Grenzen wurden gezogen, die heilige Stadt Jerusalem erneut von Ausländern regiert. Gleichzeitig wurde die in der Balfour-Deklaration 1917 versprochene Unterstützung des Zionismus offizielle britische Politik. Anfangs lehnten durchaus nicht alle arabischen Politiker die Gründung eines jüdischen homeland ab. Doch zunehmend wurde Israel zum Symbol westlicher Fremdherrschaft, sollte doch aus arabischer Sicht Europas Flüchtlingsproblem Nummer eins, die deutsche Judenverfolgung, auf ihre Kosten gelöst werden.
In der Zwischenkriegszeit bildeten sich angesichts des europäischen Verrats an der arabischen Sache nationalistische Parteien, die sich gegen die Fremdherrschaft und korrupte arabische Eliten zugleich auflehnten. Der Zweite Weltkrieg brachte erst den französischen, dann den britischen Mandaten Unabhängigkeit. Doch die Niederlage der Araber gegen Israel 1948 verstärkte den Nationalismus. Dessen bekanntester Vertreter wurde der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser. Dieser triumphierte während der Suezkrise 1956 über Briten, Franzosen und Israelis, auch weil Amerikaner und Sowjets gemeinsame Sache gegen die alten Imperien machten. Nasser war der Held der arabischen Welt. Indes überspannte er 1967 den Bogen, als Israel auf arabische Drohgebärden mit dem Sechs-Tage-Krieg reagierte, Palästina und die Sinai-Halbinsel eroberte. Der gedemütigte Volksheld Nasser stürzte. Die nationalistischen Modernisierer galten fortan als Loser, verloren gegenüber religiösen Bewegungen an Boden.
Laizistische Modernisierer wie Nasser scheiterten darin, ihre Länder sowohl zu entwickeln als auch die Massen der ländlichen und zunehmend städtischen Armen politisch-kulturell zu integrieren, wie dies demokratische Strukturen prinzipiell ermöglichen. Die Modernisierung von Wirtschaft und Infrastruktur blieb Technokraten überlassen. Westlich anmutende Wohnbezirke dehnten sich neben »orientalischen« Armutsvierteln aus, staatliche Institutionen nützten vor allem den Eliten. Der von Europa abgeguckte Nationalismus war populär, konnte aber wirtschaftlich nicht liefern und war seit 1967 militärisch diskreditiert. Wer von der Entwicklung profitierte oder sich Petrodollars in die Taschen stopfte, der lebte »modern«. Die vom klientelistischen System ausgeschlossenen Armen wurden in ihrer scheinbar traditionellen Kultur abgehängt. Zwar gab es derartige Spannungen auch im Europa der Industrialisierung. Doch in der arabischen Welt wurden »westlich« orientierte Reformen mit kultureller Fremdherrschaft identifiziert, Moderne und Kolonialismus wirkten wie eins.
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