Die irische Regierung – also der Steuerzahler – kauft es in Spanien teuer ein und mischt es als vorbeugendes Medikament dem Trinkwasser bei. Eigentlich wäre dafür eine Lizenz erforderlich. Gäbe es Guinness dann auf Rezept? Die Brauerei kann man dafür freilich nicht verantwortlich machen. Die Hexafluoridokieselsäure ist in allen irischen Lebensmitteln enthalten, die bei der Herstellung irisches Trinkwasser verwenden. Eigentlich müssten diese Produkte für den Export mit Warnhinweisen versehen werden, denn in den restlichen EU-Ländern ist die Zwangsfluoridierung verboten.
In Irland sind sämtliche Initiativen, das Zeug aus dem Trinkwasser zu verbannen, bisher gescheitert. Schon in den sechziger Jahren ging Gladys Ryan, eine Hausfrau mit fünf Kindern, gegen die Verabschiedung des Gesetzes gerichtlich vor – ein unerhörter Vorgang für die damalige Zeit. Die Richter fanden das so absurd, dass sie die Klage immer wieder abwiesen. Am Ende saß Ryan auf 230.000 Pfund Gerichtskosten. Zum Vergleich: Ein anständiges Einfamilienhaus kostete damals 2500 Pfund. Der Staat verzichtete auf die Zahlung. Ryan starb 2012 im Alter von 91 Jahren. Sie hatte stets öffentliches Trinkwasser gemieden.
Neuere Untersuchungen bestätigen Ryans Vermutung, dass die erzwungene Medikamentierung den Intelligenzquotienten senken kann. Das erklärt, warum sich die Regierung beharrlich weigert, das Gesetz aufzuheben. Es geht um die Verdummung der Bevölkerung, damit sie nicht merkt, wie sie von den Politikern über den Tisch gezogen wird. Und wer wegen der Austeritätspolitik aus Verzweiflung in den Alkohol flüchtet, wird noch dümmer. Bisher hatte man angenommen, dass der Alkohol daran schuld sei. Im Leinster House, dem irischen Parlamentsgebäude, sind übrigens sämtliche Wasserhähne mit Filtern gegen Hexafluoridokieselsäure ausgerüstet.
Manchmal kommt aber gar kein Wasser aus dem Hahn, wie ich betrübt feststellen musste, als ich mir einen heißen Whiskey zubereiten wollte. Ich hatte vergessen, dass abends ab acht das Wasser für die Nacht abgestellt würde. Wie soll man auch an Wasserknappheit denken, wenn es draußen pausenlos vom Himmel stürzt? Im Wasserreservoir Ballymore Eustace habe sich »der Charakter des Wassers stark verändert«, sagte Michael Phillips, der Ingenieur des Dubliner Stadtrats. Man arbeite rund um die Uhr, um die Ursache herauszufinden. Vorerst bleibe es aber bei den nachts versiegenden Hähnen, sonst säße Dublin binnen drei Tagen auf dem Trocknen, jedenfalls drinnen. Die Besitzer edler Restaurants rauften sich die Haare. Sie mussten das Foie Gras auf Papptellern und den Champagner in Plastikbechern servieren, weil sie den Geschirrspüler nicht einschalten konnten.
Irgendwie war das absehbar. Die technische Beraterfirma RPS hatte schon 2006 gewarnt, dass man etwas investieren müsse, um die Wasserversorgung zu sichern. Ein Projekt, um Wasser vom Shannon nach Dublin zu pumpen, würde 500 Millionen Euro kosten. Das hat man auf die lange Bank geschoben, so dass die Probleme für die nächsten zehn Jahre vorprogrammiert sind. In der irischen Hauptstadt werden täglich 540 Millionen Liter verbraucht, und die werden gerade mal so produziert, wenn alles glatt geht. Dabei entfallen auf die Haushalte lediglich 16 Prozent. Mehr als doppelt so viel versickert im Boden, denn die Rohre stammen noch aus viktorianischen Zeiten. Die Insel ist also gar nicht wegen des feuchten Klimas grün, sondern wegen der Lecks.
Nun hat die Regierung 539 Millionen Euro bereitgestellt – aber nicht, um die löchrigen Rohre zu erneuern, sondern um Wasseruhren zu installieren, damit man endlich abkassieren, dann privatisieren und schließlich den verarmten Banken wieder etwas Geld geben kann. Umweltminister Phil Hogan verkündete konziliant, dass jeder Haushalt 30.000 Liter im Jahr kostenlos erhält. Für jedes Kind unter 18 kommen nochmal 38.000 Liter hinzu.
Dem Nachrichtenportal Waterford Whispers erklärte Hogan, dass für geschlechtsreife Teenager eine weitere Freimenge von 100.000 Litern im Jahr vorgesehen sei, weil »sie bekanntermaßen gerne unter der Dusche masturbieren« und deshalb das Wasser ziemlich lange laufen lassen. Er sei ja auch mal jung gewesen, fügte Hogan hinzu. Ein Extra-Einkommen verspricht sich die Regierung von der Installation spezieller Hähne in Dublins vornehmen Vierteln. Aus ihnen soll kohlensäurehaltiges Mineralwasser fließen, damit sich die Herrschaften nach einer Runde Golf geschwind erfrischen können. Man verhandelt derzeit mit Apollinaris.
LAMBRINI-MÄDCHEN WOLLEN NUR SPASS HABEN
Herr Lambrini ist gestorben. Er hat sich zu Tode gesoffen, und irgendwie ist das auch angemessen. John Halewood, wie Herr Lambrini richtig hieß, besaß das größte unabhängige Getränkeunternehmen in Großbritannien. Seit 1978 stellt es die sprudelnde Alkoholplörre Lambrini her, von der 40 Millionen Flaschen jedes Jahr verkauft werden.
Mit seinem Billiggesöff hat Halewood reihenweise junge Leute an den Rand des Abgrunds gebracht. Eine Alison Whelan kaperte eine Personenfähre in Dartmoor, nachdem sie zwei Tage lang Lambrini gesoffen hatte. »Ich bin eine Piratin«, schrie sie, sprang an Bord des Schiffes und übernahm das Ruder. Die Fähre krachte wie bei einem Flipper-Automat in andere Schiffe, bevor Whelan die Polizei anrief und erklärte, dass sie ein Problem habe. 30 Polizeiautos und Krankenwagen rückten umgehend an. Der Lambrini-Werbespruch lautet: »Lambrini-Mädchen wollen nur Spaß haben.«
Besonders am »Suizid-Sonntag«, dem Tag nach Abschluss der Universitäts-Examen Ende Juni in Cambridge, bricht das Lambrini-Chaos aus. Einmal hatten die Organisatoren des Festes, die »Wyverns Drinking Society«, der natürlich nur Männer angehören, ein aufblasbares Schwimmbecken im Durchmesser von zwei Metern mit Gelee gefüllt. Darin fanden Ringkämpfe von Studentinnen im Bikini statt, der Gewinnerin winkten 250 Pfund.
Eine Nadia Witkowski, die im Halbfinale verloren hatte, rastete vor Wut und voller Lambrini aus. Die 23-jährige schwang die Flasche wie eine Keule, stürzte sich auf ihre Kommilitonin Hannah Ford, die aus unbekannten Gründen als Schmetterling verkleidet war, und schlug ihr die Nase blutig. Als zwei Ordner die gelierte Witkowski überwältigen wollten, versetzte sie einem einen Kopfstoß und dem anderen einen Boxhieb in den Magen. Erst eine Polizeieinheit bekam die glitschige Studentin zu fassen. Ein Sprecher der Wyvern-Trinkgesellschaft sagte: »Fräulein Witkowski wird künftig nicht mehr zu Gartenpartys eingeladen.«
Dabei entsprach ihr Benehmen durchaus der Tradition. Bei Oxfords Gegenstück zu Cambridges »Wyvern Drinking Society«, dem »Bullingdon Club«, dem früher Premierminister David Cameron, Schatzkanzler George Osborne und Londons Bürgermeister Boris Johnson angehörten, geht es ebenso lustig zu. Einmal rollten sie einen Studenten im Frack in einem mobilen Toilettenhäuschen einen Hügel hinab. Ein anderes Mal zerstörten die Studenten sämtliche 500 Fenster in der Universitätskirche. Seitdem dürfen sie ihre Treffen nicht mehr innerhalb eines Bannkreises von 25 Kilometern um die Universität abhalten. Einige Restaurants in Universitätsstädten haben inzwischen untersagt, dass Gäste ihre eigenen Getränke mitbringen und dafür Korkengeld bezahlen, weil die Studenten stets Lambrini mitbrachten und das Lokal vollkotzten.
Halewood selbst hat nie Lambrini angerührt, er hat guten Wein bevorzugt. Deshalb ist er auch nie in ein aufblasbares Schwimmbecken mit Gelee gesprungen, sondern starb standesgemäß neben dem Swimming Pool im Garten seiner Villa.
HAVARIE MIT HANGOVER
Schiffsunglücke müssen nicht immer tragisch enden. Manchmal spenden sie Freude, und noch Jahrzehnte später lässt sich die Havarie zu Geld machen. Am 5. Februar 1941 lief die SS Politician auf einen Felsen im Sund von Eriskay auf, einer Insel im Süden der Äußeren Hebriden. Das Schiff war unterwegs nach New York und hatte eine interessante Ladung an Bord: 264.000 Flaschen Whisky. Die Inselbewohner stürzten sich beherzt ins Meer, um die wertvolle Fracht zu retten.
Duncan MacInnes war damals 15. Neben dem Whisky waren Fahrräder, Zigaretten, Obstkonserven, Bier, Leinen und kistenweise linke Schuhe an Bord, sagt er. Schuhe wurden damals nie paarweise verschifft, um Diebstahl zu vermeiden. MacInnes, der an Whisky nicht interessiert war, klaute ein elektrisches Bügeleisen, was töricht war, denn auf Eriskay gab es keinen Strom.
Die erwachsenen Inselbewohner waren sehr wohl am Whisky interessiert, und weil das Schiff sieben Monate auf dem Felsen lag, bis es weggeschleppt wurde, hatten sie genügend Zeit, sich um die hochprozentige Ladung zu kümmern. McCall, der örtliche Zollbeamte, wurde zwar misstrauisch, weil die Fischer, die sonst ständig im Wirtshaus hockten, sich nicht mehr blicken ließen, aber