Listen auf Collegeblöcken. Listen auf meinem Handy. Listen mit nur fünf Dingen. Listen von allem. Zurück zu den Listen auf Collegeblöcken. Die Methode „Don’t Break the Chain“, die mich schnell zur Methode „Kette mich selbst an meinen Schreibtisch“ führte. Egal, welchen Trick oder welche Technik ich ausprobiert habe, egal wie produktiv ich wurde, ich ging nachts immer noch viel zu spät ins Bett, und wachte am nächsten Morgen viel zu früh auf, mit einer To-Do-Liste, die über Nacht gewachsen zu sein schien.
Vielleicht erledigte ich manche Sachen schneller, aber ich habe sicher nicht weniger Stunden gearbeitet. Wenn überhaupt, dann habe ich mehr gearbeitet. Vielleicht habe ich bei vielen kleinen Projekten Fortschritte gemacht, aber es kamen sofort neue Projekte dazu, die meinen Schreibtisch füllten. Und meine Zeit gehörte immer noch nicht mir. All meine Jahre des Studiums der Produktivität hatten mir nichts als mehr Arbeit beschert. Es war ein Misserfolg epischen Ausmaßes.
Selbst wenn du noch keine der Produktivitätsstrategien ausprobiert hast, die ich gerade wie schlechte Diätpläne aufgezählt habe, bin ich sicher, dass du deine eigene Liste hast. Eine ganze Branche existiert nur, um den Wunsch zu bedienen, mehr und vor allem schneller zu arbeiten. Podcasts, Artikel und Bücher; Mastermind-Gruppen und -Coaches; Produktivitätswettbewerbe, Kalender, Zeitschriften und Software. Wir verschreiben uns der nächsten Produktivitätslösung, die jemand empfiehlt – weil wir verzweifelt sind. Wir wollen unbedingt, dass unsere Unternehmen wachsen, [20] indem wir schneller mehr erreichen und unsere gesamte Arbeit bewältigen, ohne den Verstand zu verlieren.
Einige Produktivitätsexperten haben sich von dem Spiel der Zeit-Trickserei verabschiedet. Als ich für dieses Buch recherchierte, freundete ich mich mit dem Produktivitätsexperten Chris Winfield an. Er hatte gerade eines seiner legendären Retreats hinter sich, in dem er etwa 20 Geschäftsführern und Experten beibringt, wie sie mehr Dinge in kürzerer Zeit erledigen können.
Wir trafen uns zum Kaffee in New York City nahe dem Lincoln Center, damit er mir erklären konnte, was es wirklich brauchte, um produktiv zu sein. Ich war bereit, endlich das Geheimnis der Produktivität zu entdecken, das mich von meinem stressigen Leben befreien würde. Ich kam 45 Minuten zu früh. Ich konnte es kaum erwarten, den ultimativen Trick zu finden. Chris kam pünktlich, wie man es von einem typischen Produktivitätsexperten erwartet.
Nachdem wir den obligatorischen Kommentar „Dieser Kaffee ist wirklich gut“ gemacht hatten, schaute Chris mir direkt in die Augen und sagte: „Produktivität ist Scheiße.“
„Was …?!”, sagte ich und spuckte fast meinen köstlich ausgewogenen Fazenda Santa Ines Kaffee aus. Ich werde manchmal zu einem Kaffee-Snob (oder, mein bevorzugter Titel, ein „Beanologist“), wenn ich vor einem Meeting 45 Minuten Zeit habe.
„Es ist Scheiße, Bro. Ich lehre seit Jahren Produktivität und jeder, den ich unterrichtet habe, arbeitet tatsächlich mehr, auch ich.“
Ich sagte: „Ich kapier’s nicht. Warum ist das so?“
„Weil die Produktivität alles in deiner Verantwortung lässt. Mit Hilfe von Produktivität kannst du mehr Dinge schneller tun. Das entscheidende Wort ist „du“. Du kannst mehr tun, deshalb tust du tatsächlich mehr, und du tust alles. Selbst wenn du sagst, dass du die Arbeit abgibst, tust du es nicht wirklich, denn du kannst die Entscheidungen nicht abgeben. Du gibst jemand anderem eine Aufgabe, aber er kommt mit einer Million Fragen zur dir zurück. Du musst eigentlich noch mehr arbeiten, wenn du versuchst, die Arbeit nicht zu machen.“
Chris fuhr fort. „Ich sage dir, Mike, das Konzept der Produktivität schadet vielen Menschen. Ich mag mich nicht länger damit herumquälen, und ich werde es nicht länger predigen. Ich verlasse die Branche, damit ich weniger arbeiten, mehr verdienen und mein Leben leben kann.“
Unglaublich.
[21] Es stellt sich heraus, dass höhere Produktivität dich nicht vom Machen erlöst; sie bringt dich nur dazu, mehr zu tun. Ich hatte meine Suche nach dem Uhrwerk beim falschen heiligen Gral begonnen!
Wie war das nochmal mit dem Parkinson-Gesetz?
Du und ich kennen beide äußerst produktive Menschen, die 16 Stunden am Tag arbeiten. Du und ich kennen die Leute, die meinen „Ich arbeite am besten, wenn ich mit Arbeit eingedeckt bin“. Vielleicht bist das du. Vor einiger Zeit war ich es sicherlich. Es hat mich etwa 15 Jahre gekostet, das herauszufinden. Ich trug tatsächlich das Ehrenabzeichen des Produktivitätsmeisters – das Workaholic-Abzeichen.
Ich war ein stolzes Mitglied. Ich war der schnellste Aufgaben-Erlediger im Land. (Was? Das gibt’s.)
In meinem Buch Profit First habe ich das Parkinson-Gesetz – „der Verbrauch einer Ressource wächst, bis sie aufgebraucht ist“ – auf Gewinn angewendet. So, wie wir die gesamte Zeit, die wir für ein Projekt haben, auch nutzen, um es abzuschließen, geben wir auch das Geld aus, das wir haben, weshalb die meisten Unternehmer selten so viel verdienen wie ihre Mitarbeiter, geschweige denn einen Gewinn erzielen. Je mehr Geld wir ausgeben können, desto mehr geben wir aus. Je mehr Zeit wir haben, desto mehr Zeit verbringen wir mit der Arbeit. Du verstehst, was ich meine.
Die Lösung für dieses Verhalten ist unvorstellbar einfach: Beschränke die Ressource und du schränkst den Verbrauch ein. Wenn du zum Beispiel, nachdem du Einnahmen erzielt hast, zuerst den Gewinn zuweist und ihn „versteckst“ (auf einem Bankkonto), hast du weniger Geld zur Verfügung. Was dann passiert? Du gibst weniger aus. Wenn du keinen einfachen Zugang zu allem Geld hast, das durch dein Unternehmen fließt, wirst du gezwungen, Wege zu finden, dein Unternehmen mit weniger Geld zu führen.
Und jetzt, wo wir über Zeit sprechen, ist das Parkinson-Gesetz noch relevanter. Wie viel Zeit auch immer du dir für die Arbeit gibst, du wirst sie nutzen. Nächte, Wochenenden, Ferien – wenn du denkst, dass es nötig ist, arbeitest du in deiner Freizeit durch. Dies ist die Hauptursache für das Scheitern der Produktivität. Das Ziel der Produktivität ist es, so schnell wie möglich so viel wie möglich zu erreichen. Das Problem liegt darin, dass du quasi unendlich viel Zeit dafür eingeplant hast, um dein Unternehmen zu führen, und dass du diese Zeit dann auch ausfüllst. Je produktiver du bist, [22] desto mehr kannst du anpacken. Je mehr du anpackst, desto produktiver musst du sein. Siehst du, dass Produktivität eine Falle ist?
Wenn du so drauf bist wie ich und die meisten Unternehmer, die ich treffe, nutzt du die Zeit, die du eingespart hast, um noch mehr zu arbeiten – genau wie Chris sagte. Und du machst nicht die Arbeit, die deine Seele nährt. Nicht die Arbeit, die wirklich einen Unterschied für dein Unternehmen machen könnte. Nein, du erledigst die nächste dringende Sache.
Du kümmerst dich um die Katastrophen, und dann erledigst du die nächsten Aufgaben, die sich zur nächsten Katastrophe entwickeln werden, bis du von einer anderen, noch dringenderen Sache unterbrochen wirst. Du reißt dir den Hintern auf und hast das Gefühl, dass mit jedem Fortschritt die Arbeit noch mehr wächst.
Erst als ich Chris Winfield traf, wurde mir klar: Ja, Produktivität ist wichtig; wir alle müssen unsere Zeit optimal nutzen. Unproduktiv zu sein, ist wie eine Sünde gegen die Business-Götter. (Außerdem bringt es niemandem etwas, den ganzen Tag herumzusitzen, Cheetos zu essen und Thigh-Master-Werbesendungen zu sehen.) Doch mit der Zeit wurde mir klar, dass der wahre heilige Gral die organisatorische Effizienz ist. Produktivität bringt dich ins Spiel. Organisatorische Effizienz macht dich zum Gewinner.
Organisatorische Effizienz entsteht, wenn alle Komponenten deines Unternehmens harmonisch ineinander greifen. Es ist die ultimative Hebelwirkung, denn du setzt die Ressourcen deines Unternehmens so ein, dass sie alle dem Ziel des Unternehmens dienen und dessen Output maximieren. Organisatorische Effizienz bedeutet, dass du auf die besten Talente deines Teams (auch eines einköpfigen Teams) zugreifst, um die wichtigste Arbeit zu erledigen. Es geht darum, Ressourcen so zu verwalten, dass die wichtige Arbeit erledigt wird, nicht die dringendste. Es geht nicht darum, mehr zu arbeiten. Es geht darum, intelligenter zu arbeiten.
Für viel zu viele von uns besteht das 20-jährige Jubiläum der Unternehmensgründung darin, dass wir erkennen, dass wir 20 Jahre lang eine Art kontinuierliche Nahtoderfahrung überlebt haben. Aber so muss es nicht sein.