Cedric Balmore

Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis


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Glanz in diesen Augen erloschen war, zerstört von einem Gift, vernichtet vom Willen ihrer Mörder.

      Bounts Beruf brachte es mit sich, dass er dieses Sterben nur zu gut kannte, aber es war ihm bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, sich damit abzufinden. Er führte dabei einen Kampf gegen Windmühlenflügel, diese Stadt war nicht zu bändigen, schon gar nicht von einem Einzelnen, aber er war entschlossen, nicht aufzugeben. Es war sein Job, dem Verbrechen Paroli zu bieten, er ließ sich dafür bezahlen, man warf ihm sogar vor, dass er mit gepfefferten Honoraren vom Leid der anderen lebe, aber die Wahrheit sah natürlich anders aus. Die meisten seiner Klienten waren begüterte Leute. Sie konnten erstens nicht erwarten, dass er seine Haut für ein paar Dollar zu Markte trug, und zweitens hielt er es durchaus für legitim, seine Officeunkosten, das allgemeine Berufsrisiko und seine Lebensansprüche zu einer Mischkalkulation zu machen, deren Ergebnisse ihn in der Branche als „teuer“, aber auch als Spitzenkraft gelten ließen.

      June kam herein, einen Hauch von Röte auf den Wangen. „Eine Klientin“, meldete sie. „Sally Brown.“

      „Nochmal, bitte.“

      „Sally Brown, Sir.“

      Er schwang die Füße vom Schreibtisch auf den Boden. Nachgerade hatte er genug von Namen, denen man anmerkte, dass sie erfunden waren.

      Erst Mary Miller, jetzt Sally Brown. Aber vielleicht hieß die Besucherin wirklich so.

      Aber seltsam, seine Berufserfahrungen gingen dahin, dass Menschen mit schlichten Namen selten in die Lage kamen, sich eines Privatdetektivs zu bedienen.

      „Jung, alt?“, fragte er und zog sich den verrutschten Schlipsknoten gerade.

      „Jung“, sagte June. „Nicht älter als Mary Miller.“

      „Bitten Sie sie herein.“

      Er erhob sich, als die Besucherin sein Office betrat. Bounts Herz machte einen Sprung. Sally Brown war auf ihre Weise von der gleichen, umwerfenden Attraktivität, die Mary Miller ausgezeichnet hatte.

      Sally Brown war rothaarig. Rotblond, um genau zu sein. Zu dieser schimmernden, nostalgisch gelockten Haarpracht bildete das warme, leuchtende Blau der großen Augen einen aufregenden Kontrast. Auch an der kurvenreichen, aber schlanken Figur zeigten sich keine Ansatzpunkte zur Kritik.

      Bount schritt der Besucherin entgegen. Sally Brown? Das konnte sie einem anderen erzählen. Er streckte ihr die Hand entgegen und hatte auf seltsame Weise das Gefühl, eine Szene zu wiederholen, deren Generalprobe am Vormittag mit Mary Miller erfolgt war.

      „Miss Brown?“, fragte er.

      „Mrs. Brown“, korrigierte sie.

      Er schob ihr den Besucherstuhl zurecht und nahm den Duft des teuren, herbsüßen Parfüms wahr, der die junge Frau umschmeichelte. Bount setzte sich der Klientin gegenüber. „Eine Zigarette?“, fragte er. „Einen Drink?“

      Nie zuvor war ihm sein Handeln so eingefahren, so klischeehaft erschienen.

      „Wenn ich etwas Wasser haben dürfte ...“

      Er blinzelte. Er glaubte, Mary Miller zu hören. Nein, Mary Miller war tot, und zwischen den beiden Besucherinnen bestand keinerlei äußere Ähnlichkeit, allenfalls die des Alters und einer gewissen Blässe.

      Bount drückte auf die Sprechtaste. „Ein Glas Wasser, bitte“, sagte er.

      June brachte es herein. Sie hatte gelernt, ihr Gesicht unter Kontrolle zu halten, aber Bount entging nicht die Beunruhigung in Junes Augen. Sie fragte sich genau wie er, ob diese Wiederholung mit dem gleichen tragischen Knalleffekt enden mochte wie Mary Millers Besuch.

      Aber zum Glück unternahm Sally Brown keinen Versuch, sich etwas ins Glas zu schütten, sie trank das Wasser pur, mit kleinen Schlucken. June ging hinaus.

      „Was kann ich für Sie tun, bitte?“, fragte er.

      „Es ist eine etwas diffizile Situation“, begann Sally Brown zögernd.

      „Darauf bin ich spezialisiert“, sagte er.

      „Ich soll sterben“, erklärte Sally Brown. „Ich bin zum Tode verurteilt.“

      In Bounts Gesicht zuckte kein Muskel, aber er merkte, wie seine Hände feucht wurden. „Warum?“, fragte er. „Das ist eine lange Geschichte.“

      Bount presste die Lippen aufeinander. Wann würde das Geschehen endlich aufhören, ihn mit diesem qualvollen, rätselhaften Synchronlauf herauszufordern?

      Was steckte hinter dem Ganzen?

      Er musste es herausfinden, und zwar schnell, sonst passierte am Ende noch das, was Mary Miller zugestoßen war.

      „Sie heißen nicht Sally“, sagte er, „und schon gar nicht Brown.“

      „Wie kommen Sie darauf?“

      „Ich weiß nicht. Sie sind einfach nicht der Sally-Brown-Typ.“

      „Danke. Ich nehme an, dass soll ein Kompliment sein. Nun gut, ich habe den Namen erfunden. Schlecht erfunden, wie es scheint. Ich habe meine Gründe. Bestehen Sie darauf, dass ich mich vorstelle?“

      „Das muss ich Ihnen überlassen, aber wenn Sie erwarten, dass ich Ihnen helfe oder für Sie arbeite, müssen Sie mir schon Ihr Vertrauen zeigen – es ist die einzige Basis, auf der ein Zusammenwirken möglich ist.“

      „Geben Sie mir noch etwas Zeit, bitte“, sagte die Frau. „Ich nenne Ihnen vorerst nur meinen Vornamen. Ich heiße Leslie. Mein Mann weiß nicht, dass ich hier bin. Er darf es auch nicht erfahren.“

      „Okay, Leslie. Wer will Sie töten, wer hat Sie zum Tode verurteilt?“

      „Correggio.“

      „Bill Correggio?“, fragte Bount. Correggio war längst zu einem New Yorker Warenzeichen geworden, zu einem Negativsymbol der Gewalt.

      Correggios Syndikat gehörte zu den mächtigsten Organisationen der City. Es reichte mit seiner Einfluss und Operationszone bis nach Jersey hinein.

      „Sie waren seine Geliebte?“, fragte Bount.

      Leslie hob die makellos geschwungenen Augenbrauen. „Sie haben eine sehr direkte Art, das Gespräch in den Griff zu bekommen“, sagte sie.

      „Das dient beiden Seiten.“

      „Es war für Sie nicht schwer, diese Frage zu stellen“, sagte Leslie bitter. „Schließlich will ich meinen Mann aus dieser Geschichte heraushalten. Ja, ich war Correggios Geliebte. Aber er wird es bestreiten.“

      „Das beantwortet nicht die Frage, warum Sie glauben, dass er Sie töten will.“

      „Er hat es bereits zweimal versucht. Nicht er, versteht sich, aber seine Leute. Außerdem macht er keinen Hehl aus seinen Absichten. Er hasst mich.“

      „Was ist geschehen?“

      „Nichts. Ich habe zufällig mitgekriegt, welchen Coup sie gelandet haben. Eine große Sache. Correggio hat Angst, dass ich singen könnte.“

      „Natürlich hat er von Ihnen verlangt, dass Sie den Mund halten. Sie haben es ihm versprochen. Aber das ist ihm nicht sicher genug, stimmt’s?“

      „Genau. Er will kein Risiko eingehen, deshalb versucht er mich umzubringen.“

      „Warum gehen Sie nicht zur Polizei?“

      „Dumme Frage! Ich habe einen guten Mann. Einen reichen Mann, wie ich hinzufügen darf. Wenn ich mich um eine Schutzhaft bemühte oder bereit wäre, mich als Zeugin zur Verfügung zu stellen, müsste Wilbur erfahren, was geschehen ist. Dann würde er bei seiner engstirnig ausgelegten Moral sofort die Scheidung beantragen. Und das will ich vermeiden.“

      „Warum haben Sie sich mit Bill Correggio eingelassen?“, fragte Bount.

      „Ja, warum? Er sieht gut aus. Er ist auf seine Weise ein berühmter