Problem ist nicht das Was, sondern das Wie. Weil wir die Rolle des Bewusstseins beim Denken noch nicht völlig verstehen, sitzen wir in der Patsche. Doch es geht um mehr als um das Verstehen. Verstehen findet im Verstand statt. Das reine Bewusstsein ist jenseits des Verstandes. Deshalb muss das Verstehen außen vorbleiben.
Die meisten Menschen identifizieren sich in erster Linie mit ihrem Denken.
Es bleibt also die Erfahrung des reinen Bewusstseins. Und auch da befinden wir uns auf schwankendem Boden. Um eine Erfahrung zu machen, brauchen wir den Verstand. Und hierin liegt einer der hervorstechendsten und praktisch allgemein missverstandenen Grundsätze, wenn es darum geht, reines Bewusstsein zu erkennen. Reines Bewusstsein lässt sich nicht erfahren. Wir erkennen es durch Nicht-Erfahren. Das sollte hier erwähnt werden. Auch noch so viele Erklärungen vermitteln uns nicht die Nicht-Erfahrung reinen Bewusstseins. Für den Moment will ich Ihnen jedoch zeigen, wie Sie Ihr Denken anhalten und selbst entdecken können, woher die Gedanken kommen.
Reines Bewusstsein lässt sich nicht erfahren. Wir erkennen es durch Nicht-Erfahren.
5. Der Raum zwischen unseren Gedanken
„Wir müssen lernen wieder zu erwachen und uns wach zu halten, nicht mit mechanischen Mitteln, sondern durch ein grenzenloses Erwarten des neuen Morgens.“
Henry David Thoreau
„Wenn wir das Wunder einer einzigen Blume klar sehen könnten, würde sich unser ganzes Leben ändern.“
Buddha
Je näher ein Gedanke, mit dem wir in Kontakt kommen, am reinen Bewusstsein ist, desto mehr Energie und Ordnung enthält er. Mit einem Gedanken bereits bei seinem Entstehen in Kontakt zu kommen, bedeutet Vollkommenheit wahrzunehmen, frei von disharmonischen Einflüssen. Bevor Sie die Quantum-Entrainment-Methode (QE) erlernen, werde ich Sie durch mehrere Übungen führen, bei denen Sie Ihr Alltagsbewusstsein dem reinen Bewusstsein öffnen. Sie brauchen den Weg nur einmal zu beschreiten und werden sich danach immer dieses reinen Bewusstseins gewahr sein. Nicht anders, als wenn Sie an einem kühlen Tag eine Jacke anziehen. Sobald Sie sie anhaben, hält diese Sie wohlig warm. Selbst wenn Sie vergessen, dass Sie Ihre Jacke tragen, schützt sie Sie noch. Und wann immer Sie wollen, können Sie sich bewusst machen, dass Sie Ihre Jacke anhaben. Genauso ist es mit dem reinen Bewusstsein: Sobald Sie es einmal gefunden haben, brauchen Sie sich nur noch bewusst zu werden, dass es immer da ist. Sind Sie bereit? Los geht’s!
Übung Nr. 1: Die Gedanken anhalten
Setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie Ihre Augen. Achten Sie jetzt auf Ihre Gedanken. Folgen Sie ihnen einfach, wohin auch immer sie Sie führen. Beobachten Sie einfach, wie sie kommen und gehen. Nachdem Sie Ihre Gedanken ungefähr fünf bis zehn Sekunden lang beobachtet haben, stellen Sie sich folgende Frage; achten Sie dann sehr aufmerksam darauf, was unmittelbar nach dem Fragen passiert. Hier ist sie: „Woher kommt mein nächster Gedanke?“
Was ist passiert? Gab es in Ihrem Denken eine kurze Pause, während Sie auf den nächsten Gedanken warteten? Haben Sie einen Raum bemerkt, eine Art Lücke zwischen der Frage und Ihrem nächsten Gedanken? Gut, lesen Sie nun die Anleitung noch einmal und führen Sie die Übung erneut durch. Ich warte …
Nun, ist Ihnen ein winziges Zögern, eine Pause zwischen Ihren Gedanken aufgefallen? Falls Sie unmittelbar nach der Frage wachsam waren, werden Sie bemerkt haben, dass Ihr Verstand einfach darauf wartete, dass etwas geschieht. Eckart Tolle, Autor des Buches Die Kraft der Gegenwart, sagt, der Verstand ist wie eine Katze, die ein Mauseloch beobachtet. Sie waren wach, warteten, aber in dieser Lücke tauchten keine Gedanken auf. Vielleicht haben Sie gehört, dass es Jahre mühsamen Übens erfordert, den Verstand von Gedanken zu befreien, aber Sie haben es in wenigen Sekunden geschafft.
Bitte führen Sie die Übung noch mehrmals durch. Sie können ersatzweise auch andere Fragen stellen, etwa „Welche Farbe hat mein nächster Gedanke?“, oder „Wie wird mein nächster Gedanke riechen?“, oder „Wie wird mein nächster Gedanke aussehen?“. Die Frage selbst ist nicht wichtig, jedoch Ihre Aufmerksamkeit. Sie lässt die Lücke zutage treten, den Raum zwischen Gedanken. Diese Lücke ist reines Bewusstsein. Sie mag flüchtig sein, aber sie ist da. Sobald Sie sich dieser Pause in den Gedanken regelmäßig bewusst werden, wird das Magie in Ihr Leben bringen.
Zurück an die Arbeit. Machen Sie diese Übung noch weitere zwei oder drei Minuten lang, wobei Sie die Frage etwa alle 15 Sekunden erneut stellen. Achten Sie auf die Lücke, sobald sie auftaucht. Halten Sie nach ihr Ausschau, wenn sie nicht da ist. Innerhalb weniger Minuten werden Sie feststellen, dass Ihre Gedanken sich beruhigen und Ihr Körper sich entspannt.
Abbildung 3: Die Lücke
Warum ist das so? Sie beabsichtigen gar nicht, sich zu entspannen oder friedvoll zu werden. Es geschieht von selbst, ohne Ihr Zutun. Warum fühlen und verhalten wir uns so anders, wenn wir uns unseres Bewusstseins gewahr werden? Indem Sie bewusst wurden, konnten Sie mit Ihren Gedanken auf immer höheren und feineren Ebenen in Kontakt kommen. Und auf jeder Ebene ist die Ordnung ausgeprägter und die Energie höher. Die Lücke, die Sie zwischen Ihren Gedanken wahrnahmen, war das Erfahren der Nicht-Erfahrung, die ich bereits erwähnte. Diese Nicht-Erfahrung war reines Bewusstsein.
Meditieren Sie mehrmals täglich eine Minute lang und stellen Sie dabei dem Verstand alle 15 Sekunden eine neue Frage. Sie werden sich bald des Raumes bewusst sein, den Sie zwischen Ihren Gedanken entdeckt haben, selbst wenn Sie anderen Aktivitäten nachgehen, sich z.B. unterhalten oder Auto fahren. Auch wenn Sie nichts anderes tun sollten, als regelmäßig diese kurze Pause zwischen Gedanken zu beobachten, würden Sie sich im Laufe der Zeit energiegeladener fühlen, weniger Stress empfinden und sogar eine geschmeidige Leichtigkeit in Ihren Beziehungen mit anderen feststellen. Vielleicht nehmen Sie auch eine heiterere Stimmung wahr, die ein wenig an Spitzbübigkeit erinnert. Sich gut zu fühlen ist ein Vergnügen. Dieses Empfinden ist die Grundlage für kommende tiefere, erfüllendere Erfahrungen. Doch allein diese Übung lohnt sich schon. Nun wollen wir unser Wissen um die Quelle der Gedanken erweitern, damit wir sie noch intensiver nutzen können.
Die Lücke zwischen Gedanken war das Erfahren der Nicht-Erfahrung. Diese Nicht-Erfahrung war reines Bewusstsein.
6. Wer bin ich?
„Das nicht hinterfragte Leben lohnt es nicht, gelebt zu werden. Die einzig wahre Weisheit besteht darin zu wissen, dass man nichts weiß.“
Sokrates
Vor etlichen Jahren drängte uns Sokrates: „Erkenne dich selbst!“ Haben Sie sich je gefragt, warum er das als so überaus wichtig empfand? Welche möglichen Vorteile hätten wir davon, wenn wir mit unserem Selbst vertraut würden? Und was, zum Kuckuck, ist überhaupt unser Selbst? Lassen Sie uns das einmal näher anschauen.
Wiederholen Sie Übung Nr. 1: Das reine Bewusstsein finden und stellen Sie erneut die Lücke zwischen den Gedanken fest. Machen Sie das einige Minuten lang und stellen Sie dabei eine der Vorbereitungsfragen. Stellen Sie die Frage ungefähr alle 15 Sekunden und denken Sie daran, ganz wachsam zu sein, um festzustellen, was unmittelbar nach dem Fragen geschieht.
Der Erfahrung nach ist diese Lücke zwischen Gedanken nicht gerade etwas, worüber man viel schreiben könnte. Sie ist einfach ein Raum voller Stille, die nur deutlich wird, nachdem ein Gedanke endet und bevor der nächste beginnt. Da in der Pause zwischen den Gedanken kein Denken stattfindet, werden Sie sich des Denkens nicht bewusst sein, bis es wieder einsetzt und vielleicht nicht einmal dann. Der Verstand folgt der Bewegung. Ihn faszinieren Bewegung und Form. In der Lücke sind beide nicht vorhanden. Sie enthält nichts. Nun ja, das Nichts bedeutet nichts für den Verstand. Doch das ist ein schwer wiegender Fehler, und zwar aus folgendem Grund: Alle Gedanken unseres Verstandes kommen aus diesem Nichts, das wir als reines Bewusstsein identifiziert haben. Prüfen Sie selbst. Wiederholen Sie die Übung und beobachten Sie die Lücke. Automatisch und ohne weiteres