gestellt: Warum arbeitet Marias Schilddrüse nicht mehr normal? Und darum geht es in diesem Buch. Da die Funktion der Schilddrüse so viele Facetten hat, sollten wir sie uns im Detail ansehen.
Die Schilddrüse: Symptome und Hinweise
Wie können Sie feststellen, ob Ihre Schilddrüsenhormone ausreichend hoch dosiert sind? Wie können Sie wissen, ob Sie eine nicht diagnostizierte Hypothyreose haben? Obwohl ich Blutuntersuchungen und andere Labortests mache, sind die geschilderten Symptome im Anamnesegespräch mit dem Patienten doch von unschätzbarem Wert, wenn man einen Zustand richtig beurteilen will. Was nützen die schönsten Testergebnisse, wenn sich jemand miserabel fühlt?
Dies sind die häufigsten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion:
• Müdigkeit
• Gewichtszunahme trotz geringer Kalorienzufuhr
• morgendliche Kopfschmerzen, die im Laufe des Tages abklingen
• Depressionen
• Verstopfung
• Kälteüberempfindlichkeit
• Kreislaufschwäche und Taubheitsgefühl in Händen und Füßen
• Muskelkrämpfe in Ruhe
• Erhöhte Anfälligkeit für Erkältungen und andere virale oder bakterielle Infektionen, mit überdurchschnittlich langer Erholungsphase
• langsame Wundheilung
• außergewöhnlich hohes Schlafbedürfnis
• chronische Verdauungsprobleme, z. B. zu wenig Magensäure (Hypochlorhydrie)
• juckende, trockene Haut
• trockenes, sprödes Haar
• Haarausfall
• niedrige Körpertemperatur (kann auch durch andere Hormonungleichgewichte verursacht werden)
• Ödeme, insbesondere Gesichtsschwellungen (Myxödem)
• Verlust des äußeren Drittels der Augenbrauenbehaarung
Weitere Symptome der Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis:
• Herzrasen
• innerliches Zittern
• erhöhter Ruhepuls
• Nervosität und emotionaler Stress
• Schlafstörungen
• Nachtschweiß
• erschwerte Gewichtszunahme
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Wer an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, kann kaum abnehmen.
Ein kurzer Überblick über die Schilddrüsenhormone
Die Funktion der Schilddrüse gleicht einem „Staffellauf“, die Hormone geben „den Stab“ vom Gehirn an die Hypophyse, dann an die Schilddrüse, weiter an die Leber und schließlich an die Zellen im ganzen Körper. An bestimmten Stellen auf dem Weg „erleichtern“ sich diese Hormone, indem sie ein Jodmolekül „abwerfen“, bevor sie den Lauf beenden. Und so treten die verschiedenen Hormone in diesem Staffellauf an:
Thyreoliberin (TRH, Thyreotropin-freisetzendes Hormon)
Zur Aktivierung der Schilddrüse erfolgt die Meldung an das Gehirn, dass es den Stoffwechsel beschleunigen soll. Das hätte passieren sollen, damit Maria an diesem kalten Tag nicht friert. Doch die Schilddrüse der alleinerziehenden Mutter von drei Kindern hatte ihren Stoffwechsel immer weiter verlangsamt, damit Maria durch den chronischen Stress nicht kollabieren und völlig ausbrennen würde. Der Teil des Gehirns, der die Botschaft erhält, entweder zu beschleunigen oder abzubremsen, ist der Hypothalamus. Diese winzige kegelförmige, im Gehirn unterhalb des Thalamus gelegene Struktur, betreibt einen Informationsaustausch zwischen dem Nerven- und dem Hormonsystem. Über den chemischen Botenstoff Thyreoliberin (TRH) gibt er Botschaften an die unter ihm gelegene Hypophyse weiter.
Thyreotropin (TSH, Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
Im nächsten Schritt setzt die Hypophyse TSH frei, das auf dem Blutweg sofort zur Schilddrüse gelangt, dort den „Stab“ übergibt und für eine erhöhte Jodaufnahme sorgt, wodurch das Enzym Thyreoperoxidase (TPO) stimuliert wird. Enzyme sind die Zündfunken im Körper, die für die Aktivierung chemischer Reaktionen zuständig sind. In diesem Fall katalysiert das in der Schilddrüse produzierte TPO die Verbindung von Jod mit Wasserstoffperoxid zur Bildung der Schilddrüsenhormone T4 und T3.
Warum der TSH-Wert alleine keine Aussagekraft hat
Die Funktion der Schilddrüse wird meistens anhand des TSH-Wertes beurteilt, und viele Ärzte verschreiben allein aufgrund dieses Wertes Schilddrüsenmedikamente – oder auch keine. Ist er hoch, gehen die meisten Ärzte davon aus, dass die Hypophyse zusätzlich Hormone bildet, da die Schilddrüse nicht richtig arbeitet. Ihre Lösung? Die medikamentöse Erhöhung der Schilddrüsenwerte. Doch an diesem Wechselspiel sind noch viele andere Faktoren beteiligt. Aus der alleinigen Bestimmung von TSH lässt sich nicht ableiten, wie die Hypophyse funktioniert, ob die Schilddrüsenhormone im Körper stoffwechselaktiv sind oder ob eine Autoimmunstörung vorliegt.
Thyroxin (T4)
TSH führt in der Schilddrüse zur Bildung des Proteins Thyreoglobulin, an dem die Synthese des Schilddrüsenhormons Thyroxin (T4) durch die Bindung von vier Jodatomen (Jodisation) stattfindet. T4 wird dann in den Blutstrom freigesetzt, wo es mithilfe eines Bindungsproteins transportiert wird. T4 macht etwa 93 Prozent der in der Schilddrüse gebildeten Hormone aus, die restlichen 7 Prozent entfallen auf T3, bei dem nur drei Jodatome an das Thyreoglobulin gebunden sind.
Was geschieht mit T4, sobald es die Schilddrüse verlassen hat?
Bevor der Körper es nutzen kann, muss es zu T3 umgewandelt werden. Am Ende werden jedoch nur etwa 60 Prozent von T4 in die stoffwechselaktive Form T3 umgewandelt. 20 Prozent werden zu reversem T3 (rT3), das dauerhaft inaktiv ist. Der rT3-Spiegel kann im Falle einer größeren Verletzung, einer Operation oder einer schwerwiegenden chronischen Krankheit stark ansteigen. Weitere 20 Prozent des T4 werden zu T3-Sulfat und Triac (Trijodthyroessigsäure), die sich als potenziell nützlich erweisen können, wenn die physiologische Darmflora im Verdauungstrakt auf sie einwirkt. Das restliche T4 wird in der Leber und in den Muskeln, im Herzen und in den Nervenzellen zu T3 umgewandelt.
Trijodthyronin (T3)
T3 – mit seinen drei Jodatomen – ist das Schilddrüsenhormon, das der Körper überwiegend nutzt. Die Schilddrüse selbst sezerniert, wie bereits erwähnt, nur 7 Prozent, daher sorgt die Leber über Konjugationswege (Glucuronidierung und Sulfatierung) für die Umwandlung von T4 in T3. Hieran erkennt man, warum eine funktionstüchtige Leber für eine normale Schilddrüsenaktivität unerlässlich ist. In verschiedenen Körperzellen befinden sich auch Enzyme, die als Zündfunken für diese Umwandlung wirken. Diese als Tetrajodthyronin-5'-Deiodinase bezeichneten Enzyme wandeln T4 durch Abspaltung eines Jodatoms in T3 um. Die Zellen nehmen das aktive T3 in ihren Kern auf, wo es die genetischen Steuerungsmechanismen an- und abschaltet. Auch der Darm wandelt etwa 20 Prozent von T4 in T3 um, jedoch nur, wenn ausreichend gesunde Darmbakterien vorhanden sind.
Dass es Maria nicht warm wurde, mag zwar auf den ersten Blick nicht weiter tragisch erscheinen, doch in Wirklichkeit ist es ein Stresssignal des Körpers, dass etwas Gravierendes, wahrscheinlich mehr als nur eine einzige Sache, nicht in Ordnung ist. Sie hat vielleicht noch andere Symptome, die sie in ihrem Alter, Mitte Vierzig, für