon lange auf dieser Schiene und das weißt du. Es wird Zeit, dass wir sie loswerden."

      Seine böswilligen Augen trafen auf meine, und die Luft wurde eiskalt, als er flüsterte: „Wir?“

      Ich atmete tief ein. Das eine Wort brannte wie ein Lauffeuer, das noch nicht einmal meine Lippen erreicht hatte. Ich wollte nicht mehr, dass es wahr war. Ich wollte es seit über einem Jahrzehnt jeden Tag ändern.

      Aber ohne den Schatten eines Zweifels war es der einzige Grund, warum ich noch am Leben war.

      Ich schluckte die Säure hinunter und erlaubte mir dann, die schmutzige Wahrheit auszusprechen. "Mein Name ist Cora Guerrero, hast du das vergessen?"

      Meine Tränenkanäle brannten, aber sie wussten genau, dass es besser war, keine Feuchtigkeit abzugeben. Weinen war nur in meinem Schlafzimmer erlaubt, mit einem Kissen über dem Gesicht, dem Hintern auf dem Boden, dem Rücken zur Wand, einem Stuhl gegen die Tür gelehnt und drei verriegelten Schlössern. Niemand - vor allem kein Guerrero - durfte das sehen.

      Meine Kehle schwoll an, als ich fortfuhr: "Wenn Nic noch am Leben wäre, wüsstest du, was er tun würde.“

      Marcos' Zurückschrecken war subtil, aber es war da.

      Ich sah es nicht nur, sondern fühlte es auch.

      Und ich schwelgte darin.

      Er konnte mich schlagen.

      Er konnte mich kontrollieren.

      Er konnte mich für den Rest seines Lebens in seiner Welt gefangen halten.

      Aber mit einer Silbe konnte ich ihn bis auf die Knochen aufschlitzen, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Es war dreizehn Jahre her, dass Nic gestorben war, und er war immer noch mein einziger Schutz.

      Marcos ließ ein lautes Knurren hören. "Zieh Nic da verdammt noch mal nicht mit rein."

      "Das habe ich bereits getan", schoss ich zurück.

      Sein Kinn fiel nach unten, und seine Nasenlöcher weiteten sich. "Weißt du, dass es mein kleiner Bruder war, der Chrissy rekrutiert hat?"

      "Ja, und ich weiß, dass es mein Mann wäre, der sie wegen Missachtung eines direkten Befehls eines Familienmitglieds auf die Straße werfen würde.“

      Mit zur Seite geneigtem Kopf stolzierte er auf mich zu.

      Ich schubste Savannah hinter mich. Mein Herz raste, und Adrenalin strömte durch meine Adern. Aber ich zeigte ihm nichts.

      Er blieb vor mir stehen, beugte sich tief herunter und brachte sein Gesicht nahe zu meinem. "Du warst seine Hure, Cora. Eine von vielen. Nur weil er dir einen Ring an den Finger gesteckt hat, gehörst du noch lange nicht zu meiner Familie."

      "Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir wünsche, dass das wahr wäre."

      Plötzlich bäumte er sich auf, seine Handfläche zielte erneut auf mein Gesicht.

      Innerlich kauerte ich.

      Innerlich schrie ich.

      Innerlich flehte ich ihn an, mich endlich gehen zu lassen.

      Aber nach außen hin ließ ich mir nichts anmerken.

      Ich wagte es nicht einmal zu zucken. Nicht einmal zu blinzeln. Jede Schwäche, die ich zu erkennen gäbe, würde er gegen mich verwenden. Er würde mich so lange schlagen, bis ich in Millionen Stücke zerschmettert wäre. Und wenn alles vorbei wäre, würde ich aufstehen, um einen Weg zu finden, mich wieder zusammenzusetzen und weiterzumachen, denn niemand sonst würde es jemals für mich tun.

      Ich war auf mich allein gestellt und das schon die meiste Zeit meines Lebens. Zu oft war ich emotional zu einem nicht wiederzuerkennenden Wrack verdreht worden. Aber kein Mann würde mich jemals brechen.

      Ich stand also da, Savannah zitternd hinter meinem Rücken, den Kopf hoch erhoben, und starrte in die Abgründe seiner dämonischen, schwarzen Augen, bereit, seinen Zorn zu akzeptieren, aus keinem anderen Grund als dem, dass dies der einzige Weg war, um zu überleben.

      Kurz vor dem Aufprall verharrte seine Hand, nur Zentimeter von meiner Wange entfernt. Ein finsteres Lächeln hob eine Seite seines Mundes an, als er mit dem Kinn zu Savannah deutete. "Bist du sicher, dass sie das alles wert ist?"

      Ihr Körper presste sich an meinen Rücken, und ihre Hände umfassten meine Hüfte unerträglich hart. Wahrscheinlich hatte noch nie jemand in ihrem Leben gesagt, dass sie etwas wert sei.

      Aber andererseits war sie sechzehn Jahre lang ohne mich zurechtgekommen.

      "Davon bin ich überzeugt."

      Ihre Schultern zitterten mit einem Schluchzen, und ich streckte eine Hand nach hinten, klopfte ihr auf den Oberschenkel und hielt meinen Blick auf Marcos gerichtet.

      Mehrere Sekunden lang hielt er meinem Blick stand. Jedes Blinzeln von ihm war eine Herausforderung - und Beherrschung.

      Aber solange ich ihn kannte, ich hatte nie gebettelt.

      Nie geweint.

      Nie