ihn verliebt.“
Maria lächelte. „Nein. Aber er wäre der Mann, in den ich mich verlieben könnte.“
„Und der Mann, den ich als dein großer Bruder neben dir akzeptieren würde“, sagte Jossip Wassinski.
Samantha Ford seufzte.
„Roberto Tardelli ist schon ein seltenes Exemplar. Ich hätte gern mehr von ihm, aber sein Beruf ... Roberto ist ein Mann, den alle brauchen. Es wäre schlecht um unser Land bestellt, wenn es nicht Männer wie ihn geben würde. Obwohl ich mir das immer einrede, bin ich traurig, wenn er nicht bei mir ist, und ich lebe in ständiger Sorge, dass er eines Tages zu viel wagen könnte.“
Jossip sagte überzeugt: „Er wird immer wieder zu Ihnen zurückkehren, Samantha. Ich glaube, niemand weiß genauer als er, wieviel er riskieren darf.“
Die junge Ärztin seufzte wieder.
„Hoffentlich haben Sie recht, Jossip. Obwohl er nicht oft bei mir ist, wäre ich doch untröstlich, wenn es ihn eines Tages nicht mehr geben würde.“
Pietro Gravina und Tony Tornado sahen Brian Cusack aus dem Wagen steigen und eröffneten sofort das Feuer auf ihn. Ihre automatischen Waffen hämmerten laut. Das Krachen der Schüsse hallte zwischen den Hallen der aufgelassenen Lokomotivfabrik. Auch Cyril Murray und die beiden Hitmen waren ausgestiegen. Als die Maschinenpistolen zu hämmern begannen, stieß Murray einen wüsten Fluch aus und ließ sich augenblicklich fallen.
Tornados und Gravinas Geschosse trommelten gegen den Wagen. Sie zertrümmerten die Heckscheibe, hackten schräg über das Blech, ratschten über das Fahrzeugdach und näherten sich Cusack, doch bevor ihn die Projektile erreichen konnten, warf auch er sich auf den Boden.
Hastig robbte er hinter das Auto. Sobald er in Deckung war, riss er seinen Revolver aus der Schulterhalfter. Cyril Murray schoss bereits zurück. Auch die beiden Hitmen erwiderten das Feuer.
Trotzdem rückten Gravina und Tornado näher. Ihre Kugeln klatschten auf die Granitsteine und jaulten als gefährliche Querschläger durch die Luft. Brian Cusack und seine Komplizen waren nicht in der Lage, die Angreifer zurückzutreiben.
„Verdammt, das ist Gravina!“, zischte der König von Brooklyn. Er hatte sich schon lange nicht mehr in einer solchen Situation befunden. Normalerweise beteiligte er sich an keinen Schießereien mehr. Das überließ er seinen Gunmen. Doch diesmal war er gezwungen, sich selbst seiner Haut zu wehren. „Gravina und Tony Tornado!“, sagte Cusack zu Murray.
„Dann weiß Gravina also Bescheid“, sagte Murray.
„Anzunehmen.“
„Aber von wem?“
„Keine Ahnung.“
„Vielleicht hat Gordon Keel nicht dichtgehalten.“
„Das glaube ich nicht. Auf Keel kann man sich verlassen.“
„Und wenn Copeland umgefallen ist?“
„Der hat viel zu viel Angst vor mir“, sagte Cusack. Er zielte auf Tornado und drückte ab. Doch der große Mafioso wechselte blitzschnell schießend die Position und entging so einem Treffer.
Roberto Tardelli wollte nicht dabei zusehen, wie sich die Gangster gegenseitig abknallten. Er wusste nicht, weshalb der König von Brooklyn und seine Männer so unverhofft angegriffen wurden. Ihm war aber klar, dass er ein Blutbad verhindern musste.
Aber die Lage war für ihn nicht ungefährlich. Er konnte sehr leicht zwischen die Fronten geraten. Wenn sich die beiden Parteien entschlossen, zuerst ihn fertigzumachen und sich erst dann wieder gegeneinander zu stellen, würde er keinen leichten Stand haben.
Trotzdem wagte er es und griff in das Geschehen ein. Mit der erbeuteten Maschinenpistole betrat er die Szene. Er zog den Stecher durch und trieb die kämpfenden Parteien auseinander.
„Das ist der Kerl, den wir erwischt haben!“, rief Murray verblüfft aus, und als er sah, dass Roberto seine MPi in Gravinas und Tornados Richtung schwenkte, stellte er fest: „Er ist auf unserer Seite!“
Doch er sollte Augenblicke später eines Besseren belehrt werden. Gravina und Tornado zogen sich zurück, und nun drehte sich Roberto und ließ seine Waffe erneut hämmern. Diesmal in Cusacks Richtung.
„Hat der Kerl den Verstand verloren?“, brüllte Cyril Murray wütend auf.
„Von wegen auf unserer Seite!“, schrie Cusack, sprang auf und rannte im Zickzack davon. Seine Männer folgten ihm. Sie fanden hinter einer verfallenen Mauer Deckung.
Kurze Zeit herrschte Stille. Roberto zog sich zurück. Er hatte es nicht leicht. Er wollte sich beide Parteien schnappen. Gravina und Tornado ebenso wie Cusack und seine Männer. Aber der König von Brooklyn hatte Vorrang, deshalb versuchte er an diesen heranzukommen.
„Wir müssen trachten, so schnell wie möglich von hier wegzukommen“, sagte Brian Cusack grimmig.
„Zum Teufel, wir haben doch hier drei Männer postiert. Wo sind die?“, ärgerte sich Murray. „Auf ’nem Kaffeeklatsch?“
Im Schutz der Mauer setzten sie sich ab. Die Hitmen sicherten nach allen Seiten. Cusacks und Murrays Gesichter waren angespannt. Sie hielten ihre Waffen schussbereit in der Hand, doch niemand zeigte sich, keiner stellte sich ihnen in den Weg.
Sie durchquerten eine Hallenruine, zogen sich über einen Schuttberg zurück. Roberto Tardelli beschrieb einen Bogen und versuchte von Osten her an die Gangster heranzukommen, denn aus dieser Richtung erwarteten sie ihn bestimmt nicht.
„Was nun?“, fragte Tony Tornado, während er die Maschinenpistole hob, so dass der Lauf nach oben wies.
„Verdammt“, knirschte Pietro Gravina. „Mich würde brennend interessieren, wer der Kerl war, der sich unvermittelt an der Schießerei beteiligt hat. Zuerst dachte ich, er wäre einer von Cusacks Männern, aber dann hat er nicht nur auf uns, sondern auch in die andere Richtung geballert.“
„Ein Bulle vielleicht?“
„Einer allein würde sich nicht in eine so große Gefahr begeben.“
„Vielleicht gibt es noch mehr von seiner Sorte auf dem Gelände“, sagte Tornado. „Wenn das der Fall wäre, sollten wir uns lieber beizeiten absetzen.“
„Mensch, spinnst du?“, fuhr Gravina ihn an. „Und Cusack?“
„Um den können wir uns ein andermal kümmern.“
„Der geht doch jetzt sofort auf Tauchstation. Es könnte Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, bis wir ihn wiederfinden würden. Er muss sterben. Hier und heute!“
Gravina verließ seine Deckung. Tornado folgte ihm. Zwischen großen Gebäuden fanden sie einen Weg, der im rechten Winkel zu Cusack und seinen Leuten führte. Die gegnerischen Parteien gingen zum zweiten Mal auf Kollisionskurs.
Noch hatten sie einander nicht entdeckt. Aber in einer zerklüfteten Halle prallten sie dann zum zweiten Mal aufeinander. Als Gravina die vier Männer entdeckte, eröffnete er sofort wieder das Feuer.
Einer der Hitmen wurde getroffen. Ein schriller Todesschrei gellte durch das Gebäude. Der Mann drehte sich um die eigene Achse und brach zusammen. Cusack und die anderen spritzten aufgeregt nach allen Seiten auseinander.
Roberto Tardelli hörte den Schrei und die Schüsse. Er forcierte sein Tempo und erreichte die Längsfront der Halle, in der der Gangsterkrieg tobte. Ein Mann fiel ihm auf, der mit langen Sätzen auf die Fabrikshalle zu hetzte. Er hielt eine MPi in seinen Händen. Es war wohl der dritte Posten, der Cusacks Umschlagplatz für das Diebesgut bewachen sollte. Kaum die Halle betreten, ließ er die Maschinenpistole auch schon rattern. Es gelang ihm, Gravina und Tornado ein Stück zurückzutreiben. Schießend kämpfte er sich bis zu Cusack vor.
„Bist du endlich aufgewacht?“, herrschte Cusack ihn an.
„Ich war am andern Ende des Geländes,