Susanne Marx

Klopfen befreit


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vollständig auflösen oder zumindest spürbar verbessern.

      EFT greift dabei direkt an der Ursache der Störung ein. Das Schöne daran ist, dass Sie die gleiche Vorgehensweise auf alle belastenden Dinge in Ihrem Leben anwenden können, gleichgültig, wie lange die Probleme schon bestehen oder wie schwer wiegend sie sind.

      Für mich ist EFT ein Wunder, aber kein Wundermittel. Es ist leicht zu lernen, sehr sanft und die Wirkung ist im Allgemeinen dauerhaft. Aber trotz der auch für mich immer noch verblüffenden „Eine-Minute-Wunder“, wie Gary Craig sie nennt, müssen Sie sich sowohl mit der Technik als auch mit dem Problem auseinander setzen – es geht nicht um das schnelle „Wegklopfen“ von etwas, das Ihnen nicht gefällt, sondern um Erkenntnis, Ehrlichkeit Ihnen selbst gegenüber und eine echte Lösung. Manche Probleme lassen sich sehr schnell und einfach lösen, bei anderen brauchen Sie mehr Geduld und Durchhaltevermögen und möglicherweise auch die Hilfe eines professionellen Therapeuten. Was mich aber an der Methode so begeistert, ist die Tatsache, dass ich damit ein Instrument in der Hand habe (und das buchstäblich), das wirklich und tief greifend hilft!

      Zum Aufbau dieses Buches:

      Der theoretische Teil informiert über die Wirkungsweise, Entwicklung und den wissenschaftlichen Hintergrund von EFT. Wenn Sie einfach neugierig auf die Technik sind und sofort mit dem Klopfen anfangen wollen, können Sie auch direkt mit dem praktischen Teil beginnen. Wenn Sie, wie ich, immer gerne wissen möchten, wie und warum etwas funktioniert, wird Ihnen der theoretische Teil das notwendige Hintergrundwissen dazu liefern. Aber gleichgültig wie Sie dieses Buch lesen – ich wünsche Ihnen in jedem Fall viel Erfolg und Freude beim Klopfen!

      Während die konventionelle Psychologie (obere Abb.) davon ausgeht, dass ein bestimmter Gedanke eine bestimmte Emotion auslöst und an beidem ansetzt, geht die Energy Psychology (untere Abb.) davon aus, dass ein bestimmter Gedanke zuerst eine Störung im Energiesystem verursacht, die dann wiederum für die Emotion verantwortlich ist. Sie setzt daher direkt an dieser Störung an.

      2. Woher kommt EFT?

      Jede Entdeckung ruht auf den Schultern anderer Entdeckungen und so verdankt auch EFT ihre Existenz den Pionieren der energetischen Psychologie. Die Energy Psychology geht zurück auf den Psychologen Roger Callahan und ist heute weit verbreitet. Alle Techniken, die zu dieser neuen therapeutischen Richtung gehören, basieren auf zwei Grundannahmen:

      1.Der Mensch hat neben dem Blut-, Lymph- und Nervensystem noch ein viertes wichtiges Versorgungs- und Steuerungssystem: das Energie- oder Meridiansystem.

      2.Bei jeder Krankheits- oder Leidenssituation ist der Energiefluss im Körper gestört, das heißt, jedes unangenehme Gefühl wird durch eine Blockade im Energiesystem verursacht.

      Dass der Mensch ein System aus Energiekanälen besitzt, die man spüren und ertasten kann, ist schon sehr lange bekannt. In China erwähnt wird dieses Energie- oder Meridiansystem zum ersten Mal im Nei King (Neijing), einem Text über Innere Medizin, das dem legendären Gelben Kaiser Huang Ti (ca. 2690-2590 v. Chr.) zugeschrieben wird. Aber auch in Indien, Tibet und Europa wurde schon sehr früh an und mit diesen Energiebahnen geheilt und es scheint, dass fast jede Kultur eine eigene Meridianlehre entwickelt hat. Während mehrere Jahrtausende lang die Existenz der Meridiane nur indirekt über die Wirksamkeit der Behandlungen nachgewiesen werden konnte – die Weltgesundheitsbehörde WHO hat die Akupunktur mittlerweile als wirksames Heilsystem anerkannt –, gibt es inzwischen auch genügend direkte wissenschaftliche Nachweise. So belegten unter anderem der Wissenschaftler Prof. Kim Bong Han die Existenz der Meridiane und der Physiker Dr. Zhang-Hee Cho die Existenz der Akupunkturpunkte sowie die Verbindung des Energiekreislaufs mit anderen Kreisläufen des Körpers, vor allem dem Blutkreislauf.

      Zu den gleichen Ergebnissen auf westlicher Seite kamen die Ärzte Jean-Claude Darras und Pierre de Vernejoul der Pariser Universitätsklinik: Zwischen 1985 und 1986 injizierten sie freiwilligen Testpersonen unschädliche radioaktive Isotope des Elements Technetium in Meridianpunkte und Vergleichspunkte. Kurze Zeit darauf war innerhalb der Meridiane ein zusammenhängender Fluss erkennbar, der den schon im Nei King beschriebenen Verläufen der Meridiane folgte. In den Vergleichspunkten dagegen hatte sich das Technetium willkürlich im umliegenden Gewebe um den Injektionsort verteilt.

      Eine ganz wichtige Erkenntnis dieser Studien war die Tatsache, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Energiesystem und unserem neuralen, chemischen, muskulären und kognitiven System gibt. Das heißt, dass alle Arten von Störungen – seien es nun Gefühle, z.B. Angst, körperliche Schmerzen, einschränkende Überzeugungen oder hormonelle Fehlfunktionen – sich im Energiesystem zeigen und auch dort behandeln lassen.

      Dieses Prinzip der Ganzheitlichkeit, das den Menschen als intelligentes, vernetztes und untrennbar miteinander verbundenes System von körperlichen, emotionalen und geistigen Vorgängen wahrnimmt, war schon immer und ist auch noch heute in China vollkommen selbstverständlich bei der Behandlung von Krankheiten. Es gibt im Chinesischen kein Wort für „Psyche“ oder „psychische Vorgänge“, weil jedes psychische Ereignis nach chinesischem Verständnis immer auch eine körperliche und emotionale Reaktion hat. Deshalb ist es immer auch möglich, über das Meridiansystem alle anderen Systeme zu erreichen und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Und genau dieses Prinzip machen sich die Energetischen Therapien zunutze: Über das Klopfen bestimmter Meridianpunkte lassen sich sowohl körperliche Beschwerden als auch belastende Gefühle oder festgefahrene Denkstrukturen und Verhaltensweisen lösen.

      Eine Wurzel der Energy Psychology stellt also die Meridianlehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dar. Aber es gibt noch andere wichtige Erkenntnisse und Techniken, ohne die es Methoden wie EFT heute nicht geben würde.

      1964 entdeckte der Chiropraktiker Dr. George J. Goodheart ein ungewöhnliches Phänomen: Es stellte fest, dass es einen Zusammenhang zwischen Stress und Muskelfunktion gibt, dass physische und psychische Vorgänge sich im Zustand der Muskeln widerspiegeln. Das Testverfahren, das diese Funktion ohne Zuhilfenahme von Apparaten erfasst, war geboren: der Muskeltest. Bat er zum Beispiel einen Patienten, den Arm seitlich auszustrecken und versuchte er, diesen mit gleichmäßig stärker werdendem Druck herunterzudrücken, so konnte der Patient diesem Druck ohne Probleme standhalten – der Muskel war stark oder „angeschaltet“. Berührte er nun gleichzeitig noch mit den Fingern zum Beispiel einen schmerzenden Wirbel des Patienten, so senkte sich der Arm trotz Anstrengung des Patienten – der Muskel wurde schwach oder schaltete für kurze Zeit ab. Sind wir Stress ausgesetzt, gleichgültig ob das ein negativer Gedanke, eine unangenehme Situation oder ein körperlicher Schmerz ist, können unsere Muskeln für kurze Zeit nicht optimal funktionieren, weil die durch die Nervenbahnen fließende Elektrizität unterbrochen ist. Stress blockiert also den elektrischen Fluss in unserem Körper, indem er eine Art Kurzschluss verursacht.

      Bei weiteren Forschungen fand Goodheart außerdem heraus, dass es eine Verbindung zwischen bestimmten Muskeln und den energetischen Organsystemen – also dem Meridiansystem – gibt. Durch leichtes Klopfen mit den Fingern auf bestimmte Meridianpunkte ließen sich Beschwerden, die mit diesem Organsystem verbunden waren, lindern oder sogar ganz heilen.

      Goodheart nannte dieses sehr genaue und einfache Rückmeldesystem des Körpers Kinesiologie. Der Begriff ist aus den beiden Wörtern kínesis = Bewegung und lógos = Lehre abgeleitet. In der (konventionellen) Medizin steht „Kinesiologie“ für die Untersuchung der Muskeln und Bewegungslehre.

      Was für eine Bedeutung diese Entdeckung für den Gesundheitsbereich hatte, wurde in der folgenden Zeit immer deutlicher: Endlich gab es eine Möglichkeit, das Körperwissen direkt zu Hilfe zu nehmen, um zum Beispiel die Ursache von Erkrankungen herauszufinden. Über die Verbindung von Muskeln und Reflex- sowie Meridianpunkten ließen sich aber auch Beschwerden lindern oder heilen. Mithilfe des Muskeltests war also nicht nur eine Beurteilung, sondern auch eine Heilung und Überprüfung der Ergebnisse möglich.

      Dass