Valentin Krasnogorov

Die Reize der Untreue


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Noch ein kleines Weilchen, wenigsten eine Minute!

      Pause.

      Sei nicht böse, dass ich dich gebeten habe, mir zu helfen.

      ER. Ich bin nicht böse.

      SIE. Ich mache so gern etwas mit dir zusammen.

      ER. Ich auch.

      SIE. Ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, dass es für uns ist.

      ER. Das hab ich nicht gewusst.

      SIE. Leb wohl, Liebster.

      ER. Werden wir uns wiedersehen?

      SIE. Denkst du, dass das Sinn macht?

      ER. Wahrscheinlich nicht.

      SIE. Noch ein Treffen entscheidet ja nichts und hilft in keiner Richtung.

      ER. Ja.

      SIE. Lohnt es sich dann?

      ER. Natürlich lohnt es sich nicht, aber ich kann ohne dich nicht leben.

      SIE. Ich auch nicht.

      ER. Also bis morgen?

      SIE. Morgen geht es nicht, das weißt du ja.

      ER. Dann Übermorgen?

      SIE. Gut.

      ER. Wirst du können?

      SIE. Irgendwas denke ich mir aus. Liebst du mich?

      ER. Ich liebe dich.

      SIE. Ich dich auch. Woran denkst du?

      ER. An vieles.

      SIE. Ich denke nur an eins.

      ER. Woran?

      SIE. Wie ich es bis übermorgen aushalte.

      ENDE DES STÜCKES „Hoffnung auf Übermorgen“

      2. Die Reize der Untreue

      Прелести измены

      Comedietta

      Handelnde Personen:

      Mann

      Frau

      Er läuft mit großen Schritten durch Zimmer, sieht dabei nervös auf die Uhr. Offenbar erwartet er jemanden ungeduldig. Es klopft an der Eingangstür. Sie tritt mit schnellen Schritten ein. Sie ist im Mantel und hat eine große Einkaufstasche in den Händen. Eк wirft sich ihr jäh entgegen.

      ER. (Gekränkt und gleichzeitig erfreut.) Endlich! Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben.

      SIE. Ich habe selbst nicht mehr darauf gehofft. Konnte mich kaum loseisen.

      ER. Du keuchst ja so.

      SIE. Ich bin den ganzen Weg gerannt. Wir haben doch sehr wenig Zeit. (Will ihn umarmen.)

      ER. (Fährt zurück.) Hast du die Tür verschlossen?

      SIE. Nein. Ich kenne mich mit eurem Schloss nicht aus.

      ER. Warte, ich schließe zu (Schließt die Tür mit dem Schlüssel zu, kommt zurück und will sie umarmen.)

      SIE. (Fährt zurück.) Auf der Treppe bin ich einem Mann begegnet. Er hat mich so angeguckt, dass es mir ganz anders wurde.

      ER. (Besorgt.) Was für ein Mann? Ein alter mit Stock, in einem grauen Anzug?

      SIE. Nein, ein junger im Pullover.

      ER. Hat er gesehen wie du in die Wohnung gegangen bist?

      SIE. Nein. Ich habe so getan, als müsste ich noch eine Etage höher.

      ER. (Erleichtert.) Dann ist nichts Schlimmes. (möchte sie umarmen.)

      SIE. (fährt zurück.) Mir kam es vor, als hätte er mich erkannt.

      ER. Wie kommst du darauf?

      SIE. Mein Mann hat gesagt, dass irgendwo in diesem Bezirk ein Kollege von ihm wohnt.

      ER. In diesem Bezirk wohnen hunderttausend Leute.

      SIE. Und alle können mich erkennen.

      ER. Weißt du, wie der Kollege aussieht?

      SIE. Ja.

      ER. Und war er das?

      SIE. Nein.

      ER. Und worüber regst du dich dann auf?

      SIE. Wenn es nun ein anderer Kollege war, Einer, der mich kennt, den ich aber nicht kenne.

      ER. So kann man sich vor allen Männern fürchten. Vor den Frauen auch.

      SIE. Ich habe eben diese Angst.

      ER. Letztendlich ist es kein Verbrechen, wenn man allein die Treppe hochsteigt.

      SIE. Du hast gut reden

      ER. Du kannst immer noch sagen, dass du bei der Schneiderin warst.

      SIE. Na gut, irgendwie winde ich mich schon raus.

      ER. (Zieht sie an sich.) Hast du dich beruhigt? (Langer Kuss.)

      SIE. (fährt zurück.) So geht’s doch nicht!

      ER. Was ist denn?

      SIE. Du hast die Vorhänge nicht zugezogen.

      ER. Was ist dabei?

      SIE. Wir stehen doch direkt am Fenster!

      ER. Vor uns liegt eine Wüste und außerdem wohnen wir in der 5. Etage.

      SIE. Egal. Ich habe das Gefühl, dass alle auf uns sehen.

      ER. (Zieht die Gardinen vor und umarmt sie.) Jetzt hast du keine Gefühle?

      SIE. Nein, habe ich nicht.

      ER. (Fährt zurück.) Vielleicht legst du endlich mal den Mantel ab?

      SIE. Nein, Liebster, ich bin nur für eine Minute hier.

      ER. Wieso für eine Minute? Wir wollten doch eine ganze Stunde mit einander verbringen.

      SIE. Die Bedingungen haben sich geändert.

      ER. Schon wieder? Ich habe mich so auf dieses Treffen gefreut.

      SIE. Ich auch.

      Er umarmt sie. Sie erwidert die Umarmungen, aber plötzlich stößt sie ihn erschrocken von sich.

            Hast du das Fleisch gekauft?

      ER. Habe ich.

      SIE. Und die Milch?

      ER. Ja.

      SIE. (Erleichtert aufatmend.) Und ich habe einen Schreck bekommen, dass du es vielleicht vergessen hast.

      ER. Nein, ich habe es nicht vergessen. Damit das später nicht passiert, legen wir alles gleich in deine Tasche. (Er holt das Fleisch und eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank.)

      SIE. Was kostet das Fleisch?

      Er macht eine protestierende Geste.

      Ich möchte das wissen, falls plötzlich die Schwiegermutter fragt.

      ER. Hier ist der Kassenzettel.

      Sie gibt ihm Geld, er gibt ihr das Restgeld zurück.

      SIE. Danke. (stopft die Tasche mit den Einkäufen voll.)

      ER. Ziehst du vielleicht doch den Mantel aus?

      SIE. Es lohnt sich nicht, ich bin nur für eine Minute da.

      ER. Wann musst du weg?

      SIE. Los, überschlagen wir das mal zusammen. Rechne mal, das ich ungefähr 40 Minuten das Fleisch ausgesucht und die Milch gekauft habe. Ziehe davon den Weg zu dir und zurück ab – da bleibt nichts übrig.

      ER. Ich begreife nicht, warum du es so eilig hast.

      SIE. Ich muss kochen.

      ER. Früher hat doch deine Schwiegermutter gekocht.

      SIE. Jetzt mache