Waldemar Bonsels

Eros und die Evangelien, aus den Notizen eines Vagabunden


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Wachstum des Leids, das sie sich selbst bereitet, und manche Herzen suchen es.

      So verstehe ich heute, daß mein Gemüt vor dem Wesen Asjas schwankte, in Sorge sich zu verlieren oder in Begierde zu begreifen und sich hinzugeben. Aber ich segne den Widerstand meines Wesens, denn er rief die Blumen ihrer Seele hervor; nie wird die Liebe jemals Klage führen, daß ihrem Licht widerstanden worden ist. Ihr Wesen ist frei von jeder Absicht, und ihre Wirkung ist ihre Folge, nicht aber ihr Zweck. Erst wer diese Wahrheit in sich erlebt hat, wird der Freiheit im Bewußtsein teilhaftig, mit der ihr Reich in uns beginnt.

      Wenn ich diese Worte niederschreibe, so spreche ich schon von dem Geistesgut, das dieses besondere Kind darstellte, denn es wäre unrichtig zu sagen, daß sie es nur verwaltete, wußte oder besaß. Heute erkenne ich gut, daß zweierlei Dinge mein Gemüt zu Anfang verschlossen, es waren die Sorge, mich in ihr völlig zu verlieren und die Scham. Ich schämte mich ihres Menschentums, der Allmacht ihres unverhüllten Fühlens und ihrer Tränen. Wie wenig unterschied ich mich, verglichen mit ihr, von allen, von denen ich mich so bemerkbar zu unterscheiden geglaubt hatte. Welch ein geringes Tun war doch mein Hang gewesen, voreilige Gemeinschaften zu meiden und meine Ansprüche nicht preiszugeben.

      Wie ungern denke ich an jene Stunde zurück, in der ich am Tage darauf meinem vornehmen Freund in der Villenstraße sein Geld zurückbrachte. Er empfing mich freundlich, aber seine Entrüstung stieg ins Maßlose, als ich ihm sein verschmähtes Gut überreichte. Ich verließ ihn eilig, da es mir widerstand, etwas zu erklären, unter dessen Walten ich selber noch litt, ohne volle Klarheit zu haben, auch glaubte ich nicht daran, ihn von den Beweggründen meiner Handlungsweise überzeugen zu können. Es mag ihm erschienen sein, als wäre er zum Spielball einer Laune entwürdigt worden, vielleicht auch, daß eine Ahnung des Geistes ihn quälte, dem ich gehorsam war.

      »Narr!« schrie er, bleich vor Wut.

      Sein Wort begleitete mich. Als ich in meiner Dachkammer anlangte, wiederholte ich es mir ohne zu denken, starrte vor mich hin und ließ die Stunden verstreichen. Ich muß fort, dachte ich, wieder durch Wälder, über Heidehügel dahin, an Flußufern entlang, wo das Wasser mich lebendig begleitet. Habe ich den Aufgang der Sonne über der Landschaft vergessen, den glitzernden März, die Sommersonne im Schilf oder die schweigsame Herrlichkeit der Sternbilder? Aber ich verwarf alles. Das alles ist es nicht, dachte ich, es ist nur ein Trost, ein Gleichnis, ein wahrsagerischer Weg auf das Eine zu, nicht mehr. Warum bin ich so mutlos? Bin ich nicht durch die Pracht des Vielerlei dahingeschritten, Jahre um Jahre, um das Eine zu finden, liebte ich nicht alles allein als ein Sinnbild jenes Einen, vor Hoffnung ruhlos und aus Zuversicht trunken? Nun scheint sein Licht aus einem Herzen, es ruft mich und ich zaudere. Ach, ich ahne, wieviel es ist, dachte ich, weil es längst in mir glimmt. —

      So geschah es, daß ich mit diesen Gedanken eines Tages zu Asja kam. Sie hob mir beide Arme entgegen und ich beugte mich, zitternd vor innerer Not, unter ihren Liebesgruß.

      »Asja, glaubst du an Gott?«

      »Wie fragst du so rasch, so böse?« sagte sie erschrocken.

      »Antworte mir!«

      »O Freund, ich kann nicht sprechen.«

      »So sieh mich an. Antworte auf deine Art, aber antworte.«

      »Du Lieber, wie es dich quält! Ach, wäre ich, was du ersehnst!«

      »Du bist es. Sieh mich an.«

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