Heide Marie Karin Geiss

Fünfseenland


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Gläubigen.

      Das spätgotische Gotteshaus stammt aus dem 15. Jahrhundert. Bereits im Mittelalter entwickelte es sich zu einem derartig beliebten Wallfahrtsort, sodass 1499 ein Neubau errichtet werden musste, um den Gläubigen genügend Platz zu bieten. Wegen ihrer immensen Beliebtheit wurde die Wallfahrtskirche um 1720/30 in den Zyklus der 13 bedeutendsten bayerischen Marien-Wallfahrtsorte aufgenommen. Für die Pilger, die mit dem Schiff anreisten, entstand 1857 von Leoni nach Aufkirchen ein Kreuzweg mit 14 Stationen.

      Bedingt durch ihre exponierte Lage war die Kirche ständig Naturgewalten ausgesetzt. Im Laufe der Geschichte des Gotteshauses mussten oft umfangreiche Reparaturen ausgeführt werden. Im Jahr 1734 schlug beispielsweise ein Blitz nahe des Kirchturms ein, der anschließend bis auf die Grundmauern niederbrannte. Der heutige Turm mit seiner charakteristischen Haube (1795/96) stammt von dem Stadtbaumeister und Mönch Matthias Widmann. Im 19. Jahrhundert wurde ein neues Pfarrhaus errichtet.

      Der alte Pfarrhof dient seit dem 18.9.1896 als Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen, ein in strenger Klausur lebender Orden. Nach wie vor ist die hübsche Wallfahrtskirche Ziel vieler Gläubiger. Bei der jährlichen feierlichen Hauptwallfahrt am 15. August pilgern mehr als 1.000 Gläubige zur Mutter von Aufkirchen, wie das Gotteshaus genannt wird.

      Tipp: Der geschichtsträchtige Gasthof Post bietet gute bayerische Küche unter Verwendung vorwiegend regionaler Zutaten. Übrigens auch für Nicht-Wallfahrer! www.post-aufkirchen.de

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      Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt /// Marienplatz ///

      82335 Berg-Aufkirchen /// 0 81 51 / 9 98 79 80 ///

      www.pfarrgemeinde-aufkirchen.de ///

      Oskar-Maria-Graf-Denkmal in Berg-Aufkirchen

      Der Schriftsteller Oskar Maria Graf (1894–1967) soll kantig, eckig, aber immer selbstironisch gewesen sein. Der rebellische Zeitgenosse tauchte tief in die bayerische Seele ein, zeigte sich aber auch gerne politisch. Beispielsweise empörte sich der Bajuwaren-Dichter am 12. Mai 1933 in der Wiener Arbeiter-Zeitung darüber, dass seine Bücher nicht von den Nazis verbrannt wurden. »Verbrennt mich!«, forderte er in dem Artikel, damit »meine Bücher nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande gelangen.«

      Nach seiner Flucht vor den Nazis ins Exil nach New York soll Graf nur noch in Lederhose gesehen worden sein. Das bayerische Outfit soll ihm auch geholfen haben, sein starkes Heimweh zu lindern.

      Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm 1927 mit seinem autobiografischen Roman Wir sind Gefangene. Beschrieben wird das Leben in einem Dorf, seinem Heimatort Berg nicht ganz unähnlich. In seinem Roman Das Leben meiner Mutter – nach seinen Angaben sein wichtigstes Buch – schildert er einige Bewohner Bergs mit ihren Eigenheiten. Dies brachte ihm damals nicht nur Freunde ein. »Nestbeschmutzer« gehörte noch zu den harmlosesten Beschimpfungen.

      Die Bayern, jedenfalls die meisten, haben ihm verziehen und gedenken seiner mit dem Bronzedenkmal (1994). Es wurde zu seinem 100. Geburtstag am Ortseingang von Aufkirchen, nahe der Alten Schule, eingeweiht und zeigt den bayerischen Dichter in Lebensgröße, gekleidet in einer kurzen Lederhose und Trachtenjanker, auf einem Koffer sitzend.

      Diesen Oskar Maria Graf aus Bronze schuf der 1956 in Straubing geborene Bildhauer Max Wagner, der seit 1989 Mitglied der Münchner Secession ist. Von Wagner, der in Starnberg lebt und arbeitet, stammt auch die Büste des Schriftstellers, die vor dem Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn bei München steht.

      Tipp: Im Manthaler, einer familiär geführten Wirtschaft mit Biergarten, werden Spezialitäten vorwiegend aus der bayerischen und schweizerischen Küche angeboten; Manthalstraße 1 in Berg, 0 81 51 / 5 56 63 91.

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      Oskar-Maria-Graf-Denkmal /// Schulplatz ///

      82335 Berg-Aufkirchen ///

      Székler-Tor in Münsing

      Sehr schön bunt ist es: das zauberhafte, unter Denkmalschutz stehende Holztor, das Ungarische Tor oder auch Székler-Tor genannt. Diese Art von Toren stammt ursprünglich von einer ungarischen Volksgruppe aus dem rumänischen Siebenbürgen, die den Székler-Dialekt spricht. Die Angehörigen dieser Volksgruppe nennt man die Székler. Bei ihnen symbolisiert das Haustor den Übergang von der äußeren Welt in das vertraute Zuhause. Alles Böse wird durch das Tor abgewehrt und dringt nicht in das Heim.

      Das Székler-Tor in der Seeuferstraße gehört zur Villa des weltoffenen reiselustigen Schriftstellers Waldemar Bonsels (1880–1952). Der Autor erschuf beispielsweise die berühmte Biene Maya. Das Buch »Die Biene Maja und ihre Abenteuer« aus dem Jahr 1912 mit den lustigen Geschichten der umtriebigen Biene und ihrem Freund Willi ist bis heute ein Kinderbuchklassiker, wurde in über 40 Sprachen übersetzt und später verfilmt. Die Story entstand jedoch nicht am Starnberger See, sondern in Bonsels’ vorherigem Zuhause in Oberschleißheim. Weitere Bienen-Abenteuer erschienen 1915 mit dem Buch »Himmelsvolk. Ein Märchen von Blumen, Tieren und Gott« – wieder ein Bestseller.

      Durch die Veröffentlichungen wurde Bonsels so vermögend, dass er sich 1919 die 1885/86 erbaute traumhafte Villa unterhalb von Ambach leisten konnte. Hier lebte er mit seiner Frau bis 1952. Der frühere Eigentümer, der ungarische Maler und Direktor der Akademie der Bildenden Künste in München, Gyula Benczúr (1844–1920), ließ das Székler-Tor aufstellen. Das hölzerne Kunstobjekt mit floralen Schnitzereien hatte Béla von Benczúr 1894 entworfen als Geschenk für den Bruder Gyula.

      Über dem Durchgang steht geschrieben: »Wenn Du Gott und Deine Heimat liebst, magst Du eintreten. Mit tückischer Seele jedoch sollst Du draußen bleiben.«

      Tipp: Das Restaurant Roseninsel im nahen Bio-Hotel Schlossgut Oberambach bietet hochwertige und regionale Speisen in gepflegtem Ambiente. Gemüse und Kräuter stammen aus eigenem Anbau. www.schlossgut.de

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      Székler-Tor /// Seeuferstraße 25 /// 82541 Münsing ///

      Gasthof Zum Fischmeister in Münsing-Ambach

      Das Gasthaus Zum Fischmeister liegt praktischerweise direkt am Schiffssteg in Ambach. Daher empfiehlt es sich im Sommer, stilvoll mit dem Dampfer anzureisen. Mit dem Auto kann der Genusstempel nicht erreicht werden. Deshalb den PKW ein Stück entfernt, höher parken und die letzten paar Meter zu Fuß gehen. Das schöne historische Gebäude beherbergt seit rund 150 Jahren eine Wirtschaft.

      Früher logierte in diesem Haus der Fischmeister, Namensgeber des heutigen Lokals. Damals mussten die 99 Fischer am See ihren kompletten Fang bei einem der beiden Fischmeister abgeben. Diese Beamten der Herzöge bzw. des Königs leiteten jeden Freitagmorgen den Fang anschließend an die herzoglichen und königlichen Küchen weiter. Wurde von dort kein Bedarf mehr signalisiert, durften die Fischer ihren übrigen Fang verkaufen. Einen Teil des Erlöses ließen sie danach gleich im Gasthaus. Sicherlich saß man damals schon in dem herrlich gelegenen Biergarten und genoss – so wie die heutigen Sonnenanbeter – den unvergleichlich schönen Blick auf den See.

      Im Sommer trifft man im Gasthaus Zum Fischmeister gerne auf Münchner Prominenz, was wohl etwas damit zu tun hat, dass das Haus dem Schauspieler