Daryl Easlea

Peter Gabriel - Die exklusive Biografie


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Band war tief getroffen und überrascht, da ihre harte Arbeit endlich Früchte zu tragen schien. Außerdem gehörte Phillips zum absoluten Kern der Band. Er hatte an der Schule bereits mit The Anon gespielt, als Banks, Rutherford und Gabriel gerade ihre ersten Gehversuche wagten.

      „Die Band trat am Hackney Technical College auf und Ant drehte durch“, seufzt Macphail. „Niemand war gekommen und er flippte aus. Er hatte Drüsenfieber und schmiss alles hin. Er ist seitdem nie wieder auf einer Bühne gestanden. Er geht immer noch total in der Musik auf, aber er ist nie wieder aufgetreten.“ Anthony Phillips’ letzte Show fand vor ungefähr 25 Menschen im King’s Arms in Hayward’s Heath, Sussex, am 18. Juli 1970 statt. Er hatte mehr als 60 Gigs mit Genesis absolviert. Es war wie das Ende einer Ära.

      „Das war bis jetzt der schwerste Rückschlag“, sagte Gabriel im Mai 1971 in ZigZag. „Er ging nicht gern auf Tour. Es machte ihn nervös, wenn er vor Leuten spielen musste – und er dachte, dass wir stagnierten, weil wir Abend für Abend dieselben Nummern spielten. Aber es ergibt sich einfach nicht die Gelegenheit, das Repertoire zu erweitern, wenn man in unserer Lage ist.“ Die Band stand unter Schock und zog es kurz in Erwägung, sich aufzulösen – so wie nach der Reaktion auf From Genesis To Revelation im Jahr zuvor. „Als Anthony Phillips die Band verließ, wollte ich eigentlich ebenfalls aussteigen“, erzählte Banks fünf Jahre später in Sounds. „Aber man begreift rasch, dass man realistisch sein muss – dass es weitergehen muss. Was bringt es denn, alles hinzuschmeißen?“

      Phillips Abschied zog enorme Konsequenzen nach sich. „Es hätte unser Ende bedeuten können, da er so wichtig war“, erinnert sich Macphail. „Einer seiner letzten Gigs war im Marquee und wir mussten durch diesen kleinen Hof. Ich war im Van mit Peter, Mike und Tony, wo sie diskutierten, ob sie weitermachen sollten oder nicht. Für mich war das keine Frage: Sie mussten weitermachen und einen Ersatzmann für Ant finden. Sie waren zu gut, um aufzugeben. Ich sagte ihnen das auch. Sie teilten mir später mit, dass genau das der Moment gewesen sei, als sie entschieden hätten weiterzumachen. Es hatte ihnen das Selbstvertrauen gefehlt, das ich ihnen unbewusst vermittelt hatte. Es war auch der Zeitpunkt, als Tony sagte, dass sie einen neuen Drummer bräuchten, wenn sie zusammenbleiben wollten.“

      Anthony Phillips blieb ein enger Freund der restlichen Formation. Er studierte klassische Komposition und sollte schließlich 1977 mit The Geese And The Ghost ein rätselhaftes Soloalbum veröffentlichen, das sich aus Material zusammensetzte, das er und Rutherford 1969 im Christmas Cottage geschrieben hatten. Phil Collins sang auf zwei der Tracks und Steve Hacketts Bruder John spielte Flöte. Außerdem spielte Phillips Gitarre auf den ersten Demos, die Gabriel nach seinem Ausstieg bei Genesis 1975 aufnahm. „Es ist unglaublich. Er schaffte eine sehr gute Karriere als Songwriter, obwohl mehr nie wer was von ihm gehört hatte“, sagt Macphail. „Er hat ein Heimstudio eingerichtet und sein Ding durchgezogen. Aber mit einer Band auf Tour zu gehen, war wirklich nicht nach seinem Geschmack.“

      ***

      Genesis nutzten die Gelegenheit, um einen klaren Strich zu ziehen. Da er spürte, dass Veränderung definitiv nötig war, unterstützte Gabriel den Vorschlag von Banks, Mayhew, der nie wirklich zur Gruppe gepasst hatte, den Laufpass zu geben. Seine Verabschiedung kam nicht gänzlich überraschend – und da Genesis in ihrer kurzen Existenz bereits genügend Schlagzeuger verbraucht hatten, hatten sie sich nicht allzu sehr auf ihn eingelassen. Gabriel und Rutherford feuerten ihn in einem Café im Londoner West End. Gabriel übernahm den Großteil des Redens. Wie Mayhew später erwähnte: „Die Nachrichten übermittelte er auf seine typische, stotternde Art, aber er tat es sehr würdevoll. Er sagte: ‚John, ich denke, es ist an der Zeit, dass du die Band verlässt.‘“ Gabriel sprach 2011 mit Al-Jazeera über einen der Gründe für den Rauswurf: Mayhew war ein langsamer Lerner und hatte selbst zugegeben, kein Naturtalent an den Drums zu sein.

      Mayhew spielte weiterhin professionell bis Mitte der Achtziger, als er sich zum Kulissenmaler und Möbelbauer umschulen ließ sowie zuerst nach Neuseeland und dann nach Australien emigrierte. Er starb 2001.

      Trespass sollte im Herbst von Charisma veröffentlicht werden und es war an der Zeit, potenziellen neuen Bandmitgliedern auf den Zahn zu fühlen. Gabriel und die Band begriffen, dass es für die Aggressivität, die sie während des stürmischen Schlussparts von „The Knife“ transportieren wollten, einen furchtlosen Vollblut-Drummer bräuchten.

      ***

      Der ehemalige Kinderdarsteller und Flaming-Youth-Drummer Phil Collins schloss sich Genesis im August 1970 an, nachdem er sich auf eine Anzeige im Melody Maker gemeldet hatte. In der Anzeige stand, dass Tony Stratton-Smith auf der Suche war nach einem „Drummer, der das Gefühl für akustische Musik und zwölfsaitige Gitarren mitbringt“.

      Als er bei Flaming Youth spielte, hatte Collins zu seinem Manager gesagt, dass Genesis ständig auftreten würden und seine Band fast gar nicht. Ruhelos bewarb er sich bei Bands wie Manfred Mann Chapter Three und Dada. Er kannte Stratton-Smith aus dem Marquee, wo er für freien Einlass mit den Stühlen half, und aus dem Russell Hotel, was ein beliebter Treffpunkt für Musiker war. Er fragte Stratton-Smith nach der Band, die auf der Suche nach einem Drummer sei. Er erfuhr, dass sie ziemlich wählerisch seien. Strat sagte ihm, dass er ihn der Band nicht aufdrängen würde können, aber ihm ein Vorspielen beschaffen könnte. In Begleitung von Ronnie Caryl, der bei Flaming Youth Gitarre spielte, tauchte Collins zu dem Vorspielen auf der Deep Pool Farm auf. „Wir fuhren in Ronnies Morris Minor dorthin. Das Schlagzeug hinten, rollten wir all diese dreispurigen Fahrbahnen nach Chobham entlang“, erzählte er in Genesis: Chapter And Verse. „Da ich aus Hounslow stammte, war es für mich, als würde ich von Harlem aus plötzlich die Fifth Avenue runterfahren.“ Gabriel, der alte Schlagzeuger, hatte sich eine Reihe von Tests für den potenziellen Drummer ausgedacht. Insgesamt waren 15 Jungs vor Ort, weshalb Gabriel Collins und Caryl sagte, dass sie doch, solange sie warten müssten, ein Bad im Pool nehmen sollten. Während das Vorspielen vonstattenging und man vom Innenhof aus gut mithören konnte, absorbierte Collins, was die anderen Drummer spielten, damit er, wenn er an die Reihe käme, bereits wüsste, was man von ihm erwartete. Collins erinnert sich, dass er aufgrund der Harmonien, die er hörte, einen starken Einfluss von Crosby, Stills & Nash ausmachen konnte. Obwohl er Genesis zuerst für „ein Haufen Noel Cowards“ gehalten hatte, bekam er den Job. Rutherford hatte anfangs noch Bedenken, aber Banks und Gabriel sprachen sich für ihn aus: „Ich war vom ersten Moment an überzeugt“, sagte Gabriel 2005. „Ich wusste es bereits, als sich Phil hinter das Schlagzeug setzte. Bevor er auch nur irgendetwas gespielt hatte, wusste ich, dass er ein Typ wäre, der alles unter Kontrolle haben würde, weil er so selbstbewusst war. Es war, als würde man einen Jockey auf einem Pferd sitzen sehen.“ Er fügte hinzu: „Ich hatte viel Spaß dabei, den Drummern zu erklären, was sie zu tun hätten. Als Phil hereinkam, hörte das auf.“

      Collins war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt als die restliche Gruppe. Geboren am 30. Januar 1951 in West London, war er in puncto seines sozialen Hintergrundes Welten von seinen neuen Bandkameraden entfernt. Sein Vater arbeitete in der City und seine Mutter betrieb ein Spielzeuggeschäft. Er hatte im Alter von fünf zu trommeln begonnen und war in Oliver Twist am Londoner West End aufgetreten. Außerdem hatte er noch als Statist in A Hard Day’s Night und Chitty Chitty Bang Bang mitgewirkt. Seine unkomplizierte, liebenswürdige und extrovertierte Persönlichkeit stand im starken Kontrast zu den Jungs von der Privatschule, was sich auf alle Beteiligten positiv auswirken sollte. „Durch Phils Einstieg kehrte die Leichtigkeit zu uns zurück. Es machte Spaß, mit ihm zu spielen“, sollte Gabriel sagen. „Er war ein echter Drummer – etwas, von dem ich bei Chris Stewart oder John Mayhew nie überzeugt gewesen war. Bis dahin waren wir eine Gruppe von eher biederen Musikern gewesen, die große Mühe hatten, sich durch ihre Musik auszudrücken. Phil veränderte unsere Einstellung und brachte uns als Band näher zusammen.“

      Genesis nahmen sich eine zweiwöchige Auszeit, bevor sie sich am 24. August zum Proben im Maltings, einem frühen Trockenschuppen in Farnham, versammelten – zuerst noch zu viert, da man noch keinen geeigneten Gitarristen hatte auftreiben können. Obwohl er bei einer der bevorstehenden Auftritte aushelfen sollte, war Ronnie Caryl als zu bluesig befunden worden. Die Band begann zu proben und zu komponieren, wobei Banks die Parts für die Leadgitarre auf seinem Keyboard spielte und Rutherford als Rhythmusgitarrist einsprang. „Das Maltings war