die Daten aus SAP-Quellsystemen per standardisiertem Delta-Handling an das BW-System. Bei ODP handelt es sich um einen Provider-Consumer-Ansatz. Das Quellsystem bietet über die ODP-API die Möglichkeit, dass Daten, wie beispielsweise die Kundenstammdaten, von beliebigen an das Quellsystem angeschlossenen Systemen konsumiert werden können. Die einzige Voraussetzung ist, dass das angeschlossene System die ODP-Schnittstellen-API ebenfalls implementiert hat. Sobald in SAP BW/4HANA ein Datentransferprozess zum Extrahieren der Kundendaten angestoßen wird, registriert sich das BW-System als Consumer beim Kundenstammdaten-Provider im Quellsystem. Über Zeitstempel und Datensatzzeiger kann daher ein sicherer, standardisierter Delta-Mechanismus zur Verfügung gestellt werden. Die ODP-Schnittstelle ersetzt die BICS-Schnittstelle, die aus den SAP-NetWeaver-basierten BW-Systemen bekannt ist, zum Datentransfer zwischen SAP-Systemen. Mit der ODP-Schnittstelle einher geht ein geändertes Verfahren, wie Datensätze im Delta-Init-Verfahren an SAP BW/4HANA übertragen werden. Dies ist eine wesentliche Neuerung in SAP BW/4HANA. Eine detaillierte Betrachtung der ODP-Schnittstelle sprengt jedoch den Rahmen dieses Buches.
Die SAP-HANA-Plattform
wiederum besteht aus mehreren Komponenten; die wichtigsten im Zusammenhang mit BW sind die Datenbank (DB), die Calculation Engine (Calc. Eng.) sowie der SAP Smart Data Access (SDA) bzw. die SAP Smart Data Integration (SDI). Über SDA bzw. SDI können relationale Datenbanken angeschlossen und so gezielt einzelne relationale Tabellen oder Sichten auf eine Tabelle zeitgesteuert ins BW geladen werden.In Abbildung 1.6 unter
sind die geeigneten Tools aufgeführt. Aufgaben in der Datenbank sowie Arbeiten mit der Calculation Engine oder SDA erfolgen mit den SAP HANA Modeling Tools.SAP BW/4HANA Application
besteht aus dem eigentlichen Data Warehousing mit einer LSA++-Architektur und dem Analytical Manager für OLAP-Operationen bzw. mehrdimensionale Auswertungen. Daneben steht das Metadata Repository, das die gesamten Metadaten, also im Wesentlichen die Struktur der einzelnen Objekte, verwaltet. Als Schnittstellen zu anderen externen Systemen bietet SAP hier einerseits ODP und andererseits den Open Hub an. Für eine Zusammenarbeit im Team an einer gemeinsamen Aufgabe können Workspaces genutzt werden. Sie erlauben es dem Fachbereich und der IT, gemeinsam an einem Datenmodell zu arbeiten und dies grundsätzlich zu entwickeln, um es nach einer Abstimmung anschließend in das Data Warehousing zu übernehmen. Der Einsatz von Workspaces empfiehlt sich besonders für agile Projektmanagement-Methoden, wie etwa SCRUM.Oberhalb von SAP BW/4HANA Application sind die Business User Tools
angeschlossen. Dabei handelt es sich zum einen um SAP-Analytics-Lösungen, wie etwa SAP Analysis for Microsoft Office oder SAP Analytics Cloud. SAP Lumira wird nicht mehr weiterentwickelt, und der Support dafür wurde 2019 eingestellt. Zum anderen ist hier die Planungskomponente SAP Business Planning and Consolidation (BPC) zu nennen. Die SAP-BW/4HANA-Application-Schicht ist die Schnittstelle für weitere Tools von Drittanbietern für ein formatiertes Berichtswesen oder Management-Dashboards, wie etwa Qlik, Tableau und weitere.Damit möchte ich den eher theoretischen Teil und die Einführung in SAP BW/4HANA beenden und mich im nächsten Kapitel dem Fallbeispiel zuwenden.
2 Fallbeispiel
In diesem Kapitel lernen Sie das Fallbeispiel mit Lösungsansatz kennen. Es werden kurz der rein feldbasierte, der InfoObject-basierte sowie der Hybrid- oder Mixed-Modeling-Ansatz zur Lösung vorgestellt.
2.1 Aufgabenstellung
Sie arbeiten in der IT-Abteilung eines Unternehmens aus der Energiewirtschaft. Ihre IT-Landschaft ist durch eine Vielzahl von verschiedenen Systemen und Anwendungen geprägt. Für die kritischen Prozesse ist SAP als führendes System gesetzt. Sie haben zahlreiche Kunden, jedoch ist der Markt durch Preiskämpfe geprägt. Über einschlägige Internetseiten kann sich der Verbraucher jederzeit über den günstigsten Stromtarif informieren. Davon ausgehend, dass alternative und erneuerbare Energien in nächster Zeit staatlich günstiger besteuert werden, entschließt sich Ihr Unternehmen, ein neues Stromprodukt speziell für Singles auf den Markt zu bringen. Der Marketing- und Produktabteilung fehlt jedoch eine verlässliche Aussage über einen konkurrenzfähigen Preis für das neue Stromprodukt.
Da der Energiemarkt stark staatlich kontrolliert ist, melden alle Energieunternehmen, im Weiteren »Netzbetreiber« genannt, die Strompreise einer zentralen Stelle, der Bundesnetzagentur. Die Bundesnetzagentur erlaubt verschiedenen Anbietern, diese Informationen zu verarbeiten, um sie öffentlich und auch für Privatverbraucher zur Verfügung zu stellen. Die gestellte Aufgabe von der Marketing- und Produktabteilung beinhaltet daher, eine Liste aller aktuellen Netzbetreiber mit dem aktuell gültigen Preis für einen Single-Privathaushalt mit ca. 2500 kWh Jahresverbrauch zu erstellen. Für unser Beispiel soll die Preisermittlung sehr stark vereinfacht werden. Der Preis soll in einem ersten Schritt nur anhand des Netznutzungsentgelts berechnet werden. Ein Netzbetreiber kann dabei den Strom an verschiedene postalische Orte in Deutschland liefern. Dies sind die sogenannten Liefergebiete. Die von der Marketingabteilung geforderte Liste soll folgende Felder enthalten:
Postleitzahl Liefergebiet
Ort Liefergebiet
Netzbetreibername
Sitz des Netzbetreibers (Ort)
Postleitzahl des Netzbetreibers
Höhe Netznutzungsentgelt (NNE)
2.2 Datengrundlage
Da der gesamte Energiemarkt reguliert ist, können Sie auf einen Anbieter zurückgreifen, der die zur Lösung des Fallbeispiels benötigten Informationen, wie Netzbetreiber auf PLZ-/Ort-Ebene und die zugehörigen Kosten, vorhält. Die Firma ene’t aus Hückelhoven stellt diese mit vielen weiteren zusätzlichen Informationen in Ihrem Downloadbereich zur Verfügung. Unter der URL https://download.enet.eu/uebersicht/datenbanken finden Sie eine Reihe von öffentlich zugänglichen Daten, wie Abbildung 2.1 zeigt.
Abbildung 2.1: Frei verfügbare ene’t-Datenbanken
Laden Sie sich von dieser Seite die ZIP-Datei für Netznutzung Strom als CSV und MSSQL herunter und speichern Sie beide Dateien lokal auf Ihrem PC. Anschließend entpacken Sie die Dateien in einen Ordner Ihrer Wahl. Schauen Sie sich den Ordner mit den entpackten CSV-Dateien kurz an und scrollen Sie etwas die Seite hinunter bis an die Stelle aus Abbildung 2.2.
Abbildung 2.2: Auszug aus ene’t-Dateien
Die vorliegenden Daten enthalten nur einen Ausschnitt der gesamten Datenmenge. Dieser reicht für unser Fallbeispiel jedoch aus. Anhand der Dateinamen sehen Sie, dass das Datenmodell von ene’t normalisiert vorliegt. Die Daten zur Lösung der Aufgabenstellung sind daher auf mehrere Dateien bzw. Tabellen aufgeteilt.
Die Lösung erfordert eine Tabelle, die Ihnen pro Postleitzahl und Ort den aktuellen Netzbetreiber liefert. Für den Sitz des Netzbetreibers und die Postleitzahl des Netzbetreibers benötigen Sie seine Stammdaten. Zum weiteren Verständnis hilft, dass das deutsche Stromnetz in viele kleinere Stromnetze aufgeteilt ist. Jedes dieser kleineren Stromnetze hat eine eindeutige Netznummer zur Identifikation erhalten. Jeder Netznummer ist dabei eindeutig ein Netzbetreiber zugeordnet. Die Preiskalkulation erfolgt über eine Tabelle mit dem Netznutzungsentgelt.
Konkret