Glaubenssätze wirken als Filter, die uns dazu veranlassen, auf bestimmte Weise zu handeln und manche Dinge auf Kosten anderer wahrzunehmen. NLP bietet einen Weg, über uns selbst und die Welt zu denken; es ist selbst ein Filter. Um NLP zu nutzen, brauchen Sie keine Ihrer Einstellungen oder Werte zu verändern – seien Sie einfach nur neugierig und bereit zu experimentieren. Alle Generalisierungen über Menschen sind Lügen über irgendjemanden, denn jeder Mensch ist einzigartig. Daher nimmt NLP nicht für sich in Anspruch, objektiv wahr zu sein. Es ist ein Modell und Modelle sind dazu bestimmt, nützlich zu sein.
Einige der NLP-Basisfilter werden oft als Verhaltensrahmen [Behavioural Frames] bezeichnet. Sie bieten Möglichkeiten, darüber nachzudenken, wie man handelt:
1. Der erste ist die Orientierung auf Ziele statt auf Probleme. Das bedeutet herauszufinden, was Sie und andere wollen, die Ressourcen zu finden, die Sie haben, und diese Ressourcen einzusetzen, um zum Ziel zu kommen. Die Problemorientierung wird oft als Schuldrahmen [Blame Frame] bezeichnet. Das heißt, dass das, was „falsch“ ist, bis ins kleinste Detail analysiert wird. Es bedeutet, dass man Fragen stellt wie diese: „Warum habe ich dieses Problem? In welcher Weise schränkt es mich ein? Wer ist schuld daran?“ Diese Art Fragen führen normalerweise nicht zu irgendetwas Nützlichem. Wenn man so fragt, wird man sich hinterher wahrscheinlich schlechter fühlen als am Anfang, und es führt in keiner Weise zur Lösung des Problems.
2. Der zweite Rahmen besteht darin, wie statt was zu fragen. Wie-Fragen werden Ihnen Einsicht in die Struktur des Problems geben. Warum-Fragen bringen Ihnen wahrscheinlich Rechtfertigungen und Gründe, ohne etwas zu verändern.
3. Der dritte Rahmen ist Feedback versus Versagen. Es gibt kein Versagen, nur Ergebnisse. Diese können als Feedback genutzt werden, als hilfreiche Korrektur, als glänzende Möglichkeit, etwas zu lernen, was Ihnen vorher nicht aufgefallen war. Wenn Sie von Versagen oder Fehlern sprechen, ist das einfach eine Art, ein Ergebnis zu beschreiben, das Sie nicht haben wollten. Sie können die Ergebnisse nutzen, um Ihren Einsatz neu zu bestimmen. „Feedback“ hält das Ziel im Blick. „Versagen“ ist eine Sackgasse.
4. Der vierte Rahmen besteht darin, sich mit Möglichkeiten zu beschäftigen statt mit Notwendigkeiten. Auch dies ist wieder eine Verschiebung des Blickwinkels. Schauen Sie danach, was Sie tun können, welche Wahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen, statt sich die Begrenzungen anzusehen. Oft sind Barrieren weniger gewaltig, als sie erscheinen.
Ferner hilft NLP, sich die Einstellung von Neugier und Faszination anzueignen, statt Vermutungen anzustellen. Diese sehr einfache Idee hat grundlegende Konsequenzen. Kleine Kinder lernen unglaublich schnell, und zwar, indem sie auf alles neugierig sind. Sie wissen nichts und sie wissen, dass sie nichts wissen; daher machen sie sich keine Sorgen, ob sie „dumm“ erscheinen, wenn sie fragen. Schließlich „wusste“ nach einer gewissen Zeit ein jeder, dass die Erde um die Sonne kreist, dass etwas, was schwerer ist als Luft, nicht fliegen kann, und dass es natürlich physisch unmöglich ist, eine Meile in weniger als vier Minuten zu laufen. Veränderung ist die einzige Konstante.
Eine weitere nützliche Idee ist, dass wir alle die inneren Ressourcen haben oder entwickeln können, die wir brauchen, um unsere Ziele zu erreichen. Wenn Sie so tun, als sei dies wahr, werden Sie mit höherer Wahrscheinlichkeit Erfolg haben, als wenn Sie das Gegenteil glauben.
Lernen, Verlernen und Wiedererlernen
Obwohl wir bewusst nur einen sehr kleinen Teil der Informationen aufnehmen können, die die Welt uns anbietet, nehmen wir viel mehr wahr und reagieren darauf, ohne uns dessen bewusst zu sein. Unser Bewusstsein ist sehr begrenzt und scheint maximal sieben Variable oder Informationseinheiten zum gleichen Zeitpunkt verarbeiten zu können. Diese Annahme wurde 1956 von dem amerikanischen Psychologen George Miller in einer klassischen Schrift dargestellt, die den Titel trägt: The Magic Number Seven, Plus or Minus Two. Die Informationsstücke haben keine bestimmte Größe, sie können alles beinhalten, vom Autofahren (als komplexer Tätigkeit) bis hin zum bloßen Blick in den Rückspiegel. Eine Art, wie wir lernen, besteht darin, dass wir bewusst zunächst kleine Verhaltensstücke meistern und sie zu immer größeren Einheiten [chunks] zusammenfassen, sodass sie zur Gewohnheit und somit unbewusst werden. Wir bilden Gewohnheiten, damit wir frei sind, andere Dinge wahrzunehmen.
Unser Bewusstsein ist also auf sieben plus oder minus zwei Informationseinheiten beschränkt, die entweder aus der inneren Welt unserer Gedanken oder aus der äußeren Welt stammen. Im Gegensatz dazu umfasst unser Unbewusstes die Leben spendenden Prozesse unseres Körpers und alles, was wir gelernt haben, unsere früheren Erfahrungen und all das, was wir wahrnehmen könnten, was wir aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht wahrnehmen. Das Unbewusste ist viel weiser als das Bewusstsein. Der Gedanke, dass wir in der Lage wären, eine unendlich komplexe Welt zu verstehen mit einem Bewusstsein, das nur sieben Informationseinheiten auf einmal verarbeiten kann, ist offensichtlich lächerlich.
Die Begriffe des Bewussten und des Unbewussten sind zentral für dieses Modell des Lernens. Im NLP ist etwas bewusst, wenn es im gegenwärtigen Bewusstsein, im Bereich der augenblicklichen Aufmerksamkeit ist, wie dieser Satz jetzt. Etwas ist unbewusst, wenn es nicht in der gegenwärtigen Aufmerksamkeit, im Bewusstsein ist. Die Hintergrundgeräusche, die Sie hören können, waren Ihnen wahrscheinlich unbewusst, bis Sie diesen Satz gelesen haben. Die Erinnerung an das erste Mal, dass Sie Schnee gesehen haben, ist Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegenwärtig.
Wenn Sie jemals einem kleinen Kind dabei geholfen haben, Fahrrad fahren zu lernen, wird Ihnen bewusst geworden sein, wie unbewusst doch diese Fähigkeit bei Ihnen selbst geworden ist. Und der Prozess, mit dem Sie Ihre letzte Mahlzeit in Haare und Fußnägel verwandelt haben, also Ihr Stoffwechsel, bleibt wahrscheinlich für immer unbewusst. Wir leben in einer Kultur, die glaubt, dass wir das meiste, was wir tun, bewusst täten. Doch den größten Teil dessen, was wir tun, und vor allem dessen, was wir am besten tun, machen wir unbewusst.
Die traditionelle Sicht ist, dass das Erlernen einer Fertigkeit sich in vier Stadien unterteile:
1. Das erste Stadium ist unbewusste Inkompetenz. Sie wissen nicht nur nicht, wie etwas zu tun ist, sondern Sie wissen auch nicht, dass Sie dies nicht wissen. Wenn Sie zum Beispiel noch nie selbst ein Auto gesteuert haben, dann haben Sie keine Ahnung, wie das ist. Also beginnen Sie zu lernen. Sehr bald entdecken Sie Ihre Grenzen:
2. Sie nehmen einige Unterrichtsstunden und achten bewusst auf all die Instrumente, Sie lenken, Sie schalten die Kupplung und beobachten den Straßenverkehr. Das erfordert Ihre gesamte Aufmerksamkeit, Sie sind noch nicht kompetent und Sie bleiben in den Seitenstraßen. Dies ist die Stufe von bewusster Inkompetenz: wenn Sie die Gänge schleifen lassen, zu hohe Drehzahlen haben oder Radfahrer zum Herzinfarkt bringen. Zwar ist dieses Stadium unangenehm (besonders für die Radfahrer), aber es ist die Stufe, auf der Sie am meisten lernen.
3. Dies führt sie zum Stadium bewusster Kompetenz. Sie können den Wagen fahren, aber es erfordert Ihre gesamte Konzentration. Sie haben die Fertigkeit erlernt, aber noch nicht gemeistert.
4. Die letzte Stufe, das Ziel der Anstrengung, ist die unbewusste Kompetenz. All diese kleinen Muster, die Sie gelernt haben, verbinden sich sorgfältig und harmonisch zu einer fließenden Verhaltenseinheit. Dann können Sie zur gleichen Zeit fahren, Radio hören, die Landschaft genießen und sich unterhalten. Ihr Bewusstsein setzt das Ziel und überlässt es Ihrem Unbewussten, es auszuführen, sodass ihre Aufmerksamkeit frei ist für andere Dinge.
Wenn Sie etwas lange genug üben, erreichen Sie diese vierte Stufe und bilden Gewohnheiten. An diesem Punkt ist die Fertigkeit unbewusst geworden. Es kann jedoch sein, dass Ihre Gewohnheiten nicht die effektivsten für diese Aufgabe sind. Ihre Filter haben Sie vielleicht auf dem Weg zur unbewussten Kompetenz einige wichtige Informationen verpassen lassen.
Nehmen Sie mal an, Ihr Tennisspiel wäre leidlich gut und Sie wollten sich verbessern. Der Coach wird Sie wahrscheinlich beim Spiel beobachten und dann beginnen, Dinge zu verändern, zum Beispiel Ihre Beinarbeit oder wie Sie den Schläger halten oder die Art, wie Sie den Schläger in der Luft führen. Mit anderen Worten, er wird das, was für Sie ein Verhaltensstück war – einen Vorhandschlag ausführen –, in seine Bestandteile zerlegen und es dann wieder in der Weise zusammenzusetzen,