Cornelia Lohs

Odenwald - HeimatMomente


Скачать книгу

Fürstenfamilie als „Emich’s“ im Mai vom Fürstenpaar 2019 feierlich eröffnet. Die 50 stilvoll und gemütlich eingerichteten Zimmer verteilen sich auf den historischen Altbau und das dahinter liegende Gartenhaus. Gönnen Sie sich eine Nacht im Adorno-Zimmer! DZ ab 108 EUR; Schmiedsgasse 2, 63916 Amorbach, Tel. 09373 2058028, emichs.com

      Website: amorbach.de

      KULTURHISTORISCHES KLEINOD

       Um die kleine Kapelle ranken sich jede Menge Legenden und Überlieferungen. Irische Wandermönche sollen hier im 8. Jahrhundert den Odenwald christianisiert haben, und der Quelle unter dem Kirchlein wurden jahrhundertelang Wunderheilungen nachgesagt.

      Der heilige Amor

      Am Ort der Kapelle soll sich einst eine römische oder germanische Quellenkultstätte befunden haben. In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts holte Gaugraf Ruthard irische Wandermönche ins Land, um die Christianisierung des Odenwaldes voranzutreiben. Der Legende nach sollen die Mönche die Kultstätte christianisiert und dort ersten Christen getauft haben. Belegt ist dies allerdings nicht. Da man der Quelle heilende Kräfte nachsagte, wurde im 12. Jahrhundert eine romanische Kapelle über dem Gewässer errichtet. Angeblich heilte das Wasser von allerlei kleineren und größeren Zipperlein – von Augenkrankheiten und Zahnschmerzen bis hin zur Gicht. Das Quellwasser wurde sogar zum Heilmittel gegen Kinderlosigkeit. Die Kunde über Wunderheilungen durch das Wasser verbreitete sich. Die Kapelle war dem Zustrom von Heilsuchenden und Wallfahrern bald nicht mehr gewachsen und wurde erweitert. Der heutige Bau, in dem noch Reste der alten Kapelle stecken, stammt aus dem Jahr 1521. Vor der Kapelle wurde 1576 eine freistehende Kanzel errichtet, von der seinerzeit bei großem Wallfahrerzustrom gepredigt wurde.

      Der Ruf um die Kraft der wundersamen Quelle erreichte im 18. Jahrhundert sogar den Kaiserhof in Wien. Kaiserin Elisabeth (nein, nicht Sisi) stiftete Amorsbrunn im Jahr 1726 die Summe von 1500 Gulden – damit sollten Gottesdienste im Sinne der Kaiserin abgehalten werden. Ihre Tochter, Kaiserin Maria Theresia, vermehrte die Schenkung 1769 um 400 Gulden. Ob beiden je Wasser aus der Quelle nach Wien geschickt wurde, ist nicht bekannt. Ist der Kinderreichtum Maria Theresias (sie gebar 16 Kinder) tatsächlich auf die Wirksamkeit Amorsbrunns zurückzuführen, wie manch einer behauptet? Wohl kaum, denn als sie die Schenkung veranlasste, war sie bereits 52 Jahre alt und längst aus dem gebärfähigen Alter heraus.

      Die Kapelle Amorsbrunn ist ein Juwel des Odenwaldes.

      Der Name der Kapelle soll übrigens nicht auf den hl. Amor zurückgehen, sondern auf den Mönch Theoderich von Fleury, der sich um 1010 in Amorbach aufhielt und an der Quelle von seiner Gicht geheilt wurde. Als „rivus amoris“ (Fluss der Liebe) bezeichnete er Amorbach daraufhin. So soll der Überlieferung nach Amorsbrunn zu seinem Namen „sancti amoris fons“ (heiliger Brunnen der Liebe) gekommen sein, wobei hier die göttliche Liebe gemeint ist. Der hl. Amor kam erst Mitte des 15. Jahrhunderts ins Spiel, als ihn der in der Abtei Amorbach weilende Weltpriester Johannes Keck zur Gründung Amorbachs erklärte. Amor kam einer Legende nach im 9. Jahrhundert aus Aquitanien nach Maastricht, um das Evangelium zu verkünden. Um seine Behauptung zu festigen, besorgte sich Keck ein Empfehlungsschreiben des Abtes an die Äbtissin von Münsterbilsen bei Maastricht, wo Amor van Aquitanië, wie er im Niederländischen heißt, begraben ist. Er reiste in Begleitung eines Bauern dorthin und kam mit einer Anzahl von Reliquien des Heiligen zurück inklusive einer Zeichnung, wie dieser dort dargestellt wurde. Nach dieser Zeichnung wurde 1446 eine Statue Amors gefertigt, die noch heute in der Kapelle im Chor links steht. Die Reliquien kamen in einen mit einer Eisentür verschlossenen Schrein.

      Seit dem 15. Jahrhundert findet jährlich am zweiten Maiwochenende der St. Gangolfsritt statt – der hl. Gangolf gilt als Schutzpatron von Pferd und Reiter. In einer Prozession traben Pferde mit ihren Besitzern zur Kapelle Amorsbrunn, wo sie an der Quelle gesegnet werden. Der Brauch wurde in der Vergangenheit lediglich vom Bauernkrieg 1525, dem Revolutionsjahr 1848, den beiden Weltkriegen und 2020 vom Coronavirus unterbrochen.

      Info

      Lage: 63916 Amorbach. Amorsbrunn liegt im Otterbachtal, knapp zwei Kilometer nordwestlich der Amorbacher Altstadt.

      Anfahrt: ab Darmstadt über B26 und B45 (ca. 62 Kilometer); ab Heidelberg über B37 (65,5 Kilometer)

      Anreise mit dem ÖPNV: ab Darmstadt Hbf mit Umsteigen in Aschaffenburg und Miltenberg (schnellste Verbindung 1 Std. 45 Min.); ab Heidelberg Hbf mit Umsteigen in Seckach und Walldürn (2 Std. 45 Min). Ab Amorbach erreichen Sie Armorsbrunn über die Boxbrunner Straße in 20 bis 25 Minuten zu Fuß.

      Öfnungszeiten: Mai bis Oktober 10 bis 17 Uhr

      Eintritt: kostenlos, im Rahmen einer Führung 5 EUR

      Weitere Aktivitäten: Machen Sie eine Wanderung auf den Gotthardsberg zwischen Amorbach und Weilbach. Im 12. Jahrhundert wurde dort eine dem hl. Godehard von Hildesheim geweihte Kapelle errichtet, die einst nach einem Blitzschlag ausbrannte. Sicher haben Sie die Kirchenruine auf der Bergkuppe schon von Amorbach aus gesehen, denn sie ist weithin sichtbar. Der Aufstieg lohnt sich allein wegen des grandiosen Blicks über sieben Täler des Odenwaldes. Zu Fuß sind Sie von Amorbach aus über den Gotthardsweg nach knapp zwei Kilometern oben – die Kapelle liegt auf ca. 300 Meter Höhe.

      Website: amorbach.de

      HIER WURDE LITERATURGESCHICHTEGESCHRIEBEN

       Die Burgruine auf einem Bergsporn im Mudtal inmitten dichter Wälder gehört zu den literaturgeschichtlich bedeutendsten Burgen im Odenwald. Hier entstand ein Teil des Parzivals – die literarische Sensation des Mittelalters.

      Ruine der Burg Wildenberg

      Dass die ehemals mächtige Burg heute eine Ruine ist, ist Götz von Berlichingen zu verdanken. Wütende Bauern brannten sie während des Bauernkriegs im Mai 1525 unter Führung des „Ritters mit der eisernen Hand“ nieder. Eigentlich hatte dieser mit dem Aufstand der Bauern gegen den Adel und den Klerus gar nichts zu schaffen, denn auch er war nobler Geburt. Das Bauernheer „Odenwälder Haufen“, das selbst über keinerlei Kriegserfahrung verfügte, aber wusste, dass Götz von Berlichingen für jeden Kampf und Händel zu haben war, soll den kampfeslustigen Ritter dazu gezwungen haben, die Führung zu übernehmen und ernannte ihn zu ihrem Hauptmann.

      Nachdem Burg Wildenberg in Schutt und Asche gelegt worden war, blieb sie eine Ruine. Dennoch ist das riesige Gemäuer gut erhalten und gilt als eine der besterhaltenen stauferzeitlichen Burgen in Süddeutschland. Goethe lässt in seinem Drama „Götz von Berlichingen“ vom „großen Brand“ berichten.

      Erbaut wurde die Burg mit den Grundmaßen 40 mal 90 Meter vermutlich zwischen 1175 und 1200 von Ruprecht von Dürn, Gefolgsmann der Stauferkaiser und seit 1168 Vogt des Klosters Amorbach. Wahrscheinlich ist, dass die Burg im Jahr 1200 bereits stand, denn Ruprecht starb 1197 in Italien, wohin er Kaiser Heinrich VI. begleitet hatte. Sein Enkel, Konrad I., baute die Burg aus, teilte sie später unter seinen drei Söhnen auf, die allerdings schlecht wirtschafteten und den Besitz aus Geldnot 1271 an den Mainzer Erzbischof Gerhard von Epstein verkauften. Als sie im Bauernkrieg zerstört wurde, war sie Sitz eines mainzischen Amtmannes des Amtes Amorbach.

      Hier wandelte einst Wolfram von Eschenbach.