A. Christofides
Dr. med. Elena Christofides ist Endokrinologin (Fachärztin für hormonell bedingte Erkrankungen). Sie wird auf der Website der „ Spitzenmediziner “ in Columbus, Ohio, geführt, wo sie jetzt eine Privatpraxis betreibt. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Staatlichen Universität von Ohio in Columbus, ihre Assistenzzeit absolvierte sie am Mount Carmel Medical Center. Sie ist Mitglied der Universität von Louisiana in New Orleans und gehört mehreren medizinischen Beratungsausschüssen an. Außerdem gibt sie klinische Ausbildungskurse und sie ist Vizepräsidentin der Vereinigung der klinischen Endokrinologen in den USA. Weitere Informationen finden Sie in englischer Sprache auch im Internet: www.endocrinology-associates.com
Einleitung
Als ich noch nicht von der Menopause betroffen war, verschwendete ich kaum einen Gedanken daran. Ich akzeptierte einfach, dass ich eines Tages „den Wechsel“ durchmachen würde, so wie jede andere Frau auch. Das Einzige, was ich darüber wusste, war, dass man für eine kurze Zeit Hitzewallungen haben und dass das Leben danach aber ganz normal weitergehen würde, außer, dass man keine Kinder mehr bekommen könnte. Ich dachte allen Ernstes, das Leben wäre nach dem Ausbleiben der Menstruation, also nach der Menopause, genauso wie davor. Aus diesem Traum sollte ich sehr unsanft erwachen.
Als ich 43 Jahre alt war, stellten sich Veränderungen ein, auf die ich überhaupt nicht vorbereitet war. Meine sexuelle Reaktionsfähigkeit war völlig verschwunden, und nach mehreren Monaten wurde mir klar, dass sie von alleine auch nicht wiederkommen würde. Ich musste herausfinden, woran das lag, ob es überhaupt normal war, und wie ich mit dieser Veränderung umgehen sollte. Ich war verwirrt. Damals hatte ich keine Ahnung, dass das, was ich durchmachte, mit der Menopause zu tun hatte, die, wie ich später erfuhr, im völligen Versagen der Eierstöcke, der Ovarien, bestand. Ich entdeckte auch, dass es möglich war, dieses Versagen zu verhindern oder zu verzögern. Aber ich hatte keine Ahnung, dass ich den Zeitpunkt der Menopause vielleicht selbst bestimmen könnte.
Als ich mich jedoch in unzählige medizinische Studien vertiefte und entdeckte, dass es tatsächlich so war, da wusste ich, dass ich ein Buch schreiben musste. Ursprünglich hatte ich geplant, nur über den Einsatz von bioidentischen Hormonen zu schreiben, mit denen die prä-menopausalen Hormonspiegel wiederhergestellt werden, und sie den künstlichen Hormonen, wie Premarin TM (wird in Deutschland unter dem Namen Presomen® vertrieben, Anm. d. Übers.) und Provera TM (in Deutschland wird Prodafem® in der Hormonersatz-Therapie (HET) eingesetzt; Provera gibt es hier nur als Depo-Provera® und dient der Empfängnisverhütung, Anm. d. Übers.) gegenüberzustellen, die bei der allgemein üblichen HET verschrieben werden, um die sexuelle Reaktionsfähigkeit in der Prä-Menopause wiederherzustellen. Doch als ich mehr und mehr über die Funktion der Eierstöcke (Ovarien) erfuhr, entdeckte ich, dass sich die Menge unserer Eizellen (Follikel) im Laufe des Alterungsprozesses immer schneller reduziert und wir ungebremst auf das völlige Versagen der Ovarien zusteuern. Ich lernte außerdem, dass es vielleicht möglich ist, dieses Phänomen durch einen besseren Umgang mit dem uns von Geburt an zur Verfügung stehenden Kontingent an Eizellen erheblich zu verzögern. Im Gegensatz dazu, was nahezu jede Frau und ihr behandelnder Arzt oder ihre Ärztin glauben, gelangte ich zu der Überzeugung, dass das Versagen der Eierstöcke nicht unausweichlich ist.
Daraus ergaben sich natürlich Fragen: Es mag vielleicht möglich sein die Menopause zu verhindern, doch ist es auch klug? Sind Risiken damit verbunden? Gäbe es genügend gesundheitliche Vorteile, die eine Verlängerung der Ovarialfunktion bis ins hohe Alter rechtfertigen würden? Wäre für ältere Frauen eine Geburtenkontrolle notwendig? Stellt eine Schwangerschaft ein Risiko für eine Frau in den Fünfzigern, Sechzigern oder Siebzigern dar? Ich musste mir selbst beweisen, dass es für eine Frau nicht gesundheitsschädlich wäre, wenn ihre Eierstöcke länger funktionsfähig blieben. Das ist mir gelungen! Durch meine Forschungsarbeit konnte ich belegen, dass das Brustkrebsrisiko dramatisch sinkt, wenn die ovarielle Funktionsfähigkeit durch den Einsatz kleiner Dosen bioidentischer Hormone, die eine Schlüsselfunktion einnehmen, wiederhergestellt wird. Dasselbe gilt auch für Herzerkrankungen. Ich sah, dass es möglich war, das Risiko von Geburtsschäden bei Babys älterer Mütter in gleicher Weise zu senken. Ich fand heraus, dass die Eierstöcke einen großen Anteil am gesamten Wohlbefinden einer Frau haben und dazu beitragen, dass alle anderen Organe ebenfalls ihre Funktion erfüllen. Im Gegensatz zum Verlust des Appendix, des Wurmfortsatzes, der gemeinhin als Blinddarm bezeichnet wird, spürt man es, wenn die Eierstöcke nicht mehr arbeiten. Sie sind nicht einfach nur Reproduktionsorgane, sie sind vielmehr lebenswichtige Organe, die das Wohlbefinden eines jeden anderen Organs im weiblichen Körper beeinflussen und daher für die Gesamtgesundheit von maßgeblicher Bedeutung sind. Wir verdienen es, darüber Bescheid zu wissen.
Ich hoffe, dieses Buch hilft Ihnen zu erkennen, dass die Menopause nur dann verhindert werden kann, wenn Sie und Ihr Arzt (siehe Kapitel 2) gemeinsam auf dieses Ziel hinarbeiten. Er muss wissen, wie er Sie bei der Regulierung Ihrer Ovarialfunktion unterstützen kann und welche Medikamente diese Bemühungen wieder zunichtemachen können.
Zur Regulierung der Ovarialfunktion sind nur sehr geringe Hormonmengen nötig. Ich weiß, dass Hormone seit ein paar Jahren in einem schlechten Ruf stehen, vor allem aufgrund der Ergebnisse der amerikanischen Women’s Health Initiative (WHI, zu deutsch etwa „Initiative für Frauengesundheit“, Anm. d. Übers.). Wie Sie in Kapitel 6 erfahren werden, wurde durch die in der WHI-Studie angewandte Hormonersatz-Therapie (HET) die Eigenproduktion von Hormonen in den Eierstöcken gar nicht wieder in Gang gesetzt, geschweige denn, dass die übliche HET überhaupt auf die Eierstöcke ausgerichtet war. Dieser Irrtum ist weit verbreitet. Die Hormone, die den Frauen in der Studie verabreicht wurden und die seit einem halben Jahrhundert als Standard gelten, führten zu einem Hormonstatus, den es bei einer Frau in ihrem ganzen Leben normalerweise gar nicht gibt, weder vor noch nach der Menopause. Wenn Sie das Ziel der WHI verstehen und wie und warum bestimmte Hormone eingesetzt wurden, werden Sie auch verstehen, warum dieser klinische Versuch gescheitert ist.
Viele Menschen schrecken vor dem Gedanken zurück, an ihren Hormonen „herumzupfuschen“. Tatsache ist aber, dass es gar nicht um ein „Herumpfuschen“ geht, sondern nur darum, zu ersetzen, was die Eierstöcke sowieso immer selbst produziert haben. Die geringen eingesetzten Mengen sind absolut sicher, und diese Art von Behandlung ist auch nichts anderes als das, was Ärzte täglich tun, um jedem anderen Organ im Körper wieder zu seiner optimalen Funktionsfähigkeit zu verhelfen. Sie werden sehen, dass es nichts zu befürchten gibt.
Ich bin Ingenieurin mit den Spezialgebieten Bio-Medizin und Elektrotechnik und sehr erfahren in der medizinischen Forschung. Ich halte zwei US Patente, eines auf die neuartige Gestaltung eines Vaginalspekulums (gynäkologisches Untersuchungsinstrument) und eines auf ein speziell für Frauen entworfenes Urinsammelgefäß. Ich entdeckte eine wichtige Wechselwirkung zwischen den Wirkstoffen Esomeprazol (Nexium mups®) und Testosteron. Meine Ergebnisse wurden im Mai 2004 in einer Fallstudie in der Fachzeitschrift The American Journal of Medical Sciences veröffentlicht. Im August 2003 richtete ich eine Petition an die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA, die eine Änderung der Etiketten auf Hormonpräparaten zum Ziel hatte. Der Petition wurde im September 2004 stattgegeben.
Darüber hinaus bin ich auch Ehefrau und Mutter. Ich schrieb dieses Buch sowohl im Interesse meiner Kinder, als auch in meinem eigenen. Sie sollen eine bessere Zukunft haben. Gemeinsam können wir die Zukunft für unsere Kinder und für uns verbessern.
Je besser wir unseren Körper kennen, desto besser sind wir für seine Gesunderhaltung gerüstet.
1. Kapitel: Denken wir um
Wenn man sich mit dem Thema Menopause beschäftigt, dann spielt der richtige gedankliche Rahmen eine große Rolle. Für mich war es am wichtigsten zu verstehen, was in meinem Körper vor sich ging, und was, wenn überhaupt, ich tun konnte. Anfangs nahm ich wie alle anderen an, dass die Menopause unvermeidlich sei und dass ich mich schon damit abfinden würde. Als es dann so weit war, merkte ich, dass das Versagen der Eierstöcke einen immensen Tribut vom gesamten Körper fordert und dass der weibliche