G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 7 – Western


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gewöhnlich werden Waffentransporte von weißen Scouts geleitet«, erwidert Taylor. »Man sagte mir, ich hätte mit jemandem zu rechnen, der da drüben fast so einen guten Ruf hat wie du, Kleiner. Der Mann soll – warte mal – wie war das doch – Caldan… No, Cal ist sein Vorname. Der Nachname ist, glaube ich, Brindo oder…«

      »Brendan?« fragt Jackson erschrocken und erstarrt. »Heißt der Kerl etwa Cal Brendan?«

      »Ja«, sagt Taylor verwundert. »He, was hast du, Kleiner?«

      »Oh, verflucht«, knirscht der kleine Jackson halblaut. »No, da mache ich nicht mit, nicht, wenn der Mann Brendan heißt!«

      Sergeant Briggs und der Second sehen ihn verstört an. Der kleine Mann aber flucht in allen Tonarten und stampft mit dem Fuß auf.

      »Hölle und Pest, warum hast du mir das nicht eher gesagt, Second?« faucht Jackson wild. »Das mache ich nicht, zum Teufel, no, das tu ich nicht. Starrt mich nicht so an, ihr könnt das nicht wissen, aber Brendan und ich waren einmal Partner. Wir haben in dieser Ecke und ein paar Meilen drumherum mal Biber gejagt. Das ist der feinste Kerl, den ich jemals getroffen habe. Der hat mich mal aus dem Dreck des Sumpfes gezogen. Ohne den würde ich nicht mehr leben. Hölle und Verdammnis, nicht, wenn Brendan dabei ist, der ist zweimal schlauer als ich!«

      »Du kennst ihn?« fragt Briggs bestürzt. »Ja, aber Mann, früher und heute, das ist doch wohl was anderes.«

      »Nichts ist anders!« knurrt Jackson. »Nicht, wenn es sich um Brendan und mich handelt. Second, brich das Unternehmen sofort ab, sage ich dir. Wenn Brendan den Haufen da drüben führt, dann reiten wir in die Hölle. Oh, verdammt, mein blödes Gefühl die ganze Zeit, jetzt weiß ich endlich, warum mir so verdammt komisch war. Mann, du kennst Cal Brendan nicht.«

      »Jackson, nun hör mal zu«, sagt Taylor düster. »Selbst, wenn ich wollte, ich kann den Befehl nicht zurücknehmen. Ich habe ihn bekommen und…«

      »Scheißkrieg!« knirscht Jackson unbeherrscht. »Dieser Dreckskrieg, dieser blutige, verdammte. Nicht genug, daß sich Verwandte gegenseitig umbringen wegen der Neger, nicht genug, daß man merkt, wie es immer bitterer für uns wird, jetzt soll ich einen Mann töten, der mir das Leben gerettet hat? No, sage ich, no, ich tu’s nicht. Und wenn ihr mich an die Wand stellt, ich mach’s nicht!«

      Nach diesem Ausbruch schweigen sie alle drei einige Sekunden. Taylor und Briggs sehen sich betroffen an.

      »Jackson, Matt, nun hör doch…«

      »Halt’s Maul, Briggs!« faucht Jackson. »Da mache ich nicht mit. Was helfen uns denn ein paar Gewehre noch? Sei doch mal ehrlich, Mann. Irgendwann muß jeder, der Augen im Kopf hat, sehen, was mit uns passiert. Wir verlieren den Krieg, da ist nichts mehr zu gewinnen. Ich glaube nicht mehr an Wunder, ich hab’ mich nur geweigert, zuzugeben, daß wir Verlierer sein könnten. Und mir hat’s auch Spaß gemacht, den Yankees einen Streich nach dem anderen zu spielen. Das hier, das wird kein Streich. Brendan war mein bester Freund vor Jahren. No, das könnt ihr nicht verlangen.«

      Sie blicken sich beklommen an. Wenn der kleine Jackson schon sagt, daß ihre Chance, davonzukommen, nicht mehr da sei, ist es dann nicht besser, die Sache ganz aufzustecken?

      »Jackson, kann ein Verwundeter reiten?«

      »No, Second«, brummt Jackson, sich langsam bruhigend. »Dann soll ich also auf ihn schießen?«

      »Du oder einer, der sicher ist, jeden Punkt zu treffen, den er will, Jackson.«

      »Mist!« sagt Jackson finster. »Überlege mal, Taylor, Brendan kennt sich nicht nur hier aus. Der ist quer durch das Indianerland bis nach Santa Fé gezogen. Der Mann kennt jeden Job, und in jedem ist er perfekt. Du kannst dir so was wie Brendan nicht vorstellen. Gegen den bin ich ein Säugling, ehrlich. Auf ihn schieße ich nicht.«

      *

      Räder knarren, Pferde schnauben. Sieben Wagen mahlen mit ihren Reifen den Sand des Weges und halten dann plötzlich. Von hinten nähert sich Hufschlag, ein Schrei ertönt, der den vordersten Fahrer an den Leinen ziehen läßt.

      »Was ist los?« fragt vom dritten Wagen her jemand mürrisch. »Warum halten wir?«

      Der Wagen unterscheidet sich durch seinen völligen Holzaufbau von den anderen, deren Dächer aus Plane bestehen.

      »Brendans Befehl!« sagt jemand heiser. »Wir halten darum, Sir.«

      »Zum Teufel, mitten im Wald?« knurrt der Mann und erscheint auf dem Wagenbock, um nach hinten zu sehen. »He, Brendan, warum der Stop?«

      Aus der Dunkelheit jagt ein Pferd heran, dem zwei andere folgen. Brendans große, sehnige Gestalt taucht nun neben dem Sonderfahrzeug auf. Der Scout ist heran, treibt sein Pferd zur Seite und läßt die anderen beiden Reiter vorbei. Es sind ein Corporal und ein Private.

      »Melden Sie«, sagt Brendan mit seiner tiefen Stimme knapp. »Nun, melden Sie dem Captain, Corporal.«

      Brendan trägt Lieutenantsuniform. Man hat ihn wegen seiner Verdienste zum Offizier gemacht, obwohl er nie darauf wartete und es auch nicht wollte. Aber die Armee hat ihre eigenen Regeln.

      Der Corporal salutiert vor dem Mann auf dem Bock und sagt laut und scharf: »Corporal Miller, Sir, Hauptquartier. Meldung an die Kolonne vom Nachmittag, Sir: Vermutlich Rebellen hinter unseren Linien. Seit heute früh sind ein Sergeant und ein Chickasaw-Späher am Bayou Bodcau verschwunden. Suche ergebnislos bis jetzt. Das Hauptquartier hat Patrouillen ausgeschickt. Jede Kolonne hat mit Flankensicherung zu reiten. Verstärkte Aufmerksamkeit an Waldstücken und Buschgelände, Sir. Befehl vom Hauptquartier!«

      Der Captain steht auf, blickt zu Brendan und zuckt die Achseln.

      »Brendan, ist das so wichtig?«

      »Könnte sein, Captain«, erwidert Brendan knapp. »Weiter im Süden hat es mehr Überfälle als irgendwo anders gegeben. Warum nicht auch hier?«

      »Wieviel Rebellen sollen denn in der Gegend sein, Corporal?«

      »Man schätzt sie auf nicht ganz zwei Dutzend, Sir.«

      »Was, und da regt man sich auf? Wir haben über zwanzig Mann, Brendan. Mit ein paar Rebellen wird man doch wohl fertig werden?«

      »Sicher, Sir, wenn man sie rechtzeitig entdeckt«, antwortet Brendan kurz. »Flankensicherung ab sofort, je sechs Mann an den Flanken. Gewehre schußbereit halten. Captain, es sind kaum fünfzehn Meilen bis zum Bayou.«

      »Nun und?« erkundigt sich Captain Dweller mürrisch. »Brendan, wir haben hier nur Gewehre geladen. Darauf machen die Rebellen in den letzten Monaten Jagd, hörte ich. Dennoch, was gehen uns ein paar Rebellen an?«

      Brendan sieht seine Leute auseinander und tiefer in den Wald reiten.

      »Ich nehme an, wir sind der einzige Transport heute«, murmelt Brendan nachdenklich. »Manchmal treiben sich Rebellen wochenlang hier herum. Sie schnappen irgendwann zu, wenn niemand mehr an sie denkt. Diese Burschen verstehen es, unentdeckt zu bleiben und immer dann aufzutauchen, wenn kein Mensch es erwartet. Vielleicht warten sie diesmal nicht wochenlang. Captain, ich muß meine Leute einteilen.«

      »Tun Sie das, aber sehen Sie zu, daß wir vorankommen!« knurrt Dweller unwirsch. »Ich muß ins Hauptquartier – man wartet auf mich, Brendan!«

      Brendan gibt keine Antwort, zieht das Pferd herum, reitet voraus, redet mit seinen Männern und läßt vorn zwei Doppelposten gestaffelt sichern. Nicht anders macht er es auch hinter der Kolonne.

      Wenig später entfernen sich die beiden Kurierreiter. Brendan läßt die Kolonne anfahren, reitet zu First Sergeant Bowley nach vorn und sagt knapp: »Dick, ich sehe mich mal etwas um. Eine Meile vor uns beginnt Buschgelände.«

      »Cal, meinst du etwa, sie könnten dort auf uns warten?«

      Brendan zuckt die Achseln.

      »Wenn es uns gilt, hätten sie drei Punkte, an denen sie es versuchen könnten«, antwortet er. »Der erste wäre das Buschgelände nicht gewesen, der war hier im Wald. Sie müssen