konnte und ihnen vielleicht auffiel. In der Tiefgarage hatten unsere Spezialisten zumindest die Gelegenheit ein paar Untersuchungen an dem Gerät durchzuführen, es zu durchleuchten und die elektromagnetische Signatur aufzuzeichnen.
Ob sich das von dem Gerät ausgehende Signal tatsächlich zurückverfolgen ließ, stand noch nicht fest.
Etwa um zehn Uhr morgens meldete sich Clement bei mir.
„Ich habe jetzt die Liste der Teilnehmer“, behauptete er. „Außerdem eine Liste von New Yorker Unterweltgrößen, die in den mit dem Rennen zusammenhängenden Wettbetrug mit drinhängen.“
„Großartig. Darauf warten wir ja auch schon eine ganze Weile. Vielleicht wäre es besser, wenn Kollegen sich mit Ihnen treffen – ich meine in Anbetracht der Tatsache, dass ich jederzeit damit rechnen muss, beim Northern Cannonball zu starten...“
„Nein, ich will, dass Sie zum Treffpunkt kommen, Trevellian. Ich will kein Risiko eingehen!“
Das Risiko soll dann wohl lieber ich tragen!, ging es mir etwas ärgerlich durch den Kopf. Andererseits war die Liste der Teilnehmer des Northern Cannonball so wichtig, dass man dafür schon einiges riskieren konnte.
„Wo und wann?“, fragte ich.
„Battery Park, am Terminal nach Liberty Island, heute zwei Uhr am Nachmittag. Seien Sie pünktlich. Ich werde nicht warten.“
Das Gespräch wurde unterbrochen.
11
Alexander Jason Clement bewohnte ein Penthouse am Ende der Avenue B. Das Gebäude war eines der wenigen Apartmenthäuser in dieser Gegend, hatte fünfundzwanzig Stockwerke und eine Tiefgarage, die allen Bewohnern einen Parkplatz garantierte. Das „Rolling Bones“, der Club den Clement betrieb, war nur gut hundert Meter entfernt.
Er nahm den Lift in die Tiefgarage und blickte nervös auf die Uhr.
Er lag in der Zeit.
Unter dem linken Arm klemmte eine dünne Aktentasche.
Clement lockerte seine Krawatte. Ihm war plötzlich warm geworden. Das Innere von Liftkabinen erweckte in ihm immer leichte Gefühle von Klaustrophobie. Aber Treppen zu steigen war keine Alternative, die er ernsthaft erwog. Dazu war sein Terminkalender schlicht und ergreifend zu voll – und seine Kondition zu schlecht.
Clement erreichte das Parkdeck, war froh die Liftkabine verlassen zu können und ging mit weiten, raumgreifenden Schritten auf seinen Wagen zu. Einen Mercedes.
Er öffnete und setzte sich ans Steuer.
Ein Mann trat hinter einem der Betonpfeiler hervor. Er musste dort gewartet haben. Er trug einen grauen Dreiteiler, sowie einen dünnen Regenmantel.
Und schwarze Lederhandschuhe.
Er riss die Tür auf und setzte sich neben Clement auf den Beifahrersitz.
Clement saß wie erstarrt hinter dem Lenkrad.
„Hi, Ray!“, murmelte er. „Um ehrlich zu sein...“
„...hattest du mit mir nicht gerechnet“, sagte der Mann im grauen Anzug. Er verzog das Gesicht, das wie aus Stein gemeißelt wirkte und durch zahllose harte Linien gezeichnet wurde.
„Ich habe einen dringenden Termin, Ray.“
„Den du leider nicht wahrnehmen kannst!“
Rays Hand steckte in der rechten Tasche des dünnen Regenmantels. Er hob sie leicht an. Etwas wölbte sich unter dem dünnen Mantelstoff hervor.
„Ich habe hier eine Waffe mit Schalldämpfer“, stellte Ray fest. Seine Stimme klang wie klirrendes Eis. „Mach den Motor an, fahr los und tu genau, was ich dir sage!“
Clement schluckte.
„Hör mal, Ray, ich weiß nicht, was das jetzt soll...“
„Los jetzt!“
Clement startete den Wagen und fuhr aus dem Parkhaus. Anschließend folgte er dem Einbahnverkehr auf der Avenue B, ehe es schließlich Richtung Norden ging.
Etwa eine Dreiviertelstunde später durchquerten sie die Bronx und erreichten schließlich das nördlich des Big Apple gelegene New Rochelle.
Ray befahl Clement auf ein brachliegendes Industriegelände am Rande von New Rochelle zu fahren. Mehrere Werkshallen standen hier nebeneinander, aber produziert wurde dort schon lange nichts mehr. Ein Zulieferer der chemischen Industrie, der Werkstoffe zum Korrosionsschutz gefertigt hatte, war bankrott gegangen und jetzt stritten die Rechtsnachfolger und die Behörden der Stadt New Rochelle darüber, wer für die Kosten der Altlastensanierung aufzukommen hatte. Bis das nicht geklärt war, würde sich hier nichts mehr bewegen.
Hinweisschilder untersagten das Betreten des Grundstücks und wiesen jeden, der es doch tat auf die Gefahren hin.
Ray ließ Clement vor die dritte Halle fahren und aussteigen. Clement gehorchte zögernd. Ray nahm unterdessen die Aktentasche mit, die Clement auf den Rücksitz geworfen hatte, als er eingestiegen war.
Ray öffnete die Tasche. Er zog einen Computerausdruck heraus. Ein Datenträger fand sich auch.
„Wirklich sehr interessant“, sagte Ray. „Wer hätte gedacht, dass du ein Verräter bist!“
„Ray, das sieht nur so aus, aber ich kann das alles erklären!“
„Weißt du was? Wir beobachten dich schon eine ganze Weile. Und eigentlich interessiert es niemanden in der Organisation noch, welche Gründe du vielleicht vorbringst. Das Problem ist einfach, dass mit dir niemand mehr Geschäfte machen will, weil du einfach allen zu sehr auf die Nerven gehst und sie es dich nicht leisten können, sich selbst in Gefahr zu bringen.“
Clement schluckte. Er wich einen Schritt zurück. Einen Augenblick lang erwog er, einfach wegzulaufen. Aber er sah ein, dass er keine Chance hatte. Sein Gegenüber war zu dicht an ihm dran. Es war kaum denkbar, dass Ray daneben schoss.
„Welche Chance habe ich noch?“
„Hängt von den Antworten ab, die ich von dir kriege“, sagte Ray.
„Ich sag dir alles, was du willst.“
„Zunächst mal möchte ich wissen, wer die Liste der Rennteilnehmer bekommen sollte?“
„Niemand! Keine Ahnung, ich...“ Er stammelte vor sich hin und bekam nicht einen einzigen verständlichen Satz auf die Reihe.
„War es dieser Trevellian?“, fragte Ray.
„Ray, du kennst mich!
Ray