Gerwalt

In seinem mörderischen Element


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       Gerwalt

       In seinem mörderischen Element

       Der Autor über die Elemente und mehr …

      »Zu den fünf Elementen: Die Griechen hatten vier Elemente mit Zusatzelement Äther, die Chinesen hatten fünf.

      Die in der Geschichte vorkommende Kombination Wasser, Feuer, Eisen, Luft und Erde ist eine krude Mischung aus beiden, denn die Griechen hatten Feuer, Wasser, Luft und Erde, die Chinesen hatten Holz‚ Feuer, Metall, Wasser und Erde. Ich hätte die Szene mit dem Schmelzwasser und dem strangulierenden Eimer umschreiben müssen, um Holz hineinzubringen, aber die Idee mit dem Wassereimer hat mir so gut gefallen, dass ich sie nicht zerstören wollte.

      Aber warum viertes Element?

      Sie wäre das fünfte: Erstens Wasserfälle, zweitens verbrannt im Kahn, drittens gepfählt auf dem Bunker, viertens erdrosselt im Elsass, fünftens: Gehäutet im Abri …

      Nur: Das fünfte Element hatte der Bruce Willis schon …

       [Zum Wandel Du – Sie in der Kurzgeschichte am Schluss:]

      Das Du-Sie ist ein kleiner, gemeiner Stilmissgriff, der die Geschichte überhaupt erst initiiert hat: Ich hatte mal ein Gespräch mit einem Kollegen, der permanent zwischen ›Du‹ und ›Sie‹ hin- und herwechselte, und ich fragte mich irgendwann: Hat der ein Knall?

      Und der Protagonist in der Kurzgeschichte hat ja definitiv einen :-)«

      Das letzte Element

      SM-Krimi

      von

       Gerwalt

       MARTERPFAHL VERLAG

      © des Paperbacks unter dem

      Titel »Das letzte Element«

      2010 Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

      Postfach 8, 72147 Nehren

      © der Ebook-Ausgabe unter dem

      Titel »In seinem mörderischen Element«

      2015 Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ

      Postfach 8, 72147 Nehren

       www.marterpfahlverlag.com

      [email protected]

      Einbandgestaltung: Domlupina ([email protected])

      unter Verwendung eines Fotos von »art of sin«

      Druck der Paperback-Ausgabe: Print Com, Erlangen

      Produktion der Ebook-Ausgabe: Readbox, Dortmund

      ISBN (Paperback) 978-3-936708-84-4

      ISBN (Ebook) 978-3-944145-51-8

      Inhalt

      Wasser

      Feuer

      Metall

      Luft

      Erde

      Epilog

      Nachwort

      Der Bruder

      Wasser

      Er liebt die Schönheit an sich. Er liebt sie in allen ihren Ausprägungen, sei es in Form einer besonders schönen Landschaft, eines Gartens beispielsweise oder einer besonders schönen Stelle in der Natur, sei es in Form von Gebäuden, Skulpturen, Statuen oder Gemälden. Und natürlich liebt er die Schönheit ganz besonders in ihrer allerflüchtigsten Form: in der Gestalt einer Frau.

      Nun ist es sicherlich nicht außergewöhnlich, das Schöne zu lieben; nahezu jeder schätzt das Schöne und wendet sich vom Hässlichen ab. Vielleicht ist es also mehr der Grad Seines Begehrens, der Ihn außergewöhnlich macht, vielleicht ist es die wilde, hemmungslose Gier, die ihn immer und immer vorwärts treibt.

       Und natürlich ist es das Leid, welches ihm seine weitgehend unbefriedigte Liebe zur Schönheit tagtäglich bereitet. Wäre er Gott oder wäre er zumindest ein mächtiger Herrscher, er hätte vielleicht glücklich sein können in seiner Existenz. Er wäre trunken gewesen vor Glück, hätte sich alltäglich berauscht am Schönen; alles hätte er besessen und ausgekostet bis zur Neige, alles, alles …

      Indessen, er ist es nicht. Er ist nicht einmal bedeutend, nicht auf die althergebrachte Art. Und so ist er beschränkt, ach, so jämmerlich beschränkt ist er in seinen Möglichkeiten.

      Und auch wieder nicht.

      Er hat gehadert, er hat gekämpft, er hat versucht zu verdrängen, lange Jahre tat er das. Und hat dabei gelitten wie ein Hund. Seine Hoffnung, durch Gewohnheiten, durch einen festen Tagesrhythmus, durch die Beschäftigung mit anderen Dingen seinen inneren Frieden oder zumindest so etwas wie Normalität zu finden, ist kläglich gescheitert, ja dieser Versuch hat ihn letztlich in eine tiefe Krise gestürzt, die ihn fast das Leben gekostet hätte.

      Er lehnt sich in seinem Faltstuhl zurück und zündet sich eine Zigarre an. Es ist schneidend kalt, aber seine Wanderstiefel sind warm genug, auch die Jacke und die Thermohose isolieren die Kälte gut. Er hat sich eben umgezogen. Die neue Kleidung ist trocken und wärmt ihn wieder auf. Die beiden Fackeln, links und rechts neben dem Gumpen in den Schnee gerammt, tauchen den Wasserfall in ein mildes, flackerndes Licht, bringen die Eiszapfen, welche am Rande des Wasserlaufs von den Felsen herunterhängen, zum Funkeln und Glitzern, als wären es riesige Diamanten. Die Stämme der Bäume sind fast schwarz, die kahlen Zweige mit ihren immer filigraner werdenden Verästelungen bilden hoch über seinem Kopf ein gitterartiges Gewölbe. Er sieht nach oben, und da die Nacht klar ist, kann er einige Sterne erkennen. Zwischen den Bäumen stehen Stechpalmen, deren Blätter im Fackelschein von einem intensiven, von der Kälte unberührten Grün sind.

      Die Zigarre ist gut, sie brennt jetzt richtig, die würzigen Schwaden ihres Rauches hüllen ihn ein. Er seufzt.

      Ja, die Krise … Sie hatte ihn an den Rand der Auslöschung geführt, und so ist er schließlich gezwungen gewesen, eine Entscheidung zu treffen. Für seinen Tod oder für das Leben. Für ein Leben auf seine ureigene und ihm vorbestimmte Art. Er hat sich für letzteres entschieden.

      Nachdem er auf diese Weise Klarheit erreicht hat, ist er, mit neuen Freiheitsgraden und Möglichkeiten ausgestattet, noch einmal in sich gegangen, hat erneut versucht, das Wesen der Schönheit zu ergründen, oder genauer: einen Weg zu finden, wie er sich der Schönheit befriedigend annähern könnte.

      Wichtig für ihn ist, so hat er schließlich durch intensives Nachdenken herausgefunden, den AUGENBLICK zu erfassen, ihn auszuschöpfen und schließlich zu konservieren. Er hat verstanden und auch akzeptiert, dass er niemals in der Lage sein würde, Schönheit physisch zu sammeln, anzuhäufen, dazu waren seine Ressourcen viel zu knapp. Er muss sich also beschränken. Beschränken auf den einen, den entscheidenden Moment.

      Er nimmt einen bedächtigen Zug, die Glut schwillt sacht an, der Rauch strömt in seinen Mund. Die Zigarre ist ein Gedicht, mild und gehaltvoll zugleich. Langsam bläst er den Rauch wieder hinaus. Die Luft ist kalt und klar, sie verstärkt den Geschmack des Tabaks. Er nimmt einen weiteren Zug.

      Nein, das ist falsch. Es ist weit mehr als nur der eine Moment, es ist, genauer betrachtet, ein ganzer Zyklus: Zuerst entdeckt er die Schönheit. Dann, wenn er entschieden hat, dass sie seiner würdig ist, erarbeitet er sie sich Stück für Stück.

      Wie bei Susanne. Sie war ihm aufgefallen, als er im Fremdenverkehrsamt eine Wanderkarte kaufen wollte. Susanne war eindeutig ein Kind der Region, mit dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren und blauen Augen. Das Dirndl, das sie getragen hatte, verstärkte den landestypischen Eindruck natürlich, wäre aber keinesfalls nötig gewesen, zumindest nicht mehr ab dem Zeitpunkt, an dem sie gesprochen hatte, mit einer weichen Stimme und einem sehr angenehmen Schwarzwälder Dialekt. Susanne klang nicht gekünstelt oder betonte ihren Dialekt, im Gegenteil, sie sprach quasi im Naturzustand, genau