Bezeichnung Kanzel benennt diesen Aussichtspunkt mit Wirtschaft am besten. Der Dreitälerblick von der Leutasch über das Isartal in Richtung Tirol und das bereits durchlaufene Ferchenbachtal zeichnet den frei stehenden Minigipfel aus, dessen Hütte für Forellen bekannt ist. Genügend Gewässer um die Kanzel liefern den frischen, später kross gebratenen Fisch, der hier oben mit dem Dreifachpanorama gleich noch besser schmeckt. Eigentlich als Hochstand für die Jagd um 1900 angedacht, der aufgrund der exponierten Lage sicherlich reiches Wildbret zusammenschießen ließ, gibt es seit über 75 Jahren nun eine Raststation auf der Ederkanzel. Gleichzeitig liegt hier quasi direkt auf der Gastterrasse die Ländergrenze zum benachbarten Österreich. Man pausiert sozusagen im Zweiländereck mit Dreitälerblick auf einer Zweiseentour mit einmaliger Sicht.
Der Abstieg zum Lautersee über die Forststraße fällt danach leichter, lockt doch ein zweiter Ausflugssee mit sommerlicher Badegelegenheit und dem malerischen Kapellchen inmitten von Buckelwiesen und sonnenbeschienenen Lichtungen zum Rasten. So mancher Mittenwalder spaziert nur hierher oder lässt sich im Winter per Kutsche anfahren. Unsere Runde führt zurück zum Schloss, wobei wir erneut den Ferchensee auf dem Rückweg umrunden.
In Elmau prangt an der Straße das Promibankerl des letzten G7-Gipfels, auf dem Sie wie bereits Merkel und Obama Platz nehmen können.
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Folgen Sie den ausgeschilderten Wegen beginnend am Schloss Elmau
In Elmau 2
82493 Krün
08823 180
Über den Ferchensee erreichen Sie die Ederkanzel. Die Tour lässt sich mit der Geisterklamm verbinden oder direkt von Mittenwald über den Lautersee gehen.
Mittenwald: Obermarkt und Gries
»… der Ort ohne Moral und Tugend, Mittenwald, das Grab meiner Jugend …« Stationierte Bundeswehrsoldaten dichteten einst den Spottvers über ihre Erfahrungen in der Karwendelgemeinde. Wie es dort mit der Moral aussieht, sei dahingestellt und der Privatsphäre überlassen, doch dass die Mittenwalder aus ihrer Erinnerung eine Tugend und aus ihrem Ort ein Schmuckstück gemacht haben, ist zweifelsfrei erwiesen.
Bei einem Bummel über den Obermarkt und durch das alte Ortsviertel Gries schlendert man an eingesessenen Handwerksläden vorbei, kann Speck und Käse probieren und die beiden wichtigen Motoren der kleinen Gemeinde im hölzernen Denkmal betrachten. Am Ufer des Marktbaches steht eine verkleinerte Flößerdarstellung, die an vergangene Fuhrwirtschaft erinnert.
Die wertvollen Violinen wurden freilich nicht in der gischtenden Isar gen Norden getrieben. Doch der Geigenbaum, eine geschickte Skulptur, aus der sich das Instrument sprichwörtlich herausschält, weist auf die Musikmachertradition hin – zusammen mit dem bronzenen Geigenbaupionier Matthias Klotz am Kirchplatz. Genussmoral neuerer Art vertreibt Tabakhändler Hornsteiner mit eigens aufs Karwendel abgestimmtem und benanntem Schnupftabak. Als Jugendgrab oder Genussmoral verkauft der Rauchspezialist diesen seit 1924 an gleicher Stelle.
Spaziert man weiter in Richtung Gries, fallen die bemalten alten Bürgerhäuser mit satten Geranienbalkonen auf, die hier als frühes Handelszentrum den Pulsschlag der Wirtschaft angaben. Einst feilschten hier auf dem Bozener Markt italienische Händler, heute gibt es Schafwolle und Tracht für die Gäste. Ebenso flink wie der Warenverkehr plätschert in kleinen Rinnen der Gemeindebach durch den immer noch Obermarkt genannten Ortskern. Zwar zu klein zum Flößen, doch schnell genug, um von Tugend und Moral eines geschäftigen Ortes zu erzählen.
Neben Shoppingbummeln und Ortsbesichtigung lässt sich der Spaziergang gut mit dem Besuch des Geigenbaumuseums und der Peter-und-Paul-Kirche verbinden.
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Auf dem Mittenwalder Obermarkt findet etwa alle fünf Jahre der Bozner Markt statt
Startpunkt für einen Bummel: Kirche St. Peter und Paul
Matthias-Klotz-Straße 2
82481 Mittenwald
Tourist-Information Mittenwald
Dammkarstraße 3
82481 Mittenwald
08823 33981
Mittenwald: Geigenbaumuseum
Ein einzelner tüchtiger Handwerker mit Namen Matthias Klotz brachte anno 1685 den Geigenbau in den Marktort Mittenwald. 330 Jahre später blickt der kleine Ort an der Tiroler Grenze mit einem eigenen Museum auf die Geschichte der Instrumentenfertigung zurück, die mehr Einfluss auf den Ort hinterlassen hat als der zeitweise dort veranstaltete Bozener Markt. Denn während Händler und Waren kamen und gingen, etablierte sich die diffizile Handwerkskunst des Geigenbaus als noch immer feste Größe der Gemeinde. Das merkt man im Geigenbaumuseum.
Dort lernt der Besucher, wie besagter Klotz in Padua über das Lauten- und Violamachen schließlich zur Violine kam. Im Werdenfels als erster und damit unabhängig von Zünften konnte er mit seinen Söhnen die handgemachten Geigen an den etablierten Handelsstraßen verkaufen – frühe Werke sind im Museum zu betrachten.
Dass sein Plan aufging, beweist das noch immer lebendige Handwerk der kunstsinnigen Mittenwalder, die sich neben dem Schwerpunkt auf dem barocken Geigenbau selbstbewusst im Museum präsentieren. Immerhin spielte selbst der Klassiker Mozart gerne auf einer Mittenwalderin.
Auch dem unmusikalischen Besucher wird in historischem Ambiente das Handwerk und die Kunst, ein Instrument zu bauen, nahegebracht. Anhand von Audiostationen und sehr modern gehaltenen Exponaten zu Material und Fertigungsprozess taucht man ein in den Klang von Bratsche und Laute. Historisches Filmmaterial über Handwerk und Schule entschlüsseln nebenbei ein musikalisches Liebesgeheimnis: Viele der weiblichen Schülerinnen, die in Mittenwald das Geigenhandwerk erlernten, blieben gleich bei einem ortsansässigen Geigenmacher hängen, heirateten und führten das Geschäft gemeinsam. So verschlug es Damen etwa aus dem fernen Norden als Lehrlinge nach Mittenwald – und sie blieben fasziniert vom Musikmachen und von den Musikmachern hier.
Neben dem Museum können Sie im Zentrum von Mittenwald mehrere Geigenbaubetriebe besichtigen. Dann kann direkt bei der Fertigung zugesehen werden.
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Geigenbaumuseum
Ballenhausgasse 3
82481 Mittenwald
08823 2511
www.geigenbaumuseum-mittenwald.de
Leutasch: Geisterklamm
Da haben sie sich wirklich etwas einfallen lassen, die Leutascher und Mittenwalder, die ihre Klamm in