Frank Krause

Initiation


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ich vertraue auf Gott. Er wird mich nicht im Stich lassen.“

      Als der Pfarrer ertrunken und zum Himmel aufgestiegen war, beklagte er sich sofort bei Gott. „Ich habe dir vertraut! Warum tatest du nichts, um mich zu retten?“

      Diese Geschichte bringt es auf den Punkt. Nach dem Tod des Priesters war die ganze Gemeinde wahrscheinlich voller Bestürzung darüber, dass Gott diese Tragödie zugelassen hatte. Sie sagten wohl genau dasselbe wie der Pfarrer: „Wir haben Gott vertraut! Warum hat er nichts getan, um ihn zu retten?“ Sicher fielen Zweifel und Verunsicherung in ihre Herzen und lähmten ihren Glauben, denn wenn so etwas einem „Mann Gottes“ passierte, wo blieben dann sie?

      Diese vertrackte Situation findet sich auf allen Ebenen: Wir erbitten Gaben, wie wir uns Gaben vorstellen und nicht wie der Geist sie tatsächlich wirkt und wofür Gott sie bestimmt. Wir hören sein Wort nicht so, wie er es uns sagt, sondern so, wie unsere religiös gewaschenen Ohren es hören können und wie es „schon immer“ ausgelegt wurde.

      Wie werden wir diese Diskrepanz überwinden? Gott möchte uns von kindischen und religiös klischeehaften Vorstellungen zu reifen und realistischen Vorstellungen bringen, die „höher als die Erde sind“ (Jes 55,8-9). Denn die Welt ist nicht so realistisch, wie sie vorgibt zu sein, sondern vielmehr trügerisch und illusionär. Um sie mit anderen Augen zu sehen, als wir gewohnt sind, ruft Gott uns auf seinen heiligen Berg, wo uns die Geschäfte der Welt unten im Tal einmal nicht bestimmen und die Dinge des Himmels oben auf dem Berg einmal allein wichtig sind und uns initiieren können. Wo es dann nicht mehr die Welt ist, die uns definiert, sondern der Himmel. Dann werden wir verwandelt bzw. von Neuem geboren.

      Groß ist der HERR und sehr zu loben

      in der Stadt unseres Gottes.

      Sein heiliger Berg ragt schön empor,

      eine Freude der ganzen Erde;

      der Berg Zion, im äußersten Norden,

      die Stadt des großen Königs.

      Psalm 48,2-3

      Der Berg Gottes ist ein großes Thema, welches sich von Anfang bis Ende durch die ganze Heilige Schrift zieht. Auch in den Mythologien aller Völker finden wir die Vorstellung, dass die Götter in den Bergen wohnen. Denken wir nur an den Olymp als Sitz der griechischen Götter oder den Kailash im Himalaya, den heiligen Berg der Tibeter, der von den Hindus und Buddhisten verehrt wird und die in ihm den sagenhaften Berg Meru sehen, den Göttersitz im Mittelpunkt des Universums, um den alles kreist. Dann gibt es den Klosterberg Athos in Griechenland, welcher der heilige Berg der orthodoxen Kirche und Unesco-Weltkulturerbe ist. Und natürlich ist da der Berg Gottes, der Horeb, an dem Mose Gott begegnete und auch der Prophet Elia eine ganz neue Sicht auf seine Situation erhielt. Im Allgemeinen wird angenommen, dass der Berg Horeb und der Berg Sinai der gleiche Berg sind. Und schließlich ist der Tempelberg in Jerusalem zu nennen, der Zion Gottes, auf dem die Stadt Davids errichtet wurde.

      Autorität

      Es gilt die Regel: Je größer die Autorität, desto höher der Berg. Darum stehen Burgen, Schlösser und Festungen auf den Bergen, sie kontrollieren die Täler und Ländereien ringsherum. Auf den Höhen stehen auch die Tempel und Klöster, dort ist man dem Himmel näher als unten im Tal. Und da Gott über allen Göttern steht, ist sein Berg auch erhaben über alle anderen Berge.

      Denn du, HERR, bist der Höchste über die ganze Erde. Du bist sehr erhaben über alle Götter (Ps 97,9).

      Und am Ende der Tage wird es geschehen, da wird der Berg des Hauses des HERRN fest stehen als Haupt der Berge, und erhaben wird er sein über die Hügel. Und Völker werden zu ihm strömen, und viele Nationen hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs, dass er uns aufgrund seiner Wege belehre! Und wir wollen auf seinen Pfaden gehen. Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem (Micha 4,1-2).

      Den Berg Gottes gibt es sowohl physisch als auch meta-physisch bzw. geistlich. Zion und Jerusalem sind sowohl physische als auch geistliche Orte. Gott kann uns jederzeit auf seinen Berg holen, dafür müssen wir nicht in Israel wohnen und zum Horeb, zum Sinai oder in die Stadt Jerusalem reisen.

      So lesen wir etwa beim Propheten Hesekiel, wie der Geist ihn ergriff und auf einen „hohen Berg“ brachte und Gleiches von dem Seher Johannes in der Offenbarung, ganz am Ende der Bibel:

      In Gotteserscheinungen brachte der Geist mich in das Land Israel, und er ließ mich nieder auf einen sehr hohen Berg; und auf ihm, im Süden, war etwas wie der Bau einer Stadt. (Hes 40,2).

      Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel von Gott herabkam, und sie hatte die Herrlichkeit Gottes (Offb 21,10).

      Neue Perspektiven

      In der Versuchung Jesu führt auch der Teufel Jesus auf einen hohen Berg und „zeigt ihm in einem Augenblick alle Reiche der Erde“ (Lk 4,5). Ein physischer Berg wurde in jenem Moment zu einem Ort der Offenbarung, zum Gipfel, von dem aus die ganze Erde gesehen wird. Physikalisch ist das nicht möglich, aber geistlich schon.

      Dies ist das Kennzeichen des Berges: Dort erhält man den Weitblick, den Überblick und den Einblick in die Welt, die sich vor einem ausbreitet. Diese Art der Offenbarung erlebten und bezeichneten Menschen aller Zeiten und Kulturen als eine „Erleuchtung“.

      Wie die Anfechtung Jesu zeigt, bergen große Erleuchtungen jedoch auch ihre speziellen Risiken in sich. Wie das Gesehene interpretiert und welche Konsequenzen daraus gezogen werden, das ist die Frage. Es kann zu einer Versuchung werden und schon manche Menschen haben sich über andere erhoben und aufgrund hoher Offenbarungen eine Menge angemaßt. Wie selbstlos Jesus dieser Versuchung begegnete, sollte für uns alle das Vorbild sein!

      Wir kennen das bekannte Beispiel von Mose (2 Mose 24), der auf den Berg Sinai stieg, auf welchen Gott im Feuer und in einer Wolke herniedergekommen war, um dort die Gesetzestafeln zu empfangen. Aber nicht nur das, er empfing auch eine Vision des himmlischen Heiligtums, entsprechend dem er hinterher die Stiftshütte unten im Tal bauen ließ (2 Mose 25,40; Hebr 8,5). Ein wichtiger Hinweis für uns, denn immer geht es darum, das Himmlische, das wir auf dem Berg schauen, hinunter ins Tal (in die Welt) zu bringen, um es dort zu realisieren. Eine Lebensaufgabe!

      Wir haben von dem Propheten Elia gehört, wie er vor der eigenmächtigen Königin Isebel in die Wüste floh und an den Berg Gottes, den Horeb