einem Kerl, der mir 'ne MPi verschaffen wollte. Er wollte sie mir hierher bringen, aber es muss etwas schiefgelaufen sein, denn der Typ kam nicht. Ich dachte, ich hätte nicht richtig verstanden, wo ich auf ihn warten sollte, befürchtete, in der falschen Halle zu sein, sah mich etwas um, und sah Sie und Ihre Leute. Kurz darauf tauchte der da auf und gab mir eins auf die Rübe.“
Murray nagte an der Unterlippe. Die Geschichte, die sich Roberto hatte einfallen lassen, klang nicht schlecht. Murray war geneigt, sie zu glauben. Aber ein kleiner Rest von Misstrauen blieb noch. Da er keine Zeit hatte, sich zu überlegen, was nun mit Roberto geschehen sollte, weil in der nächsten Stunde noch einiges zu erledigen war, befahl er seinen Männern, Roberto in einen der Keller zu bringen.
„Was haben Sie mit mir vor?“, fragte Roberto.
„Weiß ich noch nicht. Kennst du den König von Brooklyn?“
„Mister Cusack? Klar. Wer kennt den nicht? Ich würde furchtbar gern für ihn arbeiten, bloß nimmt der nicht jeden.“
„Er wird über dein Schicksal entscheiden“, sagte Murray. „Er wird dich entweder in seine Dienste stellen oder dich umlegen,“
Roberto wurde in einen düsteren Keller gebracht. Es roch nach Moder und Schimmelpilz. An der Decke liefen Rohre. An sie wurde Roberto gefesselt. Bevor Murray ging, sagte er: „Wir sehen uns später wieder.“
„Wird Mister Cusack auch kommen?“, wollte Roberto wissen.
„Ja. Du kannst jetzt schon zu Gott beten, dass du ihm gefällst, sonst bist du nämlich dran.“
15
Die Bar hatte rund um die Uhr geöffnet. Das war Gordon Keel an dem Lokal so sympathisch. Er konnte hier zu jeder Tages- und Nachtzeit aufkreuzen. Es war immer etwas los. Auf einer kleinen Bühne wurden heiße Stripnummern abgezogen. Es gab zwei Negersängerinnen, die abwechselnd arbeiteten, und im Hinterzimmer konnte man jederzeit ein verbotenes Spielchen machen.
Die Animiermädchen waren nicht abgeneigt, mit ihren Kunden für eine Weile nach Hause oder ins Hotel zu verschwinden. Kurzum, die Bar verfügte über einen Service, der Gordon Keel behagte.
Er war betrunken, feierte seit einer kleinen Ewigkeit nun schon seinen Erfolg. Die Sache auf dem Flugplatz hatte ja auch zu gut geklappt, und Brian Cusack hatte eine Menge Geld für diesen leichten Job ausgespuckt. Wenn das kein Grund zum Feiern war.
Ginny, ein blondes Girl mit Herzchenmund und ,viel Holz vor der Hütte‘ - wie Keel sich ausdrückte -, hatte längst gespürt, dass bei Keel das Geld locker saß, und sie zog ihm einen Schein nach dem anderen aus der Brieftasche.
„Weißt du, was ich riesig fände?“, fragte er mit schwerer Zunge, während er das blonde Gift mit glasigen Augen anstierte.
„Was?“, fragte Ginny.
„Wenn du für mich, für mich ganz allein, strippen würdest.“
„Okay! Komm mit zu mir, Gordon, und dein Wunsch geht in Erfüllung.“
Keel grinste und schüttelte den Kopf.
„Nein, ich möchte, dass du's hier tust.“
„Dann sehen doch alle andern zu.“
„Macht ja nichts. Ich hätte trotzdem das Gefühl, du würdest die Hüllen für mich allein fallenlassen. Wieviel möchtest du dafür haben?“
Ginny lächelte schlau.
„Wieviel ist es dir denn wert?“
,,'nen Hunderter“, sagte Gordon Keel und stopfte dem Mädchen das Geld in den Ausschnitt.
Sie strahlte.
„Dann pass mal gut auf, was ich dir zu bieten habe.“ Sie verschwand, schaltete hinter der Bühne ein Tonband ein, trat vor den Vorhang und begann mit ihrer heißen Show. Sie blickte dabei nur Keel an.
Während sie sich aus dem Kleid schälte, betrat Tony Tornado das Lokal. Der Mafioso blickte sich kurz um, entdeckte Keel und begab sich zu ihm. Die beiden kannten sich flüchtig. Keel wusste, dass Tornado sein Geld genau wie er jenseits der Gesetze verdiente, dass er ein gefährlicher Mafia-Killer war, entzog sich jedoch seiner Kenntnis.
„Mister Keel“, sagte der Mafioso ernst.
„Jetzt nicht.“
„Ich muss mit Ihnen reden.“
„Jetzt nicht!“, sagte Keel ärgerlich. „Die Kleine dort oben strippt gerade für mich. Das will ich mir ansehen. Wenn Sie Durst haben, bestellen Sie sich irgendetwas. Es geht auf meine Rechnung.“ Keel schnippte mit dem Finger. Der Barmixer eilte herbei. „Gib ihm, was er haben will, Charley.“
Ginny hakte den BH auf.
„Ist sie nicht eine Wucht? Ist sie nicht Spitze?“, keuchte Keel.
Tony Tornado verlangte einen Bourbon on the rocks. Er bekam den Drink umgehend. Mit dem Glas in der Hand betrachtete er Gordon Keel und dachte: Du armer Irrer freust dich soeben zum letzten Mal.
Ginny schlüpfte aus dem Höschen, doch damit war ihre Nummer noch nicht zu Ende. Jetzt wurde es erst richtig heiß. Gordon Keel trat der Schweiß auf die Stirn. Er beschloss, mit Ginny später wegzugehen, konnte nicht wissen, dass er dazu schon nicht mehr in der Lage sein würde.
Als die Strip Show zu Ende war, spendete vor allem Gordon Keel begeisterten Applaus. Das Girl verschwand hinter dem Vorhang, und Tornado fragte: „Können wir jetzt reden?“
„Okay. Aber ich habe nicht viel Zeit“, sagte Keel.
„Ich auch nicht“, erwiderte Tornado.
„Worum geht’s?“
„Gibt es keinen Ort, wo wir uns ungestört unterhalten können?“
„Im Waschraum wären wir allein, aber ich bin ziemlich wackelig auf den Beinen.“
„Sie können sich auf mich stützen.“
„Worum geht's denn nun?“
„Um ein Geschäft. Man hat mich beauftragt, Sie zu fragen, ob Sie bei einer heiklen Sache mitmachen möchten. Es wären fünf Riesen für Sie drin.“
„Darüber will ich Genaueres hören“, sagte Gordon Keel und rutschte vom Hocker. Ginny erschien. Schon wieder angezogen. Keel kraulte ihr Kinn und flüsterte: „Halt dich für mich frei, Baby! Bin gleich wieder zurück. Dann tun wir zusammen was Schönes, okay?“
Tornado brachte Brian Cusacks Killer in den Waschraum. Gordon Keel war zu betrunken, um die Gefährlichkeit seiner Lage zu begreifen. Wenn er nüchtern gewesen wäre, wäre sein Misstrauen wach geworden. So aber hatte der Alkohol es eingeschläfert. Er kam nicht im Entferntesten auf die Idee, dass Tornado ihm die Rechnung für den Anschlag mit der Rakete präsentieren wollte. Er glaubte wirklich, dieser Mann wollte ihm nur ein Geschäft vorschlagen.
„Schießen Sie los!“, sagte Keel lallend. Er schwankte, lehnte sich an die verflieste Wand. „Ich bin ein Spezialist für heikle Angelegenheiten ...“
„Das ist uns bekannt.“
„Tatsächlich? Woher?“
„Die