Kelly Noonan Gores

Heal


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wie sie sind, sondern so, wie Sie sind. Sie setzen Ihrem Gehirn eine neue Brille auf, durch die es die Welt betrachten kann, und eine Nebenwirkung davon ist das Begreifen neuer Möglichkeiten – Möglichkeiten, die Sie nicht einmal erkennen konnten, bevor Sie dieses neue Wissen hatten. Unser Gehirn »sieht« nur so, wie es programmiert wurde, was bedeutet, dass es nur sieht, was Sie schon kennen.

      Die Menschen machen ihr Bestes aus dem, was sie wissen; wissen sie von einer Sache nichts, könnte man sagen, dass es diese für sie nicht gibt. Entsprechend kann man sagen, dass etwas entsteht, indem sie sich dessen gewahr oder bewusst werden. Allerdings ist ein solcher Wissenserwerb noch bar jeder Erfahrung. Erkennen Sie eine neue potenzielle Wirklichkeit oder Möglichkeit, müssen Sie deshalb mit diesem Wissen etwas anfangen.

      Das bedeutet: Je genauer Sie wissen, was Sie tun und warum Sie es tun, desto leichter wird das Wie. Und deshalb geht es hier und heute nicht mehr darum, dass etwas gewusst wird – sondern um das Gewusst, wie.

      Als Mensch, der nach Wahrheit, Wissen, Weisheit und Information strebt, liegt Ihre nächste Aufgabe darin, Ihr Wissen anzuwenden, es zu personalisieren und zu zeigen, was Sie philosophisch und theoretisch gelernt haben. Das bedeutet, dass Sie neue und andere Entscheidungen treffen, die erfordern, dass Sie sich mit Ihrem Körper beschäftigen. Richten Sie Ihr Verhalten an Ihren Absichten aus, Ihr Handeln an Ihrem Denken – dann machen Sie neue Erfahrungen.

      Erfahrungen bereichern die Synapsenverbindungen in Ihrem Gehirn. Begrüßen Sie neue Erfahrungen, dann baut dieses Ereignis am intellektuellen Kreislauf im Gehirn mit – und verstärkt ihn. In dem Augenblick, in dem sich die Kreisläufe zu Netzwerken organisieren, schüttet das Gehirn einen entsprechenden chemischen Wirkstoff aus. Wir nennen ihn ein Gefühl oder eine Emotion. In dem Augenblick, in dem Sie sich durch das neue Erlebnis froh, gesund und vollständig fühlen, lehren Sie Ihren Körper chemisch, was Ihr Geist intellektuell begriffen hat. So gelangt die neue Information in Ihren Körper und nicht nur in den Geist, und sie verändert Ihren gesamten Seinszustand. Sie gewöhnen wahrlich Ihren Körper an einen neuen Geist. Und in diesem Augenblick richten sich Körper und Geist auf die neue Information aus.

      Man kann also sagen, dass Wissen zum Geist und Erfahrung zum Körper gehört. Sie beginnen nun, die Wahrheit dieser Philosophie zu verkörpern. Indem Sie das tun, schreiben Sie Ihre biologische Programmierung neu und geben neuen Genen auf neue Weise ein Signal, weil neue Informationen aus der Umwelt eintreffen. Wir wissen aus der Epigenetik, dass wir, wenn die Umwelt den Genen etwas meldet und das Endergebnis der Umwelterfahrung eine Emotion gewesen ist, im wahrsten Wortsinne neuen Genen auf neue Art ein Signal geben. Und da alle Gene Protein herstellen und die Proteine für die Struktur und Wirkweise des Körpers ursächlich sind (der Selbstausdruck der Proteine ist der Selbstausdruck des Lebens), ändern Sie tatsächlich Ihr genetisches Schicksal. Das lässt vermuten, dass Sie Ihren Körper in einem Augenblick heilen können.

      Und wenn Sie einmal eine Erfahrung erzeugen können, dann sollten Sie es auch ein zweites Mal schaffen. Treffen Sie dieselben Entscheidungen und erzeugen Sie dadurch immer wieder dieselben Erfahrungen, dann konditionieren Sie im Laufe der Zeit Ihren Geist und Ihren Körper neurochemisch dazu, als Einheit zu wirken. Haben Sie etwas so oft getan, dass der Körper ebenso gut wie der Geist weiß, wie es geht, geschieht es automatisch, natürlich und mühelos. Kurz gesagt, wird es zur Fähigkeit, zur Gewohnheit, zur Lebensweise. Haben Sie diese Ebene des Könnens erreicht, müssen Sie nicht mehr länger darüber nachdenken, wie Sie es tun. Dann haben Sie wahrlich Ihren Daseinszustand verwandelt, denn nun ist die Information integraler Bestandteil von Ihnen. Sie beginnen, die Philosophie zu meistern. Sie sind zu diesem Wissen geworden.

      So erwachen gerade viele gewöhnliche Menschen auf der ganzen Welt und tun das, was jahrhundertelang für ungewöhnlich gehalten wurde. Indem sie das tun, gehen sie vom Philosophen zum Initianten und zum Meister über, vom Wissen zur Erfahrung und zur Weisheit, vom Geist zum Körper und zur Seele, vom Denken zum Tun und zum Sein und vom Lernen mit dem Kopf zum Praktizieren mit der Hand und zum Wissen aus dem Herzen heraus. Und das Schöne daran ist, dass uns allen die biologische und neurologische Ausrüstung dafür zur Verfügung steht.

      Das Ergebnis Ihrer wiederholten Mühen verändert nicht nur, was Sie sind, sondern es erzeugt zusätzliche Möglichkeiten im Leben, die ein Ergebnis Ihrer Bemühungen sind. Warum sonst tun Sie es? Und was meine ich mit dem Wort Möglichkeiten? Ich spreche von der Heilung von Krankheiten und von Ungleichgewichten sowohl im Körper wie im Geist. Ich spreche darüber, wie Sie sich selbst ein besseres Leben erschaffen, indem Sie nicht mehr die immer gleichen unbewussten Entscheidungen treffen, die von den Traumata der Vergangenheit programmiert wurden. Merzen Sie diese alten Entscheidungen, Verhaltensweisen und Erfahrungen aus und leben Sie mit neuen Entscheidungen, Verhaltensweisen und Erfahrungen, dann kann sich das Ergebnis in einer neuen Arbeitsstelle, einer neuen Beziehung, neuen Chancen und neuen Abenteuern des Lebens zeigen.

      Das Buch und der Dokumentarfilm Heal gehören zu einer neuen und anderen Art des Journalismus, der weit mehr umfasst als eine Gruppe Wissenschaftler, Forscher oder Heiler, die neue Theorien über unsere Gesundheit vertreten. Weil Sie normale Leute beobachten – Menschen wie du und ich –, die mit unterschiedlichen Heilmethoden experimentieren, die grundlegend die Gesundheit zu transformieren vermögen, ist Heal eine praxisorientierte und wahrhafte Untersuchung der Heilung. Diese Geschichten von persönlicher Verwandlung und Transformation sind nicht die typische Hollywood-Story eines glamourösen Triumphs gegen alle Widerstände, sondern Berichte ganz gewöhnlicher Menschen, die – um echte Fortschritte in ihrer Genesung zu erfahren – tief in sich geblickt haben, um herauszufinden, was es wirklich braucht, um Gedanken, Gefühle und Taten stetig zu verändern. Es sind wahre Berichte, und sie sprechen uns unmittelbar an.

      Als mich Kelly Noonan Gores bat, bei dem Dokumentarfilm Heal mitzuwirken, war ich über alle Maßen froh, dass sich endlich jemand ans Werk machte, auf einer ganz neuen Ebene zu untersuchen, wie man von chronischen Krankheiten genesen kann. Ich war erleichtert, dass sie bei ihrer Arbeit auf Beweise gestoßen war, denn diese stellen die nächsthöhere Ebene an Information dar. Sie sprechen lauter als jede Stimme.

      Es ist eine Geschichte, die endlich erzählt werden muss, und ich freue mich sehr, dass Kelly das so ernsthaft, klar und mit offenem Geist getan hat. Sie zeigt, dass es möglich ist, dass der Geist den Körper heilt. Mein Forschungsteam und ich haben tatsächlich mehrere Experimente durchgeführt, die belegen, dass die Heilung im Geist beginnt. Wir wissen heute, dass unser Geist ununterbrochen auf unseren Körper einwirkt und dass unser Körper ununterbrochen auf unseren Geist einwirkt. Das bedeutet, dass man den Geist ändern muss, wenn man den Körper ändern will – und umgekehrt. Bedenken Sie, dass Sie, um Ihre Reise der Heilung anzutreten, zunächst erkennen müssen, wie Sie darüber denken, um dann Ihre Gedanken und Gefühle zu verändern.

      Die längerfristigen Auswirkungen von Stresshormonen können genetische Hebel umlegen und Krankheiten auslösen. Stress bedeutet, dass Gehirn und Körper aus dem Gleichgewicht kommen, von Natur aus stellt die Stressreaktion des Körpers dieses Gleichgewicht wieder her. Im Stress zu sein ist gleichbedeutend mit einem immerwährenden Notstand, bei dem es ums Überleben geht. Eine längere Zeit im Notfallmodus zu leben raubt dem Körper die natürlichen Ressourcen für die Heilung. Alle Organismen in der Natur tolerieren kurzfristige Stresszustände; befinden wir uns aber ständig im Stress, dann schaltet sich die Stressreaktion ein, und wir können sie nicht mehr abschalten. Und das macht uns krank. In einfachen Worten: Wir vergeuden sämtliche Lebenskraft des Körpers auf eine – reale oder imaginäre – Gefahr der Außenwelt, und in uns ist keine Kraft mehr für Wachstum und Genesung.

      Aufgrund der Größe des menschlichen Vorderhirns und des Neocortex können wir Gedanken realer machen als alles andere. Das legt nahe, dass eine Stressreaktion schon erfolgt, wenn wir an ein Problem nur denken oder uns künftige Worst-Case-Szenarios vorstellen. Überdenken Sie das. Ihre Gedanken machen Sie wirklich krank. Das ist ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von Körper und Geist. Und es stellt sich die Frage: Wenn uns unsere Gedanken krank machen können, können uns unsere Gedanken dann auch gesund machen?

      Mein Forschungsteam und ich wollten herausfinden, ob das so ist. Wir nahmen eine Gruppe von 117 Probanden und maßen zu Beginn eines viertägigen Workshops