Clemens von Alexandria

Teppiche


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((xxx) ekkläsia) heißt.

      3. Und Platon leugnet nicht, daß er die schönsten Gedanken für seine Philosophie von den Barbaren nehme, und gesteht zu, nach Ägypten gekommen zu sein. So sagt er im Phaidon, daß der Philosoph von überallher Förderung erfahren könne, indem er schreibt: „Groß ist Griechenland, mein lieber Kebes, sagte er (Sokrates) und in ihm leben gar viele treffliche Männer, zahlreich sind aber auch die Barbarenvölker.“359

      67.

      1. So ist Platon der Meinung, daß es auch unter den Barbaren manche Philosophen gebe, während andererseits Epikuros annimmt, daß nur Griechen philosophieren können.360

      2. Und im „Gastmahl“ lobt Platon die Barbaren, weil sie sich in hervorragender Weise um die Gesetzgebung gekümmert hätten. „Hochgeehrt sind bei euch Solon“, sagt er, „ wegen seiner guten Gesetze, und andere Männer an vielen anderen Orten, sowohl bei Griechen als auch bei Barbaren, und für sie sind auch schon viele Heiligtümer errichtet worden wegen solcher (geistiger) Kinder.“361

      3. Daß aber die Barbaren ihre Gesetzgeber und Lehrer in hervorragender Weise ehrten, das zeigt sich darin, daß sie sie Götter nannten.

      4. Denn nach ihrer Annahme verließen edle Seelen den, wie Platon sagt, „überhimmlischen Raum“362 und gewannen es über sich, in diesen Abgrund herabzukommen, nahmen einen Leib an und ließen alle Übel dieses irdischen Lebens über sich ergehen, aus Fürsorge für das Menschengeschlecht; das sind sie, die Gesetze haben und Philosophie verkündeten, „ein Gut, wie es größer für das Menschengeschlecht niemals von den Göttern kam, noch jemals kommen wird.“363

      68.

      1. Und nach meiner Überzeugung haben in der Erkenntnis der großen ihnen durch die Weisen erzeigten Wohltat die Brahmanen insgesamt und die Odrysen und die Geten und das Volk der Ägypter jene Männer verehrt und von Staats wegen Philosophie getrieben und ihre Lehren geradezu für göttlich erklärt,364 ebenso aber auch die Chaldäer und die Bewohner des sogenannten Glücklichen Arabien und Palästinas und nicht der kleinste Teil des persischen Volkes und außerdem noch unzählige andere Völker.

      2. Und Platon rühmt, wie deutlich zu beobachten ist, immer die Barbaren, dessen eingedenk, daß er selbst und Pythagoras die meisten und vortrefflichsten ihrer Lehren bei Barbaren kennengelernt hatten.

      3. Deshalb sagte er auch „Barbarenvölker“,365 weil er Barbarenvölker von philosophisch gerichteten Männern kannte; und im Phaidros zeigt er uns, daß der ägyptische König sogar weiser als Thoyth ist,366 der doch, wie er weiß, mit Hermes gleichzusetzen ist.367 Aber auch im Charmides sehen wir, daß er einige Thraker kannte, die die Seele „für unsterblich erklären sollen“.368

      69.

      1. Es wird auch berichtet, daß Pythagoras ein Schüler des ägyptischen Oberpriesters Sonchis, Platon des Sechnuphis von Heliopolis und Eudoxos von Knidos des Konuphis, gleichfalls eines Ägypters, war.369

      2. Und in der Schrift über die Seele370 zeigt sich wieder, daß Platon das Vorhandensein von Propheten kennt, indem er einen Propheten auftreten läßt, der die Rede der Lachesis vor den an der Auslosung teilnehmenden Seelen vorträgt und ihnen die Zukunft verkündet.371

      3. Und im Timaios läßt er den so überaus weisen Solon von dem Barbaren lernen. Die Stelle lautet aber wörtlich so: „O Solon, Solon, ihr Griechen seid immer Kinder, und unter den Griechen ist keiner ein Greis, denn ihr habt kein altersgraues Wissen.“372

      4. Ferner hat sich Demokritos die ethischen Lehren der Babylonier angeeignet; er soll nämlich die Inschrift der Akikarossäule373 übersetzt, seinen eigenen Schriften eingefügt und dann als von ihm selbst verfaßt gekennzeichnet haben, indem er schrieb: „Dies sagt Demokritos“.374

      5. Indessen erzählt er irgendwo auch von sich selbst, indem er sich seines reichen Wissens rühmt: „Ich bin von meinen Zeitgenossen am weitesten auf der Erde herumgekommen, indem ich die entferntesten Gegenden aufsuchte, und habe die meisten Himmelsstriche und Länder gesehen und habe die meisten Gelehrten gehört, und in der Zusammensetzung von Linien mit Beweis (d.i. in der Geometrie) hat mich noch keiner übertroffen, auch nicht die sogenannten Harpedonapten )d.i. Seilknüpfer, Landvermesser) der Ägypter; mit diesen bin ich zuletzt fünf Jahre in der Fremde zusammengewesen“.375

      6. Er besuchte nämlich Babylonien und Persien und Ägypten und war dort Schüler der Magier und der Priester. Und den persischen Magier Zoroastres verehrte Pythagoras, und die Anhänger der Sekte des Prodikos rühmen sich, Geheimschriften dieses Mannes zu besitzen.376

      70.

      1. Alexandros berichtet in seiner Schrift über die Pythagoreischen Symbole, daß Pythagoras Schüler des Assyriers Zaratos gewesen sei (diesen halten einige für Hesekiel, er ist es aber nicht, wie später gezeigt werden wird) und behauptet, daß Pythagoras außerdem noch Galater und Brahmanen gehört habe.377

      2. Ferner behauptet der Peripatetiker Klearchos, einen Juden gekannt zu haben, der mit Aristoteles verkehrte.378

      3. Weiter sagt Herakleitos, die Zukunft sei von der Sibylle nicht aus menschlichem Vermögen, sondern mit Gottes Hilfe geoffenbart worden.379 Man erzählt ja auch, daß in Delphi neben dem Rathaus ein Felsen gezeigt werde, auf den sich die erste Sibylle gesetzt haben soll, die, von den Musen aufgezogen, vom Helikon dorthin gekommen war. Einige aber sagen, daß sie als Tochter der Lamia, der Tochter Poseidons, aus dem Lande der Malier gekommen sei.

      4. Sarapion aber sagt in seinem Gedicht, die Sibylle habe auch nach ihrem Tod nicht aufgehört, die Zukunft zu verkünden, und zwar sei der Teil von ihr, der nach ihrem Tode in die Luft entwichen war, das, was in Stimmen und Rufen die Zukunft verkünde; wenn aber aus ihrem in Erde verwandelten Leib, wie es natürlich ist, Gras emporgewachsen ist und Tiere es abweiden, die gerade an jene Stelle kommen, so geben sie, wie er schreibt, durch ihre Eingeweide den Menschen eine zuverlässige Kunde von der Zukunft; ihre Seele aber ist, wie er meint, das Gesicht, das man im Monde sieht.380

      71.

      1. Soviel über die Sibylle. Numa aber, der König der Römer, war ein Pythagoreer; von dem Gesetz des Moses segensreich beeinflußt, verbot er den Römern, ein menschenähnliches oder tiergestaltiges Götterbild zu machen. Demgemäß ließen sie während der ersten 170 Jahre bei der Errichtung von Tempeln kein Götterbild, weder das Werk eines Bildhauers noch das eines Malers, anfertigen.

      2. Denn Numa wollte sie in Form einer verhüllten Andeutung lehren, daß man das höchste Gut auf keine andere Weise als nur mit dem Denken erfassen könne.381

      3. Demnach war die Philosophie, ein überaus wertvolles Gut, in alter Zeit bei Barbaren zur Blüte gelangt, indem sie wie ein Licht unter den Völkern aufging, und erst später kam sie auch zu den Griechen.382

      4. In ihre Obhut nahmen sie bei den Ägyptern die Priester, bei den Assyriern die Chaldäer, bei den Galliern die Druiden, bei den Baktrern die Samanäer, bei den Kelten die Freunde der Philosophie, bei den Persern die Magier (diese sagten mit ihrer Wahrsagekunst auch die Geburt des Heilands vorher, und kamen, geleitet von einem Stern, in das jüdische Land383), bei den Indern die Gymnosophisten, eine andere Art barbarischer Philosophen.

      5. Von ihnen gibt es zwei verschiedene Zweige; die einen heißen Sarmanen, die anderen Brahmanen. Zu den Sarmanen gehören die sogenannten Waldbewohner ((xxx) hylobioi); diese wohnen nicht in Städten und haben keine Häuser; als Bekleidung nehmen sie Baumrinde, sie nähren sich von Baumfrüchten und trinken Wasser aus den Händen; sie kennen keine Ehe, keine Kinderzeugung, wie jetzt die sogenannten Enkratiten.

      6. Zu den Indern gehören die Anhänger der Lehre des Buddha, den sie wegen seiner alles überragenden Heiligkeit wie einen Gott