Stephan Steinbauer

Exentanz


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      Er erhob sich vom Bett und stöberte in seinem Koffer. Er zog sein Badetuch hervor und breitete es über das Bettlaken.

      Dann kam Josefine zurück ins Zimmer. Sie hatte nur ihr Sommerkleid übergeworfen und trug die Unterwäsche in der Hand. Sie stutzte einen Augenblick lang, als sie das mit Josephs Badetuch bedeckte Bett sah. Er stand, nur mit seinem Slip bekleidet, neben dem Bett.

      »Ich denke, du hast Hunger«, sagte sie und zwinkerte ihm zu.

      »Ja, nach dir«, antwortete er lächelnd und näherte sich ihr.

      Josefine ließ Kulturbeutel und Unterwäsche fallen und streckte ihm einladend beide Hände entgegen. Endlich! Er nahm ihre Hände, zog sie an sich und umarmte sie stürmisch.

      »Mehr als vierundzwanzig Stunden ohne deine Zärtlichkeiten, das ist zu viel. Ich brenne nach dir, mein Engel. Komm, entspann dich.«

      Er küsste sie leidenschaftlich, dann zog er ihr das Kleid über den Kopf und führte sie zum Bett.

      »Leg dich an den unteren Rand, lass die Beine auf den Boden baumeln.«

      Sie folgte seinen Anweisungen. Von Anfang an hatte Joseph sie daran gewöhnt, tabulos über Sex zu reden und die Wünsche an den Partner auszusprechen. Von jenem, durch vorzeitigen Erguss beendeten Schäferstündchen mit ihrem Ex Barta einmal abgesehen, bei dem sie keinerlei Berührung verspürt hatte, war sie praktisch noch Jungfrau gewesen, als Joseph sie zum ersten Mal genommen hatte. Und er nutzte die Chance, aus ihr die Geliebte zu formen, die er sich wünschte.

      Joseph kniete sich vor das Fußende des Bettes und legte sich Josefines Schenkel über seine Schultern. Er küsste die Innenseiten ihrer Oberschenkel, die er leicht auseinander drückte und erreichte schließlich ihren Schoß. Seine Zunge umspielte ihre Schamlippen, dann vergrub er seine Nase in ihrem Schamhaar, das sie zu einem winzigen Dreieck rasiert hatte. Aber jetzt, nach der Dusche, war da kein Dufthauch ihrer Weiblichkeit. So zog Joseph seinen Kopf ein Stück zurück und begann, die Außenseite ihres Lustzentrums mit dem Daumen seiner Rechten zu streicheln.

      »Jaaa. Mach weiter«, stöhnte sie.

      Er spürte, wie die erste Feuchtigkeit aus ihrer Spalte kam und drang mit einem Finger in sie ein. Die Wärme ihrer Höhle, die ihn begierig aufnahm, erregte ihn. Er ließ seinen Finger kreisen, drang weiter vor, suchte und fand die Stelle, an der er ihr die höchste Lust bereiten konnte.

      »Ich hab dich so vermisst!«, stieß sich leise hervor.

      Dann fühlte er das konvulsivische Zucken in ihrer Spalte, fühlte, wie sein Finger von ihrer urweiblichen Kraft umschlossen und festgehalten wurde. Sie kam, heiß, gewaltig und nass. Er ließ sie nicht zur Besinnung kommen, zog seinen Finger zurück und erkundete ihren Schoss nun mit seiner Zunge. Jetzt konnte er den Duft ihrer Weiblichkeit einatmen und sich daran berauschen. Und er kostete ihr leicht salziges Aroma. Wieder stöhnte sie, jetzt lauter und mit tiefer Stimme. Ihre Hand fasste in seinen Haarschopf und führte ihn an die richtige Stelle. Als sie kam, verkrampften sich ihre Finger. Er fühlte den Schmerz, aber es war ein süßer Schmerz.

      »Du Teufel, das war gut! Jetzt komm ganz in mich«, flüsterte sie eindringlich, als sie wieder ihre volle Besinnung erlangte.

      Sie rutschte auf dem Badetuch nach oben, lag nun auch mit ihren Beinen ganz auf dem Bett, immer noch auf dem Rücken. Joseph kniete sich zwischen ihre Schenkel, hob ihre Beine sanft an und legte sie sich abermals über seine Schultern. So konnte er von unten in sie eindringen und mit seinem Schwanz ihr Lustzentrum verwöhnen, während sie bequem lag, die Augen schloss und seine kraftvollen Stöße mit immer stärkerer Erregung genoss. Sie stützte sich mit ihren Händen an seinen Oberschenkeln ab und gab ihm den Takt vor, unbewusst, nur noch von ihrer Sinnlichkeit gesteuert.

      »Oh mein Gott! Was hast du mit mir gemacht!«, stöhnte sie keuchend, nachdem ihre Erregung in einer Sturzwelle von lustvollem Gefühl den Höhepunkt erreicht hatte. Dass auch Joseph dabei nicht zu kurz gekommen war, hatte sie gar nicht gemerkt.

      »Ich dachte, du bist müde«, flachste er nun, nachdem er sich von ihr löste und neben sie ausstreckte. »Du warst ganz schön munter, mein Engelchen.«

      »Du bist ein Teufel. Aber warte nur, meine Rache wird dich treffen«, gab sie schmunzelnd zurück und zwickte ihn in die Seite.

      »Und du bist eine wunderbare Frau Josefine, ich liebe dich. Du bist meine Frau«, sagte er und schaute ihr strahlend in die Augen.

      »Irrtum, mein Lieber«, antwortete sie mit leichter Ironie in der Stimme. »Ich bin nur deine Affäre.«

      »Du bist ja nachtragend!«

      Oh ja, seine Behauptung, sie sei zu einer Affäre nicht fähig, die hatte sie nicht vergessen. Vor vier Monaten, als er um ihre Freundschaft warb und zu ihrer Beruhigung versicherte, ein Liebesverhältnis zwischen ihnen wäre gar nicht möglich, hatte er sie mit dieser frechen Behauptung provoziert. Zu einem Liebesverhältnis war sie damals auch noch nicht bereit, nach dem quälenden Ende der verletzenden Beziehung mit Barta. Zu einer oberflächlichen Affäre ohne eheliche Zukunft schon gar nicht. Seit jenem Tag arbeitete Josephs freche Behauptung unermüdlich in ihrem Inneren. War sie wirklich so altmodisch und spießbürgerlich, Liebe nur empfinden zu können, wenn sie unmittelbar in eine standesgemäße Ehe mündete? Und standesgemäß war der arme Schlucker Joseph nun wirklich nicht. Aber auch Josefine war noch abhängig von ihrer Mutter. Frau Irmgard verwaltete ihr Erbe. Erst mit 25 Jahren würde Josefine Zugriff auf ihre Millionen erhalten. Egal, sie hatte letztlich alle Bedenken beiseitegeschoben und war ihrem Herzen gefolgt, das sich längst für Joseph entschieden hatte. Ob Heirat oder Affäre, er war ihr Mann. Auch wenn ihr langsam Zweifel kamen, ob sie seinen einfachen Lebensstil wirklich auf Dauer ertragen könnte.

      »Und du bist inkonsequent, vergisst deine eigenen Worte«, antwortete sie und bemühte sich, schnippisch zu klingen. Was sie dachte und fühlte, musste sie ihm ja nicht offen präsentieren.

      »Man darf ja wohl noch dazulernen«, meinte er fröhlich und zog sie an sich. »Komm, wir kuscheln noch einen Augenblick.«

      Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und schmiegte sich schnurrend an seine Brust. So lagen sie noch eine gute Weile, bis Josephs Magen sich mit unüberhörbarem Knurren meldete.

      »Jetzt habe ich wirklich Hunger, lass uns aufstehen«, sagte er.

      Sie zogen sich an und traten auf die schmale Gasse hinaus. Unterdessen war es stockdunkel geworden, nur ein paar spärliche Straßenlaternen zeigten ihnen den Weg. An der Einmündung der Gasse in eine etwas breitere Straße entdeckten sie an einer Hausecke ein Straßenschild. Joseph fotografierte es mit seinem Handy, um den Rückweg zu finden.

      Sie näherten sich dem Hafen. Die Luft roch salzig und nach fauligem Tang. Vor ihnen lag das dunkle, stumme Meer. Eine silbrige Lichtgasse führte zum Horizont, darüber stand der Vollmond, bleich, von hauchfeinen Schleiern umgeben. Lichter blinkten draußen bei der Hafeneinfahrt. Ein auslaufender Motorkutter zog Silberwellen hinter sich her.

      Sie folgten der Uferstraße ein Stück und bogen dann in eine gut beleuchtete Gasse ein, die durch einen Torbogen in den Diokletian-Palast hineinführte. Musik drang ihnen entgegen.

      »Hier gibt es sicher ein Restaurant«, meinte Joseph.

      Es roch nach Wein, nach schwerem, süßen Dalmatinerwein, aus getrockneten Trauben gepresst, berauschend und dickflüssig wie Olivenöl. Proscheko. Und es roch nach scharfen Gewürzen, nach Rauch, nach rauchigen Rosten, nach Zwiebeln und gebratenem Fleisch und geräuchertem Fisch.

      Eine Kneipe. Vielmehr nur ein Hof zwischen zwei Häusern. Oleanderbüsche überragten die Mauern. Fettiger Rauch quoll aus dem offenen Tor. Sie traten ein. Eine Küche unter freiem Himmel, lange Tische aus blankem Holz, Bänke, vollbesetzt mit Einheimischen. Der würzige Duft von Gegrilltem und der Geruch der Männer, die sie freundlich musterten. Ein ungemein hagerer Koch nickte ihnen grüßend zu.

      »Dobra Vetscher Signorina i Signore!«

      An einem Tisch rückten die Männer zusammen, boten ihnen Platz an. Der Koch erschien, stellte ungefragt eine Karaffe mit Rotwein