Andy D. Thomas

River & Matt


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den er gar nicht ganz bis zum Ende gesehen hatte, weil er schon beim intimen Kuss gekommen war.

      Als ein ganz anderer Film auf seinem Fernseher erschien, stutzte er. Wieder sah er in der Chronik nach und stellte fest, dass der besagte Film viel weiter unten zu finden war. War Matt an seinem Computer gewesen? Okay, er war nicht passwortgeschützt, da er ja eh eigentlich alleine wohnte. Also wieso passwortschützen? Der Laptop verließ nie sein Schlafzimmer. Aber wieso sollte Matt sich Gay-Pornos anschauen?

      Und wieso sollte er in einen Gay-Club gehen?, äffte das Engelchen auf seiner Schulter und rollte mit den Augen. Jetzt überleg mal scharf.

      „Was weiß denn ich?“, knurrte River es an. Irgendwie hatte er jetzt keine Lust mehr auf einen Film, stand auf und ging unter die Dusche. Während er im warmen Regen stand und sich wusch, dachte er erneut an Matt. Er schenkte es sich, den Gedanken erneut zu verdrängen, waren sie doch frei. Kurz darauf kam er auch schon.

      Ich dreh noch durch!, dachte er. Gott sei Dank darf ich morgen wieder arbeiten.

      Am Abend, als er mit Matt Football schaute, klingelte das Telefon.

      „Oh, oh, mein Chef“, brummte River, nahm die Füße vom Tisch und ging aus dem Zimmer.

      „Officer McKenzie? Schön, dass ich Sie erwische.“

      „Was is’ passiert Chef?“

      „Ich habe gute Nachrichten. Das SWAT Team hat heute Nachmittag die Wohnung von unserem Verdächtigen Wood gestürmt. Die beiden Jungs konnten unversehrt befreit werden. Er hatte sie in den Keller gesperrt. Aber ohne Ihre Beharrlichkeit wäre sicher wer weiß was passiert.“

      „Oh Mann, das sind wirklich gute Nachrichten, Sir.“

      „Daher wollte ich Ihnen auch sagen, dass Sie nun Ihre Überstunden nehmen können.“

      „Aber …“

      „Nehmen sollen. Das ist ein Befehl, McKenzie. Sie haben sich den Arsch aufgerissen! Ich weiß das zu schätzen. Sie haben zwei Wochen Zwangsurlaub. Danach haben Sie leider immer noch genug Überstunden! Also diskutieren Sie bloß nicht mit mir! Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten.“

      „Äh.“ Fuck! Er schluckte. „Danke Chef.“

      „Lassen Sie sich ja nicht hier blicken.“ Sein Boss lachte. „Wir sehen uns im neuen Jahr.“

      „Ja, Sir. Ihnen auch frohe Weihnachten.“

      Er ließ das Telefon sinken und sah sich nach dem Balken um, gegen den er sein Hirn knallen konnte.

      „Was machst du denn für ein Gesicht? Schlechte Nachrichten?“, fragte Matt mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen.

      „Mein Chef hat mich in den Zwangsurlaub geschickt“, sagte River und seufzte.

      „Wie lange?“

      „Zwei verdammte Wochen lang! Ich könnte kotzen!“

      „Wie das?“

      River erzählte es ihm.

      „Na, dann können wir ja in null Komma nix den Dachboden ausbauen. In zwei Wochen sind wir locker fertig.“

      River horchte auf. Na, das würde ihn wenigstens ablenken. Hoffte er.

      „Oh, Mann, hast du was Größeres vor?“, fragte Matt, als er am Nachmittag vor Weihnachten einen Blick in den Kühlschrank warf und stapelweise Bierdosen sah.

      River saß am Küchentisch und starrte missmutig vor sich hin. „Ja, mich ertränken. Ich versuch’s mal mit Bier, unter der Dusche hat es ja letzthin nicht funktioniert“, sagte er sarkastisch und nahm einen großen Schluck. „Ich hasse Weihnachten!“

      Matt hatte es sich nicht nehmen lassen, trotz allem zumindest den Vorgarten weihnachtlich zu dekorieren. Aber in Weihnachtsstimmung war auch er garantiert nicht.

      Matt setzte sich zu ihm und sah ihn lange an. „Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten.“

      „Ach ja?“ River nahm wieder einen Schluck.

      „Entweder, ich mach mit und ertränk mich auch. Seit diesem Jahr kann ich dich nämlich endlich verstehen. Ohne Joey macht Weihnachten absolut keinen Sinn.“

      „Oder?“, knurrte River.

      „Oder wir beide machen was Vernünftiges.“

      River schnaubte und leerte die Dose. Als er zur nächsten greifen wollte, die schon neben ihm auf dem Tisch stand, hielt ihn Matt zurück.

      „Weißt du, was wir früher immer gemacht haben, wenn es einem von uns scheiße ging?“

      „Gesoffen?“, schlug River vor.

      „Mann, streng mal dein Hirn an. Nein, du lässt das jetzt.“ Matt nahm ihm die Dose weg.

      „Lass mich!“

      „Yucca Valley.“

      „Hä?“ River sah ihn verständnislos an, dann riss er die Augen auf. „Wir sind in die Wüste gefahren!“

      „Oder die Berge. Lake Arrowhead. Big Bear.“

      „Da oben schneits vermutlich.“

      „Aber nicht in Yucca Valley.“

      „Fuck! Das ist die Idee!“ River sprang auf.

      Matt lächelte. „Im Ernst?“

      „Lass uns den Wagen packen und dann nichts wie weg hier.“

      „Jetzt?“

      „Ja, jetzt. Sonst dreh ich hier durch!“

      „Denkst du, wir finden unseren Lagerplatz?“

      „Wenn wir uns beeilen und in der nächste halben Stunde losfahren, dann finden wir ihn, bevor es dunkel wird.“

      Sie schafften es in zwanzig Minuten, da sie ihre Wanderausrüstung immer parat hatten – und sie das Einzige war, was Matt immer bei ihm ließ. Die paar Extras waren schnell auf Rivers Pickup gezurrt. Genug Wasser, warme Schlafsäcke, zur Not zwei Zelte – wenn sie auch lieber unter freiem Himmel schliefen – Brennholz, genug zu essen und nicht zu vergessen, die Bierdosen. Zu guter Letzt verstauten sie noch ihren Koffer mit den Jagdgewehren hinter den Sitzen, dann brausten sie los.

      Die Wintermonate waren die einzigen, in denen es im Yucca Valley einigermaßen erträglich war, auch wenn die Nachttemperaturen auf unter null fallen konnten. Tagsüber erreichten sie allerdings selten über dreißig Grad, im Gegensatz zum Sommer, wo vierzig oder mehr normal waren.

      Sie fuhren vom Highway ab, als die Sonne schon sehr tief stand, und mussten dann noch fast eine Stunde offroad fahren, um an ihren angestammten Lagerplatz zu kommen, eine natürliche Formation aus Felsen, die im Halbkreis angeordnet waren. Hier kamen sie schon seit Jahren immer wieder her, allerdings noch nie an Weihnachten.

      Kaum hatten die Reifen die asphaltierte Straße verlassen, hatte sich River besser gefühlt. Hier draußen war alles okay und er hätte Matts Füße küssen können für diesen genialen Vorschlag. Wieso war er da nicht selber draufgekommen? Sie hatten oft ihre Sachen gepackt und waren spontan wandern gegangen, wenn sich einer von ihnen schlecht gefühlt hatte. Jedenfalls früher, als sie noch mehr Zeit miteinander verbracht hatten.

      Ihr Camp war schnell aufgebaut und kaum war es dunkel, brannte auch schon ein Lagerfeuer. Die Schlafsäcke breiteten sie direkt an den Felsen aus, während der Truck wie ein Schutzwall etwa zehn Meter entfernt auf der anderen Seite des Feuers parkte. Sie brieten Steaks am Stock und schmorten Kartoffeln und Zwiebeln in Alufolie in der Glut.

      „Wenn wir ein paar Dosen schaffen, haben wir morgen tolle Ziele für unser Weihnachtsduell“, sagte River und grinste. Denn das gehörte auch immer dazu. Ein Schießwettbewerb zwischen ihnen. „Wir hatten noch nie ein Weihnachtsduell.“

      „Dann wird es aber höchste Zeit. Sieh mal, was ich hier habe.“ Matt zog eine Tüte aus seinem Rucksack.

      „Oh,