Isolde Kakoschky

Septemberrennen


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ihm Carola zu.

      Nachdem sie sich verabschiedet hatten, hängte Carola noch ihre Badesachen zum Trocknen auf und landete schließlich vor dem Fernseher. Dort hatte sie beim Zappen durch die Programme in einem Dritten einen alten Polizeiruf gefunden, der sie fesselte. Krimis waren ihre Leidenschaft. Wenn sie nicht im Fernsehen etwas Spannendes fand, dann lag auf jeden Fall ein entsprechendes Buch auf der Konsole neben ihrem Bett. Doch heute wurden ihr nach ein paar Seiten die Lider schwer. Liegt wohl am Schwimmen, dachte sie noch, ehe sie Augen schloss.

      

       8. Kapitel

      

      

      »So leid es mir tut«, sagte Monika zu Christian am Frühstückstisch, »heute muss unser Badeausflug entfallen.«

      »Aha.« Christian nahm einen Schluck Kaffee. »Schade.« Es hatte ihm gefallen, jeden Tag nach der Arbeit zum Weiher zu fahren. Aber was sollte er dazu sagen? Monika würde schon ihre Gründe haben.

      »Ich muss heute unbedingt mal wieder richtig einkaufen«, beantwortete seine Frau auch schon seine unausgesprochene Frage. »Morgen fahre ich doch nach Regensburg zum Klassentreffen, du erinnerst dich?« Sie erwartete keine Antwort, sondern fuhr fort:

      »Immerhin treffen wir uns schon Mittag und ich möchte mich vorher noch ein bisschen hübsch machen.«

      »Ich finde, du bist immer hübsch!« Christian formte einen Kussmund. »Und was für mich reicht, muss für deine Schulfreunde auch genügen.«

      Monika schüttelte lachend den Kopf. Aber eigentlich sprach Christian etwas aus, was sie sich auch wünschte: Er fand sie immer schön! Und es beruhte auf Gegenseitigkeit. Auch ihr gefiel er in jeder Lebenslage, ob im Blaumann oder schick angezogen.

      »Genügt es auch!«, gab sie, noch immer lachend, zurück. »Die kennen mich nämlich länger als du. Aber ich bin eine Frau und ab und zu mag Frau sich ein bisschen aufbrezeln.«

      »Ist ja gut«, gab sich Christian einsichtig. »Ich habe es verstanden. Also fahren wir heute Nachmittag einkaufen, damit ich morgen so mutterseelenallein nicht vor dem Kühlschrank verhungern muss.« Er zwinkerte ihr zu.

      Es gab keine drängenden Arbeiten mehr in dieser Woche. Das Getriebe hatte er wieder flott bekommen. Am Montag wollte es sein Kumpel abholen. Ansonsten stand nur noch ein Anhänger in seiner Werkstatt, den der Huber-Bauer nach der Ernte gebracht hatte. Für diese Reparatur konnte er sich Zeit lassen.

      »Super! Dann bis heute Nachmittag!« Monika hauchte ihm noch einen Kuss auf die Wange und sprang gutgelaunt zur Tür hinaus.

      In seiner Werkstatt sah sich Christian unschlüssig um. Er hatte die Kamera eingepackt, um Fotos vom fertigen Rennwagen zu machen. Sollte er das Auto vielleicht nach draußen in die Sonne schieben? Er machte ein paar Aufnahmen und stellte fest, dass die Umgebung eigentlich gar nicht so fotogen war. Dann doch in der Werkstatt, das erschien auf jeden Fall authentisch. Rasch räumte er noch ein paar Werkzeuge beiseite und rückte den Flitzer dann ins rechte Licht. Eigentlich tat er das nicht gerne. Wenn die Fotos

      im Kasten waren, gab es keinen Grund mehr, die Anzeige nicht zu schalten. Schließlich musste er das Auto verkaufen. Doch er mochte es nicht. Immer hing sein Herz an dem Auto, was gerade fertig wurde, wie an einem Kind, welches das Haus verlässt. So zögerte er unbewusst den Verkauf hinaus. Es sei denn, ein Interessent stand schon vor der Tür, doch das war diesmal nicht der Fall.

      Schließlich klickte er sich durch eine Reihe von Bildern und löschte einige sofort wieder. Die anderen musste er am Computer aussortieren und fünf oder sechs würde er hochladen. Die Zeit war gekommen, Abschied zu nehmen. So, wie von seinem Vater.

      Ich hätte voriges Jahr zum Klassentreffen fahren sollen!, sagte er sich nicht zum ersten Mal. Einfach vor der Tür hätte ich dann stehen können! Doch selbst für diese Erkenntnis kam Reue zu spät.

      Eher lustlos begann er mit der Reparatur vom Anhänger, doch schon kurz nach dem Mittag packte er das Werkzeug zusammen und verließ seine Arbeitsstätte. Dann wollte er sich lieber zuhause nützlich machen. Monika hatte manchmal gar nicht unrecht, wenn sie meinte, dass seine handwerkliche Begabung um das Haus einen Bogen machte.

      Als er hörte, wie Monika den Mini vor der Tür einparkte, hing die Gardinenleiste wieder gerade, tropfte der Wasserhahn nicht mehr und die quietschende Tür gab keinen Mucks mehr von sich.

      »Warte, ich komme!«, rief er ihr zu. »Wir können sofort losfahren.« Er griff sich den Bierund den Wasserkasten, verstaute sie im Kofferraum und schwang sich neben Monika auf den Beifahrersitz.

      Eine Stunde später saßen sie an einem kleinen, runden Tischchen in der Bäckerei. Es war genau jene Bäckerei, in der sie den ersten gemeinsamen Kaffee ihrer Beziehung getrunken hatten. Und fast jedes Mal, wenn sie zusammen einkaufen fuhren, legten sie dort eine kurze Pause ein. Auch wenn es bei den hochsommerlichen Temperaturen besser ein Eisbecher gewesen wäre, genossen sie ihren Kaffee. Es fühlte sich an wie ein schönes Ritual.

      Während sie ihre Einkäufe ins Haus trugen, registrierte Monika sofort, dass die Tür mit einem leisen Klacken ins Schloss fiel. Das Geräusch hatte sich am Morgen noch ganz anders angehört. Sie grinste ihren Mann spitzbübisch an und verkniff sich einen Kommentar. Christian erfasste in ihrem Blick auch so, dass sie seine Arbeiten im Haus bemerkte und lächelte still in sich hinein. Es musste ja nicht immer so sein, wie mit dem Schuster und den schlechten Schuhen.

      »Und, was hast du heute vor, so ganz ohne mich?«, fragte Monika ihren Mann am nächsten Morgen am Frühstückstisch.

      Das hatte sich Christian auch schon selbst gefragt. Auf die Werkstatt hatte er irgendwie keine Lust. »Ich

      werde wohl mal zum Anton rüber fahren.« Der befreundete Transportunternehmer ließ ihm auch ab und an einen Auftrag zukommen. Da konnte so ein Schwatz unter Männern nicht schaden.

      »Gute Idee!«, stimmte ihm Monika zu. »Bestell Toni einen Gruß von mir.«

      »Mach ich.« Christian wurde das Gefühl nicht los, dass der Anton mal ein Auge auf die Monika geworfen hatte. Aber das musste lange her sein. Denn er war seit über 25 Jahren mit seiner Maria verheiratet. Naja, es hat eben jeder so seine Jugendliebe und seine kleinen Geheimnisse, dachte er bei sich. Es lag ihm fern, bei Monika oder gar Anton nachzuhaken.

      Während sich Monika ein Schaumbad als Auftakt ihrer kleinen Verschönerungskur gönnte, räumte Christian die Küche auf und schaltete den Geschirrspüler an. Erst seit kurzem besaßen sie das Teil. Früher hatten sie immer gemeinsam das Geschirr gespült, doch inzwischen schätzte er den elektrischen Helfer. Und angeblich sparte das Ding auch noch Strom und Wasser.

      Als Monika das Bad wieder verließ, entfuhr ihm ein bewunderndes »Wow!« Abgesehen davon, dass sie nur Slip und BH trug, sah sie mit ihren frisch geföhnten Haaren und dem dezenten Makeup einfach toll aus. Ihr merkte man wahrhaftig nicht an, dass sie die 50 auch schon erreicht hatte. Da bekamen ihre Klassenkameraden aber was zu sehen! Christian schluckte seine aufkommende Eifersucht hinunter und grinste.

      »Super siehst du aus, so aufgebrezelt!«

      Monika hauchte ihm einen Kuss auf den Mund und verschwand im Schlafzimmer. Angesichts der konstant heißen Temperaturen hatte sie sich für ein luftiges Sommerkleid entschieden. Für den Abend packte sie eine dünne Jacke ein. Die Tasche mit Waschzeug und Schlafanzug stand schon parat. Schließlich übernachteten alle im Hotel, um nicht Gefahr zu laufen, angetrunken heim zu fahren. Erst am Sonntagmorgen, nach einem gemeinsamen Frühstück wollten sie sich wieder verabschieden. Sie freute sich sehr auf ihre alten Schulfreunde. Die Mehrzahl hatte sie seit dem letzten Treffen vor fünf Jahren nicht mehr gesehen. Hier im Dorf wohnte kaum noch einer. Ein paar waren in Regensburg hängen geblieben, einige arbeiteten in München. Aber sogar aus Österreich hatte sich eine Freundin angesagt. Eine leichte Aufregung machte sich nun, kurz vor dem Aufbruch, bemerkbar. Auch ihren ersten Freund würde sie heute wiedersehen. Verträumt lächelte sie bei der Erinnerung. Geheiratet hatte sie dann einen anderen.

      »Viel