Thomas Matiszik

Blutgeschwister


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rel="nofollow" href="#u53f69711-da62-5932-a429-fa900e15e9db">Kapitel 48

      50  Kapitel 49

      51  Kapitel 50

      52  Kapitel 51

      53  Kapitel 52

      54  Kapitel 53

      55  Kapitel 54

      56  Kapitel 55

      57  Kapitel 56

      58  Kapitel 57

      59  Kapitel 58

      60  Kapitel 59

      61  Kapitel 60

      62  Kapitel 61

      63  Kapitel 62

      64  Kapitel 63

      65  Kapitel 64

      66  Kapitel 65

      67  Kapitel 66

      68  Kapitel 67

      69  Kapitel 68

      70  Kapitel 69

      71  Kapitel 70

      72  Kapitel 71

      73  Kapitel 72

      74  Kapitel 73

      75  Epilog

      Landmarks

      1  Cover

      2  Titelei

      3 Inhaltsverzeichnis

      4  Start des Inhalts

      Prolog

      Gestern Vormittag war endlich der nagelneue Messerblock geliefert worden. Wochenlang hatte Felix Modrich auf diesen Moment gewartet. Mit großen Augen hatte er Anfang des Jahres bei dem Kochkurs „Steaks richtig zubereiten“ – ein Geburtstagsgeschenk seiner Doppel­kopfrunde – beobachtet, wie der berühmte Sternekoch Roland Stark Rump-, Hüft- und Filetsteaks mühelos vom Schinkenstück abtrennte. Dass er jahrelang nichts, aber auch gar nichts mit Kochen, Grillen oder sonstigen Küchentätigkeiten am Hut hatte, war einzig und allein seinem Job geschuldet. Felix Modrich hatte aber nicht nur seine vermeintliche Passion unterdrückt, sondern auch sein Privatleben vollends seinem Job untergeordnet. „Anders hätte es auch nicht funktioniert“, murmelte er tonlos, während er im Wartezimmer der Onkologie auf seinen Befund wartete.

      Am kommenden Wochenende würde er die neuen Messer zum ersten Mal ausprobieren. Pfingsten stand vor der Tür und die Wetterprognose sagte 25 Grad und zwölf Sonnenstunden voraus. Seine Doppelkopfrunde und er würden einen wunderschönen Tag verbringen.

      „Herr Modrich?“ Die junge Ärztin war wirklich bildhübsch und genau sein Typ. Vor dreißig Jahren hätte er sie vermutlich sofort zum Kaffee eingeladen. Er atmete tief ein und aus und folgte ihr in das Sprechzimmer. Doktor Bea Leitner, so hieß die Augenweide, setzte sich und blätterte ein wenig nervös in Modrichs Krankenakte. „Seit wann genau haben Sie diese Beschwerden?“, fragte sie unvermittelt. Modrich hob die Augenbrauen. „Ich nehme doch stark an, dass das in der Akte steht, aber ich sag’s Ihnen gerne noch mal: seit ungefähr drei Monaten.“ Doktor Leitner versteckte ihr hübsches Gesicht hinter der Krankenakte. Die Frage schien ihr tatsächlich peinlich zu sein. „Lassen Sie uns nicht lange um den heißen Brei herum reden, Frau Doktor! Sagen Sie es mir bitte einfach ins Gesicht. Ich bin schließlich keine zwanzig mehr.“ Die Antwort kam prompt und unbarmherzig. „Sie haben, wenn die Behandlungen anschlagen, nicht mehr als zwei Jahre. Wenn’s ungünstig läuft, vielleicht sogar weniger als ein Jahr!“

      1

      Seit nunmehr dreieinhalb Wochen lag Jan im Koma. Die Erinnerungen an jenen unheilvollen Juniabend erloschen deutlich langsamer, als er es sich gewünscht hätte. Um ihn herum wuselten 24 Stunden am Tag mehrere Ärzte und Schwestern und kontrollierten die Geräte und Schläuche, an denen sein Leben hing. Viel schlimmer aber waren Mannschaftskollegen, Verwandte, Freunde und auch ein paar Personen, die er nicht kannte. Stundenlang standen sie manchmal vor seinem Bett und heulten unentwegt. Gerade so, als sei er bereits tot. Jedes Mal versuchte er, ihnen ein Zeichen zu geben, einen dezenten Hinweis darauf, dass er sie wahrnahm, dass alles halb so schlimm war, dass er kaum Schmerzen verspürte. Aber das war natürlich schwierig, schließlich konnten sie ja nicht ahnen, dass Jan alles haarklein mitbekam.

      Die ihm unbekannten Personen mussten Fans sein. Einige von ihnen trugen ein Trikot, einen Schal oder hatten eine Autogrammkarte dabei, auf der er, Jan Kogler, unterschrieben und eine persönliche Widmung hinterlassen hatte. Wer um Himmels willen hatte all diese Leute in sein Krankenzimmer gelassen? Und wo war Vince …?

      Apropos Mannschaft: Würde das Team die Qualifikation auch ohne ihn, den besten Goalgetter der abgelaufenen Saison, meistern oder eine weitere Saison im europäischen Fußball-Niemandsland verbringen? Der Gedanke daran machte ihm schwer zu schaffen, gleichzeitig versuchte er wieder einmal, jenen für ihn gleichermaßen bedeutsamen und unheilvollen Abend Revue passieren zu lassen, sich ein Bild zu machen von der Person, die ihn um ein Haar ins Jenseits befördert hatte.

      Die Tür zu seinem Krankenzimmer öffnete sich. Den Mann und die Frau, die eintraten, hatte er schon ein paar Mal gesehen. Auch diesmal unterhielten sie sich sehr leise, aber nicht leise genug, sodass Jan das Meiste mithören konnte. „Wir brauchen zwingend seine Zeugenaussage, Guddi“. Guddi konnte nicht ihr richtiger Name sein, dachte Jan, als eben diese einwarf: „Peer, das wissen wir doch nicht erst seit gestern! Warum stellst du das immer wieder aufs Neue fest? Wirst du langsam senil? Jan Kogler ist das erste Opfer, das einen Anschlag des ‚Erlösers‘