Stephanie von Aretin

Saale-Unstrut – HeimatMomente


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      Saalewehr bei Weißenfels

      Wir kreuzen die Saale zum ersten Mal nahe Leißling. Für den weiteren Weg nach Naumburg werden uns an der Brücke verschiedene Möglichkeiten angezeigt, doch wir wollen auf die Burg Goseck. Der Blick von dort oben gehört zum Besten, was die Saalelandschaft zu bieten hat! Hätten wir nur gewusst, dass der Anstieg auf die Anhöhe 20 Prozent beträgt ... Da heißt es absteigen und schieben.

      Burgfried auf Schloss Goseck

      Das Herzstück des ehemaligen Klosters und späteren Pfalzgrafensitzes Goseck ist noch heute die Schlosskirche. Die Krypta stammt aus dem 11. Jahrhundert – ein erstes eindrucksvolles Zeugnis der uralten Kulturgeschichte dieser Region. Ausstellungstechnisch ist das Schloss auf der Höhe der Zeit: Geschichten rund um die Architektur werden anschaulich an Hörstationen erzählt, das mag auch die Podcast-Generation.

      Wir nehmen unter dem 200 Jahre alten Ginkobaum in der Mitte des Burgfrieds Platz und lassen uns mit hausgemachtem Kartoffelsalat, Bockwurst, Schnitzel und Kuchen aus der Schloss-Schenke verwöhnen.

      Jetzt geht es wieder runter vom Berg. Die Saaleaue bei Goseck ist mit 97,8 Höhenmetern der niedrigste Punkt im Burgenlandkreis, ein toller Ort für Fotos im herbstlichen Morgennebel. In einem weiten Bogen führt der Weg durch Eulau zurück an den Fluss. Die Landschaft zeigt sich in ihrem schönsten Sommerkleid, gelbe Stoppelfelder wellen sich sanft, eine alte Bockwindmühle kommt in den Blick. Über einen Schotterweg erreichen wir die Fähre in Schellsitz, verladen unsere Räder und lassen uns am Seil gemächlich bis ans andere Ufer treiben.

      Weiter geht es an Naumburg vorbei, das allein einen Besuch wert ist. Wir dagegen lassen alle Zerstreuungen links liegen und setzen am Blütengrund ein zweites Mal mit der Fähre über den Fluss. Hier kreuzt sich die Rad-Acht an der Saale und an der Unstrut, wir fahren an Straußwirtschaften, Kunst im Klinger-Haus, lieblichen Weinbergen und dem restaurierten Gutspark in Großjena vorbei in Richtung Freyburg. Der Weg führt ab hier an der Unstrut entlang. Eine halbe Stunde noch, dann sind wir am Ziel und lassen einen herrlichen Tag entspannt auf der Terrasse der Freyburger Burgmühle ausklingen. Der Bahnhof Freyburg ist nur noch ein paar Hundert Meter entfernt.

      Fähre am Blütengrund

      Am Blütengrund

       Restaurants:

      •Im Burggarten serviert die Schloss-Schenke Kuchen und kleine Speisen; Tel. 03443 8007882, schlossschenke-goseck.blogspot.com

      •Am Gutspark Großjena hat die lichtdurchflutete Orangerie für Besucher geöffnet Mittwoch bis Sonntag ab 11:30 Uhr; Dobichauer Straße 1, 06618 Naumburg/Saale OT Großjena, Tel. 03445 261625, orangerie-grossjena.de

      •Burgmühle Freyburg: Mühlstraße 10, 06632 Freyburg, Tel. 034464 379555, burgmühle-freyburg.de

      Fahrrad-Service und Verleih: Fahrrad- und Bootsverleih Weißenfels, Dammstraße 1, 06667 Weißenfels, Tel. 0163 3663555, oder Zweirad Riese, Große Kalandstraße 5, 06667 Weißenfels

      Info

      Lage: Startpunkt ist Weißenfels. Das erste Teilstück führt auf der Ostroute entlang der Saale bis zum Blütengrund bei Naumburg. Dort wechseln wir auf die Westroute und radeln entlang der Unstrut bis Freyburg.

       Anfahrt:

      •Von den ICE-Bahnhöfen Leipzig und Halle fahren Regionalzüge mit den günstigen Tickets für den Mitteldeutschen Verkehrsverbund (Fahrräder frei) in einer guten Stunde an Saale und Unstrut. Bis Weißenfels, Naumburg und Camburg gibt es Direktverbindungen, von Naumburg aus gute Anschlüsse nach Freyburg und Nebra. Die Züge fahren halbstündlich bis spät abends.

      •Mit dem Auto von der A9 die Ausfahrt 20, Weißenfels, nehmen und dann auf der B87 bis Weißenfels fahren.

       Aktivitäten:

      •Der Radweg an der Saale ist auf 427 Kilometern ausgebaut, an der Unstrut auf 200 Kilometern und an der Elster auf 250 Kilometern. In Naumburg kreuzt sich die sogenannte Rad-Acht, die an den drei Flüssen auf 172 Kilometern eine Rundroute bildet.

      •Schloss Goseck: Sitz der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Veranstaltungsraum und Museum. Dauerausstellung „Schloss und Kirche“: Öffnungszeiten und Eintritt siehe Website; Tel. 03443 3482588, 06667 Goseck, kulturstiftung-st.de/burgen-schloesser-dome/schloss-goseck

      •Europäisches Musik- und Kulturzentrum Schloss Goseck e. V.: Veranstaltungen unter schlossgoseck.de

      Website: saale-unstrut-tourismus.de/touren/saale-unstrut-elster-rad-acht

       HINWEISE:

      •Fotospots: Der niedrigste Punkt im Burgenlandkreis ist in der Saaleaue bei Goseck, der höchste mit rund 355 Metern auf der „Finne“ nordwestlich von Lossa.

      PRUNKVOLL, VIELFÄLTIG, INNIG

       Weißenfels? Klar, das ist Schloss Neu-Augustusburg. Die monumentale Anlage hoch über der Saale ist wirklich nicht zu übersehen. Im Herzen der Altstadt liegt versteckt ein unauffälligeres Juwel: Das Kloster St. Claren ist das älteste Gebäude der Stadt. Von Schuhmode bis Barock erzählt die Stadt wechselvolle Geschichten.

      Schloss Neu-Augustusburg

      30 Jahre wurde gebaut, Bauherr August Herzog von Sachsen-Weißenfels, Stammhalter einer Nebenlinie des Hauses Kursachsen, erlebte die Vollendung nicht mehr. Sein Sohn Johann Adolf I zog auf die Baustelle und vollendete die Dreiflügelanlage erst 1694. Wie ein Sinnbild spiegelt der unterschiedliche Renovierungsgrad noch heute den gewaltigen Kraftakt wider, den es auch braucht, um eine solche Anlage zu erhalten.

      Dafür hat Neu-Augustusburg für fast jede Laune etwas zu bieten: rechts die frühbarocke Hofkirche, von außen kaum zu erkennen hinter der strahlend weißen Fassade. Georg Friedrich Händel, Sohn des Leibarztes, gab hier mit sieben Jahren sein erstes Konzert. Einige Jahre später berief Herzog Johann Adolf I auch Johann Sebastian Bach als Hofkapellmeister „von Hause aus“ an den Weißenfelser Hof. Düster und prachtvoll ist die Fürstengruft mit fein ausgearbeiteten Zinn- und Holzsarkophagen.

      Wer sich lieber mit Style und Mode beschäftigt, schaut ins Schuhmuseum rein: Originelles Laufwerk aus allen Teilen der Welt wird dort ausgestellt, mit Plateausohlen aus Holz, gebogenen Spitzen aus Leder, Schnallen aus Edelmetallen. Einer sticht besonders unter den vielen Schmuckstücken hervor: der Turnschuh des Basketball-Stars Dirk Nowitzki in Größe 54!

      Kloster St. Claren

      Links auf dem Schlossberg liegt der bis heute unrenovierte Teil –