zu werden. Tatsächlich sind sie in der physischen Natur involviert und müssen sich notwendigerweise aus ihr heraus-evolvieren. Sie können in das reine unendliche Sein zurückgezogen und wieder aus ihm manifestiert werden.
Das Einfalten und Ausfalten des Einen in den Vielen und der Vielen in dem Einen ist daher das Gesetz der ewig wiederkehrenden kosmischen Zyklen.
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1 Deshalb wird die physische Substanz in den Upanishaden Annam, Nahrung, genannt. Ursprünglich bedeutete das Wort einfach Sein oder Substanz.
2 Nicht die abstrakte mentale Idee, sondern die supramentale Real-Idee, das Bewusstsein, die Kraft und die Wonne des Seins, die sich in einem umfassenden Gewahrsein aller Wahrheiten und Kräfte ihrer eigenen Seinsweise niederschlägt und in ihrem Selbst-Wissen den Willen zur Selbst-Manifestation, die Kraft all ihrer Möglichkeiten und die Kraft all ihrer Formen trägt. Sie ist Kraft, die handelt und bewirkt, und ebenso als Wissen Meister des eigenen Handelns.
3 Hrdya samudra, der Ozean des Herzens. R.V. IV. 58. 5.
Kapitel 6
Die Vision des Brahman
Die Upanishad lehrt uns, wie wir Brahman im Universum und in unserem Selbst-Sein begreifen können.
Wir müssen Brahman umfassend sowohl als das Beständige wie als das Sich-Bewegende begreifen. Wir müssen Es im ewigen und wandellosen Geist sehen und in all den wechselnden Manifestationen des Universums und der Relativität.
Wir müssen alle Dinge in Raum und Zeit das Ferne und das Nahe, die unvordenkliche Vergangenheit, die unmittelbare Gegenwart, die unendliche Zukunft mit all ihren Inhalten und Geschehnissen als das Eine Brahman begreifen.
Wir müssen Brahman als das begreifen, das alle einzelnen Dinge wie das ganze Universum überschreitet, enthält und aufrechterhält, Zeit, Raum und Kausalität transzendierend. Wir müssen Es auch als das wahrnehmen, das im Universum und allem, was es enthält, lebt und es besitzt.
Dies ist das transzendente, universale und individuelle Brahman, der Herr, der Enthaltende und innewohnende Geist, welcher der Gegenstand aller Erkenntnis ist. Seine Verwirklichung ist die Bedingung der Vollkommenheit und der Weg zur Unsterblichkeit.
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Die Mutter
Es gibt kein anderes Bewusstsein als das Höchste Bewusstsein.
Es gibt keinen anderen Willen als den Höchsten Willen.
Es gibt kein anderes Leben als das Höchste Leben.
Es gibt keine andere Persönlichkeit als die Höchste Persönlichkeit,
der Eine und der Alles ist.
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Kapitel 1
Das Verständnis von Schöpfung und Schöpfer
„Auf der einen Seite wird der Sucher sich einer unendlichen und aus sich selbst existierenden Gottheit in ihrem Sein [Ishvara] bewusst, die alle Dinge in einer unsagbar erhabenen Entwicklungsmöglichkeit ihrer Existenz enthält, ein Selbst aller Selbste, eine Seele aller Seelen, eine spirituelle Substanz aller Substanzen, eine unpersönliche unbeschreibliche Existenz, aber zugleich eine grenzenlose Person, die sich hier in zahllosen Persönlichkeiten selbst darstellt, ein Gebieter über das Wissen, ein Gebieter über die Kräfte, ein Herr der Liebe, der Seligkeit und der Schönheit, ein einziger Ursprung der Welten, ein sich selbst Offenbarender und sich selbst Erschaffender, ein kosmischer Geist, ein universales Mental, ein universales Leben, die bewusste und lebendige Wirklichkeit, die die von uns als unbewusste, unbelebte Materie empfundene Welt der Erscheinungen trägt.“ (Sri Aurobindo, The Synthesis of Yoga)
Liebe Mutter, was bedeutet „sich selbst Erschaffender“?
Sich selbst Erschaffender? Das bedeutet, dass Er Sich Selbst erschafft.
Erschaffen ist im Sinn von offenbaren, objektivieren, sichtbar machen gebraucht. So ist es sein eigenes Selbst, das Er offenbart. Er selbst ist es, den Er offenbart, den Er augenfällig, den Er sichtbar macht.
Eigentlich wird das Wort „erschaffen“ meistens in einem anderen Sinn gebraucht: Es bedeutet, etwas aus etwas anderem machen. Deshalb hat Sri Aurobindo „sich selbst Erschaffender“ gesagt, das heißt, Er gibt Sich Selbst eine äußere Form aus Sich Selbst. Es ist eine Änderung der Seinsweise: Statt eine nicht offenbarte Möglichkeit zu sein, wird sie zu einer offenbarten Realität. Sie ist nur umgekehrt, nicht etwas anderes. Es ist dasselbe: Auf diese Weise ist sie nicht zu sehen, auf jene Weise ist sie zu sehen – das ist alles. Man wendet es wieder um, und es ist zu sehen. Man dreht es so, und man sieht es nicht; man dreht es so, und man sieht es. Das ist alles. So einfach.
Es ist dasselbe, das in sich existiert, nicht manifestiert, und das dann, plötzlich, so macht (wegschleudernde Handbewegung). Und es ist genau dasselbe, aber es ist eine Bewegung, die hervortreibt, was im Inneren war. Und das, das macht die Welt. Es ist dasselbe in einer doppelten Bewegung: wie wenn du schläfst und erwachst oder bewegungslos bist und anfängst, dich von der Stelle zu rühren, oder dich still verhältst und Lärm zu machen beginnst, so ist das.
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Kapitel 2
Eine Geschichte zum Verständnis
der Entstehungsweise der Schöpfung
Wir haben die Wahl zwischen vielen Geschichten [über die Schöpfung], die erzählt worden sind, die mehr oder weniger wahr, mehr oder weniger vollständig, mehr oder weniger ausdrucksvoll sind1...
Ich will ganz kurz eine davon erzählen. Nehme sie nicht als Evangelium! Nehme sie vielmehr ... als eine Geschichte.
Als der Höchste beschloss, Sich nach außen zu wenden, um Sich Selbst sehen zu können, war das erste, das Er von Sich nach außen wandte, das Wissen über die Welt und die Macht, sie zu erschaffen. Dieses Wissens-Bewusstsein und diese Kraft begannen ihre Arbeit; und im höchsten Willen war ein Plan, und das erste Prinzip dieses Planes war der Ausdruck essenzieller Freude und essenzieller Freiheit zugleich, die der interessanteste Wesenszug dieser Schöpfung zu sein schien.
Es bedurfte also der Vermittler, um diese Freude und diese Freiheit in Formen auszudrücken. Zunächst wurden vier Wesenheiten ausgesandt, diese universale Entwicklung zu beginnen, die die schrittweise Objektivierung von allem sein sollte, was potenziell im Höchsten enthalten ist. Diese Wesenheiten waren in ihrem Wesensprinzip: Bewusstsein und Licht, Leben, Seligkeit und Liebe sowie Wahrheit.
Man kann sich leicht vorstellen, dass sie das Gefühl großer Macht, großer Stärke, von etwas Gewaltigem hatten, da sie ja wesensmäßig das Prinzip dieser Dinge waren. Außerdem hatten sie eine unbeschränkte Entscheidungsfreiheit, da diese Schöpfung die Freiheit selbst sein sollte ... Sobald sie sich an die Arbeit gemacht hatten – sie hatten ihre eigene Vorstellung davon, wie sie getan werden sollte –, beschlossen sie, sie unabhängig zu tun. Anstatt die